Gedichte
Rosenduft und Wolkenbruch

ROSENDUFT UND WOLKENBRUCH

 Die Hitze war sehr groß.

Nelke, Rittersporn und Ros´

in meinem Garten

auf den Regen warten.

Verstummt sogar der Vöglein Lieder,

denn die Sonne brennt hernieder

erbarmungslos und unverwandt

auf das glühend heiße Land.

Über die verdurstend´  Welt

spannt strahlend sich das Himmelszelt.

Heiß und schön ein jeder Tag –

wer weiß, wie das noch kommen mag? 

      Da endlich trübt der Sonne Schein

      ein weißes Wölkchen, winzig klein.

      Wird größer schnell, gewinnt Gestalt,

      und spendet etwas Schatten bald.

     Dunkel wird ´s nun ringsumher -

    Wolken aufzieh´n,  mehr und mehr,

    wachsen drohend mächtig an,

    zieh´n im Sturmwind ihre Bahn,

   Vom Himmel stürzt ein Wasserfall

  mit Blitzen und mit Donnerschall. 

  Ein Wolkenbruch prasselt hernieder -

  gibt Kraft und Saft der Erde wieder,

erfrischt sie, wäscht sie gründlich rein.

Die Rosen und die Blümelein,

die ich wähnte schon verloren,

stehen da, wie neugeboren.

Vorüber ist das Wetter.

Die Rosen straffen Stiel und Blätter

und heben nun, wie nie zuvor,

voll Stolz die Köpfchen hoch empor.

Und siehe da! Mit einem Mal

blitzt durch die Wolkenbank ein Sonnenstrahl.

Und in klarer Sommerluft

welch herrlich süßer Rosenduft!

 So mag ´s im Leben immer geh´n –

mag Süßes neben Bittrem steh´n.

Eins das andere bedingt,

weil alles miteinander schwingt.

Der große Schöpfer hat es in der Hand!

Er hat für uns geplant

in seinem weisen Himmelsbuch

den Rosenduft, genauso wie den Wolkenbruch.

 I. H.  2011