Beschreibung
Im Hintergrund: Das Waverly Hills Sanatorium
Ruhlos
Die Geister vom
Waverly Hills Sanatorium
~ Scylla Jeruscha ~
Die Handlung ist FREI ERFUNDEN. Sie soll kein Futter für neue Horrorgeschichten über besagtes Anwesend liefern.
Danke!
Copyright 2011 by Scylla Jeruscha
Vorwort
Die nachfolgenden Seiten sind rein fiktiv, sie haben keinen Wahrheitsgehalt und sollen auch nicht als solchen hingestellt werden.
Bitte behaltet es euch beim lesen im Hinterkopf.
Danke.
12. 07:
8 August 1928 (Seite 6)
13.07:
17 Mai 2011 (Seite 10)
10 August 1928 (Seite 14)
14.07:
17 Mai 2011 (Seite 18)
10 August 1928 (Seite 22)
17 Mai 2011 (Seite 26)
16.07:
15 August 1928 (Seite 30)
18.07:
17 Mai 2011 (Seite 34)
20.07:
30 August 1928 (Seite 38)
17 Mai 2011 (Seite 42)
8 August 1928
Waverly Hills Sanatorium
Jefferson County
Kentucky
Ich sehe von Mutter zu meinen Schwestern und dann zu Vater. Sie winken mir und Mutter streicht mir über den Kopf. Dann drehen sie sich um und gehen. Ich renne zum Fenster und sehe hinaus, sie gehen einfach.
Ohne mich!
Ohne sich nochmal zu mir um zu drehen!
Tränen laufen meine Wangen hinab und ich weine, wo ich doch zum ersten mal von meinen Eltern und Schwestern getrennt bin.
Ich bin übrigens Mary Lee, ich bin 7 Jahre alt und, wie ich gerade gesagt hatte, zum ersten mal in meinem noch kurzen Leben von meiner Familie getrennt.
Ich sei wohl krank, sowas hatte der Arzt zu meiner Mama und meinem Papa gesagt, sie hatten geweint. Wieso, dass weiß ich nicht.
Eine freundlich guckende Frau kommt und nimmt mich bei der Hand, sie führt mich einen Gang entlang und in ein langes Zimmer voller Betten.
Ich sehe mich um und stelle fest, dass es alles Kinder sind. Einige sind munter und fröhlich, andere liegen in ihren Betten und haben die Augen geschlossen. Sie haben Tücher in ihrem Gesicht. Die Schwester sagte mir, ich solle garnicht darauf achten und einfach weiter gehen.
Ziemlich weit hinten vor einem Bett blieb sie stehen.
Sie deutet darauf und lächelt mich an. "Das ist deins" sagt sie lächelnd und hob mich hoch um mich auf das Bett zu setzen.
"Wann kommen Mama und Papa wieder?" Sie sieht mich traurig an. "Wenn du wieder ganz gesund bist, okay? Aber keine Sorge, Sonnenschein, das wird nicht lange dauern. Das verspreche ich dir."
Ich nicke und sehe mich in dem Zimmer um. Neben mir im Bett sitzt ein etwas älteres Mädchen und macht irgendwas auf einigen Blättern Papier. "Was machst du da?"
Sie sieht auf und guckt mich mit ihren strahlenden, blauen Augen an. "Ich male" sagt sie und schiebt sich eine Strähne ihres blonden Haares hinters Ohr. "Ich bin Mary, und wer bist du?" frage ich sie fröhlich und lächel mein schönstes Lächeln.
Vielleicht würde sie ja später mit mir spielen. Das wäre so super!
"Ich bin Barbara." Sie lächelt mich auch an und ich strahle noch mehr.
Wenigstens ein Mensch an diesem fremden Ort scheint mich zu mögen. Glaube ich.
17 Mai 2011
Waverly Hills Sanatorium
Jefferson Country
Kentucky
Eine Gruppe von Menschen stand vor dem verfallenden Gemäuer, dass einst ein glanzvolles Krankenhaus gewesen war. "Sind sie sicher, dass sie alleine rein gehen wollen?" fragte ein Mann. Er leitete normalerweise die Führungen durch das Gebäude. "Ja, trotzdem danke. Wenn wir Schwierigkeiten haben sollten, melden wir uns bei Ihnen." Scylla strich sich ihr Haar aus dem Gesicht und sah den Mann freundlich an.
"Die meisten haben keinen Empfang..." Der Führungsleiter sah sie nervös an. "Dann gibts immernoch zwei Möglichkeiten. Entweder, wir trinken nen Kaffee mit den Geistern oder wir haben Pech und müssen laufen." Dominik lachte herzhaft und die anderen stimmten mit ein. "Na ich weiß nicht... Sie haben uns zwar eine Verzichtserklärung geschrieben, für den Fall, dass Ihnen etwas passiert... aber wir haben es nicht gerne, wenn sich jemand in unserer Heilanstalt verletzt."
"Sie brauchen sich da wirklich keine Sorgen machen, wir haben schon mehr als nur ein Gebäude untersucht" sagte Christian, welcher von allen nur "Ghosti" genannt wurde.
Der junge Mann wusste offensichtlich nicht, was er dazu sagen sollte. "Okay, dann will ich mal hoffen, dass Ihre Erwartungen hier erfüllt werden." Er sah von einem zum Anderen und wollte scheinbar mit der ganzen Sache nichts zu tun haben. "Achso... könnte ich Sie vielleicht noch etwas fragen?" Scylla legte den Kopf schief und sah ihn aufmerksam an. Er wirkte verwundert, lächelte dann jedoch.
"Natürlich. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?" - "Mich würde interessieren, ob Sie selbst mal irgendetwas wahrgenommen haben?" Er sah sie verwundert an. "Nein! Nein, ganz gewiss nicht!"
Er sprach schnell, hob die Hände abwährend. "An so einen Spuk glaube ich nicht!"
Dominik zog eine Augenbraue hoch. "Sie müssen auch nicht an einen Spuk glauben, nur haben Sie mal irgendwas bemerkt, mal abgesehen davon, dass Handy´s nicht allzu gut funktionieren?"
Ghosti sah ihn an und er nickte. Dann sahen sie zu Scylla. Auch sie hatte es bemerkt und nickte nun. Der Führungsleiter sah betroffen zu Boden. "Naja, teilweise ist es wirklich komisch..." sagte er dann abwährend.
"Was denn?" fragte Scylla wie von selbst. Sie holte einen Block und einen Kugelschreiber hervor. "Es sind komische Gerüche und Geräusche. Und Schatten oder sowas. Ab und zu gehen Lichter und Geräte an, dabei ist das Gebäude von der Stromzufuhr getrennt. Seit Jahren."
Scylla schrieb alles stichwortartig mit. Dabei nickte sie. "Okay, was für Gerüche sind das den? Und was für Geräusche?" Sie sah ihn fragend an.
10 August 1928
Waverly Hills Sanatorium
Jefferson County
Kentucky
Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Es ist so hell und warm. Ich öffne die Augen und sehe... die Schwester, die mich vor zwei Tagen zu meinem Bett gebracht hatte. Ich setze mich auf und reibe mir die Augen, sie dreht sich erschrocken zu mir um. Sie hat etwas vor ihrem Gesicht, so, dass ich ihre Nase und ihren Mund nicht sehen kann.
Es sieht so unheimlich aus und ich ziehe mir die Decke übers Gesicht.
Gestern hatte sie das Ding noch nicht im Gesicht gehabt. "Keine Angst,Sonnenschein. Das ist nur, damit ich bei euch bleiben kann und nicht auch krank werde. Sonst kann ich euch ja nicht mehr helfen." An ihren Augen sehe ich, dass sie mich anlächelt und ich entspanne mich wieder etwas. Dann greife ich zu meinem Teddybären und ziehe ihn unter meine Bettdecke. Ich muss plötzlich husten, es tut so weh. Die Schwester schaut mich mitleidig an und streicht mir über den Kopf.
Schwester Gutfried kommt mit einem Glas Wasser und reicht es mir. Ich trinke in kleinen Zügen und gebe ihr dann das Glas zurück. Schwester Lucretina streicht mir weiter über den Kopf. Sie lächelnd. "Nachher singe ich mit dir, einverstanden, Sonnenschein?" Ihre Stimme ist so freundlich und ich kann nicht anders als zu Lachen. Barbara wird in ihrem Bett aus dem Zimmer gefahren, Schwester Gutfried zwinkert mir im vorbei fahren zu. Oder gilt das Zwinkern eher Schwester Lucretina? Sie streicht mir nochmal über den Kopf und fährt mich mit dem Bett hinter Barbara her.
Sie guckt nach hinten und winkt mir, ich winke ihr zurück und lasse auch Nicolas, so heißt mein Teddy, ihr zuwinken. Sie lacht fröhlich.
"Malen wir später wieder zusammen?" Ich sehe Barbara fragend an und sie nickt. "Pssst. Seid nicht so laut, ihr Lieben. Einverstanden? Die anderen schlafen. Ihnen geht es nicht so gut."
Ich nicke ihr zu und lege meinen Finger auf die Lippen. Barbara macht es auch und wir lächeln uns an.
Sie schieben uns einen noch längeren Gang entlang als der, in dem wir schlafen. Er ist voller Fenster und sehr hell, ich sehe aus ihnen heraus, während wir an ihnen vorbei geschoben werden.
"Wo ist eigentlich die Maria?" Barbara sieht zu Schwester Gutfried und sie sagt mit seltsam klingender Stimme: "Die Maria ist letzte Nacht abgeholt wurden."
"Oh, warum das?" Barbara dreht sich zu ihr um und sieht Schwester Gutfried an.
"Sie ist wieder gesund. Was dachtest du den, Engelchen?" Schwester Lucretina lächelt uns beide an und sieht dann wieder aus dem Fenster.
"Ist heute nicht ein schöner Tag?"
17 Mai 2011
Waverly Hills Sanatorium
Jefferson Country
Kentucky
Der Gruppenführer schien sich sehr unwohl in seiner Haut zu fühlen, er strich sich über seine Haare und sah zum Gebäude empor. "Ich erwähnte ja bereits, dass das Gebäude nicht an die Stromzufuhr angeschlossen ist, dennoch riecht es öfter nach frischer Nahrung. Meist nach Eintöpfen. Das wurde hier früher für die Patienten ebenfalls zubereitet." Dominik nickte und Scylla schrieb weiterhin mit. "Noch andere Gerüche?" Ghosti sah ihn fragend an. "Ab und zu ein Parfüm, aber sonst nichts."
"Und was ist mit den von ihnen beschriebenen Geräuschen?"
"Naja, in der 5 Etage hörte ich schon mehrfach etwas, dass wie das Lachen von Kindern klingt, als ob sie spielen. Aber auch das titschen von einem Ball, sie wissen schon, so, wie wenn Jungs mit einem Fußball spielen." Er sah sie neugierig an.
"Okay, noch irgendwas?"
"Ja, ebenfalls auf der 5 Etage soll man nachts das weinen einer Krankenschwester hören. Während einer Führung habe ich auch tatsächlich etwas gehört."
"In Zimmer 502?" Scylla sah ihn verwundert an.
"Ja, genau. Woher wussten sie das?"
"Ich dachte, die Schwester, die sich erhangen hat, wurde im Foyer gefunden?" Er überlegte kurz. "Das weiß ich garnicht so genau. Aber wir haben noch Dokumente darüber. Vielleicht haben Sie ja interesse?" Die drei nickten. "Okay, haben Sie sonst noch etwas wahrgenommen?" Er nickte. "Wir beginnen unsere Führung mit dem Besichtigen des Gebäudes von Außen, dazu verwenden wir Ferngläser. Und bei jeder mindestens zweiten Tour brüllt mindestens einer dass an einem Fenster in der 5 Etage ein Mädchen steht.
Bis es dann von allen gefunden wird, ist es wieder weg. Und ehe sie fragen, ja, ich habe sie auch gesehen."
Dominik sah von einem zum anderen und meinte dann nachdenklich: "Vielleicht sollten wir uns erstmal die Akten der Schwestern und Patienten ansehen. Was meint ihr?" Seine beiden Kollegen nickten und der Führungsleiter führte sie in ein Haus, welches etwas abseits gelegen war, es war das ehemalige Privathaus des Erbauers.
"Wir haben hier viele verschiedene Aufzeichnungen, über die einzlenen Patienten und deren Familie, die Todesdaten und einige wenige, welche überlebt haben. Und auch über die Schwester, welche sich umbrachte."
"Angeblich soll auch eine zweite Schwester aus dem Fenster gesprungen sein und sich so umgebracht haben?"
10 August 1928
Waverly Hills Sanatorium
Jefferson County
Kentucky
Der neue Raum ist noch heller und wärmer als unser Zimmer, hier hängen überall so große Glühlampen und sind total warm.
"So ihr beiden, wir stellen euch mal neben einander, dann könnt ihr euch während der Therapie unterhalten. Was sagt ihr dazu?"
Schwester Lucretina lächelt und streicht uns dann liebevoll über den Kopf.
Gemeinsam mit Schwester Gutfried geht sie davon, sie unterhalten sich wild mit den Armen deutend und einige andere Patienten lachen. Gegenüber von uns liegt eine junge Frau, sie hat die Augen geschlossen und stöhnt vor sich hin. Sie ist ganz dürr. Barbara guckt sie traurig an. Dann dreht sie sich zu mir und sagt, dass sie etwas mit mir spielen möchte. Wir holen unsere Puppen vom Fußende der Betten und spielen mit ihnen, sie sind Prinzessinnen, die auf einen wunderschönen Ball gehen und tanzen möchten.
So viel gelacht habe ich noch nie. Barbara ist eine tolle Freundin.
Nach Stunden werden wir endlich aus diesem Raum gefahren und wieder in unser Zimmer gebracht, im Vergleich mit dem anderen Zimmer ist es hier richtig kühl, meint Barbara.
Wir gehen zu einem der großen Fenster und schauen hinaus. "Wieso kommen dich deine Eltern eigentlich nicht besuchen?" Barbara schaut mich neugierig an. "Ich weiß es nicht. Und deine?" Ich sehe sie fragend an.
"Meine Eltern liegen auch hier im Krankenhaus. Meine Mutter starb vor 1 Woche an den Folgen ihrer Krankheit. Was mit meinem Vater ist, weiß ich nicht."
"Du Arme!" Arme Barbara, sie muss bestimmt sehr traurig sein. Ein lautes Geräusch lässt uns zusammenzucken, ein Junge hustet ganz stark, sein Ball rollt zu mir und ich hebe ihn auf.
Ich gehe zu ihm rüber und will ihm seinen Ball zurück geben. Dann sehe ich es.
Ein Schrei löst sich aus meinem Mund und ich lasse den Ball fallen.
Schwester Niveran kommt angelaufen, Schwester Gutfried und Schwester Lucretina folgen ihr ganz dicht. Schwester Lucretina hebt mich hoch und setzt mich auf mein Bett, die Tränen laufen über meine Wangen. Ich zittere am ganzen Leib.
Schwester Niveran schiebt den Jungen aus dem Zimmer.
Barbara sieht mich erschrocken an. "Was war los? Wieso hast du geschrieben?" Sie streicht mir über den Rücken, die Tränen wollen nicht aufhören.
"Da war so viel Blut... er hat so viel Blut gehustet..." Ich kann die Tränen nicht kontrollieren, es kullern immer mehr über meine Wange.
17 Mai 2011
Waverly Hills Sanatorium
Jefferson Country
Kentucky
Auf die Frage nach einer zweiten Schwester, welche sich ermordet haben soll, zog der Führer verwundert die Augenbrauen hoch. "Nein, etwas derartiges ist mir nicht bekannt. Darüber gibt es auch keine Belege und keiner, der hier gearbeitet hat und noch lebt, kann sich an soetwas erinnern."
Scylla notierte sich etwas entsprechendes auf ihrem Block und sah dann zu ihren Freunden. "Bevor wir die Dokumente durchsehen, würde ich sagen, führt uns der nette Herr hier erstmal durch das Gebäude. Vielleicht finden wir ja etwas, dass uns die Sache mit den Erscheinungen von selbst erklärt und denn Spuk als Fake offenbart. Eventuell brauchen wir dafür Licht, deshalb würde ich vorschlagen, wir machen das jetzt und widmen uns danach dem Papierkram. Oder meint ihr nicht?" Ghosti und Dominik nickten und warteten auf das Okay vom Führungsleiter.
"So können wir es natürlich auch machen, dass liegt letztendlich bei Ihnen." Der Führungsleiter hob abwehrend die Arme und setzte sich nach einem letzten, vergewissernden Blick in Bewegung. Einige Meter vor dem Eingang blieb er stehen. "Hier beginnen wir mit unseren Führungen. Als erstes wird normalerweise die Fassade angesehen, um sich ein genaueres Bild des Gebäudes zu verschaffen."
"Es ist beeindruckend...!" Scyllas Augen weiteten sich vor Aufregung. Wie lange hatte sie auf diesen Moment gewartet. "Dominik, was meinst du? Imp-" Doch Dominik unterbrach Ghosti ehe er zuende sprechen konnte. "Was ich meine? Ich meine, dass der Nächste, der mich Dominik nennt, sich zu den anderen Geistern hier gesellen kann und mit denen um die Wette spuken darf!"
Scylla konnte sich ihr Lachen nicht verkneifen.
"Ja... Ghosti geistert mit den Geistern herum!"
Das war der Moment, wo alle drei anfangen mussten zu lachen. Selbst der Führungsleiter konnte sich ein grinsen nicht verkneifen. "Okay, weiter im Programm." Ghosti grinste immernoch als er die Ansage machte. Die Truppe und der Leiter holte ihre Ferngläser heraus und sahen sich die Hausfassade an.
15 August 1928
Waverly Hills Sanatorium
Jefferson County
Kentucky
Ich sitze am Fenster und beobachte die Menschen, die das Krankenhaus betreten und wieder verlassen. Immernoch hoffe ich still und leise, dass ich Mama oder Papa in der Menge sehe, doch jeden Tag aufs neue werde ich enttäuscht.
Ich sehe über das Feld und bemerke einen schwarzen Wagen, welcher an dem Tunnel zum stehen kommt, über dem die frischen Lebensmittel ins Krankenhaus gebracht werden.
Nicht selten sagen die größeren Kinder, dass dort die Geister von verstorbenen Patienten spuken sollen, aber ich glaube nicht an Geister. Auch wenn ich mir das nach dem Ereignis vor 5 Tagen immer wieder ins Gedächt rufen muss.
Der Junge, Erwin, ist bis jetzt noch nicht zurück auf unsere Station geschoben wurden und wir wissen nicht, was mit ihm passiert ist.
Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter und sehe zu der Person, welche mich berührt.
Es ist Barbara.
Sie sieht mich traurig an und streicht mir durchs Gesicht. "Guck nicht so traurig, ja? Das macht mich auch traurig. Du bist meine beste Freundin hier und ich mag es nicht, wenn du traurig bist..." Ihre Augen sehen mich warm und aufmunternd an.
Ich nicke und versuche zu lächeln. "Ich wünsche mir doch nur, dass Mama, Papa oder eine meiner Schwestern vorbei kommen. Ich vermisse sie so sehr..." Barbara sieht mich traurig an und nimmt mich in den Arm. "Ich weiß wie du dich fühlst, ich vermisse Mutter und Vater auch sehr und würde alles dafür tun, sie wieder zu sehen und in den Arm nehmen zu können. Aber es geht wohl nicht und deshalb finde ich, dass es nichts bringt, traurig zu sein. Ich möchte nicht, dass es meiner besten Freundin schlecht geht, dann geht es mir auch schlecht."
Ich falle ihr in den Arm. Wieder laufen mir die Tränen über die Wange und ich halte mich an ihr fest. Sie ist wie eine große Schwester für mich und ich bin so froh, sie zu haben.
Schwester Lucretina kommt und bringt uns unsere Medikamente, dann müssen wir ins Bett. Morgen früh sollen wir zur Wassertherapie. Ich liege im Bett und versuche zu schlafen, doch die Müdigkeit will einfach nicht kommen. Nach einer für mich sehr langen Zeit kommt dann doch der Schlaf und schickt mich ins Reich der Träume.
17 Mai 2011
Waverly Hills Sanatorium
Jefferson Country
Kentucky
Während die drei Geisterjäger zusammen mit dem Leiter der Touren das Gebäude mit ihren Ferngläsern absuchten, drehte sich Dom zu Scylla und erschrak - gespielt - fürchterlich. "Was ist?" fragte Scylla, ebenfalls erschrocken. "Du hast einen Fleck auf dem Oberteil!" Dom und Ghosti lachten drauf los und Scylla schüttelte nur mit dem Kopf, ein Lächeln konnte sie sich nicht verkneifen.
"Was für Ferngläser benutzen sie normalerweise für die Führungen?" Scylla sah ihn fragend an. "Wie war noch gleich ihr Name?"
"In der Regel benutzen wir diese hier." Er reichte ihr sein Fernglas und sie sah hindurch, es war nicht anders als ihr eigenes, eine Manipulation an den Ferngläsern war also auszuschließen. Sie reichte es ihm zurück. "Mein Name ist Klaus von Rathlef." Scylla sah ihn einen Moment aufmerksam an, dann widmete sie sich wieder dem Gebäude.
Nachdem sie das Fernglas wieder an Herr von Rathlef gegeben hatte, sah sie durch ihr eigenes Fenster hoch zur 5.ten Etage, wo die Kinderstation und das Schwesternzimmer gelegen hatten. Sie stellte die Schärfe ihres Fernglases höher. "Etage 5, 4 Fenster von Rechts. Seht ihr da was?" fragte Scylla, ihre Stimme schwankte. "Könnte auch ein Schatten oder sowas sein."
"Ich seh´s auch. Da ist eine Gestalt, sieht aus, wie ein junges Mädchen, siehst du´s auch, Ghosti?" Dom stellte seine Schärfe ebenfalls höher, Ghosti und Herr von Rathlef taten es ihm gleich. "Ja, der Schatten entfernt sich. Sieht aus, als würde er weiter in den Flur gehen." Herr von Rathlef hob das Fernglas von seinen Augen und sah die anderen an. "Weiter in den Flur gehen? Ich dachte immer, Geister lösen sich auf!" Ghosti lachte, dann sahen sich die 4 Leute an und verstauten ihre Ferngläser in den
Rucksäcken. "Okay Leute, dann lasst uns mal rein gehen!" Ghosti sah die anderen an und sie nickten sich zu. Herr von Rathlef ging vor und betrat den Bereich vor der Türe, um sie aufzuschließen. Er drückte dagegen und stellte fest, dass sie gar nicht verschlossen war. "Das ist ja seltsam. Ich schließe die Türe eigentlich nach jeder Besichtigung wieder ab."
Scylla notierte sich den kleinen Vorfall und sah zu Ghosti und Dom, welche die Türe untersuchten. "Keine Einbruchspuren." Dom steckte die Hände in die Taschen und Ghosti nickte.
30 August 1928
Waverly Hills Sanatorium
Jefferson County
Kentucky
Ich sitze wieder am Fenster und sehe hinaus. Barbara kommt zu mir hinüber und stellt sich neben mich. Sie sieht aus dem Fenster und betrachtet die Blätter an den Bäumen. Dann sieht sie mich an. "Mama und Papa kommen heute nicht. Sie sind für 3 Wochen bei Großmama und Großpapa. Zumindest hat mir das Schwester Lucretina gesagt." Ich sehe Barbara nicht an, auch nicht, als sie mich wortlos in den Arm nimmt. "Wir feiern ohne die, ja?" Sie lächelt mich an und geht dann zu ihrem Bett, kniet sich auf den Boden und holt etwas hervor. Es ist ein kleines Päckchen, es ist in rotes Papier gewickelt und mit einer Schnur verschnürt.
"Das ist für dich. Alles gute zum Geburtstag!" Ich sehe sie strahlend an, auch wenn noch immer Tränen in meinen Augen zu sehen sind. "Danke!"
"Kommt Schwester Lucretina mit den anderen auch hoch?" Ich sehe Barbara an,
sie zuckt mit den Schultern und beginnt dann zu husten. Es klingt rau und kratzig. Barbara greift zu einem Taschentuch und hält es sich vor den Mund. "Geht es dir gut?" Ich sehe sie an und sie nickt. "Ich habe mich nur erkältet." Ich sehe sie an und nicke. Klar, was soll es auch anderes sein. Es kann nichts ernstes sein, sonst würden die Schwestern uns ja auch gar nicht alleine lassen.
"Was ist eigentlich mit Erwin?" Ich sehe Barbara fragend an. "Ich weiß es nicht. Ich finde es langsam auch komisch. Es ist wie bei Maria. Erst war überall Blut, sie wurde rausgebracht und kam nicht mehr zurück. Sie ist ja jetzt wieder zuhause. Vielleicht ist es gut, wenn überall Blut ist? Das wir dann wieder gesund sind."
Ich nicke wieder und klatsche in die Hände. Es kann nur so sein. Ich strahlen uns gegenseitig an. Die Türe des Raumes 502, welcher an unser Zimmer grenzt, öffnet sich und
Schwester Lucretina und Schwester Gutfried kommen heraus. Sie kommen zu Barbara und mir hinüber, Schwester Lucretina schiebt einen Wagen neben sich her. Sie gibt uns unsere Medikamente, Schwester Gutfried gibt sie den anderen 8 Kindern im Raum, zwischen uns hängen weiße Leinentücher, die aber meistens zurück geschoben werden. So wie auch gerade.
Dann stellt sie mir einen Kuchen vor die Nase, welcher eine dicke, weiße Kerze in der Mitte hatte. "Alles gute zum Geburtstag, kleine Mary! Und hier ist ein kleines Geschenk der Schwesternschaft an dich." Es ist ein kleiner Stoffhase, ich nehme ihn freudig entgegen und öffne jetzt - im Beisein von Schwester Lucretina - auch das Geschenk, dass ich von Barbara bekommen habe. Es ist eine Puppe. Ich falle ihr in die Arme, Barbara beginnt zu husten und auch mich schüttelt ein kurzfristiger Hustenanfall. Es fühlt sich komisch an.
17 Mai 2011
Waverly Hills Sanatorium
Jefferson Country
Kentucky
Klaus von Rathlef schob die Türe auf und ging voran, Dom, Scylla und Ghosti folgten ihm. Sie schlossen die Türe und betraten das Foyer. Es war groß, Staub schwebte in der Luft und auch einige Trümmer lagen auf dem Boden. Sie überquerten den Boden, bedacht darauf, nicht zu stolpern, und gingen zu einem der Flügel. "Sollen wir alles besichtigen oder erstmal nur die Orte, wo es Spuken soll? Wir müssen bedenken, dass es nicht ewig hell bleibt." Dom sah seine Freunde an. "Wir sollten erstmal die Bereiche besichtigen, wo es spuken soll. Wo bereits Erscheinungen gesichtet wurden." Ghosti sah zu Scylla. "Seh ich auch so, wenn wir im Dunkeln nochmal her kommen, wenn also die meisten Aktivitäten bemerkt wurden, müssen wir wissen, ob es sich um eine Inszenierung handelt oder nicht."