Gedichte
Kafka

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"Kafka"
Veröffentlicht am 12. Juli 2011, 4 Seiten
Kategorie Gedichte
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Kafka

Kafka

Beschreibung

Der Schriftsteller Franz Kafka (1883-1924) spürte sein Schreiben als metaphysische Tätigkeit, als Vordringen zu den Grenzen menschlicher Existenz. - Ein guter Vorleser seiner Texte war er selten. Und eine bürgerliche Existenz mit Beruf und Ehe konnte er mit seinem Schreiben nicht in Einklang bringen. Er war dreimal mit derselben Frau verlobt, hin und her gerissen zwischen Leben- und Schreibenwollen. - Als ich seine Tagebücher und Briefe las, habe ich mich ein wenig selbst erkannt.

Kafka

Wie könnt ich wohl in Liebe mich beweiben?
Mit meinem Sprechen,
wenn es wäre wie mein Schreiben?
Und mein Leben? -
Wär ´s meinem Sprechen beigegeben:
dann würde sie wohl bei mir bleiben.

Doch ist ´s ein Dreisprung:
Schreiben, Sprechen, Leben.
Ob er gelingt, ist noch die Frage.
Oft seh die andern ich
zu ihren Zielen schweben
und muss noch schaun,
dass ich mich schreibend-sprechend
nicht beklage.

Denn dann würd ich mir schlimm
den Fuß verknacksen,
käm nicht sehr weit
mit meinem Sport-Bemühn
und läg im Sand
mit meinen lahmen Hachsen
und um mein Missgeschick
da würden böse Worte blühn.

Es ist auch nicht,
als wär der Zauderkünstler mein Geschick:
dass ich drei Sprünge machen muss,
wo einer wohl genügte.
Mir dreht im Sprung das Ziel sich nur zurück,
so dass in Liebe
immer nur das Schreiben sich mir fügte.

Ja, die Liebe! - Sie gibt mir die Kraft zum Sprung,
sie ist das Ziel und wird doch kaum erreicht.
So hält die Sehnsucht diesen Liebes-Künstler jung,
dessen Kunst wohl kaum ein fremdes Herz erweicht.

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FLEURdelaCOEUR Re: Re: also, so gut kenne ich Kafka nun auch nicht, -
Zitat: (Original von Abaelardus am 13.07.2011 - 23:03 Uhr)
Zitat: (Original von FLEURdelaCOEUR am 13.07.2011 - 03:08 Uhr) aber der Zwiespalt in deinem Gedicht zwischen Lieben und Schreiben
ist mir sehr bekannt.
Es nutzt dir nichts, mal tot und berühmt unter einem Grabstein zu liegen und das Leben verpasst zu haben....

GlG fleur


Am schlimmsten verpasst man sein Leben, wenn man nicht dem nachspürt, was einen in der Tiefe am meisten berührt. Am besten man schafft es, das eine zu tun ohne das andere zu lassen. :-) LG Michael


Ja, am besten ist es, man schafft beides, eins schließt das Andere nicht aus.

LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Abaelardus Re: mit worten... -
Zitat: (Original von Seelenklang am 13.07.2011 - 13:54 Uhr) kann man so manches ausdrücken, aber eben nicht immer alles, manchmal bedarf es worte und manchmal weniger und manchmal ist es wichtig, den worten taten folgen zu lassen............
mal meine gedanken dazu....... :-)))

lg
seelenklang


Da will ich gar nicht mehr viele Worte hinterher schickien. ;-)

LG an dich

Michael
Vor langer Zeit - Antworten
Abaelardus Re: also, so gut kenne ich Kafka nun auch nicht, -
Zitat: (Original von FLEURdelaCOEUR am 13.07.2011 - 03:08 Uhr) aber der Zwiespalt in deinem Gedicht zwischen Lieben und Schreiben
ist mir sehr bekannt.
Es nutzt dir nichts, mal tot und berühmt unter einem Grabstein zu liegen und das Leben verpasst zu haben....

GlG fleur


Am schlimmsten verpasst man sein Leben, wenn man nicht dem nachspürt, was einen in der Tiefe am meisten berührt. Am besten man schafft es, das eine zu tun ohne das andere zu lassen. :-)

LG Michael
Vor langer Zeit - Antworten
Abaelardus Re: Re: Re: Hallo Michael -
Zitat: (Original von
Und... hatte dein Professor recht? Die Bezeichnung kafkaesk ist mir durchaus geläufig. LG Ira


Habe schließlich über Robert Musil geschrieben: "Autistische Tendenzen in Robert Musils Frühwerk".

LG Michael
Vor langer Zeit - Antworten
Seelenklang mit worten... - kann man so manches ausdrücken, aber eben nicht immer alles, manchmal bedarf es worte und manchmal weniger und manchmal ist es wichtig, den worten taten folgen zu lassen............
mal meine gedanken dazu....... :-)))

lg
seelenklang
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR also, so gut kenne ich Kafka nun auch nicht, - aber der Zwiespalt in deinem Gedicht zwischen Lieben und Schreiben
ist mir sehr bekannt.
Es nutzt dir nichts, mal tot und berühmt unter einem Grabstein zu liegen und das Leben verpasst zu haben....

GlG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Re: Re: Hallo Michael -
Zitat: (Original von Abaelardus am 12.07.2011 - 21:33 Uhr)
Zitat: (Original von Katakombe am 12.07.2011 - 20:47 Uhr) Bin sehr angetan von deinem Gedicht zu Kafka.
Ich möchte dir mit einem seiner Aphorismen antworten, nämlich mit Nr. 57:
"Die Sprache kann für alles außerhalb der sinnlichen Welt nur andeutungsweise, aber niemals auch nur annähernd vergleichsweise gebraucht werden. Da sie entsprechend der sinnlichen Welt, nur vom Besitz und seinen Beziehungen handelt. "
Liebe Grüße Ira


Hallo Ira,

Kafka schrieb vor 100 Jahren. In der Philosophie war das die Zeit des "linguistic turn", einer Sprachphilosophie, die sich darauf besann, die metaphysischen Probleme durch einen strengeren Sprachgebrauch für Unsinn zu erklären. Ludwig Wittgenstein: "Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt. ... Alles, was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen. ... Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen."

Kafka ist es gelungen, sein Unbewusstes, seine innersten Nöte und Ängste zum Sprechen zu bringen. Ihn zu lesen ist ein Brückenschlag hinab in unsere eigene Tiefe. So eigentümlich empfand mein sein Werk, dass man sogar ein eigenes Adjektiv nach ihm benannt hat - kafkaesk.

Er ist einer der Autoren, die mich am meisten fasziniert haben. Ich wollte meine Magisterarbeit über ihn schreiben, aber mein Professor meinte, dann würde sie nicht fertig werden. :-)

LG Michael


Und... hatte dein Professor recht? Die Bezeichnung kafkaesk ist mir durchaus geläufig. LG Ira
Vor langer Zeit - Antworten
Abaelardus Re: Hallo Michael -
Zitat: (Original von Katakombe am 12.07.2011 - 20:47 Uhr) Bin sehr angetan von deinem Gedicht zu Kafka.
Ich möchte dir mit einem seiner Aphorismen antworten, nämlich mit Nr. 57:
"Die Sprache kann für alles außerhalb der sinnlichen Welt nur andeutungsweise, aber niemals auch nur annähernd vergleichsweise gebraucht werden. Da sie entsprechend der sinnlichen Welt, nur vom Besitz und seinen Beziehungen handelt. "
Liebe Grüße Ira


Hallo Ira,

Kafka schrieb vor 100 Jahren. In der Philosophie war das die Zeit des "linguistic turn", einer Sprachphilosophie, die sich darauf besann, die metaphysischen Probleme durch einen strengeren Sprachgebrauch für Unsinn zu erklären. Ludwig Wittgenstein: "Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt. ... Alles, was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen. ... Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen."

Kafka ist es gelungen, sein Unbewusstes, seine innersten Nöte und Ängste zum Sprechen zu bringen. Ihn zu lesen ist ein Brückenschlag hinab in unsere eigene Tiefe. So eigentümlich empfand mein sein Werk, dass man sogar ein eigenes Adjektiv nach ihm benannt hat - kafkaesk.

Er ist einer der Autoren, die mich am meisten fasziniert haben. Ich wollte meine Magisterarbeit über ihn schreiben, aber mein Professor meinte, dann würde sie nicht fertig werden. :-)

LG Michael
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Hallo Michael - Bin sehr angetan von deinem Gedicht zu Kafka.
Ich möchte dir mit einem seiner Aphorismen antworten, nämlich mit Nr. 57:
"Die Sprache kann für alles außerhalb der sinnlichen Welt nur andeutungsweise, aber niemals auch nur annähernd vergleichsweise gebraucht werden. Da sie entsprechend der sinnlichen Welt, nur vom Besitz und seinen Beziehungen handelt. "
Liebe Grüße Ira
Vor langer Zeit - Antworten
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