Mit lautem Getöse fuhr der weinrote Duesenberg J Judkins, der bereits seit dem frühen Morgen das Stadtgespräch in Plainmore Crossing gewesen war, in die Boyd Street ein, um schließlich vor dem Thirteen Stitches zum Halten zu kommen. Ein junger Mann, so adrett gekleidet wie perfekt gescheitelt stieg aus, setzte einen Zylinder auf und ging anmutigen Schrittes auf das Thirteen Stitches zu.
Die Bar hatte der alte Chester Ferrell 1920 bei einem Pokerspiel dem völlig greisen Barney Marshall Hooker abgenommen, der kurz darauf an Gram und Einsamkeit starb. Viel Freude sollte der gewiefte Chester mit dem Laden jedoch selbst nicht haben, brach er doch nur drei Jahre später über seinem eigenen Tresen zusammen, als sein Herz ihm verkündete: Bis hier und nicht weiter. Seine damals knapp dreißigjährige Tochter Marta übernahm schließlich das Thirteen Stitches. Eine Frau am Tresen war in Plainmore Crossing zwar anfangs äußerst ungern gesehen, wurde aufgrund der Tatsache, dass sie die einzige war, die im Ort noch tüchtig Bier ausschenkte, jedoch allgemein geduldet.
Als der junge Mann, der soeben mit seinem Duesenberg vorgefahren war, die Bar betrat, stand Marta hinter dem Tresen und trocknete frisch gespülte Bierkrüge, während der Tisch mit der Stammbesatzung den Neuankömmling mit Missachtung strafte, obwohl man sich kurz zuvor noch das Maul zerrissen und die Hälse zum Fenster gereckt hatte, bis die Köpfe fast vergessen hätten, dass sie festgewachsen waren.
»Madame, es ist mir eine Ehre!«, rief der Unbekannte aus und zog sogleich seinen hohen Zylinder, der anno 1930 eigentlich bereits ziemlich überholt war und in Plainmore Crossing ohnehin fehl am Platz wirkte. »Martin-Otto Straußmeier mein Name. Eine hübsche Lokalität verwalten Sie hier, wenn ein Fremder wie ich das so sagen darf.«
»N’Abend auch«, antwortet Marta wenig charmant wie gewohnt mit ihrer rauchigen Stimme. »Lass hier bloß nicht den dicken Max raushängen, ja? Sieh mal, wir sind kleine Leute hier in P-More und wer bei uns Gast ist, der sollte sich auch entsprechend benehmen. Klar soweit?«
»Nun, selbst... also selbstverständlich verstehe ich Ihr Anliegen«, stammelte der junge Straußmeier, räusperte sich betont und rückte seine schmucke Fliege gerade. Übertrieben auffällig ließ er seine Augen zwischen der ruppigen Bardame und dem Altherrendreier am runden Tisch pendeln. Die betagte Männerrunde würdigte den Zugewanderten noch immer keines Blickes.
»Nun, wunderschönen frühen Abend den Herrschaften«, rief der Jungspund schließlich in die schweigsame Dreierrunde am und rückte seine Fliege noch gerader. »Darf der offensichtlich Neue sich zu den alteingesessenen Herren gesellen?« Keine Antwort. Die alten Männer hoben ihre Köpfe und schauten den Bengel, der sich vor ihnen aufgebaut hatte wie ein Gutsherr an, als sei er ein ziemlich hässlicher Zierfisch, der gerade zufällig an der Scheibe vorbeischwamm.
Wieder räusperte sich der junge Mann, fuhr mit den Fingern über seinen spitzen Schnurrbart und ergriff abermals das Wort: »Falls mein Gebaren etwas, nun ja, etwas fremdartig anmuten mag, so seien Sie versichert, ich bin mir dessen völlig bewusst. Es ist nur eben so, ich bin Deutscher und als solcher ...«
»Willst du dumm quatschen, während du auf eine Einladung wartest? Geh da rüber, greif dir einen Stuhl und dann setz dich und halt den Sabbel! Marta, bring dem Jungen ein Bier!«, unterbrach einer der drei sitzenden Gäste den jungen Straußmeier rabiat. Es handelte sich um niemand geringeres als George Hodge, den Bürgermeister des verschlafenen Nests Plainmore Crossing, das ein fauler Volksmund gern auf P-More zurechtstutzte.
»Recht so, recht so, wenn’s der gute George meint, denn der hat hier das Sagen«, brummte ein weiterer Tischansässiger, der eine dicke rote Nase und einen noch viel dickeren Bauch vor sich hertrug. Er hob seinen Krug, ließ eine Welle von Bier in seinen Rachen fluten, knallte das Gefäß auf den Tisch und hob seinen speckigen Arm. »Marta, noch eins, meine Hübsche!«
Marta Ferrell rollte mit den Augen. »Eddy, wenn du dich totsaufen willst, dann mach das in irgendeiner Gosse oder bei dir zu Hause. Wenn sie dich schon vom Fußboden kratzen, dann gefälligst nicht von meinem. Klar soweit?«
»Klar wie Kloß... ähh ... brause, Schätzchen!«, rief Eddy, der eigentlich Edgar Jenkins hieß und seit dem Tod seiner Frau Shelly, fünf Jahre zuvor, sein Heil im Alkohol gesucht und gefunden hatte. Marta kam sogleich mit zwei frischen Krügen Bier für ihn und den jungen Straußmeier herbeigeeilt und nahm den leeren mit, so als hätte die kurze Unterhaltung niemals stattgefunden.
»Wenn du deine Zeche so schnell zahlen würdest, wie du schluckst, dann hätte ich den Laden schon längst schließen und mir eine schicke Bleibe in New York leisten können«, raunte sie Eddy Jenkins an und trottete zurück zum Tresen.
Inzwischen hatte der junge Straußmeier einen Stuhl herbeigezerrt. »So denn, hier wäre ich also, bewaffnet mit bequemer Sitzgelegenheit und einem unverschämten Maß an Tatendrang«, polterte er und ließ sich zwischen George Hodge und James Ellinger, kurz J., nieder, der meistens schwieg und falls man ihn darauf ansprach, zu sagen pflegte, dass er mehr reden würde, wenn Worte Weisheit wären. Darauf wusste für gewöhnlich niemand etwas zu sagen.
»Also meine Herrschaften, was treibt Ihre illustre Runde heute in dieses ...«, Straußmeier warf einen abwertenden Blick auf die Einrichtung des Thirteen Stitches, »... dieses durchaus, nun ja, einladende Etablissement?« Er hob seinen Krug, nippte einmal vorsichtig Bier und war sich nicht zu fein, das Gesicht zu verziehen. »Kein Reinheitsgebot!«, nuschelte er leise.
»Frag nicht solchen Stuss!«, rief Marta Ferrell herüber. »Die Kerle gehören zum Inventar. Es fällt eigentlich nur auf, wenn sie mal nicht da sind.«
»Hört, hört«, warf Straußmeier ein und mühte sich ein kurzes Lachen ab. »Ein exquisites Städtchen haben Sie hier«, fuhr er fort. »Ich bin seit dem heutigen Morgen im Ort und habe bereits einige der vielen, nun, interessanten Ecken erkundet. Wäre ich kein so viel beschäftigter Mann, ich würde sogleich in Erwägung ziehen, eine Niederlassung in Ihrer feinen Stadt zu betreiben.«
»Eine Niederlassung? Was verkaufst du denn? Töpfe voll Schmalz? Oder doch nur das Dünne aus dem Hintern einer ausgewachsenen Kuh?«, brummte George Hodge. Eddy Jenkins stieß ein lautes Lachen hervor. Sein Gesicht verfärbte sich dabei dunkelrot und er klopfte sich so heftig auf die Schenkel, dass ein nicht eingeweihter Betrachter hätte meinen können, der gute Eddy wäre dabei, den Erstickungstod zu sterben.
»Nichts dergleichen«, antwortete Straußmeier und tat entweder so, als hätte er Georges abfällige Bemerkung nicht wahrgenommen, oder er verstand sie tatsächlich nicht. »Nun, ich verkaufe Bücher. Aus eigener Feder verfasste Literatur, nur echte Straußmeiers, wenn Sie mir das kleine Selbstlob gestatten wollen.« J. Ellinger brummte vor sich hin und lehnte sich auf seinem knarzenden Stuhl zurück - für gewöhnlich ein Zeichen dafür, dass er genervt war.
»Mit Büchern macht man so einen Reibach, dass man sich eine Karre wie die da draußen leisten kann? Das Ding ist vermutlich mehr wert als die ganze Stadt mitsamt all der armen Seelen, die hier wohnen!«, bemerkte George Hodge sichtlich erstaunt.
»Wie meinen? Oh nein, verstehen Sie das nicht falsch, denn es verhält sich ganz und gar anders. Ich bin, wie Sie wohl bemerkt haben werden, ein Mann der Worte, ein wahrer Literaturfreund! Mein Herz kennt nichts als das. Der Reichtum ist mir jedoch bisher, nun also, sagen wir, zugefallen. Mein Vater, das muss man wissen, war ein erfolgreicher Geschäftsmann während des großen Krieges. Bis 1918 verdiente er ein Vermögen mit Emaillewaren für deutsche Feldküchen. Es lässt sich durchaus sagen, ich bin vom Glück gesegnet und habe daher die Möglichkeit, mich voll und ganz meiner Gabe, dem geschriebenen Wort, zu widmen. Und zwar diesseits wie jenseits des großen Teichs, wenn ich das so salopp anmerken darf. Auch nur dieser Umstände wegen kann ich einen Duesenberg J Judkins mein Eigen nennen.«
J. Ellinger nickte stumm.
»Aha. Und jetzt willst du hier deine Bücher verschachern, oder was?«, murrte George Hodge. Sein Tonfall verriet jenen, die ihn kannten, dass der gestriegelte Schnösel ihm gehörig auf die Nerven ging.
»Ein stinkreicher Klinkenputzer!«, warf Eddy Jenkins ein und erging sich abermals in seinem Erstickungstodlachen.
Straußmeier warf ihm einen giftigen Blick zu. »Wer von Literatur keinen Deut versteht, sollte überlegen, ob er seine Stimme erhebt«, sagte er betont verärgert.
»Versteh doch die alten Kerle nicht falsch Jungchen!«, rief Marta herüber, die hinter ihrem Tresen stand und der Unterhaltung lauschte. »Weißte, das hier ist ein kleines Örtchen mit ein paar wirklich einfachen Leuten ...«
»Sie wiederholen sich«, sagte Straußmeier, der sich immer noch auf den nicht getragenen Schlips getreten fühlte, gereizt.
»Will sagen, Jungchen, die Leute hier haben Besseres zu tun, als sich mit Büchern zu befassen. Die haben Höfe, haben daheim eine Menge Mäuler zu stopfen. Weißte Jungchen, die meisten hier können nicht mal lesen. Der gute George da vielleicht ausgenommen, schließlich ist der hier der Bürgermeister, aber sonst? Fehlanzeige! Klar soweit?«
»Ein primitives Bauernnest, ich verstehe«, sagte Straußmeier und rümpfte die Nase. »Vermutlich sollte ich einfach in Bälde weiterziehen, beim nächsten Mal in der weisen Voraussicht, mir die Nasen, denen ich begegne, genauer anzuschauen«. Dabei warf er einen scharfen Blick auf Eddys großen roten Zinken, doch dieser verstand die Anspielung nicht. George Hodge machte ein wütendes Gesicht und J. Ellinger knurrte zum ersten Mal an diesem Abend.
»Am besten ziehst du gleich morgen früh weiter, Junge. Hier will deine Bücher tatsächlich keiner haben. Und Feindseligkeiten deinerseits könnten auf Dauer ungesund für dich sein. Das nur als Warnung«, sagte George.
»Dem werde ich nachkommen. Wären die Herrschaften zumindest bereit, mir mitzuteilen, wo ich meinen Duesenberg betanken kann? Denn ebendies wollte ich eigentlich nur fragen. Eine Bleibe für die Nacht habe ich immerhin bereits im Laufe des heutigen Tages erspäht.«
»Schläfst du etwa in deinem Auto... Auto... Automotiv? Mehr Luxus kriegt einer wie du im ganzen Ort nicht«, brüllte Eddy dazwischen und bog sich vor Lachen.
»Eine Tankstelle haben wir hier nicht«, sagte George. »Dafür wirst du morgen früh aus dem Ort und dann Richtung Mildale Corner fahren müssen. Das ist zwanzig Meilen nördlich von hier. Ist etwas größer als P-More, kaum zu verfehlen. Und die haben auch eine Tankstelle, soweit ich weiß.«
»Eine Bleibe für die Nacht habe ich in dem gemütlichen Hotel auf dem Hügel hier im Ort gefunden. Ein Zimmer hat man mir bereits zugesichert«, sagte Straußmeier und überging Georges Anmerkung bezüglich der Tankstelle. »Ich komme nur mit dem Wagen nicht dort hinauf, ist doch der Aufstieg etwas steil geraten. Wenn Sie erlauben, lasse ich den Wagen vor der hiesigen Lokalität stehen. Den Herrschaften traue ich ohnehin zu, die Nacht hier zu verbringen.«
J. Ellinger schaute Straußmeier nun erstmals mit großen Augen an. Auch Goerge hatte einen ernsten Blick angenommen und selbst Eddy war das Lachen augenblicklich vergangen. »Die alte Betsy Boo!«, raunte er.
»Betsy Boo?«, fragte Straußmeier und George Hodge rückte ein Stück zu Straußmeier heran. »Er meint Betsy Lu. Wir nennen sie hier Betsy Boo. Junge, du willst doch nicht bei der übernachten, oder?«
»Im Gegensatz zu Ihnen, war mir die alte Dame durchaus freundlich gesonnen!«, sagte Straußmeier in scharfem Tonfall.
»Kleiner, du hast mit Betsy gesprochen?«, rief Marta Ferrell über den Tresen herüber. Ihr Gesicht war kreidebleich und in ihren Augen schien die nackte Angst zu liegen. »Jungchen, ich gebe dir einen Rat: Steig in dein hübsches Auto da draußen und tritt aufs Gas. Verlasse P-More noch heute Nacht und nicht erst morgen früh! Und verdammt noch mal, verschwinde aus meinem Lokal!«
Straußmeiers Mundwinkel rutschten nach unten. Er sah aus, als hätte ihm jemand das blütenweiße Hemd beschmutzt. »Was soll dieser Unsinn hier? Ich verbitte mir, in diesem Ton mit mir zu reden! Ich bin angereist aus Deutsch...«
»Ist mir scheißegal, woher du bist, Bürschchen. Marta hat recht. Pack deine Bücher zusammen und sieh zu, dass zu Land gewinnst. Und halte dich gefälligst von dem Haus auf dem Hügel fern!«, sagte George Hodge.
»Aber warum? Was hat es mit dem Haus und der freundlichen Dame auf sich?« Allmählich ließ auch Straußmeiers Gesicht Anzeichen von Angst erkennen. Alle anderen warfen sich fragende Blicke zu. Dann sagte Marta: »George, erzähl du die Geschichte, falls du unbedingt willst. Ich gehe währenddessen nach hinten. Aber beeil dich! Anschließend fliegt der Kerl hier raus! Ich will mit Betsy nichts zu tun haben. Klar soweit?«
»Klar, Marta«, sagte George und nickte. Dann blickte er abwechselnd zu J. Ellinger und Eddy Jenkins. »Jungs, ihr müsst euch das nicht anhören.«
»Schon gut, George. Mein Bier ist ohnehin noch nicht leer«, sagte Eddy, dessen Nase inzwischen fast eine normale Farbe angenommen hatte. Und so blieben J. und er sitzen.
»Bereit für eine waschechte Gruselgeschichte, Mister Straußmeier?«, fragte George Hodge. Straußmeier sah ihn wie ein Insekt an, das es in seinen Augen höchstens wert war, zertreten zu werden. »Wenn die Herren von bäuerlichem Geblüt sich dann besser fühlen, soll’s mir recht sein.« J. Ellinger stieß deutlich hörbar Luft durch die Nase aus, während die anderen die offensichtliche Beleidigung überhörten.
»Gut, dann spitz die Ohren, Jungchen! Es war in der Nacht auf den 24. Oktober 1920«, begann George seine Geschichte und Marta Ferrell legte das Geschirrtuch beiseite, um ins Hinterzimmer zu verschwinden, »da bekam Betsy Lu McCree ein Kind. Ihr Mann John McCree und sie hatten über viele Jahre hinweg erfolglos versucht, Nachwuchs zu zeugen, aber verdammt noch mal, irgendetwas hatte der alte Herr da oben dagegen.« Er unterbrach seine Geschichte und schaute Straußmeier tief in die Augen. »Ich weiß, was du jetzt denkst, Jungchen, aber das ist mir scheißegal! Ich bin ein sehr gläubiger Mensch und deswegen glaube ich, dass Gott für uns alle einen Plan parat hat. Und wenn Gott meint, ich soll kein Kind haben, dann ist das eben so. Wie gesagt, meine Meinung.«
Straußmeier seufzte überbetont genervt. »Ihre Meinung, so so.«
»Jedenfalls«, fuhr George ohne weitere Bemerkungen fort, »bekam Betsy Lu in dieser unheilvollen Nacht doch ein Kind. Oder sagen wir, irgendetwas wurde aus ihrer Gebärmutter herausgezogen. Später munkelte man, es sei weder Junge noch Mädchen gewesen und mit Gewissheit habe man nur sagen können, dass es so gut wie tot war. Es heißt, in dem Moment, in dem das, was auch immer Betsy zur Welt gebracht hatte, ans Licht kam, begann John McCree zu schreien. Dann schrie auch die Hebamme und Betsy, nun, die schrie ja sowieso. Pfarrer Gordon, der die Geschichte kurze Zeit später mit flüsternder Stimme erzählte, stand daneben, behielt seine Fassung und bekreuzigte sich. Es muss schlimm gewesen sein. Und das in dieser ohnehin schon stürmischen Nacht. Es war doch stürmisch, nicht wahr, Eddy?«
»Genau so war’s. Ein Jahrhundertsturm war das, oh ja!«, murmelte Eddy Jenkins und trank seinen Krug leer.
»Ein Jahrhundertsturm, ganz recht«, sagte George und nickte. »Mit Regen und Gewitter. Die Blitze zuckten vom Himmel, wie man es hier noch nie gesehen hatte. Der Allmächtige hatte eine Scheißwut! Denn das, was Betsy da herausgepresst hatte, musste, so hatte Pfarrer Gordon es später ausgedrückt, direkt aus den Tiefen der Hölle ausgespuckt worden sein. Die Möse der armen Betsy kann in jener Nacht nichts anderes als ein Tor zu Hölle gewesen sein. Das hatte Gordon so nicht ausgedrückt, das sage nur ich.«
Ein Schmunzeln huschte über Straußmeiers Gesicht. Die Angst von zuvor war völlig daraus verschwunden. Offensichtlich hatte er es nicht nur mit einer Horde dummer Bauern zu tun, sondern mit einer Horde dummer und abergläubischer Bauern. »So langsam amüsiert mich diese Runde«, merkte er an.
»Mir egal, ob du mich ernst nimmst, Junge«, sagte George, der ganz ruhig blieb. »John McCree und Betsy konnten keine Kinder bekommen und plötzlich bekam sie doch eines. Für mich ist die Sache klar: Niemand geringeres als der Gehörnte persönlich hatte Betsy diesen Braten in die Röhre geschoben.«
»Manchmal ist der Wunsch nach einem Kind stärker als alles andere«, sagte J. Ellinger, der zum ersten Mal an diesem Abend den Mund aufmachte, weil er offenbar der Ansicht war, einen tatsächlich klugen Satz beitragen zu können.
»J. hat vollkommen recht«, fuhr George fort. »In diesem Fall müssen die McCrees einen Bund mit dem Teufel eingegangen sein und Scheiße noch mal, ich will gar nicht wissen, wie sie das gemacht haben. Wie auch immer sich das alles zugetragen haben mochte, die ganze Sache ging gehörig schief. Statt des Antichristen brachte die arme Betsy irgendein halb totes Ding zur Welt, das nicht in diese Welt gehörte und das alle Anwesenden fast durchdrehen ließ. Und als wäre das nicht tragisch genug, kam alles noch viel, viel schlimmer. John McCree rannte aus dem Haus, hinein in den strömenden Regen und schrie zum Himmel. Kein Mensch weiß, was er brüllte, doch er verfluchte Gott für das, wovon er glaubte, dass er es ihm angetan hatte und dann, kawumm, traf ihn der Blitz.«
»Der Blitz also!«, wiederholte Straußmeier und grinste.
»So wahr ich hier sitze, der Blitz traf ihn, ob du es glaubst, oder nicht.«
»Kein Wort!«
»Scheißegal. Er war augenblicklich tot. Ein Stück Kohle im Regen. Bestraft vom Allmächtigen.«
»Kleine Sünden bestraft Gott sofort«, flüsterte J. Ellinger.
»Und das war eine verdammt große«, ergänzte Eddy Jenkins.
»Genau so ist es!«, stimmte George Hodge zu. »In jener Nacht bekam Betsy Lu kein Kind und John McCree starb. Das, was Betsy geboren hatte, warf die Hebamme ins Feuer und Pfarrer Gordon führte gleich darauf einen Exorzismus durch. Es muss fürchterlich gewesen sein, da oben in diesem unheiligen Haus!«
»Die ganze Geschichte verbreitete sich am nächsten Tag wie ein Lauffeuer im Ort«, fuhr Eddy dazwischen.
»Richtig. Und es kam noch schlimmer. Mary Jane, die Hebamme, die in dieser Nacht des Schreckens anwesend war, fand man zwei Tage später tot in ihrem Haus. Ihr Kopf steckte in einem Ofen. Angeblich Selbstmord, aber das glaubte niemand. Irgendetwas ging um, in P-More, das spürten wir alle. Auch ich fühlte das. Und was immer es war, es nahm sich in der Nacht darauf Pfarrer Gordon vor. Man fand ihn tot in seiner Kirche.«
»Ans Kreuz geschlagen«, flüsterte Eddy mit zitternder Stimme. »Die Augen aus den Höhlen gerissen und in seinen Mund gestopft!«
Straußmeier rückte vom Tisch ab. Das Lächeln war ihm für diesen Moment vergangen, doch noch immer lag Ungläubigkeit in seinem Blick.
»Kein Scheiß, so war’s!«, bestätigte George. »Und kurz darauf begann das Getuschel. Betsy wurde tagsüber nicht mehr im Ort gesehen, nur nachts waren in ihrem Haus auf dem Hügel die Kerzen angezündet. Damals gab es hier natürlich noch keinen Strom. Und unabhängig voneinander berichteten mehrere Leute, sie hätten gesehen, wie Betsy nachts durch die Straßen schlich und durch die Fenster der Häuser starrte. Ihr Gesicht soll eine grinsende Fratze gewesen sein, kaum noch menschlich.«
»Und dann die Kinder ...«, murmelte Eddy.
»Ja, die Kinder. Das alles war schlimm, so schlimm, wie nur kaum etwas sein kann, doch dann kam es noch schlimmer. Die Kinder verschwanden aus P-More. Nur die ganz kleinen, jünger als zwei Jahre. Das dritte, das zuerst spurlos verschwand, war das von Sarah Cole. Die junge Sarah rannte wie am Spieß schreiend durchs Dorf, dass ihre Tochter verschwunden sei und zeitgleich erzählte Earl Kingston, er habe nachts eine Frau mit Kind über seinen Hof in Richtung Betsys Haus auf dem Hügel schleichen sehen. Tja und dann riefen wir die Bürgerversammlung ein. Ich war damals bereits Bürgermeister und ...«
George machte eine Pause und Straußmeier fuhr zusammen. »Ja und?«, rief er. »Nun erzählen Sie die Geschichte schon weiter. Ich werde sie vielleicht niederschreiben und große Literatur daraus kreieren. Fahren Sie geschwind fort, los, los!«
J. Ellinger hatte die Hände zu Fäusten geballt und sah Straußmeier wütend an, doch George ging nicht auf die Frechheiten des jungen Mannes ein. »Ja, die Bürgerversammlung«, fuhr er fort und seufzte. »Wir trafen uns in Earl Kingstons Scheune, es war früher Abend am sechsten November 1920. Die Sache schaukelte sich schnell hoch und ich konnte nichts dagegen einbringen, als sich die Leute darüber einig wurden, dass Betsy entweder vom Teufel besessen oder verrückt geworden war und nachts durch die Straßen zog, um Leute zu ermorden und Kinder zu rauben.«
»Wir zündeten alles an«, warf Eddy Jenkins ein. Von seiner lebhaften Art war nichts mehr übrig.
George nickte. »Mit Fackeln marschierten wir den Hügel hoch. Noch am selben Abend. Wir riefen nach Betsy, wollten, dass sie rauskommt. Vermutlich hätte die Meute sie dann ohnehin aufgeknüpft, ich weiß es nicht. Jedenfalls sagten wir, wir wollten mit ihr reden. Doch sie kam nicht heraus. Sarah Cole, die auch dabei war, behauptete, sie hätte gesehen, wie Betsy im Obergeschoss ihres Hauses durchs Fenster gegrinst hätte, um dann wie ein Gespenst wieder zu verschwinden. Anschließend gab es kein Halten mehr. Die Fackeln flogen durch die Fensterscheiben, das Holzhaus brannte im Nu lichterloh.«
»Und diese Flüche!«, flüsterte Eddy, während J. Ellinger die Augen schloss und stumm nickte.
»Eine fulminante Geschichte! Meine Herren, ich bin entzückt«, sagte Straußmeier mit einem breiten Grinsen. Altklug verschränkte er die Arme und bat George, weiterzumachen.
»Oh ja, die Flüche und Schreie. Wir haben sie alle gehört«, bestätigte er. »Das war keine menschliche Sprache, zumindest in keine, von der ich je gehört hätte.«
»Wo hier doch alle so sprachgewandt sind«, bemerkte Straußmeier trocken, wurde aber ignoriert.
»Es klang nicht menschlich, einfach überhaupt nicht menschlich ... Und dann waren da plötzlich diese Kinderschreie, die von überall her kamen, so als würden die verschwundenen Kleinen unsichtbar um uns kreisen. Wir alle wussten, dass wir von diesem Haus verschwinden mussten. Irgendetwas war darin, das wir alle niemals begriffen hätten. Ich sage, wenn man in diesem Haus den Keller betreten hätte, dann wäre man direkt in die Hölle hinabgestiegen. Gott im Himmel, mir stellen sich noch immer die Nackenhaare auf, wenn ich daran denke. So rannten wir weg von diesem verfluchten, brennenden Haus, weg von diesem Hügel. Jeder ging nach Hause und schwieg für sich. Bis nach einer Woche ...«
»Ha, die Geschichte hat einen Fehler!«, warf Straußmeier ein und sprang von seinem Stuhl auf, so dass dieser nach hinten kippte und laut krachend umfiel.
»Einen Fehler?«, brummte Eddy Jenkins, der aussah, als wäre er gerade aus einem Nickerchen erwacht.
»Das Haus«, rief Straußmeier und zwirbelte seinen gepflegten Schnurrbart, »es steht noch! Es steht ganz frech auf diesem Hügel und lächelt durch seine Fenster auf diesen Ort herab. Meine Herren, eine schöne Geschichte, doch sie ist glatter Humbug!«
»Wenn die jungen Leute es nicht immer so eilig hätten, ließen sie mich vielleicht ausreden«, murrte George Hodge. »Ich war nämlich noch nicht fertig.«
»Oha!«, bemerkte Straußmeier, richtete seinen Stuhl auf und setzte sich wieder. »Nun denn ...«
»Ja, nun denn. Wo war ich ... Ach ja, nach einer Woche ... Nun, nach einer Woche, in der jeder schwieg und so tat, als bemerkte er die niedergebrannte Ruine auf dem Hügel gar nicht, stand das Haus wieder. Es stand so unversehrt und drohend auf seinem Hügel, als wäre es niemals angezündet worden.«
»Aha«, sagte Straußmeier wenig beeindruckt und streckte sich auf seinem Stuhl. »Warum haben Sie nicht allesamt zu Fackeln und Forken gegriffen, wie es Ihnen im Blute zu liegen scheint, und sind erneut hinaufgezogen, um zu brandschatzen?«
»Ganz einfach, Jungchen. Weil wir Angst hatten und immer haben werden. Wir wissen alle, dass die alte Betsy noch dort oben ist. Nur kommt sie nicht mehr zu uns herunter. Vielleicht haben wir sie damals wirklich umgebracht und sie spukt dort nun durch die Zimmer.«
Straußmeier begann zu lachen. »Deswegen also Betsy Boo? Sie wollen damit doch nicht etwa sagen, ich hätte mit einem Geist über die Formalitäten einer Zimmerbuchung fabuliert?«
»Doch, genau das will ich damit sagen«, antwortete George. »Und da bist du nicht der Erste. So wie du nicht der Erste bist, dem ich diese Geschichte erzähle. Und deswegen sage ich, pack deine Sachen jetzt sofort zusammen! Klemm deine Bücher unter den Arm, verschwinde und komm niemals wieder zurück! Wenn dir dein Leben lieb ist! Und vor allem lass uns in Ruhe hier leben!«
»Marta, komm raus! George ist fertig«, schrie Eddy nach nebenan. Sein Gesicht nahm allmählich seine gewohnt rote Farbe an und seine Nase begann wieder zu glühen.
»Eine ganz und gar wunderbare Gutenachtgeschichte, meine Herren! Ich muss Ihnen meinen tiefsten Dank aussprechen. Ein vorzügliches Stück Literatur werde ich daraus machen. Doch einstweilen bitte ich Sie, mich zu entschuldigen, denn die Nachtruhe ruft mich. Und so wartet ein vortrefflicher Aufenthalt im Geisterhaus auf meine Wenigkeit.« Darauf sprang Straußmeier auf und schritt grazil Richtung Tresen. Er ließ ein üppiges Sümmchen für sein Bier darauf liegen und wandte sich zum Gehen. »Meine Herren? Auch wenn meine Literatur bei Ihnen vermutlich immer vergeudete Liebesmüh sein wird, bedanke ich mich für diese unterhaltsame Erzählung.«
George Hodge warf dem jungen Mann ein müdes Lächeln zu. »Geh da nicht hin, Jungchen. Mir könnte es egal sein, denn ich kann dich nicht leiden, aber Himmel auch, um deinetwillen.«
»Das, entschuldigen Sie den ruppigen Ausspruch, können Sie getrost vergessen! Meine Herren? Gute Nacht!« Und damit war Straußmeier auch schon durch die Tür verschwunden. Durchs Fenster konnten George Hodge, Eddy Jenkins und J. Ellinger beobachten, wie er sich zu Fuß entfernte und in Richtung des Hauses auf dem Hügel spazierte.
Ende A:
Kurz darauf kam Marta Ferrell aus dem Hinterzimmer zurück. »Wo ist er denn hin, Jungs? Doch nicht etwa ...«
»Unbelehrbar, die Jugend!«, grummelte Eddy.
»George, hast du ihm die Geschichte nicht erzählt?« Marta sah George mit strengem Blick an. Dieser zuckte nur mit der Schulter. »Ach Marta, natürlich habe ich das! Aber du hast ihn doch gesehen.«
»Ein Arschloch war das!«, Rief Eddy und ergänzte: »Du, Marta, krieg ich noch ein Bier?«
»Vergiss es! George, ihr müsst den Kerl zurückholen, ob Arschloch, oder nicht.«
George schlug die Hände auf seine Knie.»Warum? Er wollte doch nicht hören.«
»Also das ...«, begann Marta und schüttelte resigniert den Kopf. Dann fiel ihr Blick auf das Geld auf dem Tresen. »Immerhin hat er sein Bier bezahlt, nicht wahr, Eddy?«
Doch dieser ignorierte die Anspielung. »Den sehen wir nicht wieder«, meinte er nur.
George murmelte etwas Unverständliches. »Sollen wir ihn doch zurückholen?«, fragte er dann in die Runde.
J. Ellinger hob die Augenbrauen. »Nach dem kräht morgen kein Hahn mehr. Glaube kaum, dass ihn jemand vermisst. Außerdem sieht’s draußen aus, als würde es gleich regnen.«
»Auch wieder wahr«, sagte George.
»Ich habe eine bessere Idee.« Alle schauten J. neugierig an, ein Moment, der ihm so fremd war wie den anderen. »Nun ja«, fuhr er fort, »die Sache ist doch die: Wenn ihn keiner leiden kann und es würde mich wundern, wenn den Kerl irgendwer mag, dann wird ihn mit Sicherheit niemand vermissen.«
»Richtig«, stimmte George zu. »Und weiter?«
»Also, wir warten bis morgen Nachmittag.«
»Bis morgen Nachmittag«, wiederholte Eddy. »Und dann?«
Etwas Seltenes geschah: Ein Lächeln schlich sich auf James Ellingers Gesicht. »Dann, liebe Freunde, hat die alte Betsy Boo ihn vermutlich gefressen oder sonst was Widerliches mit ihm angestellt. Wir sind ihn los und vor der Bar steht ein teures Auto, von dem George vorhin sagte, dass es vermutlich mehr wert sei als alles in P-More!«
»Du meinst ...«, begann George und hob eine Augenbraue.
»Richtig«, flüsterte J. und lächelte immer noch. »Wir verticken die Karre.«
Für einen Moment herrschte völlige Stille, dann begann auch George zu lächeln. Eddy kicherte und selbst Marta konnte nicht verbergen, dass ihre Augen von einem plötzlichen Leuchten erhellt wurden.
George klopfte J. Auf die Schulter. »Du bist ein ausgekochtes Schlitzohr«, sagte er und lachte. Dann sah er zum Tresen herüber. »Marta?«
Marta Ferrell nickte. »Alle weiteren Runden heute gehen aufs Haus, Jungs!«
Ende B:
Für einen Moment noch saßen die drei alten Herren um ihren Tisch und schwiegen wie Gäste auf einer Trauerfeier. Einer blickte zum anderen, dann zog Eddy Jenkins Straußmeiers fast vollen Bierkrug zu sich herüber.
»Was für ein Arschloch!«, murmelte er und die anderen stimmten nickend zu. »George, meinst du, er hat die Geschichte geschluckt?«
George Hodge lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände im Nacken. Dann grinste er über das ganze Gesicht. »Und wie der Bengel sie gefressen hat.«
»Er sah aber gar nicht so aus«, bemerkte Eddy skeptisch.
George schüttelte den Kopf. »Glaub mir, Eddy, ich kenn mich aus mit jungen Kerlen wie dem. Wohlhabende Windbeutel, überheblich, dass die Schwarte kracht und nie richtig gearbeitet. Keinerlei Lebenserfahrung und denkt, er wäre der nächste Oscar Wilde. Typen wie der glauben alles, was man ihnen erzählt. Er meint vielleicht, die Geschichte würde an ihm abperlen wie Wasser an Niggerhaaren, aber Jungs, ich sage euch, dieser Straußmeier scheißt noch heute Nacht seine Hosen voll.«
Eddy begann zu kichern, als die Tür hinter dem Tresen aufflog und Marta in die Schankstube stolperte. Leicht gebeugt taumelte sie zum Tresen, um sich darauf abzustützen. Nur langsam kam sie wieder zu Atem.
»Ist ... ist er schon lange weg?«, keuchte sie.
»Nee, gerade eben los«, sagte Eddy. »Ist schnurstracks zur alten Betsy hochmarschiert. Hast du sie denn erwischt?«
»Ja, hab ich. Sie weiß Bescheid. Ist schon voll und ganz in ihrer Rolle, die Gute.« Sie lächelte angestrengt. »George, wie sieht‘s aus? Hat der geleckte Schnösel die Geschichte geschluckt?«
George nickte mit feierlichem Gesichtsausdruck. »Ich würde sagen, du kannst dich schon mal in Schale werfen, Süße. Hast du alles da?«
»Ja, hab ich«, antwortete Marta und verschwand gebückt hinter dem Tresen. Zwei Sekunden später kam sie mit einem Stück Stoff und einem großen Etwas aus Gummi wieder hoch. »Nachthemd und Maske, alles da. Sagt hallo zu Betsy Boo! Und wehe euch Jungs, wenn der Bengel die Sache nicht wert ist. Nach den letzten beiden Reinfällen habe ich allmählich die Schnauze voll.«
Darauf hob J. Ellinger die Augenbrauen und schaute zu Marta. Einmal mehr war es offenbar an der Zeit, etwas Kluges zu sagen. »Hast du George vorhin nicht zugehört, Marta? Er hat gesagt, die Karre da draußen sei mehr wert als die ganze beschissene Stadt! Wenn der Coup glatt läuft, dann kannst du für den Rest des Jahres den Laden dicht machen!«
Eddy zuckte zusammen. Marta sah zu George. Der nickte ihr zu, dann nickte auch sie und schaute auf die Uhr an der Wand gegenüber der Theke. »Also gut, Jungs. Es ist kurz vor acht. Ihr bereitet alles vor und geht auf die Lauer, falls doch noch was schief gehen sollte. Spätestens gegen zehn ist es stockfinster. Dann werfe ich mich in Schale und werde unseren großen Literaten aus Sauerkrautland kräftig erschrecken. Klar soweit?«
»Klar«, sagte George Hodge.
»Verdammt klar,«, ergänzte Eddy Jenkins und trank Straußmeiers Krug leer.
»Hmm, George«, begann Marta mit nachdenklichem Gesichtsausdruck. »Was ist, wenn er nicht tot umfällt? Ich meine, der Bengel ist ja noch grün hinter den Ohren.«
George überlegte. »Da könntest du natürlich recht haben. Dennoch solltest du ihm die Betsy Boo machen. Spring aus dem Schrank, komm durchs Fenster, irgendwas. Und wenn‘s nur ist, damit dieses aufgeblasene Arschloch tut, was ein Arschloch wie er tun sollte: sich kräftig in die Hosen scheißen.« Er lachte über seinen eigenen Witz. »Ich hole gleich meinen Hammer von zu Hause. Nimm den mit und schlag ihm die Rübe ein wie einem gekochten Ei. Dann schubst du ihn die Treppe runter. Das Auto schieben wir jetzt sofort auf den Hinterhof. Kann mir nicht vorstellen, dass Houseman es gesehen hat. Dieser Fettsack von einem Sheriff geht doch kaum mehr vor die Tür. Und sollte er morgen blöde Fragen stellen, wird Betsy ihm die Geschichte von dem verfluchten Zimmer erzählen. Hat die letzten paar Male schließlich auch geklappt.«
Für einen Moment schwiegen wieder alle. Dann, als hätten sie sich abgesprochen, begannen sie gleichzeitig zu grinsen.
»Marta?«, rief Eddy Jenkins.
»Okay, Eddy«, sagte sie. »Eine Runde für alle aufs Haus! Und dann kriegen wir diesen Straußmeier bei den Eiern!«