Die Kastanie vor dem Haus
Henschelstraße51, in Welper
Er war keine alte Eiche,
auch keine schlanke Buche,
der Baum den ich als Junge sah
und den ich heute suche.
In meinen ersten Lebensjahren
war mir sein Anblick gut bekannt,
spielte ich doch in seinem Schatten,
…..hielt seine Früchte in der Hand.
Vom Küchenfenster meiner Oma
konnt` ich in seine Zweige greifen,
sah ich im Frühjahr Blütenkerzen
und im Herbst Kastanien reifen,
sah ich die Vögel in den Nestern,
konnt` ihren Lobgesang erfahren,
es kommt mir vor als war es gestern
und nicht vor über fünfzig Jahren
Ich hatt ihn lang nicht mehr beachtet,
bin nicht mehr dort gewesen,
da musste ich vor ein paar Wochen
eine Zeitungsmeldung lese,
in der stand: „Sein Leben endet,
er passt nicht mehr in diese‚ Welt!“
Daher hat nun die Stadt beschlossen:
„Der Baum kommt weg!
Er wird gefällt!“
Ich wollt ihn gern noch einmal sehen,
doch wie es so im Leben geht,
irgendetwas kam dazwischen
und als ich ging,…..war es zu spät!
Dort wo er stand, stand nur ein Stumpf,
und der kommt auch noch weg.
Nichts das dann mehr an ihn erinnert.
Es bleibt ein öder, kahler Fleck.
War er auch keine alte Eiche,
auch keine schlanke Buche,
der Baum den ich als Junge sah
und den ich heute suche.
Man sagt, er nahm den Leuten Licht,
…..kann sein, …..ganz ohne Frage,
doch mir bleibt er Erinnerung
an ferne Kindertage.
10.09.2001
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