Romane & Erzählungen
NEU! Das Erbe der Rappoltstein - Kapitel: 4 - 6

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"NEU! Das Erbe der Rappoltstein - Kapitel: 4 - 6"
Veröffentlicht am 05. Juli 2011, 100 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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NEU! Das Erbe der Rappoltstein - Kapitel: 4 - 6

NEU! Das Erbe der Rappoltstein - Kapitel: 4 - 6

Beschreibung

4. Mystik am Lagerfeuer 5. Agatha zu Urslingen von Rappoltstein 6. Sinti und Roma

 

4.     Mystik am Lagerfeuer

 

 

Die Nacht verlief ohne besondere Zwischenfälle. Wilhelm hatte mit Balduin Wache gehalten, und wurde später von Ludolf abgelöst. Sie hatten es den beiden Ganoven, Marcel Herzberger und Raoul, unmöglich gemacht, unbemerkt an sie heranzukommen. Zumal sie ihren Karabiner K98 stets schussbereit in Händen hielten.

Am anderen Morgen wurde ein kurzes Frühstück gehalten, die Pferde angeschirrt, die beiden Esel wieder beladen und hinten angebunden und dann machte man sich auf den Weg. Mit dem Gespann war alles in Ordnung und am Wagen waren auch keinerlei Einbruchsspuren festzustellen.

Man hatte zwischen den Rheinarmen im Forèt Domaniale de Marckolsheim genächtigt, sodass es nach Ribeauvillè zurück nicht mehr als 20 Kilometer war. Im Umland dieser Weinstadt wollte man, zumindest bis zum legendären Pfifferfest, noch einige Geschäfte mit Töpfen, Pfannen und Krimskrams machen.

Zum Erstaunen Aller war von den beiden Verbrechern am anderen Morgen weit und breit nichts zu sehen. Man sah zwar ihre Wagenspur und kam später an die Stelle, wo sie Lager gemacht hatten, die Glut in der Asche ihres Lagerfeuers glimmte noch, doch von ihnen selbst, keine Spur.

„Diese leichtsinnigen Menschen!“, schimpfte Ludolf und goss Wasser über die Feuerstelle.

„Jedenfalls erhielten wir letzte Nacht keinen ungebetenen Besuch von ihnen!“, murmelte er, als er die Wasserflasche in den Zigeunerwagen zurücklegte.   

„Ich möchte doch zu gerne wissen, was sie vorhaben und wo sie abgeblieben sind. Wir besitzen doch keinerlei Reichtümer, die für solche Strolche von Interesse wären!“, meinte Wilhelm, der seinem Vater gefolgt war.

„Ich wüsste schon, worauf diese Spitzbuben es abgesehen haben könnten!“, Hören sie eine hohe Fistelstimme sagen.

„Du, Großvater?“, fragte Ludolf erstaunt, als er seinen Vater Gunther ansah, der seinen Kopf aus dem Wagen steckte und mit listigen Augen in die Runde blickte.

„Ich denke, die haben es auf die alte Urkunde abgesehen!“

„Welche Urkunde? Doch nicht etwa die, welche unsere Vorfahren durch Kaiser Ferdinand III. 1431 erhielten, und sie damit in den Stand als freien Pfeifer und Flötenspielern erhob?“

„Nein, die nicht!“

„Welche dann?“

„Ach, davon habe ich ja euch noch nichts erzählt. Es handelt sich da um eine zweite Urkunde, die ich von meinem Großvater geerbt habe, der wiederum von seinem Großvater und so weiter. Leider kann ich nicht lesen und so weiß ich nicht, was darauf geschrieben steht. Mir wurde damals nur gesagt, dass sie sehr wertvoll sei, und ich sie sehr gut verwahren solle!“

„Wie sieht denn diese Urkunde aus, Großvater?“, will Emma wissen, da sie sich sehr für die Geschichte ihrer Familie interessierte.

„Die Urkunde sieht so aus, wie das Wappen an unserem Wohnwagen. Allerdings befindet sich auf dem originalen Pergament das Wappenzeichen in der Mitte, und drum herum befindet sich eine alte Schrift aus goldenen, roten und schwarzen Buchstaben. Die Schriftzeichen sind ähnlich denen, die ich in der alten Bibel von meiner Frau gesehen habe!“

„Das sind lateinische Buchstaben!“, bemerkte Notburga, die sowohl lesen und schreiben konnte und auch des Lateinischen mächtig war. Als kleines Mädchen wurde sie in einem Kloster untergebracht, wo sie zur Schule ging.

Da ich, wie gesagt, nicht lesen kann“, fuhr Gunther fort, „habe ich das Wappen einfach nachgezeichnet und davon später ein kleines und ein großes Wappenschild aus Holz gefertigt. Die hängen nun an unseren Wagen!“

Emma blickte ungläubig. „Wir haben ein eigenes Wappen?“

„Nein, es ist das Wappen der Rappoltstein!“

„Kann ich die Urkunde mal sehen, Opa!“

„Später, Emma!“

„Woher sollten diese Strauchdiebe wissen, dass wir so eine Urkunde besitzen?“, fragte Wilhelm nun seinen Großvater.

„Das weiß ich leider auch nicht, ich habe niemandem davon erzählt, sogar vor euch habe ich, von dieser zweiten Urkunde, all die Jahre geschwiegen!“

„Nein, das wird es nicht sein, worauf die Kerle es abgesehen haben. Ich denke vielmehr, wir führen genügend Handelswaren mit uns, dass es jeden Räuber in den Fingern juckt!“

„Maria hat Recht“, meldet sich da wieder Ludolf zu Wort. „Auf unsere Handelswaren haben sie es abgesehen!“

„Und ich sage euch, es ist die Urkunde!“, bestand Opa auf seiner Meinung.

„Egal, wir werden in jedem Fall höllisch aufpassen!“, unterbricht Wilhelm seinen Opa, und hebt seine Schwester Emma auf den Kutschbock. Ludolf war inzwischen aufgestiegen und hielt die Zügel zur Weiterfahrt bereit.

„Hüha“, knallte er mit der Peitsche durch die Luft und langsam zogen die Pferde das Gespann wieder an.

 

Auch wenn man die ganze Sippe, aus der Ferne betrachtet, für Berber oder Landstreicher halten konnte, waren sie in Wahrheit eine tief verschworene Gemeinschaft mit hoch intellektuellem und kulturellem Hintergrund.

Ludolf besaß eine kräftige untersetzte Statur, mit grobschlächtigen Händen. Seine Kleidung sah nicht gerade nach der eines Edelmannes aus, im Gegenteil, sie bedurfte dringend einer Erneuerung. Das alte Baumwollhemd war durch vieles Waschen eingelaufen und einige Knöpfe fehlten. Seine Kutschermütze hatte auch schon viele Sommer gesehen, um hier nur einiges zu nennen. Doch er selbst war ein gestandener Mann mit kindlichem Gemüt. Seine Augen strahlten Herzlichkeit aus, und wenn er lachte, was er häufig tat, steckte er die Anderen damit an. Nur seine wulstigen Lippen, die starken Augenbrauen und der starke Haarwuchs, gaben ihm etwas Bärbeißiges.

Mit sicherer Hand hält er die Zügel in der einen und die Peitsche in der anderen Hand und treibt die Pferde zu einer gleichmäßigen Gangart an. Immer wieder knallte er die Longe leicht auf die Rücken der Tiere hernieder und mit der Reitpeitsche dirigierte er ihnen die vorgegebene Richtung. „Hüh!“ Hörte man ihn hin und wieder rufen, sobald die Pferde in eine langsamere Gangart verfielen.

„Dass Gespann zu lenken, macht Vater wirklich gut“, eröffnete Wilhelm das Gespräch zwischen sich und seiner Schwester, als sie eine Weile später hinter dem Fahrzeug herliefen, was sie öfter taten, wenn sie ungestört miteinander sprechen wollten.

„So sicher, wie er die Wagen lenkt, macht ihm das so schnell niemand nach!“

„Da hast du Recht, Maria!“

„Ãœbrigens, Vater und Mutter machen sich in letzter Zeit Gedanken über uns. Vor allem, was aus dir und Emma werden soll!“

„Wieso?“, horchte Maria auf.

„Ich habe zufällig ihr Gespräch gestern abend am Feuer belauscht. Ständig sind wir unterwegs auf Reisen und ihr könnt dabei keinen Mann kennen lernen!“

„Ja, das stimmt, und wenn wir jemanden in einem Ort kennen gelernt haben, dann müssen wir auch bald wieder fort! Darüber habe ich auch schon nachgedacht!“

„Dann kannst du Vater und Mutter ja verstehen?“

„Und du Wilhelm, wie sieht es bei dir mit einem Mädchen aus?“

„Ich weiß, mir geht es doch auch so. Kein normales Mädchen lässt sich mit einem fahrenden Vagabunden ein. Denkt nur an die alten Geschichten, welche Opa manchmal von unserem Volk erzählt! Die hatten es alle schwer, die richtigen Partner zu finden!“

„Aber, du hast doch bei den Mädchen die Besten Chancen, mein lieber Wilhelm. In jedem Dorf blicken die Röcke nur hinter dir her!“, erwiderte Maria.

„Ja schon. Aber der Tradition nach sollten wir nur jemanden Jenischen heiraten. Die Einzige, die hierfür in Frage käme, wäre unsere Cousine Nadja!“

„Ich weiß, ihr wurdet schon als Kinder versprochen, aber liebst du sie auch?“

„Was heißt hier Liebe? Unsere Cousine ist nett und sieht auch gut aus, aber von Liebe kann man da nicht sprechen. Ich habe mich auch entschlossen, sie nicht zu heiraten!“

„Und was willst du nun statt dessen tun?“, wurde Maria neugierig.

„Ich weiß es nicht!“

Bei diesen Worten nahm Wilhelm einen entschlossenen Gesichtsausdruck an.

Nun fragte er Maria seinerseits: „Wurdest du als Kind nicht ebenso einem Cousin von uns versprochen? Wie hieß er doch gleich? Ach ja, Caspar hieß der Junge, wenn ich mich richtig erinnere!“ Dabei blickte er seine Schwester herausfordernd und verschmitzt von der Seite her an.

„Höre mir ja auf mit diesem Caspar! Das war eher ein Kasper! Meinte er doch zu mir, er mag keine Mädchen die schielen. Im Ãœbrigen sei er verliebt in meine Freundin Maralda!“

„Na siehst du, Schwesterlein, da haben wir doch beide das gleiche Problem!“

„Ja, Wilhelm“, meinte Maria traurig, „wenn wir nicht immer wieder fort müssten!“

Als Wilhelm seine Schwester so traurig sprechen hörte, nahm er sie bei der Hand und drückte sie herzlich an sich.

„Wir werden schon irgendwann ein festes Zuhause finden, liebe Maria!“, tröstete er sie.

Maria sprach genau das aus, was unterschwellig ihre gesamte Familie belastete. Nämlich ihre Unsesshaftigkeit und Heimatlosigkeit!

Auch, wenn Maria einen leichten Silberblick hatte, sie schielte ein wenig, tat dieser Makel ihrer Schönheit keinen Abbruch. Im Gegenteil, sie blickte äußerst intelligent in die Welt und um ihre freundlichen Augen und den schön geschwungenen Mund spielte stets ein Lächeln. Sie besaß sehr viel jugendliches Temperament. Wie alle Wittichs konnte sie Lesen, Schreiben und Rechnen, denn das hatte sie von ihrer Großmutter Notburga gelernt. Manches Mal konnte Maria aber auch sehr impulsiv und resolut werden und das erinnerte dann wiederum an ihre Großmutter, die hin und wieder gerne ihre Sippe mit dem Kochlöffel regierte.

„Findest du nicht Wilhelm, dass Emma viel hübscher ist als ich?“

„Oh nein, absolut nicht. Ihr beide seid ganz besonders schöne Frauen. Ihr seht euch sehr ähnlich, wobei du etwas reifer bist als sie!“

„Emma ist ja auch viel jünger als ich!“, protestierte Maria gekünstelt, und lachte dabei herzhaft.

Mit Emma, der jüngsten Tochter, hatte es die Natur wirklich ganz besonders gut gemeint. Sie besaß die gleiche grazile Figur wie Maria, machte jedoch bereits mit ihren 18 Jahren den Eindruck einer reifen Frau. Ihr dunkelbraunes gelocktes Haar fiel ihr, wie bereits erwähnt, lang auf den Rücken herab. Ihr Gesicht besaß einen leichten bräunlichen Teint und ihre Wangen zierten zwei Grübchen, die ihr anmutiges Lächeln besonders verstärkten. Sie hatte schöne geschwungene Lippen und, wenn sie lachte, erblickte man zwei Reihen strahlend weißer Zähne. Ihre rehbraunen Augen blickten unschuldig und neugierig in die Welt hinein, worin sich jedoch ein Feuer widerspiegelte, das auf ein glühendes Temperament schließen ließ. Gleichzeitig besaßen ihre Augen etwas Tiefsinniges, Träumerisches, ja sogar Magisches an sich. Ihre Glieder und ihr Körperbau konnte man einfach nur als anmutig bezeichnen. Das Besondere war ihre alberne unbeschwerte kindliche Art, mit der sie die Herzen Aller im Sturm zu erobern wusste.

„Du hast recht, Wilhelm. Emma ist ein sehr schönes Mädchen. Ich wünsche ihr von Herzen, dass sie irgendwann einen ganz besonderen Mann kennen lernen wird, der gut zu ihr und unserer Sippe passt!“

„Das wünsche ich dir auch, liebe Maria!“, antwortete Wilhelm.    „Doch schau, wir sind ganz schön weit zurückgeblieben!“

Während Wilhelm und Maria vertraut miteinander sprachen, wurden ihre Schritte immer langsamer, und ihr Fuhrwerk war inzwischen weit voraus. Schnellen Schrittes holten sie es nach kurzer Zeit wieder ein und stiegen zu Hedewig, Großvater Gunther und Notburga in den Wagen.

Großvater saß, wie meistens während der Fahrt, auf der hintersten Bank und schnitzte Flöten.

Opa Gunther bedarf hier einer besonderen Beschreibung. Er war der Musikus und Poet in der Familie. Er spielte an den Lagerfeuern meist Flöte oder fiedelte auf seiner alten Geige. Manchmal las er auch selbstgeschriebene Geschichten vor, die von dem Wanderleben des fahrenden Volkes berichteten. Ob diese Geschichten der Wahrheit entsprachen, oder nur reine Dichtung waren, konnte man nicht unterscheiden. Jedenfalls waren diese Geschichten voller Mystik und erzählten von der Sehnsucht eines ausgestoßenen und geächteten Volkes. Er war der Älteste in der Familie und blickte auf über achtzig Jahre Wanderschaft zurück.

Wenn Gunther nicht gerade Geschichten schrieb, was während einer holprigen Fahrt, wie der Jetzigen, schlecht möglich war, schnitzte er Flöten aus Haselnussruten, oder flocht Weidenkörbe, die dann auf den Jahrmärkten zum Kauf angeboten wurden.

„Ich ahne“, sagte er, ohne von seiner Schnitzerei aufzublicken, „dass in nächster Zeit einige Veränderungen auf uns zukommen werden!“

„Meinst du damit etwa die beiden Ganoven, die uns auflauern und ausrauben wollen?“, fragte Notburga ihren Mann. „Die sollen nur kommen, ich habe das Schuri schon hier in meiner Schürze!“ Dabei holte sie das Fleischermesser hervor, dass sie seit Azerailles stets bei sich trug.

„Nein, die beiden Gatsche spielen nur eine Nebenrolle! Ich fühle, dass wir Menschen begegnen, die tiefen Einfluss auf unser Leben und unsere künftige Wanderschaft nehmen werden!“

„Du machst mir Angst, Opa!“, meinte Maria, die unter dem Eindruck des letzten Gesprächs mit ihrem Bruder, aufmerksam zugehört hatte.

Opa legte sein Schnitzzeug beiseite und schaute mit freundlich wachem Blick seiner Enkelin offen ins Gesicht. „Es ist nichts, wovor du Angst haben musst, Maria!“

Und an die anderen gewandt, sagte er: „Es wird für uns alle eher eine glückliche Fügung unseres Schicksals werden!“

Auch Ludolf und Emma hatte die Worte Opa Gunthers mitgehört.

„Manchmal spricht mein Vater in Rätseln!“, meinte er zu Emma. Diese war jedoch ebenso von den Worten ihres Großvaters betroffen, wie ihre Schwester Maria.

„Opa hat noch nie Unsinn gesagt, Papa!“

„Du hast ja recht, mein Kind, warten wir es ab!“

 

Ludolf befand sich mit dem Fuhrwerk inzwischen wieder auf der Landstraße, auf der sie gestern in Forèt Domaniale de Marckolsheim angekommen waren. Emma saß heute neben ihrem Vater auf dem Kutschbock.

Die Straße, die sie entlang fuhren, nannte sich, Route de I`llhaeusern und führte geradeaus nach Ribeauvillè.

In gleichmäßigen Schritten traben die beiden Haflinger die ausgebaute Straße entlang, so als wüssten sie, dass sie bald wieder ihre verdiente Ruhe im Forèt Domaniale de Marckolsheim bekommen werden.

„Heia! In einer halben Stunde erreichen wir Ribeauvillè!“, ruft Ludolf vergnüglich nach hinten in den Wagen und knallt dabei vor Ãœbermut mit der Peitsche durch die Luft.

„Hehahe!“, erklang seine Stimme mehrmals weit in die Landschaft hinein.

Das schwer beladene Gefährt fuhr gerade quietschend und ächzend einen Anhang hinauf. Ludolf hielt oben auf dem Kamm das Gespann an. Von dieser Anhöhe aus konnte man das gesamte wundervolle Land überblicken.

„Heia, Hussa! Da vorne ist unser Ziel, die Stadt Ribeauvillè!“ Dabei deutete Ludolf mit der Hand voraus.

„Ich fühle mich, als gehörte ich schon immer in diese Gegend!“, sprach er. „Die Landschaft hat so etwas anheimelndes! Wir werden hier zwischen Marckolsheim und Ribeauvillè wohl längere Zeit zubringen!“

„Juchhe!“, schrie Emma vor Freude und warf die Arme in die Luft.

„Was ist denn mit dir los Emma, warum bist du so ausgelassen?“

„Ach, nur so, Papa!“, log sie und eine leichte Röte durchzog ihr schönes Gesicht. „Du hast mich halt mit deiner Begeisterung angesteckt!“, verbesserte sie sich und ein verschmitztes Lächeln huschte ihr übers Gesicht.

Von diesem Kamm aus sahen er und Emma mehrere Fuhrwerke weit vor sich, die in Richtung Ribeauvillè fuhren.

„Siehst du, dort sind schon die ersten fahrende Händler vor uns, die alle aufs Pfifferfest nach Ribeauvillè wollen, um rechtzeitig einen guten Standplatz zu ergattern! Doch keine Sorge mein Kind, ich habe da meine Beziehungen. Wir werden jedenfalls einen guten Verkaufsstand haben, wo wir unsere Waren sehr gut verkaufen können!“

Ludolf lenkte das Fuhrwerk an die Seite und befestigte die Longe am Holm. Zusammen mit Emma stieg er zu den anderen in den Wagen und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Unaufgefordert stellt Hedewig einen Becher heißen Tee vor ihn hin, wofür immer eine Blechkanne mit Tee auf dem geheizten Kanonenofen stand.   

„Wir erreichen bald Ribeauvillè!“, eröffnete Ludolf das Gespräch. „Wie ihr wisst, findet in Ribeauvillè demnächst das mittelalterliche Pfifferfest statt. Ich werde dafür sorgen, dass wir einen guten Standplatz bekommen!“ Hedewig nickte nur.

„Was ist das für ein Fest?“, fragte hingegen Emma ihren Vater.

„Das ist ein Fest zur Erinnerung an die Tradition der alten Pfeifer und Flötenspieler aus dem Mittelalter!“, mischte sich Opa von seinem Platz aus in das Gespräch. „Ich erzähle dir gerne mehr darüber!“

„Später, Vater! , meinte Ludolf und stand wieder von seinem Platz auf. „Wir müssen weiter!“

Zusammen mit Emma setzte er sich zurück auf den Kutschbock und fuhr los.

Mit sicherer Hand lenkte das Gespann die Straße hinunter, die sich jetzt Route de Guèmar nannte.

Emma hatte sich aus dem Wagen einen gefüllten Jutesack mit Stroh mitgenommen, den sie unter den Po geschoben, um den harten Stößen des Fuhrwerks zu begegnen.

Als Emma vorhin die Stadt Ribeauvillè aus der Ferne erblickte, waren ihre Gedanken bereits weit vorausgeeilt. Sie hoffte endlich bald den jungen Frederik wiederzutreffen, den sie im vergangenen Jahr auf dem Markt von Ribeauvillè kennen gelernt hatte.

Dieser hatte sie damals vor ein paar Jungs aus der Stadt beschützt, die sie als Zigeunerhexe beschimpften. Danach traf sie sich heimlich mit Frederik in der Grand Rue, wo sie gemeinsam spazieren gingen. Doch irgendwann fuhr ihre Familie wieder los, um in einer anderen Stadt ihre Waren zu verkaufen. Seit jener Zeit dachte sie nur noch an Frederik. Ihre Augen glänzten bei dem Gedanken ihn bald wiederzusehen, und ihr Herz schlug fast hörbar laut, wenn sie daran dachte.

„Juchhe, wir sind bald da“, ruft Emma in freudigem Ton, als sie sich den ersten Häusern der Stadt näherten. Ludolf achtete nicht auf die Euphorie seiner Tochter. Er hatte nur sein Ziel vor Augen und schien in Gedanken versunken zu sein.

Erneut spornte Ludolf die Pferde an, die darauf in schnelleren Galopp verfielen, sodass die Töpfe und Pfannen noch lauter schepperten als zuvor. Kurz darauf hatte man die Stadt erreicht.

Die ersten Passanten blieben bereits an den Bürgersteigen stehen, winkten und riefen: „Bonjour, bienvenue à Ribeauvillè!“ Guten Tag, herzlich willkommen in Ribeauvillè!

„Hallo!“, ruft Emma voller Begeisterung zurück und winkte den Passanten zu.

Hinter den Zuschauern hielt eine junge Frau, auf einem Velo. Sie mochte vielleicht zwanzig Jahren alt sein. Neugierig blickt sie zu den Wittichs, hielt sich aber hinter einigen anderen Passanten versteckt. Sie hatte langes gewelltes schwarzes Haar und blaue Augen. Dem Aussehen nach eine Französin.

„Voila, bohémien tzigane! Aha, die Zigeuner!“, rufen einzelne jugendliche Passanten dazwischen. Die junge Frau auf dem Fahrrad missbilligte diese Zurufe und sagte zu ihnen etwas auf Französisch. Dann fuhr sie in Richtung Stadt davon.

Ludolf verstand ganz leidlich französisch, doch störte er sich nicht an den Zwischenrufen der jungen Bengel.

Langsam fuhr er weiter.

Wie im letzten Jahr hielt er kurz vor den Toren der Stadt an. Er wollte zuerst noch, vor dem eigentlichen Pfifferfest, die umliegenden Bauern und Winzer besuchen.

Hierzu koppelte er den hinteren Wagen ab, und spannten eines der vorderen Pferde davor, wobei ihm Wilhelm zur Hand ging. Für solche Zwecke hatte man extra eine zweite Deichsel auf dem Dach mitgeführt, die jetzt zum Einsatz kam. Auf diese Weise besaß man, je nach Bedarf, zwei unabhängige Gespanne.

Mit Emma und Wilhelm zusammen fuhr Ludolf nun die umliegenden Dörfer, Bergheim – Rorschwihr – Rodern – Saint-Hippotylepotyle und Guèmar ab, um den Weinbauern seine Dienste als Scherenschleifer anzubieten. Die Großeltern, Maria und Hedewig blieben zusammen mit dem ungarischen Hirtenhund Balduin, bei dem zweiten Gespann zurück.

Emma hoffte unterwegs insgeheim, bei den Weinbauern auf Frederik zu treffen. Doch dieser Wunsch blieb ihr unerfüllt.

Nachdem man die genannten Ortschaften abgeklappert hatte, kam man wieder in Ribeauvillè an. Hedewig meldete, außer einiger neugieriger Gaffer, keine besonderen Vorkommnisse. Ludolf und Wilhelm koppelten schweigend die beiden Gespanne wieder zusammen, und man machte sich, zur Verwunderung von Emma, auf den Weg zurück Richtung Marckolsheim.

Emma wurde auf einmal sehr still und in sich gekehrt. Ihre Hoffnung, Frederik wiederzutreffen, war nicht in Erfüllung gegangen. Unterwegs schossen ihr alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Zum Schluss sagte sie sich, dass sie ja noch eine ganz Weile in dieser Gegend bleiben werden, und hoffte, während dieser Zeit, Frederik doch noch zu begegnen. Nur diesmal wollte sie nicht mehr ohne ein Adieu davonfahren, sondern ihn ihren Eltern vorstellen. Auch wollte sie ihm erklären, wie es kam, dass sie auf einmal spurlos verschwunden war.

Emma war ein feinfühliges Wesen, mit sehr viel Tiefgang. Ähnlich wie ihr Vater und der Rest ihrer Familie, hatte sie ein Gespür für negative oder positive Schwingungen. Sie spürte, dass sie ihrem Frederik bald begegnen würde. Daher war ihre anfängliche Traurigkeit bald wieder verschwunden und sie war wieder das fröhliche und unbeschwerte Mädchen.

 

Im Lager von Forèt Domaniale de Marckolsheim angekommen, war schnell wieder alles aufgebaut. Die Pferde wurden ausgeschirrt, die selbst gezimmerten Tische und Bänke vor den Wagen gestellt, eine Segelplane zwischen den Bäumen gespannt und ein Lagerfeuer entzündet.

Der Platz war zum Lagern gut gewählt. Die dem Rhein abgewandte Seite war an dieser Stelle von Büschen und Bäumen eingesäumt und bot den Wittichs Schutz gegen den Wind.

Nachdem das Lager vollständig hergerichtet war, band Ludolf die beiden mitgeführten Esel los, lud ihnen die Ballen vom Rücken ab und schnallte dem einen Esel den Schleifstein auf den Rücken und dem anderen einen Sattel auf.

„Wo willst du jetzt noch hin, Ludolf? , fragt seine Frau.

„Ich werde zurück nach Ribeauvillè reiten und eine alte Kundin besuchen. Die kann uns bestimmt helfen, einem Standplatz auf dem Pfifferfest zu bekommen! Bei der Gelegenheit kann ich vielleicht noch ein wenig Geld verdienen!“ Dabei klopfte er auf den Schleifstein.

„Dann sei bitte vor Einbruch der Dunkelheit zurück. Und denk an die beiden Gatsche. Ich werde nämlich das Gefühl nicht los, dass sie sich noch hier irgendwo herumtreiben!“

„Mach dir keine Sorgen, Frau. Mit den beiden Dinnelo werde ich schon fertig! Wilhelm, du übernimmst hier, während meiner Abwesenheit, die Führung!“

„Ich pass schon auf, Papa!“

Damit war für die Sicherheit der Familie genüge getan und Ludolf ritt los.

 

Als Ludolf weg war, setzte Wilhelm sich mit der Angel ans Wasser und versucht dort einige Fische für das Abendessen zu erwischen. Dennoch behielt er das Lager im Auge. Zur Sicherheit hatte er den Karabiner mitgenommen und neben sich gelegt.

Während Wilhelm angelte, suchten Emma und Maria in der näheren Umgebung nach Feuerholz. Die beiden Großeltern waren indes auch nicht untätig und suchten in der Nähe des Lagerplatzes nach essbaren Wurzeln und Kräutern.

Die Abenddämmerung hatte inzwischen eingesetzt und es begann bereits zu dunkeln, als Ludolf wieder mit dem Esel um die Büsche bog.

„Na, wie war dein Besuch bei deiner Kundin?“, erkundigt sich seine Frau Hedewig.

„Alles zum Besten, liebe Frau! Es konnte gar nicht besser laufen!“, antwortet Ludolf.

„Sohn, wir müssen morgen sehr früh raus“, wendete er sich an Wilhelm, „wir werden mehrere Bastkörbe, die Opa geflochten hat, in der Nähe von Ribeauvillè ausliefern! Die sind extra für das Pfifferfest bestimmt!“

„Gut Vater!“, antwortete Wilhelm. „Aber jetzt wird erst einmal zu Abend gegessen! Hab uns einige Fische aus dem Rhein gefangen und auch bereits ausgenommen und gesäubert!“ Stolz zeigte er seinem Vater den Fang vor.

„Prima, mein Sohn, dann können wir ja gleich zu Abend essen!“

Ludolf setzte sich ans Feuer und legte als erstes einige armdicke Äste in die Glut.

Und es dauerte nicht lange, so brutzelten mehrere Fische am Stöckchen über dem Feuer. Kurze Zeit später lag der Duft von gebratenen Fischen in der Luft.

„Geh Maria, hol mal das Brot und was du sonst noch im Wagen vorfindest. Wir haben uns heute ein reichhaltiges Mahl verdient!“

Maria holte Brot, und was sie sonst noch zum Essen vorfand, und setzte sich ans Feuer.    Sie brachte vorsorglich gleich noch zwei Flaschen Wein und Becher mit.

Ihr Vater lächelte sie an und sagte: „Schön, dass du mitdenkst!“

Während die Sippe ihr gemeinsames Abendessen einnahm, lauerte Balduin darauf, bei diesem Mahl nicht zu kurz zu kommen. Die hingeworfenen Fisch- und Wurstreste verschwanden schnell zwischen seinen Zähnen.

„Wir machen uns heute einen gemütlichen Lagerabend!“, fing Ludolf nach dem Essen zu sprechen an. Den vollen Becher in der Hand prostete er seiner Familie zu und sagte: „Ich bin so voller Zuversicht, dass wir in dieser Gegend ganz besondere Erlebnisse haben werden! Großvater hatte heute recht, als er sagte, wir werden tolle Begegnungen haben. Eine davon hatte ich heute bereits. Aber davon erzähle ich euch erst morgen, wenn ich mit Wilhelm zurück bin!

Maria hol uns doch noch zwei Flaschen Wein aus dem Wagen, es gibt Grund zum feiern!“

Wie geheißen, ging Maria den Wein holen.

„Vater, du machst uns alle neugierig!“, wendete Maria ein, als sie mit dem Wein aus dem Wagen kam.

„Ja, spann uns nicht auf die Folter!“, meinten Notburga und Hedewig gleichermaßen. „Erzähl uns, was du erlebt und gesehen hast!“

„Nein, erst morgen, beharrte Ludolf. „Ich bin mir auch, mit dem was ich glaube gesehen zu haben, noch nicht ganz sicher. Das werde ich morgen prüfen!“

Doch heute schien irgendein ein ganz besonderer Abend zu sein. Während man sich eine Zeit lang unterhielt, brach die Nacht herein. Das Lagerfeuer leuchtete den Platz gespenstig aus.

„Du, Wilhelm sorge dafür, dass uns das Feuer nicht verrät!“, gebot Ludolf seinem Sohn. Wilhelm wusste, warum sein Vater dies sagte.

 

Er legt zwei Reihen Steine um das Feuer, damit der Schein nicht bis auf die andere Seite des Rheins hinüberleuchten und ihr Lager verraten konnte.

Das hatte folgenden Grund. Die Wittichs führten allerlei Feldfrüchte, Kartoffeln, Gemüse, Äpfel, Eier, Speck aber auch geschlachtetes Federvieh mit sich, welches man unterwegs von den Bauern erstanden hatte. Doch mit gerupften Gänsen und Hühnern war das so eine Sache. Man konnte dem Federvieh leider nicht ansehen, woher es stammte, und geriet daher leicht in Verdacht, als Hühnerdiebe verschrien zu werden. Manch ein Bauer mochte in dem einen oder anderen Federvieh das Seinige wieder erkennen. Und von Hühnerdieben kaufte schließlich kein Mensch Töpfe und Pfannen oder ließen ihre Messer und Scheren schleifen. Denn diese konnten ja schließlich auch gestohlen worden sein. Daher war es besser, dass ihr Lager so lange als möglich geheim gehalten blieb. Erst, nachdem das Volk gewahr wurde, dass wieder fahrende Händler in der Gegend seien und diese dann auf dem Viehmarkt Federvieh vor aller Augen redlich erstanden hatten, war man von jedem Verdacht des Hühnerdiebstahls gefeilt.

Hinzu kam, dass inzwischen ein Kessel mit kochendem Wasser über dem Feuer hing, in dem zwei Hühner samt Federn vor sich hinbrodelten. Diese hatte man gestern Vormittag einem Bauern in Azerailles nebst 30 Eiern abgekauft. Einen Beleg hierüber gab es natürlich nicht.

„Emma, du hilfst mir beim Rupfen der Hennen“, ruft Großmutter Notburga der jüngeren Enkeltochter zu. „Und Maria, du schnippelst das Gemüse für die Suppe, sonst gibt’s morgen nichts zu essen!“ Diesen Befehlston waren sie gewohnt und es war so Sitte bei dem fahrenden Volk, dass jeder mithalf. Die jüngere Generation gehorchte noch auf das Wort der Alten.

Wenn jemand dieses Lager als Außenstehender betrachtet hätte, würde er es für wildromantisch halten, doch war es in Wahrheit ein knallharter Überlebenskampf, bei dem alle Mitglieder der Familie sich aufeinander verlassen mussten.

Während man nach dem Essen beim Feuer beisammensaß, Wein trank und sich unterhielt, verlegte man sich gerne aufs Erzählen von alten Sagen und Geschichten. Heute war Großvater Gunther dran, Geschichten zu erzählen.

Hey Opa, du wolltest uns doch heute etwas über das Pfifferfest erzählen!“, spornte Emma ihren Großvater an.

„Ja, das habe ich gesagt!“

Die ganze Familie lagerte sich um Opa und er begann damit, dass er mit der Hand über den Rhein hinüber deutete und im feierlichen Ton sprach:

„Seht ihr die Lichter dort drüben, am anderen Ufer des Rheins?

Weit dahinter liegt das einstige Rappoltsweiler. Es ist das heutige Ribeauvillè, wo wir erst waren. Aber kennt ihr seine Geschichte?“, fragte er im feierlichem Ton.

„Klar Gevadder, kennen wir die, wir sind doch fast jedes Jahr im Herbst zur Weinernte hier!“, antwortete Ludolf, erstaunt über die etwas ungewöhnliche Frage.

„Ich meine ja auch nicht die Geschichte von Rappoltsweiler, sondern die unserer Vorfahren!“

„Von dieser Geschichte hast du uns ja noch nie erzählt“, sagte Wilhelm erstaunt.

„Dann schick mal Emma in den Wagen, um aus meiner alten Holzkiste den Leinensack hervorzuholen!“

„Ich geh schon“, sagte Emma und flugs und war sie im Dunkel des Wagens verschwunden. Nach wenigen Minuten kommt sie mit besagtem Leinensack in der Hand zurück und sagt:

„Hier, Großvater, dein Leinensack! Was ist denn da drin?“

Ohne zu antworten, nimmt Opa den Sack vorsichtig aus Emmas Händen und schließt seine Augen für einen kurzen Augenblick, so als müsse er sich erst besinnen. Gespannt warten alle darauf, was nun kommt. Feierlich, als halte er etwas unendlich Heiliges in der Hand, öffnete er den Leinensack und holt einen, in ein Tuch gewickelten, runden länglichen Gegenstand hervor. Nach einer Weiteren, man möchte fast sagen, zeremonieller Pause wickelte er das Tuch vollständig auseinander und zum Vorschein kommt eine – alte, handgeschnitzte Flöte.

„Was ist denn das für ein altes Ding“, wird er von Wilhelm gefragt.

„Ja, wem gehört die Flöte denn“, will Maria neugierig wissen? Nur Großmutter Notburga bleibt ruhig am Feuer sitzen und rupfte weiterhin das Federvieh. Offensichtlich wusste sie mehr als alle anderen aus ihrer Sippe.

Ohne auf ihre Fragen einzugehen, begann Großvater Gunther auf der Flöte zu spielen. Erst ertönt ein langes, tiefes C-Dur, dann erklang auf einmal eine nie gehörte Melodie durch das nächtliche Dunkel. Zunächst leise und sanft, wie das Plätschern der Wellen des Rheins, dann lauter und fordernder, als wenn viele Vögel abwechseln miteinander sängen. Und mit einem Male ist die ganze nächtliche Umgebung von einem magischen Klang erfüllt. Man hörte die Melodie, bis weit in die Nacht hinein und es klang von dort, als tönte sie aus weiter Ferne wieder zurück.

Wäre jetzt ein fremder Zuhörer in der Nähe gewesen, er würde sich in eine andere Zeit zurückversetzt sehen. Solche magischen Töne hatte man noch nie vernommen.

Gunther spielte auf diesem Instrument, als hätte er sein ganzes Leben nichts anderes getan. Als Großvater Gunther nach einer ganzen Weile das Flötenspiel beendete, schwangen die Töne noch eine Weile in der Luft mit und klangen im Ohr, wie ein sphärischer Gesang. Es war wirklich ein magisches Geheimnis, das sich hinter dieser Melodie und dem Flötenspiel verbarg. Für den Moment war es still um das Lager und nur das Knistern einzelner Äste im Feuer war zu vernehmen. Jeder der Anwesenden ließ die Töne weiter in seinem Ohr klingen und gab sich dabei unbewusst den fantasievollsten Gedanken hin. Was mochte es wohl mit dieser Flöte auf sich haben? Die Töne waren wirklich geeignet jemanden in einen anderen, ja mystischen Zustand zu versetzen. Ganz besonders war Maria von den sphärischen Klängen angetan.

Aber auch Emma war wie verzaubert. Sie stand unbewusst von ihrem Platz auf, als befände sie sich in Trance. Sie öffnete ihren Mund, als wolle sie etwas sagen. Sie schloss ihre Augen, als befände sie sich in einem Traum. Auf einmal sprach Emma mit einer ganz anderen, weiblich gut akzentuierten Stimme:

 

(1)

„Du zauberst deine Töne hervor,

als wärst du vom Zauber der Melodie umfangen,

als wärst du dann in einer anderen Welt.

So intensiv erlebend heben sich deine Klänge

zum Himmel empor.

Alles schwingt in Harmonie,

als ob die Töne sich selbst belauschen,

deine Klänge tragen mich in eine andere Welt,

als ob ich mit allen alten Zeiten abschließe,

weil deine Töne ineinandergreifen!“

 

Im Lager herrschte tiefste Stille. Selbst die gewohnten Geräusche der Natur waren verstummt, als hielten sie für einen Augenblick den Atem an.

„Was war denn das?“, unterbrach Wilhelm diese, man mochte fast sagen, heilige Stille.

„Das ist reinste Magie!“, flüsterte Maria.

Balduin lag ruhig da, und blinzelte von einem zum andern.

Einzig Hedewig fand Worte und fragte Gunther laut: „Hat diese Flöte jetzt mein Kind verhext?“

Opa zuckt nur mit den Schultern, denn er sah gerade ganz verduzt seine Enkelin an.

Diese erwachte kurz darauf aus ihrer Trance, denn eine solche war es, in die sie durch die Töne der Flöte geriet, und bemerkte zu ihrem Erstaunen, dass sie gar nicht mehr am Feuer saß, sondern aufrecht davor stand, und vom Rest ihrer Familie mit offenen Mündern angestarrt wurde.

„Was ist denn los?", fragte sie leicht verdattert. „Habe ich zu viel Wein getrunken?“ Schnell setzte sie sich wieder hin.

„Nein, es ist alles in bester Ordnung, Emma!“, beruhigte sie ihr Vater. „Du hast sehr interessante Worte gesprochen!“

 „Das ist Zauber“, sagt Maria, „so etwas haben wir noch nie gehört! Woher hast du solche Worte?“

„Welche Worte“, frage Emma, „die nicht wusste, wovon die Rede war.

„Du bist auf einmal, wie von Geisterhand, aufgestanden und sprachst von; Zaubermelodien, von einer anderen Welt, und dass du mit alten Zeiten abschließen würdest. Du sprachst wie eine adlige Dame aus dem Mittelalter, mit einer ganz anderen Stimme.

„Ich?“ Verwundert blickte Emma in die Runde.

Nein, es bestand kein Zweifel, die meinten es ernst.

„Ich kann mich gar nicht erinnern. Das Einzige, was ich weiß ist, dass ich Opa aufmerksam zugehört habe und sah, wie er anfing Flöte, zu spielen. Von da an weiß ich nichts mehr!“

„Dann hat dich wohl das Flötenspiel in einen Trancezustand versetzt!“, meinte Maria, die sich schon lange für die Magie interessierte.

„Erzähl, wie hast du dich gefühlt?

Emma dachte einen Augenblick nach und versuchte sich zu besinnen: „Also, es war schon irgendwie komisch. Irgendwas hat mich ganz leicht gemacht. Zuerst dachte ich, der Wein wäre daran schuld. Dann fühlte ich mich so, als würde ich abheben und fliegen!“

„Erzähl weiter, erzähl weiter! War da noch was?“ Maria war ganz aus dem Häuschen und hing ihrer Schwester schon fast an den Lippen.

„Sonst nichts! Ich erinnere mich erst wieder, als ich vor unserem Feuer stand und nicht wusste, wie ich dorthin kam.

„Nun lass es gut sein, Maria“, mischte sich Ludolf ins Gespräch. „Du hörst ja, deine Schwester erinnert sich nicht!“

Zu Gunther gewandt fragte er:

„Woher kommt denn diese Melodie? Sie war nicht zigeunerisch, nicht byzantinisch, nicht klassisch, man konnte sie überhaupt keiner Musikrichtung zuordnen! Es hörte sich an, als käme die Musik aus einer ganz anderen Welt!“

Großvater Gunther blieb zunächst ruhig auf seinem Platz sitzen und blickte nur versonnen vor sich hin. Dann hob er seinen Kopf und sagte: „Ja, diese Musik kommt tatsächlich aus einer anderen Welt, sogar aus einer ganz anderen Zeit. Sie kommt aus der Welt des Mittelalters, als unsere Vorfahren dort Pfeifer und Flötenspieler waren!“

„Dann besitzt du wohl davon die Noten?“

„Du weißt doch Ludolf, dass ich keine Noten lesen kann. Nein, diese Musik steckt in meinem Körper, in meinen Knochen, in meinem Kopf und ich höre sie in meinen Ohren, sobald ich diese alte Flöte in die Hand nehme!“

„Du weißt doch bestimmt mehr über die Geschichte und das Geheimnis dieser alten Flöte!“

„Natürlich weiß ich mehr über die Geschichte der alten Flöte!“

„Also erzähl doch!“, wurde er von allen aufgefordert.

Obwohl es bereits finstere Nacht geworden war, fühlten sich alle nun hellwach. Wilhelm legte noch einige Scheite Holz ins Feuer, sodass es kurz und hoch aufloderte und Großvater begann, zu erzählen:

„Also, unsere Vorfahren waren um das 13. Jahrhundert Sänger, Pfeifen- und Flötenspieler. Im frühen Mittelalter konnten die meisten Leute nicht Lesen und Schreiben, das war ein Privileg der damaligen Gelehrten und Geistlichen. Aus diesem Grund wurde das Wichtigste und Neueste im Lande der Bevölkerung in Lied und Wort bekannt gegeben.

Was bei den Rittern die Minnesänger, das waren in den Städtern die Meistersinger. Und für die Landbevölkerung waren es die Flötenspieler, Trommler und Sänger. Unsere Vorfahren waren also wandernde Musikanten.

Als fahrende Sänger und Pfeifer sind unsere Ahnen keiner Obrigkeit und auch keinen Regeln unterworfen gewesen. Damit wurden sie für die einheimischen Spielleute bald zur lästigen Konkurrenz. Da warf man ihnen Sittenlosigkeit, Zudringlichkeit und Obszönität vor, woraufhin man sie beim Adel und den Geistlichen anschwärzte und von diesen dann gering geschätzt und verachtet wurde. Man nannte sie im Volkesmund: - Varende Lüte, Pfiffer und erlose, onechte Lüte! So wie man uns heute als Zigeuner beschimpft, wurden unsere Vorfahren, als – Pfeifenköpfe – bezeichnet. So, nun wisst ihr, woher der Begriff: du Pfeifenkopf, stammt!“

Als wollte Opa sich einen Scherz erlauben, nahm er seine Tabakspfeife aus der Tasche, stopfte sie mit Tabak und zündete sich sein Pfeifchen an.   

Mit listigem Blick schaute er in die Runde und meinte grinsend: „Ihr seht also, das war damit nicht gemeint!“, und deutete dabei auf seine Tabakpfeife. Genüsslich paffte er den Rauch vor sich hin und ließ das Gesagte erst einmal sacken.

„Wie ging denn das nun mit unseren Vorfahren weiter?“

„Du hast recht Emma, die Geschichte ging weiter. Aber nicht unbedingt zugunsten unserer Vorfahren!“

„Wieso, was hatten die denn getan?“

„Gar nichts hatten sie unrechtes getan! Um diesem angeblichen sittenlosen und obszönen Treiben Einhalt zu gebieten, wurden schließlich alle Fahrenden für rechtlos erklärt. Damit waren unsere Vorfahren und viele andere mit ihnen an den Pranger gestellt und aus der Kirche ausgeschlossen. Was dies damals zu bedeuten hatte, kann man sich nur vorstellen, wenn man die damalige, geldgierige und betrügerische, katholische Kirche des Mittelalters kennen gelernt hatte. Man schrieb also die Bannbulle über uns aus. Unsere Vorfahren waren damit für ehrlos und vogelfrei erklärt. All ihr Hab und Gut wurde ihnen genommen und der Kirche als angeblich geschuldeten Zehntzins gegeben. Jegliches Verbrechen wurde von nun an ihnen angelastet und einige von uns landeten sogar als Ketzer auf dem Scheiterhaufen.

Erst als Kaiser Karl IV. 1355 die fahrenden Lüte, zu denen alle Spielleute, also auch wir, unter seinen Schutz genommen hatte, gab er uns ein eigenes Wappen.

Nachdem wir nicht mehr ehrlos und vogelfrei waren, wurden wir in die heilige römische Kirche wieder aufgenommen. Der Bann war aufgehoben, doch das Misstrauen der Leute gegenüber uns, dem fahrendem Volk, blieb. Etwa um das Jahr 1385 gründeten sich dann die elsässischen Spielleute zu Bruderschaften und ihre Schutzherren als Lehensherren wurden die Herren zu Rappoltstein, die Gründer der Stadt Rappoldsweiler, das heutige Ribeauvillè.

Eine der weiblichen Vorfahren der Rappoltsteiner hieß Emma, nach ihr ist unsere Emma hier benannt. Und da Kaiser Wilhelm I. sich ebenfalls für unsere Rechte gegenüber der Kirche eingesetzt hatte, bist du Wilhelm benannt worden. Alle unsere Vornamen haben seither mit der Geschichte von Ribeauvillè und den Rappoltsteinern zu tun.

Nun kennt ihr die wahre Geschichte der Herren von Rappoltstein und seiner Pfiffer, sie ist unsere Geschichte.

Diese alte Flöte hier und auch das Lied, welches ich euch eben vorgespielt habe, stammt aus jener Zeit und wird seither von Generation zu Generation weitergegeben. Man sagt, die Melodie dieser Flöte wird von den Seelen unserer Vorfahren automatisch übernommen, sobald man auf ihr zu spielen beginnt!“

Alle saßen schweigend am Feuer. Diese Geschichte hatte einen tiefen Eindruck bei ihnen hinterlassen. War es doch ihre eigene Geschichte.

Nur Emma blickte gedankenverloren zum Rhein zur anderen Seite, noch gefangen von der magischen Stimmung, als plötzlich das Bild von Frederik in ihrem Geiste auftauchte.

Auch das war eine Art der Magie. Die Magie der Liebe!

Dort drüben, nur 20 Kilometer von ihrem Lager entfernt, wird Frederik jetzt wohl irgendwo sein, dachte sie sich. Doch wird er sich überhaupt noch an mich erinnern? Mit diesem Gedanken, sie war inzwischen sehr müde geworden, legte sie sich auf ihr Lager, welches ihre Großmutter Notburga inzwischen vorbereitet hatte und schlief ein.

 

 

5. Agatha zu Urslingen von Rappoltstein

 

 

Die Familie Urslingen lebt am Rande der Vogesen, nahe der Stadt Ribeauvillè im Elsass. Frau Agatha zu Urslingen von Rappoltstein und ihre beiden Kinder, der junge Frederik zu Urslingen von Rappoltstein dreiundzwanzig und seine Schwester Bernadette zwanzig Jahre alt, sind die letzten Nachfahren der jüngeren Linie des Hauses der Rappoltsteiner, eines verarmten Adels aus dem Mittelalter.

(2)

Zur Geschichte der Urslingen: Die Ahnen der Urslingen waren Herzöge aus Spoleto, die aus dem römischen Ursinergeschlecht stammten und später über die Alpen zogen. Gleichzeitig war die Familie Urslingen eine Nebenlinie des Hauses Rappoltstein, den ehemaligen Herren von Rappoltsweiler und dem heutigen Ribeauvillè im Elsass.

Der letzte männliche Erbe, Rainardus von Rappoltstein, hatte keine Nachkommen, da er als Geistlicher in Straßburg lebte und als Pope, der dem Zölibat unterworfen war, kinderlos verstarb. Einzige Erbin war Emma, die Tochter von Adalbert II. Zu Rappoltstein.

Durch ein altes kaiserliches Privileg war es den Rappoltsteinern gestattet, ihren Titel auch an weibliche Nachkommen weiterzugeben, sollten keine männlichen Nachkommen das Erbe antreten können.

Es begann damit, dass Konrad von Schwaben, dessen Stammsitz Urslingen war und der von 1177 bis 1198 als Herzog von Spoleto dort lebte, nach Urslingen zurückkehrte, weil er durch Papst Innozenz III. zum Verzicht auf sein Herzogtum gezwungen worden war.

Einige Jahre zuvor zog Egenolf, der Bruder von Konrad II. von Schwaben, von Urslingen ins Elsass. Dieser Egenolf heiratete Emma, die Erbin der Rappoltsteiner Herrschaft, und wurde somit Stammvater der jüngeren Linie zu Rappoltstein.

Egenolf von Urslingen war eine hoch angesehene Persönlichkeit im alten Heiligen Römischem Reich. 1162 wurde er zum Schultheißen von Piazenza ernannt und in Schriften aus den Jahren 1162 bis 1185 mehrfach als Zeuge von Entscheidungen und Beurkundungen Kaiser Friedrichs I. genannt.

Aus dem Jahr 1219 ist eine Schrift überliefert, in der Anselm I. und Egenolf II., die Söhne von Ulrich I. von Urslingen, erstmals „von Rappoltstein“ genannt werden.

Besagter Anselm I. verpflichtete sich im Jahr 1219 gegenüber Herzog Theobald von Lothringen, diesem mit seinen Burgen und Leuten beizustehen.

Falls aber sein Bruder Egenolf, der sich zu dieser Zeit auf einem Kreuzzug befand, dem nicht zustimmen sollte, versprach Anselm, die Besitztümer mit Egenolf zu teilen und das Versprechen für seinen Teil einzulösen.

Somit war die Herrschaft Rappoltstein bis 1293 den Rappoltsteinern Herren gemeinsam zum Lehen.

1293 konfiszierte König Adolf die Burg, in Folge der Gefangennahme Anselm II. , der in Jerusalem gefangen gehalten wurde. Danach wurde das Territorium gedrittelt.

Die Drittelung geschah so, dass ein Drittel Anselm II., der Bruder Heinrichs IV. erhielt, ein Drittel fiel an Heinrich V., dem Sohn des 1283 verstorbenen Bruders Ulrich IV., das letzte Drittel behielt König Adolf für sich.

Im Jahr 1296 wurde Anselm II. schließlich aus der Gefangenschaft entlassen und König Adolf gab sein Drittel an die Rappoltsteiner wieder zurück, mit der Folge, dass im Jahr 1298 die Herrschaft Rappoltstein zwischen Anselm II. seinem Bruder Heinrich IV. und seinem Neffen Heinrich V. neu aufgeteilt wurde.

Der Anselm II. zufallende Teil umfasste die Ulrichsburg, und die „Neue Stadt“ Oberstadt, der Heinrich zugesprochene Teil umfasste Hohrappoltstein und die „Alte Stadt“ Unterstadt.

Der Dritte, an den Neffen Heinrich V. fallende Teil, bestand hauptsächlich aus Burg Hohnack.

Ab 1298 und in den Folgejahren wurde die Burg Hohen-Rappoltstein zusammen mit der Unterstadt Rappoltsweiler als einheitliches Lehen angesehen, parallel dazu galt die Ulrichsburg mit der Oberstadt als anderes einheitliches Lehen.

Erst im Jahre 1431 wurde den Herren von Rappoltstein das gesamte Reichslehen und gleichzeitig damit verbunden, das Lehensrecht über die sogenannten Pfeifer, also als Schutzherr der fahrenden Sänger und Flötenspieler, die bis dahin seitens des Staates und der Kirche entrechtet waren, übertragen.

Der letzte männliche Erbe aus dem Geschlecht und der Linie von Emma von Rappoltstein-Urslingen war Johann Jacob. Er war der letzte Rappoltsteiner, der noch den Grafentitel trug, der ihm von Kaiser Ferdinand III. verliehen worden war.

 

Es ist drei Tage vor dem legendären Pfifferfest, als Agatha zufällig aus dem Fenster ihres Hauses blickt. Von ihrem Fenster aus sieht sie einen Wagentreck in Richtung Ribeauvillè fahren. Sie nimmt ihr Fernglas zur Hand und blickt hindurch.

Aha, da sind ja schon die ersten Händler für das Fest unterwegs. Unwillkürlich dachte sie an Ludolf, den Händler und Messerschleifer vom letzten Jahr. Unsere Winzermesser bedurften dringend einer Erneuerung, schossen ihr die Gedanken durch den Kopf. Sie selbst steckte auch mitten in den Vorbereitungen für das Pfifferfest.

Agatha lebt mit ihren beiden Kindern, Frederik und Bernadette, vom Weinanbau. Von den einstigen Reichtümern, wie der Burg Hohenack, der Ulrichsburg und den umliegenden Ländereien, war ihnen nur das Weingut am fuße der Vogesen übrig geblieben, welches sie erst kürzlich hat von Grund auf renovieren lassen. Bei dieser Gelegenheit fand sie auf der Tenne die alten Wappenzeichen der Rappoltsteiner Herren. Nachdem Agatha die Wappen entstaubt hatte und mit neuem Firnis überzogen, ließ sie diese an Haus und Hoftor anbringen. Von nun an sollte auf allen Etiketten ihrer Weinsorten, das Wappen des Hauses Rappoltstein prangen.

Seit Jahren kommt der fahrende Händler und Messerschleifer Ludolf Wittich, rechtzeitig zur Weinlese, an ihrem Weingut vorüber. Sooft er zu Besuch war, schliff er ihr die Winzermesser neu und Agatha kaufte ihm dann Körbe, Besen, Bürsten, Töpfe und Pfannen ab, da diese Utensilien für ihr Weingut eben so sehr von Nutzen waren, wie scharfe Messer. Im übrigen vertrat sie die Meinung, – leben und leben lassen.

Sie entlohnte Ludolf Wittich stets fürstlich mit Wein und Champagner aus dem eigenen Anbau. Hier zeigte sich ihre adlige Herkunft und freundliche Gesinnung dem fahrenden Volk gegenüber.

Agatha wusste im Übrigen aus den Analen ihrer Familiengeschichte, dass ihre Vorfahren einst das Reichslehen über die fahrende Zunft inne hatte, wozu Ludolf Wittich ja nun auch gehörte. Sie fühlte sich daher zusätzlich der Tradition ihres Hauses verpflichtet. Im übrigen hegte sie für Ludolf eine besondere Sympathie. Agatha ahnte jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht, dass Ludolf und seine Sippe weitaus mehr mit der Vergangenheit ihrer Familie zu tun hatte, als nur Messerschleifen und Körbe zu liefern.

Die Urslingen besaßen das Glück, eines der wenigen und seltenen Einzellagen des Weinanbaus ihr eigen zu nennen. Das Weingut lag sechs Kilometer von Ribeauvillè entfernt und nannte sich: „Vigneron de Urslingen du Muehlbach – Weingärtnerei der Urslingen am Mühlenbach“.

Ihr Gut war, obwohl das Gehöft aus dem Mittelalter stammte, sehr gut erhalten und erst neu renoviert. Es bestand aus einem großen Innenhof, einem großzügigen Haupthaus, einem Gewölbekeller, umliegenden Werkstätten, Stallungen, Schuppen und der Kelterei.

Die Gutsbesitzerin, Agatha, ist eine Dame mittleren Alters. Das dunkle Haar hochgesteckt und mit Klammern gehalten, geben ihr das Aussehen einer arbeitsamen und fleißigen Frau. Doch gleichzeitig spürte man hier einer Dame, aus vornehmem Hause, gegenüberzustehen. Sie sprach ein gut akzentuiertes Französisch und ein ebenso perfektes deutsch. Im übrigen war sie eine ruhige, schlichte und stets freundliche Person.

Sie legte ihr Fernglas beiseite und begibt sich auf den Hof. Hier sieht sie ihren Sohn Frederik bei der Arbeit, einen Spindelkelter reparieren.

„Wie weit bist du, Frederik?“

„Die müssten bald wieder voll funktionsfähig sein, Maman!“, antwortet dieser und wischte sich den Schweiß aus der Stirn.

„Wo ist deine Schwester Bernadette?“

„Je ne sais pas, Maman! Ich weiß es nicht, Mutter!“, antwortet Frederik.

Erinnere Bernadette bitte daran, dass wir heute noch Wein nach Ribeauvillè ausliefern müssen!“ Nach diesen Worten verschwand sie wieder im Haus.

„Ich werde Bernadette Bescheid sagen, sobald sie da ist!“, ruft er seiner Mutter hinterher.

Auf den Hof stand ein nagelneuer Citroën H, ein Lieferwagen mit grauem Wellblech. Die Seitentüre stand offen und man sah gestapelte Weinkisten.

Eine Stunde später kommt Bernadette, mit ihrem Velo auf den Hof gefahren.

„Hallo Bruderherz, ich habe Neuigkeiten für dich! Hast du Mutter gesehen?“

„Ja, sie ist im Haus, ich soll dir ausrichten, dass wir nachher noch einige Lieferungen in die Stadt zu besorgen haben!“

„Ich weiß, ich weiß das Pfifferfest ist ja bald und wir sind dort Hoflieferant im Schloss!“, antwortet Bernadette nicht ohne Stolz. „Wir haben sogar einen extra Weinstand im Schlosspark!“

„Wo warst du denn, als Mutter dich suchte?“

„Ich habe in Guèmar Besorgungen gemacht und was meinst du, was ich dort gesehen habe?“

„Nun sag schon!“

„Ich habe die Zigeuner mit ihren Fuhrwerken gesehen. Wirklich toll solch alte Holzfuhrwerke. So richtig schön mit alten Aufbauten und selbst bemalten Fenstern. Es war übrigens auch ein Doppelgespann darunter, so eines, aus den 20er Jahren.

Dieses Fuhrwerk hast du bestimmt schon einmal gesehen, es war im letzten Jahr auch in Ribeauvillè, soweit ich mich erinnere!“, sagte Bernadette und beobachtete gespannt, wie Frederik reagieren würde. Doch dieser beschäftige sich weiter mit der Kelter und spannte die Presse mit der Spindel.

Frederik wusste, dass seine Schwester ein Faible für das Nostalgische hegte, darum achtete er auch nicht sonderlich auf ihre Betonung, dass da auch ein Doppelgespann dabei war.

 

Am späten Nachmittag besorgte Frederik mit seiner Schwester Bernadette die Lieferung mehrerer Kisten Weins und Champagner ins Schloss von Ribeauvillè und ins nahe gelegene Pfifferhus. Hierzu benutzten sie erstmalig ihren neu bestellten, wellblechverkleideten Lieferwagen Citroën H, den sie bis unters Dach voll beladen hatten.

Sie fuhren zuerst entgegengesetzt nach Marckolsheim und lieferten dort einige Kisten Wein aus. Als sie weiter in Richtung Rhein fuhren, erblickten sie für einen kurzen Augenblick die Rauchsäulen eines Lagerfeuers zwischen den Rheinauen.

„Schau, dort werden sie lagern!“, ruft Bernadette mit dem Finger vorausdeutend.

„Wer?“

„Die Zigeuner! Ich meine natürlich die fahrenden Händler!“, verbesserte sich Bernadette.

Frederik ahnte nicht, dass sich dort zwischen den Rheinauen Emma befand, die ihm seit letztem Jahr nicht mehr aus dem Sinn gekommen war, und die von einem Tag auf den Anderen verschwand.

 

Während sie weiterfuhren, meinte fragte Bernadette:

„Meinst du, die fahrenden Händler kommen in diesem Jahr nur wegen des Pfifferfests nach Ribeauvillè?“

„Warum fragst du?“

„War da im letzten Jahr nicht eine hübsche Zigeunerin dabei?“ lächelte Bernadette ihren Bruder verschmitzt von der Seite her an.

„Wen meinst du“ fragte Frederik nun aufmerksam geworden, dass Bernadette ihn offenbar aushorchen wollte. Wusste sie vielleicht von seinem heimlichen Stelldichein mit Emma in der
Grand Rue?

Inzwischen waren sie beim Schlosspark von Ribeauvillè angekommen und hielten vor dem Portal.

„Hilf mir gleich beim Ausladen der Weinkisten“, forderte Frederik seine Schwester auf. Dann fuhr er durch das Tor bis vor das Schloss, wo sie die Kisten anliefern sollten.

„Hieß sie nicht Emma?“

„Wer?“

„Die Zigeunerin vom letzten Jahr?“

„Emma“, fragte Frederik und legte seine Stirn in Falten. „Es waren im letzten Jahr viele fahrende Händler im Ort, doch waren da keine Zigeuner darunter, die Emma hießen!“

„Das meinte ich natürlich auch nicht, ich meinte das Mädchen, mit den dunkelbraunen Lockenhaaren und den blendend weißen Zähnen. Hatte sie nicht so nette Grübchen um die Wangen und einen schön geschwungenen Mund? Ihr Vater rief immer Emma nach ihr, daher ist mir ihr Name in Erinnerung!“

„Was du dir so alles merkst! Aber ja, jetzt wo du es sagst, erinnere mich schwach, da war eine solche! Was ist mit ihr?“

Frederik konnte sich natürlich genau an Emma erinnern und wurde daher leicht rot im Gesicht. Was wusste Bernadette von Emma und ihm, frage er sich? Hatte sie ihn etwa zusammen mit ihr gesehen? Nein, das konnte nicht möglich sein.

„Warum wirst du denn auf einmal so rot im Gesicht, mein lieber Bruder Frederik?“ flötete Bernadette kess.

„Hilf mir lieber beim Tragen der Weinkästen, dann werde ich auch nicht rot im Gesicht! Ich schleppe mich hier alleine ab, während du nur die einzelnen Weinflaschen im Auto hin und her sortierst und an alte Fuhrwerke denkst!“

„Ach so“, lachte Bernadette.

„Vielleicht kommen die fahrenden Leute ja in diesem Jahr wieder, dann zeige ich dir, wen ich meinte“, sagte sie und machte sich daran, gemeinsam mit ihrem Bruder die hölzernen Wein- und Champagnerkisten ins Schloss zu tragen.

Dieser Frederik dachte sie sich. Ich habe ihn doch im letzten Jahr mit dieser Emma zusammengesehen. Er kennt dieses Mädchen ganz bestimmt. Warum sagt er mir das nicht einfach offen? Oder sollte er etwa ...? Wir werden ja sehen, dachte sie sich.

Frederik indes war froh, dass seine Schwester nicht weiter in ihn drang. Er dachte in den letzten Tagen natürlich häufig an Emma und hoffte, dass sie in diesem Jahr wieder nach Ribeauvillè kommen würde.

„So, du Träumer“ hört er seine Schwester neben sich sagen. „Wir sind mit dem Ausladen fertig und können nach Hause fahren!“ Dabei gab sie Frederik einen leichten Schubs in die Rippen.

„Ja, lass uns nach Hause fahren, morgen haben wir noch drei weitere Lieferungen für das kommende Fest auszuführen!“

„Freust du dich schon auf das Pfeiferfest“, will Bernadette wissen? Dabei beobachtete sie erneut die Reaktion ihres Bruders. Sie kannte ihn zu gut, als dass dieser sich verstellen könnte. Doch er ließ sich nichts anmerken.

„Ja, du doch sicherlich auch“ gibt Frederik ruhig zur Antwort, tunlichst darauf bedacht seine Gefühle zu verbergen.

„Na, da freuen wir uns ja beide auf das Fest! Es soll ja das Erste dieser Art nach dem Kriege sein!“

„Ja, das ist schon lange her!“ gibt Frederik zur Antwort und startete den Wagen.

„Der neue Citroën fährt sich wirklich sehr gut!“, sagte er während der Fahrt. „Es passen hier auch weit mehr Weinkästen hinein, als auf unseren alten Leiterwagen!“

„Diesen werden wir aber dennoch benötigen, wir brauchen ihn beim Pfifferfest als Verkaufsstand!“, gibt Bernadette zur Antwort.

Gemeinsam fahren sie zu ihrem Weingut zurück, ohne ein weiteres Wort über die „Zigeuner“ und das Pfeiferfest, zu wechseln.

Bernadette wusste inzwischen genau, woran sie mit ihrem Bruder war. Sie ahnte es bereits im letzten Jahr. Ihr Bruder Frederik hatte sich in dieses Mädchen verliebt, das sagte ihr der weibliche Instinkt. Und schließlich hat sie beide ziemlich vertraut miteinander in der  Unterstadt gesehen.

Frederik wiederum dachte beruhigt; zum Glück hat meine Schwester nichts von meiner Verlegenheit bemerkt. Dieses Biest kann manchmal ganz schön neugierig sein!“

Er liebte seine Schwester zwar und „Biest“ nannte er sie nur, wenn sie wieder einmal ihre weibliche Zickigkeit oder Neugierigkeit an den Tag legte.

 

Inzwischen war fast ein ganzes Jahr vergangen, dass Ludolf das letzte Mal auf dem Weingut der Urslingen gewesen war.

Als er am späten Nachmittag mit den Eseln Forèt Domaniale de Marckolsheim verließ, führte ihn sein Weg direkt dorthin.

Gerade, als er auf der Zufahrt zum Weingut mit seinen Eseln einbog, kommt ihm ein Citroën Kastenwagen entgegen. Ludolf lenkte seine Esel an den Wegesrand und lässt den Citroën passieren. Dieser bog in die Richtung, aus der Ludolf gerade kam.

Er staunte nicht schlecht, als er von Weitem die frisch gekalkten und getünchten Häuser vor sich liegen sah. Im letzten Jahr waren sie noch, grau in grau.

Hier scheint sich ja seit letztem Jahr einiges verändert zu haben, dachte er sich. Als er dann das Wappen über dem Einfahrtstor sah, staunte er zum zweiten Mal. Es war das gleiche Wappen, welches sie ebenfalls an ihrem Wagen hatten. Hatte Gottfried Weiß also doch recht, als er von dem gleichen Wappen sprach?

„Hallo Monsieur Ludolf!“, begrüßte Agatha Ludolf freundlich, als sie sah, wer da durch das Tor geschritten kam.

„Bonjour Madame de Urslingen!“, begrüßte Ludolf seinerseits Agatha, und reichte ihr die Hand. Die Esel band er an einer Stange fest.

„Ich habe gerade heute Morgen erst an Sie gedacht, Monsieur!“

„Sie werden sich wundern, Madame. Auch ich habe an Sie gedacht. Wir fuhren heute Morgen erst an ihrem Gehöft vorüber!“, lachte Ludolf. „Leider kann man ihr Anwesen von der Hauptstraße aus nicht sehen, sonst hätte ich mich schon heute Morgen darüber gewundert, dass hier alles neu ist!“ Ohne sein Staunen zu verbergen, blickte er sich im Innenhof um.

„Es wurde höchste Zeit, dass hier etwas geschieht. Man kann das alte Gemäuer ja nicht verfallen lassen, nicht wahr!“, meinte Agatha, als sie Ludolfs staunende Blicke sah.

Als Agatha den Schleifstein auf einem der Esel erblickte, sagte sie: „Ich sehe Monsieur, sie haben an uns gedacht! Kommen Sie, wir trinken erst einmal einen Kaffee!“

Ohne Ludolfs Antwort abzuwarten, ging sie ins Haus. Ludolf folgte ihr und setzte sich in der Stube an den Küchentisch.

Agatha brachte den Kaffee. „Milch und Zucker?“, fragte sie und stellte zwei Porzellangefäße daneben.

„Nein, schwarz!“

Ohne Umschweife kommt Ludolf zum Thema und sagt: „Frau Agatha, ich brauche auf dem Pfifferfest einen guten Standplatz. Können Sie mir da weiterhelfen?“

Agatha überlegte kurz und sagt: „Ich glaube, da lässt sich was machen. Aber nun trinken Sie erst mal ihren Kaffee!“

Während Agatha in der Küche herumhantierte, fragte sie: „Ich nehme an, Sie sind nicht nur wegen dem Stand zu mir gekommen, oder tragen Sie ihren Schleifstein immer mit sich herum?“ Dabei lächelte sie wissend.

„Nein, der eigentliche Grund ist natürlich Sie zu fragen, ob mal wieder ihre Winzermesser geschliffen werden müssen!“

„Aber natürlich doch, Herr Wittich. Ich dachte gerade erst heute Morgen daran. Wenn Sie möchten, stelle ich Ihnen gleich einen Eimer mit kaltem Wasser auf den Hof!“

„Ja, das wäre mir ganz recht!“ Ludolf stand von seinem Platz auf und ging hinaus auf den Hof, um den Schleifstein aufzubauen. Frau Agatha zu Urslingen brachte den Eimer Wasser und zeigte Ludolf anschließend im Schuppen eine Holzschublade, in der sich jede Menge stumpfer Messer befanden.

 

Zwei Stunden später kommen Bernadette und Frederik auf den Hof gefahren und sehen einen fremden Mann, der dabei ist Messer zu schleifen.

Als beide aus dem Wagen ausstiegen, kommt ihre Mutter Agatha aus dem Hause und sagt:

„Frederik et Bernadette, je vous prèsente Monsieur Ludolf? Darf ich Euch Herrn Ludolf vorstellen?“

„Bon Jour Monsieur Frederik, et Madame!“, sagte Ludolf, dabei machte er eine leichte Verbeugung in Richtung Bernadette.

„Merci Monsieur Ludolf, je m` appelle Bernadette, vielen Dank der Herr Ludolf, ich heiße Bernadette!“

„Ihr könnt ruhig deutsch mit Herrn Ludolf sprechen!“, unterbricht Agatha die kurze französische Konversation.

„Ihr werdet euch natürlich nicht kennen, da ihr im Internat wart, als Herr Ludolf uns besuchte. Er ist ein Echter fahrender Händler und Scherenschleifer und schleift regelmäßig unsere Messer und Scheren, wenn er im Lande ist. Auch unsere Weidenkörbe im Schuppen habe ich von ihm gekauft.

Apropos, Weidenkörbe! Da fällt mir ein, wir können in diesem Jahr eine Menge davon gebrauchen!“, wendete Agatha sich an Ludolf.

„Warum, Mama?“, fragt Frederik. „Wir haben doch bestimmt noch 30 oder 40 Stück davon im Schuppen gestapelt liegen!“

„Hört, ich habe da eine wundervolle Idee, wir werden in diesem Jahr auf dem Pfifferfest Präsentkörbe verkaufen, jeweils bestückt mit einer Flasche von unserem besten Wein und einer guten Flasche Champagner! Das Ganze dekoriert mit Käse, Brot, Wurst und Kräutern. Der Korb ist dann im Preis als Geschenk mit enthalten!

Wie viele Körbe können Sie uns liefern, Herr Wittich?“, wendete sich Agatha mit dieser Frage erneut an Ludolf, wobei sie ihn in geschäftlicher Manier betont mit seinem Familiennamen anspricht.

„Mehr als ein Dutzend wohl nicht gnädige Frau!“, antwortete Ludolf nun seinerseits höflich, „da wir selbst auf dem Pfifferfest unsere Körbe verkaufen wollen. Ich mache Ihnen jedoch

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Ernst

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Ernst Re: nochmal gelesen habe ich jetzt nicht, ich habe ja alle Bücher gelesen -
Zitat: (Original von UteSchuster am 05.07.2011 - 23:09 Uhr) viel Glück.

GLG Ute



Hallo liebe Ute,

es ist auch sehr viel zu lesen. Ich habe die Geschichte insgesamt nach allen Regeln der Kunst überarbeitet.

lg
Ernst
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster nochmal gelesen habe ich jetzt nicht, ich habe ja alle Bücher gelesen - viel Glück.

GLG Ute
Vor langer Zeit - Antworten
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