Gedichte
Lauschen lohnt sich nicht

An der Tür zwei lauschend Ohren,

haben dort gar nichts verloren.

Schnappen auf, jedes zweite Wort,

tragen das Gehörte flink hinfort.

„Ach“, denkt sich der Ohrbesitzer,

„Ist verletzt, das Arme Kind.

Will´s erzählen Nachbar Spitzer

und helfen möglichst geschwind.“

„Hör´n sie doch junger Mann!

Weil´s Mädel kaum laufen kann

braucht´s unsere Unterstützung

sonst ist bald kalt die Heizung.“

„Aber aber lieber Herr Meier

ihr Tatendrang in allen Ehren.

Letzte Nacht war da ne Feier,

nur Aspirin wird die begehren.“

„Schwer verletzt das arme Ding,

sie sind ein gemeiner Wüstling!

Mein Anliegen wird verkannt,

wie können sie sein, so ignorant?“

„Geh doch Helfen alter Zausel,

was interessiert mich deren Problem?

Hab genug von ihrem gesäusel,

werd nun in meine Wohnung gehn.“

Hart fällt die Tür ins Schloss.

Was macht denn Herr Meier bloß?

Sitzt auf den Stufen, das ist nicht gut

um rauf zu gehen fehlt ihm der Mut.

Ein erneutes Schlüsselklappern

lässt aufblicken, den guten Mann.

Gefolgt von fröhlichen plappern

das nur die Nachbarin sein kann.

Gehen kann sie - engelsgleich,

dem Mann werden die Knie weich.

Wie kann denn das nur möglich sein?

Sie hat doch ein verletztes Bein.

„Moin, Herr Meier, wie geht es Ihnen?

Hoffentlich stören wir ihre Ruhe nicht.

Ich wollt die Party noch erwähnen

in der Wohnung mit Discolicht.“

Herr Meier findet´s sonderbar,

dann glaubt er wie es wirklich wahr.

Er sieht das Pflaster an ihrer Wade,

ist beim rasieren passiert - wie Schade.

Ein kleiner Skandal in Meier´s Leben,

hätte nen aufregenden Kick gegeben.

Mit dem Freund Spitzer ist´s versaut,

ob der ihm wieder in die Augen schaut?

Und was zeigt uns die Geschicht?

Lauschen lohnt sich nicht!

© Evelin M.C. Kulow 03.07.2011