Romane & Erzählungen
Die Krankheit zum Tode

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"Die Krankheit zum Tode"
Veröffentlicht am 29. Juni 2011, 6 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Die Krankheit zum Tode

Die Krankheit zum Tode

Beschreibung

Inspiriert von Sören Kierkegaard

Die Krankheit zum Tode

Gemeint ist nicht das Leukämie-Verrecken auf der Hospizstation. Überhaupt kein physischer Tod ist gemeint, nicht der Tod, der uns allen bevorsteht und uns in den sinnlosen, staubigen Schoß der Materie zurück zwingt. Sondern ein schlimmerer Tod. (!)


Ein antiker Philosoph (ich habe vergessen welcher) meinte einmal: „Der Tod geht uns nichts an. Wenn wir sind, ist der Tod nicht. Und wenn wir nicht mehr sind, dann ist der Tod.“ Eine saubere Trennung, aber trügerisch.


Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das um seinen Tod weiß; das begründet ein besonderes Verhältnis. Rufen wir die Gegenmacht herauf: das Leben. – Wann hast du es zuletzt ganz heiß und mächtig in dir gespürt? Aber auch der Depressive lebt, vom rein biologischen Standpunkt. Du kennst beides? Beruhige dich: das ist normal.


So wie es nicht nur schwarz oder weiß gibt, so gibt es auch nicht nur Leben oder Tod. Ein (biologisch) Lebendiger kann „zum Tode“ sein; und ein (biologisch) Sterbender kann die tiefsten Quellen seines Lebens aus sich sprudeln fühlen.


So sind Leben und Tod unsere ständigen Begleiter zu Lebzeiten. – Leben wir so, wie wir es in unserem tiefsten und schönsten Grunde können? Oder weichen wir „uns“ aus: leben ein fremdes, ein kaltes und fühlloses Sein aus Gewohnheit, weil wir eben dahinein geraten sind. Sind wir schon zu Lebzeiten „zum Tode“? Droht uns der Verlust unseres tieferen spirituellen Selbst?


Die Natur ist gleichgültig gegen unsere Leiden und Fragen. Sie probiert dies und das. So ist sie auf das Leben gekommen. Wohin es damit gehen soll? Oder ob schon von Anfang an ein tieferer Sinn zugrunde liegt? Die Hintergrundstrahlung eines spirituellen Urknalls? – Gott?


Im Leben sterben – im Tode leben. Nicht wenigen wird es so ergehen, ich bin fast sicher, es ist die Regel. Der Sinn des Lebens, seine größte Schönheit, erscheint uns noch einmal – wenn das Leben uns verlässt. Dann wird uns geschenkt, wonach wir ein Leben lang sehnsüchtig gefragt haben: zum Abschied.

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Abaelardus

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Herbsttag Re: Re: Re: Re: -
Zitat: (Original von Abaelardus am 08.07.2011 - 09:01 Uhr)
p.s.: dein "Deckname" ist von dem franz. Philosophen und Theologen Abaelard abgeleitet?


Ja, ich fand die Liebesgeschichte zwischen Héloise und ihm sehr berührend und erzähle sie hier nach:

http://www.buch-schreiben.net/kurzgeschichte/lesen2.php?story=55331

Auch als Philosoph war er seiner Zeit weit voraus.

LG Michael

Danke Michael. Schön mal jemand über etwas anderes wie Wetter, Krankheit, Kinder zu reden. Ira
Vor langer Zeit - Antworten
Abaelardus Re: Re: Re: -
p.s.: dein "Deckname" ist von dem franz. Philosophen und Theologen Abaelard abgeleitet?

Ja, ich fand die Liebesgeschichte zwischen Héloise und ihm sehr berührend und erzähle sie hier nach:

http://www.buch-schreiben.net/kurzgeschichte/lesen2.php?story=55331

Auch als Philosoph war er seiner Zeit weit voraus.

LG Michael
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Re: Re: -
Zitat: (Original von Abaelardus am 07.07.2011 - 19:36 Uhr)
Zitat: (Original von Katakombe am 06.07.2011 - 21:43 Uhr) "Vielleicht ist Leben Tod und Tod Leben, und Essen und Trinken nur ein Selbstbetrug der Sinne. Den was ist anderes der Tod als ein ewiger Schlaf, und ist das Leben nicht alles ein Essen und Trinken?"
Aristophanes 445 - 388 v. Chr.

Liebe Grüße Ira


Dank dir für das Zitat; Ira. - Sokrates, ein Zeitgenosse des Aristophanes, war sich beim Austrinken des Giftbechers auch nicht sicher. Er sprach wohl bei aller Seelenruhe zu seinen Freunden (sinngemäß): "Nun trennen wir uns: Ich gehe, um zu sterben, und ihr geht, um zu leben. Wem von uns wohl das bessere Schicksal beschieden ist?" -

Michael

Danke für deinen Sokrates. Ich stelle immer wieder fest, dass "die alten Griechen" viel Lebensweisheit hatten. Heutzutage würde schon ein Bruchteil helfen die Dinge/ das Leben zu verbessern, oder mindestens im Lot zu halten.
Da wir Menschen nie wissen was uns schon in der nächsten Sekunde erwartet ist diese Frage schwer zu beantworten. Außerdem spielt eine große Rolle was wir zu tun in der Lage sind. Man kann resignieren, aber man kann auch kämpfen. Ich bin eher für letzteres. Ira

p.s.: dein "Deckname" ist von dem franz. Philosophen und Theologen Abaelard abgeleitet?
Vor langer Zeit - Antworten
Abaelardus Re: -
Zitat: (Original von Katakombe am 06.07.2011 - 21:43 Uhr) "Vielleicht ist Leben Tod und Tod Leben, und Essen und Trinken nur ein Selbstbetrug der Sinne. Den was ist anderes der Tod als ein ewiger Schlaf, und ist das Leben nicht alles ein Essen und Trinken?"
Aristophanes 445 - 388 v. Chr.

Liebe Grüße Ira


Dank dir für das Zitat; Ira. - Sokrates, ein Zeitgenosse des Aristophanes, war sich beim Austrinken des Giftbechers auch nicht sicher. Er sprach wohl bei aller Seelenruhe zu seinen Freunden (sinngemäß): "Nun trennen wir uns: Ich gehe, um zu sterben, und ihr geht, um zu leben. Wem von uns wohl das bessere Schicksal beschieden ist?" -

Michael
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag "Vielleicht ist Leben Tod und Tod Leben, und Essen und Trinken nur ein Selbstbetrug der Sinne. Den was ist anderes der Tod als ein ewiger Schlaf, und ist das Leben nicht alles ein Essen und Trinken?"
Aristophanes 445 - 388 v. Chr.

Liebe Grüße Ira
Vor langer Zeit - Antworten
mozimi Re: Re: Sören Kierkegaard -
Zitat: (Original von Abaelardus am 30.06.2011 - 20:09 Uhr)
Zitat: (Original von mozimi am 29.06.2011 - 23:12 Uhr) Das freut mich ja sehr!!
Gut verdichtet.
GLG Uwe


"Die Krankheit zum Tode" von Sören Kierkegaard steht in meinem Bücherregal, ist eines der Bücher, mit denen ich nicht "fertig geworden" bin. Warte noch auf Inspiration, noch einmal einzusteigen. Hatte immer das Gefühl, es wäre lohnend, diesen Theismus für mich zu säkularisieren.

Wer sind denn die ganzen antiken Köpfe in deinem Profil? :-)

LG Michael

Dann wünsche ich Dir gutes Studieren. Letztlich geht solche Literatur, jedenfalls bei mir ist es so, nur systematisch durchzuarbeiten, sozusagen hapchenweise...mit anstreichen und Anmerkungen, Notitzen, dann aber wird es außerordentlich gehaltvoll, weil daraus ein Wir wird...
Die Köpfe bin ich...;-))
Sie sind alle zum größten Teil im Pergamonmuseum zu finden...
LG Uwe
Vor langer Zeit - Antworten
Abaelardus Re: Eine ... -
Zitat: (Original von Gunda am 30.06.2011 - 10:02 Uhr) ... interessante Sichtweise, Michael. Wie oft fühlt man sich "innerlich wie tot", wie oft sagt man von jemandem, von dem man weiß, dass er an der SChwelle zum biologischen Tod steht, er "stecke noch so voller Leben".
Und wie oft schätzen wir DIESES Leben viel zu gering, weil wir auf der Suche nach mehr, mehr, mehr sind ...

Lieben Gruß
Gunda


Liebste Gunda,

"Warum in die Ferne schweifen, sieh: das Gute liegt so nah" (wird wohl von Goethe sein ;-)
Die Vorstellung von einem besseren Leben kann vielleicht trösten, bedeutet aber eine Leugnung und Verminderung des Hier und Jetzt. Wenn der Tunnel durch den Berg gesperrt ist, muss man eben über die hohen Pässe des Denkens zum Ziel. :-) Lese grad eine Schopenhauer-Biografie, bitte daher, meine verwirrte Schreibe zu entschuldigen. ;-)

LG an dich
Vor langer Zeit - Antworten
Abaelardus Re: Sören Kierkegaard -
Zitat: (Original von mozimi am 29.06.2011 - 23:12 Uhr) Das freut mich ja sehr!!
Gut verdichtet.
GLG Uwe


"Die Krankheit zum Tode" von Sören Kierkegaard steht in meinem Bücherregal, ist eines der Bücher, mit denen ich nicht "fertig geworden" bin. Warte noch auf Inspiration, noch einmal einzusteigen. Hatte immer das Gefühl, es wäre lohnend, diesen Theismus für mich zu säkularisieren.

Wer sind denn die ganzen antiken Köpfe in deinem Profil? :-)

LG Michael
Vor langer Zeit - Antworten
Abaelardus Re: Also -
Zitat: (Original von Luzifer am 29.06.2011 - 23:01 Uhr) streng genommen ist der Mensch nicht das einige Lebewesen, was von seinem Tod weiß. Es gibt Tiere, die zu Sterbestätten pilgern, einem Friedhof sozusagen. Der Unterschied ist wohl der, dass der Mensch schon früh um sein Ableben weiß.

Dennnoch ist es sehr anschaulich und philosophisch vorgetragen. Klasse Zitat auch. Muss ich mir merken. Ich meine, dass ich diesen Gedankengang in einem meiner Werke in einem Satz versucht habe zu komprimieren. Für mich persönlich habe ich daher schon ein Ergebnis getroffen.

Werten Gruß
Luzifer


Um den eigenen zukünftigen Tod zu wissen und ihn leibhaftig in sich zu spüren: das ist noch ein großer Unterschied. Zwei unterschiedliche Qualitäten des Wissens sozusagen.

Freut mich, dass du zu einem Kommentar inspiriert wurdest. :-)

LG Michael
Vor langer Zeit - Antworten
Seelenklang Re: Re: -
Zitat: (Original von Abaelardus am 30.06.2011 - 19:42 Uhr)
Zitat: (Original von Seelenklang am 29.06.2011 - 21:20 Uhr) ...sehr philosophisch inspirierend...macht nachdenklich

LG
Seelenklang


Vielen Dank, liebe(r) Seelenklang. Zu deinem Namen fällt mir ein Zitat ein, ich habe vergessen von wem: "Ein Freund ist jemand, der die Melodie deines Herzens kennt und sie dir vorspielt, wenn du selber sie vergessen hast." - Memento mori! - Lassen wir unsere Seelen klingen, so gut wir können!

LG Michael


Danke Michael, das Zitat gefällt mir, vielleicht weiß jemand von wem es ist, würde mich interessieren.

Schönen Abend und LG
Seelenklang
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