Wege, Möglichkeiten und Grenzen - über die Suche nach Wiese und Co.

Genealogie ist die Suche nach den Roots. In einer Zeit, wo kaum einer noch Minuten frei hat. Die Suche nach dem „Woher“ ist wie Tauchen, nur über Wasser. Es ist das Tauchen in die Zeit der Mütter und Väter. Alles kann man finden. Familien, Menschen und Geschichten. Orte, Städte und Gräber. Man kann sich in Irrgärten verrennen, aber auch zu sich selbst finden.

In einer der langweiligen Runden, die am Morgen in Berlins Mitte stattfinden, hatte ich sie getroffen. Birgit J. – Dipl. Ing. Architektin; Geschäftsführerin. Man(n) kann sich mit ihr gut unterhalten, oder konnte nur ich das, oder...

Hier geht die Geschichte los. Die Suche nach Wiese und Co. . Sie suchte nach ihren Roots. Für ihre Mutter! Für ein Wappen auf Geschirr und Besteck!? Ich habe ihr von den Weissleder – Forschungen erzählt.

Nur das ist etwas ganz anderes, wenn man nicht sucht, findet man viel.

Hier kam Wiese, Neuruppin und SCHINKEL aus der Versenkung der Geschichte hervor. Irgendwer hatte Frau J. auf das „Pferd gehoben“. Dann kam auch noch über den ersten Anlaufpunkt, den Friedhofsverwalter von N., eine Erhärtung des Gerüchtes. Wiese und Schinkel – eine Verwandtschaft.

Dann gingen Briefe hin und her. Ein Archivpfleger lieferte erste, brauchbare Daten und Köpfe bis 17.... Und andere Namen, die der Frauen. Lange Namen, 3 Vornamen in der Regel, eine Jungfer Hausbalk – der Vater war ein Zimmergeselle. Dann ein Studienrat Wiese in Rathenow, der konnte der Schlüssel sein – ein Senator und Justiz – Actuarius, wie sich herausstellen sollte. Dazwischen lag aber ein halbes Jahr, die Krankheit einer freiwilligen Helferin und eine Aktennummer einer Personalakten, die seltsamerweise dann nicht mehr zuordenbar war. So habe ich in alten, staubigen Akten der Schulbehörde von anno Tobak geblättert und den Studienrat in Rathenow nicht gefunden. So habe ich mit der Schinkel – Gesellschaft gemailt und ein Buch gekauft, in welchem ein Dr. med. über die Schickel – Wurzeln schrieb. Da tauchte das kleine Neuruppin aus der Vergangenheit auf, war einst eine bedeutende Garnisonsstadt und der schwerkranke Schinkel – Vater wandelte durch meine Träume.

Ich fand eine Taufbucheintragung zum Studienrat oder war er vielleicht wirklich Stadtrat, seine Beziehung zu einem Schneidergewerks - Altmeister und viele Wieses, die nicht in Richtung Schinkel führten.

Ich erfuhr die träge Arbeitsweise und bürokratischen Wege teutscher Archive ost- westlicher Prägung und ich traf eine Menge von netten und hilfreichen Menschen. Ich denke ich war so nahe dran, wie es mir möglich war. Und habe meine Grenzen erfahren, die Hilfe bei genealogischer Suche betrifft. Wer nach seinen Wurzeln sucht und sie finden will, der findet sie. Der wird aber auch seine Grenzen erkennen und die Schönheit des Findens der kleinen Wunderblumen am Rand der eigenen Familiengeschichte(n).

jfw                                                        Potsdam, 2003-10-30