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Gebet

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"Gebet"
Veröffentlicht am 21. Juni 2011, 2 Seiten
Kategorie Gedichte
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Gebet

Gebet

Für Julia

Wir sind Kinder des Kosmos
und wir schreien nach Licht.
Doch Gott, unser Vater,
gewährt es uns nicht.

Wir schreien hinaus,
weit hinaus in die Welt:
auf dass er von oben
das Dasein erhellt,

welches wir fristen
in endlicher Pein.
Doch es rührt sich kein Halm
und es rührt sich kein Stein.

Oh, Vater im Himmel,
was machen wir falsch?
Wir beten doch täglich
und glauben an dich.

Und der Schrei wird zum Ruf
und der Ruf endet kläglich.
All unser Beten
war nicht erträglich.

Zu laut! – Viel zu laut!
Und wir senken den Blick.
Was machen wir falsch?
Wo liegt unser Glück?

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UteSchuster Danke für die Gedankengänge, von Dir, Katakompe und Gunda. - alles was ich jetzt schreiben würde, wäre ähnlich.

LG Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Re: Re: -
Zitat: (Original von Abaelardus am 21.06.2011 - 20:48 Uhr) Hallo Katakombe, dein Name klingt sehr untergründig, urchristlich sozusagen. :-)
Selbst Nietzsche; der schärfste Kritiker des Christentums, meinte: "Durch die christliche Verfeinerung und Vergeistigung ist in Europa über Jahrhunderte eine Spannung des Geistes entstanden, mit der man zu den fernsten Zielen schießen kann." (So in etwa sinngemäß)
Bewahre dir doch, wie ich es getan habe, eine nicht konfessionelle sehr weite Religiosität; ein spirituelles Spürvermögen für unsere tieferen Seinsgründe; selbst wenn das alles nur auf UNS beruht, auf unserer Phantasie und produktiven Einbildungskraft. Aber dann geht es eben dem Lebendigen am besten: wenn es sich göttliche Ursachen oder Ziele für sein Wohlbefinden ausdenkt.

LG von einem "Heilig-Nüchternen" ;-)

Ja, so gesehen hast Du natürlich Recht. Christlich leben kann man trotz alledem. Grüße Katakombe
Vor langer Zeit - Antworten
Abaelardus Re: - Hallo Katakombe, dein Name klingt sehr untergründig, urchristlich sozusagen. :-)
Selbst Nietzsche; der schärfste Kritiker des Christentums, meinte: "Durch die christliche Verfeinerung und Vergeistigung ist in Europa über Jahrhunderte eine Spannung des Geistes entstanden, mit der man zu den fernsten Zielen schießen kann." (So in etwa sinngemäß)
Bewahre dir doch, wie ich es getan habe, eine nicht konfessionelle sehr weite Religiosität; ein spirituelles Spürvermögen für unsere tieferen Seinsgründe; selbst wenn das alles nur auf UNS beruht, auf unserer Phantasie und produktiven Einbildungskraft. Aber dann geht es eben dem Lebendigen am besten: wenn es sich göttliche Ursachen oder Ziele für sein Wohlbefinden ausdenkt.

LG von einem "Heilig-Nüchternen" ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Hallo Abaelardus,
sehr berührendes Gedicht, auch wenn ich - nach 8 Jahren Klosterinternat - nicht mehr an Gebete und einen gütigen Gott (was immer das sein mag) glauben kann. Dafür habe ich zuviel Unchristlichkeit und Scheinheiligkeit erlebt.
Und ist es denn nicht so, dass gerade im Namen der Christlichkeit die scheußlichsten Verbrechen begangen und ganze Kulturen ausgelöscht wurden? Katakombe
Vor langer Zeit - Antworten
Abaelardus Re: Mein Gefühl ... - In Philosophie und Theologie nennt man das die "Theodizee": die Frage "Wie kann es einen Gott geben, wo doch gleichzeitig so viel Leid in der Welt ist?" - Das Leid ist also ein Teil von Gottes Plan, sonst kommen die Theologen aus der Nummer nicht raus. - Das Gebet, wenn man denn gelernt hat, es zu üben, ist eine Übung im Nicht-Leiden; eine Übung in liebevoller Du-Beziehung; nur dass das Du in utopischer Ferne den Wunderraum unserer Lebensmöglichkeiten begrenzt (wenn ich das mal poetisch ausdrücken darf). - Oder wie Rilke sagt: Gott ist der perfekte Geliebte, - weil von ihm keine Gegenliebe zu befürchten ist. - ;-)

LG Michael


Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Mein Gefühl ... - ... sagt mir, dass die Julia, der dieses Gedicht gewidmet ist, im Teenageralter ist? Jedenfalls könnte sie es sein, denn bei meiner Tochter habe ich in dieser Zeit gemerkt, dass nicht mehr alles, was in Religion auf dem Unterrichtsplan stand, kritiklos hingenommen sondern hinterfragt wurde, bis zu eben der Frage: Wo bist du, Gott, warum erhörst du nicht die GEbeter jener, die leiden?

Interessanter Text, Michael.

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
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