Ich habe viel im Haus zu tun. Gerade sortiere ich meine Bücher. Mein Blick fällt auf das kleine Fenster mitten in dem blaugestrichenen Zimmer. Einige kleine Schneeflocken fallen zur Erde. Ich gehe zum Fenster und öffne es einen Spalt weit. Der Duft von Schnee und der Frische des Abends liegt in meiner Nase. Ein dunkelrotes Auto fährt langsam an meinem Fenster vorbei. Es dämmert langsam. Ich höre ein paar lachende Kinderstimmen, die in der Dämmerung im pulvrigen Schnee herumlaufen. Durch das geöffnete Fenster fällt mir eine kalt, nasse Schneeflocke auf den Arm. Gleich löst sie sich in einen Wassertropfen auf und rinnt meinen dünnen Arm hinunter. Draussen ist es jetzt dunkel. Es leuchten nur noch die Laternen, die einen goldenen Schimmer auf den gefallenen Schnee zaubern und der Mond, der dem Schnee einen silbernen Glanz verleiht. Jetzt geht bei einem Haus das Licht an. Eine dunkle kleine Gestalt tritt aus der Tür. Der Schnee knirscht unter den Füssen der
Gestalt. Die Gestalt tritt unter eine Laterne. Ich erkenne unsere junge Nachbarin. Ihr dunkles Haar wird durch die leichte Brise in ihr wunderschönes Gesicht geweht. Die Schneeflocken wirbeln um die junge Frau. Langsam geht sie weiter. Es ist ein wundervoller Anblick. Ich höre aus dem Nachbarshaus leise Weihnachtsmusik. Der Schnee dampft alle anderen Geräusche. Mein Blick fällt auf einen älteren Mann, der am Strassenrand sitzt und nur einen dünnen Umhang trägt. An seinen Gesichtszügen erkennt man, dass ihm kalt sein muss. Nach einer Weile steht er auf und geht langsam die Strasse hinauf, wo er irgendwo in eine kleine Gasse abbiegt. Jetzt hört man eine dröhnendes Geräusch. Es unterbricht die ruhige Stimmung. Die Strasse kommt ein Schneeräumer hinauf. Er fährt an meinem Fenster vorbei. Das Geräusch wird leiser und verklingt nach einer Weile. Ich spüre die Kälte, die mich langsam
umgibt. Ich gehe zu meinem Schrank, wo ich einen flauschigen, dicken Pulli finde. Ich ziehe ich mir über und gehe wieder zum Fenster. Jetzt ist niemand mehr auf der Strasse. Man sieht nur noch die leuchtenden Lichter der Häuser und Strassenlaternen. Der Mond ist hinter einer dichten Wolke verschwunden. Immer noch der wirbelnde Schnee. Ich würde noch länger hier beim Fenster stehen und dem Schneefall zuschauen, aber ich muss meine Hausarbeit noch fertig machen.