Nach einem Streit mit ihrem Freund, lüftet Sie ein Geheimnis. Dieses hätte lieber eines bleiben sollen. So gerät die junge Frau in einen Kampf der schon lange wütet. Eine etwas andere Art von den momentanen Vampirgeschichten!
Das klappernde Geräusch der Eisenräder wurde langsamer und leiser. Eine unsichtbare Kraft, begleitet von einem widerlichen Quietschen versuchte sie nach vorne zu reißen. Mit der Hand hielt Rachel sich am Einstiegsgeländer fest, um sich dagegen zu wehren. “Liebe Fahrgäste, wir haben den Bahnhof von Göschwitz erreicht. Der Ausstieg befindet sich in Fahrtrichtung rechts. Wir wünschen allen aussteigenden Gästen noch einen angenehmen Tag.“, erklang eine Männerstimme blechern aus dem Lautsprechern. Rachel hatte wiedermal einen der begehrten Stehplätze ergattert. Nach acht Station an denen die Leute sich unachtsam ihren Weg mit dem Reisegebäck an ihr vorbei bahnten, was einer Runde Rugby nahe kam, war sie froh das Spielfeld ohne große Verletzungen verlassen zu dürfen. Um den Bahnhof zu entfliehen musste man sich durch eine alte Unterführung begeben, die sich unter den vier Gleisen durchzog. Die Neonröhren machten ihr flackerndes Lichterspiel zu den monotonen Summen was diese von sich gaben. Die Wände waren geschmückt von den Picassos der Jugend, mit ihren modischen englischen Ausdrücken für die schönste Sache der Welt. Die Höhlenmalerei zog sich durch den kompletten Tunnel hindurch. Was wohl die Archäologen in eintausend Jahren daraus schließen könnten, war ein lustiger Gedanke.
An der Treppe die den Ausgang kennzeichnete, warteten die Drahtesel, den es zunehmend schlechter ging, den einem fehlten schon der Sattel und das Vorderrad, immer noch vergebens auf die Rückkehr ihrer Besitzer. Oben angekommen sah Rachel schon wie die Straßenlampen ihren Dienst an fingen. Ihr orangefarbenes Licht versuchte gegen die Dämmerung an zu kämpfen. Sie beeilte sich um so schnell wie möglich bei ihrer Wohnung anzukommen, bevor die Dunkelheit die Oberhand gewann. Nach einen kurzen Marsch durch das kleine Industriegebiet, wo die Firmenlogos in allen Farben für sich warben, kam Rachel zu einem Pfad, der sie durch einen doch recht großen Park führte. Er schlängelte sich durch eine kleine Grünfläche mit Laubbäumen, die wie Tiere im Zoo, durch Pflasterstein eingezäunt waren. Eine kleine Brücke gab den Weg über die Saale frei, die sich durch den starken Regenfall in den letzten Tagen zu einen brausenden ohrenbetäubenden Fluss gewandelt hatte. Der Wind spielte durch die Blättervielfalt der Bäume ein Unheimliches Lied. Ihr kam es vor als ob hinter jeden Stamm, in der Dunkelheit, etwas lauern könnte. Die Gerüchte um irgendwelche Straftaten die begangen wurden, ragten sich um diesen Ort, wie der Efeu dicht um eine alte Eiche. Rachel sehnte sich nach den besser beleuchteten Straßen. Zum Glück führte ihre Route nur ein kleines Stück durch diese Anlage. Ein Paar Treppenstufen noch, dann konnte sie diesen angst einflößenden Park hinter sich lassen. Keine Menschenseele war unterwegs, alles war wie ausgestorben. Selbst die Wasservordänen schliefen schon. Bald darauf erreichte Rachel ihren Wohnblog. Dieser war schon recht alt und erinnerte sehr an ein Ghetto. Mehrere Häuser bildeten ein Quartrat, wie ein kleine Festung. Überall waren kleine Tore angebracht, meist waren sie aber nicht verschlossen. Nur eine Straße aus Betonplatten führte ohne Hindernisse in das Herz der kleine Siedlung. Die Fassade war in einem braun Ton gehalten. Balkons erstreckten sich in den Hof. Die weiße Farbe die einst den Fensterrahmen zierte blätterte nun zusehends ab. Sie wohnte gleich im ersten Stock. Rachel nahm den Schlüssel und schloss auf. Das klickende Geräusch des Schlosses bestätigte dies. Aus irgend einem Grund drehte sich die junge Frau noch einmal um, obwohl sie schon mit einem Fuß im Eingang stand. Ihr Blick richtete sich gen Himmel. Auf dem Dach des Gebäudes das gegen über lag, erkannte sie die Umrisse einer Gestalt. Ein Schrei durchbrach die Stille der Nacht. Der oder die, jedenfalls ging Rachel von einer Person aus, schien sich aus achtzehn Meter Höhe in die tiefe gestürzt zu haben, doch geschrien hatte sie. Wie auf Handzeichen drang nun aus den Fenstern der Wohnsiedlungen Licht. Dahinter erkannte man die Silhouetten der Schaulustigen, die sich wie zu einem Konzert um die besten Plätze stritten. Doch helfen oder fragen was passiert sei, tat niemand. Plötzlich spürte sie etwas auf ihrer Schulter. Panisch drehte sich Rachel um. „He was ist den los?“, fragte eine ihre Mitbewohnerin sie, die zu Eingangstür herunter gekommen war. „Sarah du bist es! Da drüben hat sich jemand vom Dach gestürzt!“, stammelte Rachel. „Bist du dir da sicher?“, fragte diese und musterte das kreide weiße Gesicht mit den Hilfe suchenden Augen. „ Auf jeden Fall hab ich dort oben jemanden gesehen und auf einmal war er weg!“. Sie musste Gewissheit haben. Wortlos, ohne ein Anzeichen von einem Rückzieher, machte sich Rachel in einem hastigen Gang auf den Weg zum Unglücksort. Sie passierte eines der kleinen Tore, um auf die andere Seite des Gebäudes zu gelangen. Dort müsste ihrer Meinung nach das Opfer liegen. Sie überlegte kurz ob Opfer die passende Bezeichnung dafür war, den wer sich selbst von einem Haus in die Tiefe stürzt ist alles andere als das. Was für ein grausiges Bild würde sich nun zeigen? Rachel rannte fast schon als sie um die Ecke bog, doch was sie da sah, hatte die Frau nicht erwartet.
Nur die nackten grauen Pflastersteine des Bürgersteigs boten sich ihren Anblick, sonst nichts! Das konnte nicht wahr sein, irgendwo musste ein Anzeichen von dem Aufprall sein. Ihre Augen suchten in dem spärlichem Licht die ganze Umgebung ab. Kein Blut oder irgendwelche Abdrücke auf den kleine Grünstreifen, der sich zwischen der Hausfassade und dem Gehweg befand. Einfach nichts. Doch sie war sich ganz sicher das sie da oben auf dem Dach eine Person gesehen hatte. Ihre beiden Mitbewohnerinnen hatten sie mittlerweile eingeholt. „Ich glaube du hast dich da etwas geirrt. Das kann doch mal vorkommen. Wie oft spielen uns die Augen einen Streich! Weißt du noch als...“, „NEIN“, unterbrach Rachel die Worte von Bianca. „Ich bin mir ganz sicher!“, fügte sie zornig an. „Komm lass gut sein, du siehst doch, hier ist nichts. Vielleicht war es nur ein Vogel!“, versuchte Sarah die verwirrte Frau zu beruhigen. Nach ein paar Minuten gab sie schließlich nach. Die anderen beiden mussten recht haben, sonst wäre etwas zu sehen. Das Publikum an dem Fenstern war unterdessen von ihren Rängen abgezogen. Die drei begaben sich zur Wohnung zurück.
Zur linken Hand war gleich die Küche. Sie war recht klein aber für die drei Frauen der WG völlig ausreichend. Alles was gebraucht wurde fand darin Platz, selbst ein Brotbackautomat war vorhanden. Rachel betrat ihr kleines Reich, was einer Kammer mehr ähnelte als einen Wohnraum. Eigentlich war sie von der Fahrt Müde und erschöpft und ihr Körper wollte den ersehnten Schlaf aber die Geschehnisse ließen es nicht zu. Rachel hoffte das ihr Freund sie versucht hatte anzurufen und ihr das entgangen sei. Ein Blick auf das leere Display des Handy bewies ihr aber das ernüchternde Gegenteil. Er war garantiert noch sauer auf sie. So hatten sich die beiden noch nie in die Haare bekommen. Doch den Grund dieses Streits konnte man nur belächeln. Die Ironie des Schicksals war schon erschreckend, so als ob ihr Freund einen Pakt mit diesen geschlossen hätte, um ihr zu beweisen das manche Sachen einfach belanglos waren, um das Leben zu bestreiten.
Sie musste sich noch fertig machen. Jan hasste es. Nichts wollte sie den Zufall überlassen und alles musste perfekt sein. Das wollte einfach nicht in seinen Kopf. Klar man muss ja nicht um herlaufen als wäre man gerade aus dem Bett gekommen aber dieses "Das passt nicht zu meiner Hose, darin sehe ich so dick aus, meine Haare liegen nicht richtig", konnte er nicht verstehen. Jeder machte ihr Komplimente, egal wann, egal wo. Sie war wirklich eine hübsche Frau. Einfach alles passte zusammen. Ihre langen Haare mit den blonden Strähnen die immer Top gestylt waren,
schmiegten sich zart um das wunderschöne Gesicht mit den strahlenden blauen Augen. Nach circa einer viertel Stunde kam Sie dann endlich. Jan versuchte sich zurück zuhalten ein Kommentar abzugeben, stattdessen machte er ihr ein Kompliment wie toll sie aussehen würde in dem Top was sie trug. "Ich weiß nicht irgendwie sehe ich darin dick aus oder?", fragte sie. Er wusste, das egal welch Antwort er gab, nur hinten runter fallen könnte. So überzeugend wie irgend möglich sagte er das sie bezaubernd aussah, was ihm nicht schwer fiel, denn es war ja die Wahrheit. "Das sagst du doch jetzt nur das du deine Ruhe hast!", sagte sie darauf und versuchte sein Blick zu deuten. "Nein du siehst wirklich ...", versuchte Jan ihr zu entgegnen, doch in diesem Moment kam ihre Mutter aus der Tür. Er wusste dass das nicht gut ausgehen würde. Bevor er noch ein Wort raus bringen konnte, um weitere Diskussion zu vermeiden, war es auch schon zu spät. "Mutti kann ich so gehen?", fragte Rachel. Die Antwort auf die Frage war Jan klar. "Du hast so schöne neue Sachen in deinem Schrank hängen, ich sag nichts mehr dazu! Warum ziehst du die den nicht mal an! Immer die selben Sachen!...", erwiderte ihre Mutter. Und die Diskussion um Anziehsachen ging wieder von neuen los. Jan Geduldsfaden war nach dem gewarte wirklich stark strapaziert und kurz vor dem reißen, wie eine Seil was an einem Stein rieb und sich seinem Ende näherte.
Eine Stunde später fuhren die beiden dann erst los. Das war der Grund warum sie den ersten Zug verpasst hatte. Wäre Rachel pünktlich losgefahren hätte der Abend anders verlaufen können.
Der Gedanke an diese Gestalt, die sie mit Sicherheit auf den Dach gesehen hatte lies sie nicht mehr los. Vielleicht war es wirklich nur ein Vogel, ansonsten wäre etwas zu sehen gewesen. Das Spiel vom hin und her wälzen zog sich bis spät in die Nacht.
Fortsetzung erschien am 22.06.2011 unter dem Titel:
Geburtstag mit Überraschung Kapitel 2
"Eingeholt von der Vergangenheit"