Kurzgeschichten zum Charakter Xeron, welcher einen Rollenspiel-Charakter in dem Online-Rollenspiel "Star Wars: The old republic" auftritt. Der Charakter wird vom Autor gespielt. Die Ausschnitte unterliegen keiner logischen Reihenfolge. Sie stellen kurze Geschichten über den Charakter dar.
Wenige Minuten. Dann würde er kommen.
Xerons Atem hauchte an der Innenseite eines Helmes an. Er ging gleichmäßig und ruhig. Konzentriert überprüfte er erneut die Anzeigen seines Kontrollcomputers, welches sich am Armgelenk befand. Hitzeentwicklung: stabil. Druckaufbau: stabil. Seine Ausrüstung war bereit. Und er auch.Dann hörte Xeron Schritte. Sie gingen durch den Gang und das Echo gab den Hall wieder. Er wusste, dass er noch einige Sekunden warten musste.Drei, zwei,…eins. Jetzt.Drei Personen kamen aus dem Gang. Einen Moment lang war Xeron geschockt. Seine Planungen wussten nichts von einer dritten Person. Sei‘s drum, er war zu weit gekommen.Linie überquert, vier, drei, zwei, eins.Dann trat er aus dem Schatten. Er hatte alles perfekt geplant. Die Kameras, welche sich in diesem Bereich installiert waren, hatten einen toten Winkel. Er hatte diesen ausgerechnet und stand jetzt mit der Familie exakt im toten Winkel. Eigentlich hätte er lieber ein Scharfschützengewehr bevorzugt und das alles aus sicherer Entfernung erledigt. Aber der Schmuggler wusste, warum er sich nichts ins Freie begab. Und er wusste, warum Kameras nötig waren. Doch zu Xerons Glück, waren offenbar keine Experten angefordert worden.„Wer sind Sie…was wollen Sie von mir? Bitte…lassen Sie uns verhandeln.“, sprach der Mann verängstigt. Er hatte sofort seine Familie an sich gedrückt, seine Frau und Tochter an sich herangezogen. Dennoch war er auf diesen Tag vorbereitet, denn immerhin versuchte er erst gar nicht, weg zu laufen. Er wusste, dass er eines Tages erwischt werden wird. Heute war dieser Tag.Xeron aktivierte einen Knopf auf seiner Bedienungssteuerung am Armgelenk. Um die Familie und den Kopfgeldjäger spannte sich ein Lasernetz, welches er zuvor auf dem Boden vorbereitet hatte. Er wusste, dass sich Panik entwickeln würde, sobald er den Schmuggler töten würde. Damit sie aber nicht den toten Winkel der Kameras verließen, musste er das Lasernetz nutzen. Erstaunliche Ironie... dieser Schauplatz ähnelt einem Ringkampf auf Rattatak. Umgeben von Laserlinien, jede Flucht unmöglich. Zwei Parteien standen sich gegenüber. Möge der bessere gewinnen.Xeron hob seinen Blaster an und schoss ohne zu zögern dem Schmuggler in den Kopf. Seine Frau schrie auf, das Kind begann zu weinen und die Luft wurde mit dem Duft von verbranntem Fleisch geschwängert. Nun musste es schnell gehen, immerhin dürfte es nach dem Lärm nicht lange dauern, ehe die angeheuerten Söldner des Schmugglers auftauchten. Er zielte erneut, diesmal auf die Frau. Ein weiterer Laserschuss ertönte und das Schreien verstummte, während die Twilek sackend auf den Boden aufschlug. Nun war nur noch das leise Schluchzen des Kindes zu hören, dass weinend um seine toten Eltern trauerte. Es ist vermutlich ohnehin zu jung, vielleicht fünf Jahre alt, um zu verstehen, was sich hier abspielte. Aber musste ich das Kind töten? Es stand nichts im Auftrag von einem Kind. Aber das Kind hat mich gesehen. Es am Leben zu lassen, widerspricht meinen Prinzipien.Xeron stand nach wie vor schweigend vor dem Kind. All das hatte sich in weniger als einer Minute abgespielt, doch es erschien ihm wie eine Ewigkeit. Keine Zeugen. Das ist das vierte Prinzip. Aber ein Kind?Xeron hob den Blaster erneut an und wieder ertönt das vertraute Zischen des Laserbolzen, der die Pistole verließ. Das Kind ging weit leiser zu Boden, als ihre Eltern. Vermutlich lag es an dem Teddybär, welches das Kind im Arm lag und den langen, gelockten Haaren des Mädchens, dass der Aufprall leiser war. Keine Zeugen. Das vierte Prinzip.Es war schwarz, klein aber dick. Das schwarze Notizbuch lag vor ihm auf dem Tisch. Er betrachtete es schweigend, während er sich an die Wand seines Zimmers lehnte.
Die fünf Prinzipien des Überlebens. Die Gesetze meines Meisters. Meine Gesetze.
Er stieß sich von der Wand ab und ging mit langsamen Schritten auf den Tisch zu. Er griff nach dem schwarzen Buch und strich bedächtig über den Umschlag. Feinste Rancorhaut. Er schlug es auf und überflog die Zeilen.
Eine ruhige, sanfte Schrift. Geschwungene Lettern, ein sauberes Basic.
Es war selten, dass es noch solche Artefakte hab. Heute schrieb man nicht mehr. Man ließ schreiben. Digital. Aber Xerons Meister hatte ihm dieses Buch vermacht. Und ihn erstaunte es immer wieder.
Xeron blätterte weiter, bis er an die Stelle gelangte, nach der er suchte.
„Die fünf Prinzipien des Überlebens…“, murmelte er leise vor sich hin.
„Das erste Prinzip: Der Anschein ist dein Mantel der Verhüllung.“ – wie wahr diese Worte doch waren. Wie oft bin ich mit dieser Art zu leben dem Tod entronnen?
„Du hast keine Freunde, Familie oder Kontakte. Nur potentielle Auftraggeber, potentielle Opfer und Informanten um dich herum. Sie dienen lediglich deinem Ziel, dem Auftrag. Alles was du tust, sagst und wie du lebst, dient nur dem Zweck, den Anschein der Normalität aufrecht zu erhalten.“, wisperte er nun.
Xeron dachte darüber nach. Über das erste Prinzip des Überlebens. Es beschäftigte ihn häufiger und es waren immer wieder die gleichen Fragen, die er sich stellte.
Wie es ist, Familie zu haben? Wie es sich anfühlt, zu lieben? Wie sich Freundschaft anfühlt.
Ich verstehe das alles ohnehin nicht. Ich kann es gar nicht, ich kann nur den Anschein erwecken, es zu können.
Er klappte das Buch zu und blickte es gedankenverloren an. Dann legte er es auf den Tisch. Doch der Rattataki dachte weiter nach. Er braucht das Buch nicht mehr, er kannte längst alles, was darin stand. Er hatte es längst verinnerlicht.
„Das zweite Prinzip: Die Vorbereitung ist deine Lebensversicherung.“.
Xeron kannte den besonderen Wert dieses Prinzips. Und er hatte es nie anders gelernt, es war für ihn nie eine Schwierigkeit gewesen, sich daran zu halten.
Ich halte mich daran. Immer. Ich erinnere mich an keinen Auftrag, an dem ich nicht lange und gute Vorbereitungen getroffen habe. Wie könnte ich auch anders.
Immer steht es in direkter Verbindung mit dem Dritten. „Kein Auftrag ist es wert, dafür zu sterben – tot nützt du niemanden, am wenigsten dir selbst.“.
„Tot nützt du niemanden, am wenigsten dir selbst…“, flüsterte er dann leise vor sich hin.
Wie viel nutze ich mir denn tatsächlich?
Xeron verwarf den Gedanken. Er wollte nicht darüber nachdenken. Er fragte sich häufig, wie sein Leben verlief. Doch dennoch gefiel es ihm. Er war ein Rattataki. Ein Krieger, ein Kämpfer. Er braucht die Regelmäßigkeit des Kampfes, des Jagens und auch des Tötens. Das war es, was ein Rattataki ausmachte.
Wieder schlug er das Buch auf. Das vierte Prinzip las er immer wieder, obgleich er es vollkommen auswendig kannte. „Keine Zeugen.“, stand in den schwarzen geschwungenen Lettern auf dem merkwürdigen Material.
Er las es immer wieder, weil es ihn erstaunte, wie kurz das Prinzip war. Und dennoch, wie viel es aussagte. Sein Meister hatte zu fast allem seiner Zitate und Prinzipien eine Erklärung oder zumindest eine Notiz hinterlassen. Nur hier nicht. Hier war ein einziger Satz. Mehr nicht. „Keine Zeugen.“.
Vielleicht hatte er gewusst, dass dieses Prinzip manchmal Fragen oder Zweifel aufwerfen könnte. Aber warum hatte er es dann nicht eindeutig formulier? Warum nicht erklärt?
Xeron hob den Kopf und starte den Blaster an, der in dem offenen Waffenschrank lag.
„Es ist eindeutig. Es sind keine Zweifel oder Undeutlichkeiten möglich. Keine Zeugen bedeutet keine Zeugen.“. Xeron stammelte diese Worte ehrfürchtig.
Wieder erkannte er, wie perfekt sein Meister in diesem Beruf war. Wie exakt er wusste, dass Xeron alles richtig verstehen würde.
Doch das fünfte Prinzip war das heiligste. Zumindest für Xeron.
„Deine Loyalität gehört dem Auftraggeber, doch nur für die Dauer des Auftrags. Du bist nicht bestechlich, deine Treue verbleibt, egal wie hoch der Preis ist. Doch ist der Auftrag vorüber, so bist du wieder frei. Du gehörst niemand. Neutralität ist deine Lebenseinstellung.“
„So ist es…“, flüsterte Xeron. „Ich gehöre niemand.“
Ihre Finger strichen über seine weiße Haut. Sie wanderten von seinem Unterarm hoch bis zu seinem Hals, wo sie über seine alten Narben glitten. Xeron stand regungslos da. Seine dunklen Augen musterten sie und ihr Tun.
Warum tut sie das? Ist das nun ein Zeichen? Ihre Finger sind kalt. Mir missfällt diese Berührung.
Nun lächelte sie ihn an. Sie schien zu warten. Etwas zu erwarten. Xeron knurrte innerlich auf. Dieser Versuch war lächerlich und unsinnig. Wie konnte er auch nur einen Moment lang gedacht haben, dass er die Notizen seines Meisters richtig anwenden könne. Zumal dies sein erster Versuch war.
Nun näherte sie sich seinem Mund, ihre Hand legte sich in seinen Nacken. Sinnlich, verträumte Augen musterten sein vernarbtes, weißes Gesicht.
Ich kann das nicht. Ich kann die Anweisungen nicht umsetzen. Verzeih, mein Meister.
Dann packte Xeron die Frau hart am Haar, riss sie herum und blickte sie ernst an. Sein Blaster ruhte sogleich an ihrer Schläfe und er sprach eindringlich auf sie ein, fragte nach dem, was er wissen musste.
Sie schrie auf. Ihr Gesicht verzog sich vor Schmerz, als sie spürte, wie eine Spritze kühle, grünliche Flüssigkeit in ihren Hals schoss. Sie verlor das Bewusstsein und sagte zu Boden.
Xeron blickte auf sie herab und lächelte nun leicht.
Nun weiß ich was zu tun habe. Nun, kenne ich mich wieder aus.
Xeron warf sich die Frau über die Schulter und verließ das Zimmer, hinaus in die dunkle Nacht von Coruscant.
Einige Stunden zuvor.
Das schwarze kleine Buch. Wieder einmal griff Xeron danach und suchte nach dem Kapitel, die er bis heute als ein Rätsel empfand, obgleich er dieses Buch schon viele Jahre besaß. Er blätterte durch die Notizen und entdeckte den Anfang des Kapitels: Verführung, die ruhige Art Informationen zu beschaffen.
Wie oft habe ich mir das schon durch gelesen. Aber ich verstehe es einfach nicht. Ich kann das nicht verstehen.
Xeron tippte nachdenklich auf den Tisch, auf dem das Buch lag. Das Kapitel, das er las, beschrieb das Vorgehen, wenn man Informanten ohne Gewalt aushorchen konnte. Es beschrieb Worte wie Charme, Zärtlichkeit und Sexualität. Aber der junge Rattataki kannte diese Worte nicht. Und er konnte die Erklärungen nicht nachvollziehen.
„…und dann nimmt man die Frau in seine Arme und blickt ihr tief in die Augen. Dieser Vorgang vermittelt Vertrautheit und Zärtlichkeit. Nutze ihn, um das Vertrauen deiner Informantin zu nutzen.“, las Xeron leise vor sich her.
Wie schaut man jemanden tief in die Augen? So etwas strahlt doch Bedrohlichkeit aus. Wie konnte das Vertrauen erwecken.
Er klappte das Buch zu und entschied sich dazu, es auszuprobieren. Er hatte derzeit einen Auftrag vorliegen, bei dem er gerade die Planungen durchführte. Doch fehlte ihm eine wichtige Information. Die Keycard.
Die Keycard war der Schlüssel zu einem Raum, in dem sein Ziel gefangen gehalten wurde. Die Zielperson wurde von den Entführern als Druckmittel gegen den Auftraggeber festgehalten. Außerdem stellte sie eine maßgebliche Bedrohung für ihn dar. Er wusste zu viel. So hatte Xeron den Auftrag erhalten, das Ziel zu eleminieren.
Aber die Keycard besaß nur eine Person. Allerdings wusste Xeron trotz ausführlicher Recherchen und Spionage nicht, welche der sieben Wächter des Raumes, die Keycard besaß. Bis er von einer zuverlässigen Quelle die Information erfuhr, dass eine junge Frau namens Bryn Tramor wusste, wer die Keycard hatte. Sie hatte die Zielperson ärztlich untersucht und hatte somit direkten Kontakt zum Besitzer des Schlüssels, denn nur er konnte sie dorthin gebracht haben.
Also hatte Xeron entschieden, dass er diese Frau vernehmen musste, bis er herausfand, was er benötigte, um seine Vorbereitungen abzuschließen. An dieser Frau, versuchte der junge Rattataki die Notizen zur der Strategie seines seines Meisters umzusetzen. Die Strategie der Verführung.
Die Menge grölte und jubelte. Die Massen waren in Aufregung versetzt. Niemand saß mehr auf seinem Platz, niemand schwieg. Sie schrien seinen Namen: Xeron. Immer und immer wieder, im Takt. Doch im Grunde, so wusste er genau, wollten sie nur sehen, wie lange er es gegen Tr’ash aushalten würde. Im Grunde warteten sie nur den Moment ab, in dem sie sein Rückgrat brechen hören würden; in dem er zu Boden ging, mit glasigen Augen. Sie würden toben, schreien und jubeln – wohlwissend, dass sie ihre Wette doch nicht verloren hatten. Sie waren überzeugt: niemand besiegte Tr’ash.
Der junge Rattataki sah sich um. Er konnte zwischen den kleinen Lichtschlitzen seines Helms kaum etwas erkennen, doch es reichte aus, um zu sehen, wie aufgebracht die Menge war. Er stand ein wenig verängstigt in der großen Arena. Es war der erste Kampf Xerons und niemand hatte erwartet, dass er soweit kommen würde. Er hatte alle seine Mitstreiter besiegt. Nun hatte der Veranstalter eine neue Geldquelle entdeckt, als er auf die Idee kam, dem Jungen den brutalsten Krieger Rattataks gegenüber zu stellen. Er wusste, die Zuschauer würden neue Wetten setzen und er würde an jeder Wette mitverdienen.
Xeron hingegen starrte nun nur noch auf das schwarze Tor vor ihm. Er wusste, in wenigen Minuten würde ein brutaler und erfahrener Krieger aus dem Schatten treten. Er kannte die Arenen und die Gladiatorenkämpfe nur zu gut. Kannte, die Regeln, die Gefährlichkeit, die Härte. Seit er klein war, hatte sein Vater ihn zu den Gladiatorenkämpfen mitgenommen.
Auf Rattatak waren die Kämpfe alles. Sie waren das einzigste, was Händler, Reisende und Krieger bewog, auf Rattatak zu landen. Es war ein unwirtlicher Planet. Heiß, staubig und stürmisch. Hier gab es nichts, was sehenswert war. Kaum Ressourcen. Hier gab es nur Gewalt. Das war aber der Grund, warum Rattatak attraktiv für Soldaten und Gladiatoren wurde. Die Menschen kamen hier her, um die Kämpfe zu sehen. Und sie brachten Entwicklung mit sich. Nur dadurch konnte Rattatak seinen primitiven Lebensstandard beseitigen und mit dem Rest der Galaxis in technologischer Hinsicht gleichziehen. Und das in nur wenigen Jahrhunderten.
Die Bewohner hingegen entwickelten sich kaum weiter. Sie blieben ein kriegerisches Volk. Und die einzelnen Stämme bekämpften sich auch weiterhin. Auch wenn es nur noch wenige Rattatak gab, nachdem der Rat der Sith sie im Zuge einer Racheaktion fast vollständig ausgelöscht hatte. Aber all das ist lange her.
Und auf diesem Planeten wurde auch der Rattataki Xeron geboren. Aus ärmlichen Verhältnissen, als kleines Kind Vollwaise geworden, was auf dem Krieg der Stämme beruht. Es war nicht unüblich, dass ein Kind der Rattataki früh zur Vollwaise wird. So war eben der Lauf der Dinge auf Rattatak.
Doch Xeron war ein mutiger und starker Krieger geworden. Er wurde in jungen Jahren von seinem Sklavenhändler auf die Arena, auf den Kampf, hin vorbereitet. So war Xeron bereit zu kämpfen. Immerhin hatte er darauf sein ganzes, kurzes Leben hin arbeiten müssen. Und nur deshalb stand er heute, im Alter von fünfzehn Jahren in dieser Arena. Nur deshalb war er soweit gekommen. Sein Sklavenhändler mag ein garstiger, wirscher Mensch sein und Xeron litt unter ihm wie alle anderen Sklaven auch, doch die Kampfübungen waren sinnvoll und effektiv gewesen. Xeron begann früh, sie zu schätzen. Immerhin lag es in der Natur der Rattataki, zu kämpfen.
Ich bin ein Rattataki. Ein Krieger, ein Kämpfer, ein Sieger…ich gehe nicht zu Boden. Ich kämpfe, bis ich sterbe…Ich kenne dich, Tr’ash. Ich kenne deine Stärken, Schwächen und Strategien. Ich bin bereit für dich.
Da öffnete sich das Tor. Tr’ash trat aus dem Dunklen hervor und brüllte laut auf, sich wild auf die Brust klopfend. Der Barabel blickte um sich, die Zuschauer jubelten auf. Auf einmal verstummte das bisherige „Xeron!“ und wurde zu einem viel lauterem „Tr‘ash!“.
Doch Xeron musterte lediglich den Barabel, durch die Schlitzen des Helmes. Selbst das unaufhörliche, taktische Trommeln der Anfeuernden konnte ihn nicht ablenken.
Heute gehörst du mir…nur wir beide in diesem Ring…ein Kampf, zwischen Leben und Tod. Mein Vater hat so oft von dir erzählt und sagte mir, dass er so gerne sehen würde, wie ICH dich besiege.
Dabei sein wird er nicht. Aber ich werde ihm dennoch seinen Wunsch erfüllen. Für dich, Vater.
Der Barabel musterte Xeron. Er begann zu lachen. Er konnte nicht glauben, dass dieser Jüngling sein Gegner sein sollte. Aber er merkte, dass der Mob begeistert war. Das war seine Aufgabe. Den Mob begeistern, dafür wurde er bezahlt.
Also zog Tr‘ash seine Messer. Der Favorit verzichtete auf jede Art von Technik oder modernen Waffen. All seine Kämpfe bestritt der Barabel ausschließlich mit seinen kleinen Dolchen. Und er schien zu gewinnen. Aber sonderlich verwunderlich war dies nicht. Mit den scharfen Klingen floß Blut, was den Mob in Aufruhr brachte, fast schon in Rage. Außerdem konnte sich der Gladiator das leisten, denn seine schuppenartige Haut ließ nicht einmal Vibroklingen durch. Und Fernkampfwaffen, waren nicht erlaubt. Die Kämpfe dieses Ringes, sollten Nahkampf darstellen. Dies war showintensiver und damit eine Grundregel für den Erfolg des Veranstalters, geschweige denn für dessen Creditkonto.
Xeron zeigte sich bereit, in dem er aus der rechten Armschiene seines selbst gebauten Anzuges, ebenfalls eine Klingen schnellen ließ. Der Sklavenhändler hatte ihm Freiheit in der Waffenwahl zugesprochen und so machte sich Xeron des Nachts an seinem Anzug zuschaffen, den er aus Schrotteilen zusammen bastelte.
Der junge Rattataki hatte sich auf eine Bemerkung seines Vaters hin für einfache Klingen entschieden. Sein Vater erwähnte in einem früheren Kampf, dass es eine furchtbar dumme Idee sei, mit Vibroklingen und derlei auf einen Barabel los zu gehen. Zumal die meisten Gladiatoren sich nicht die Zeit genommen hatten, den Favoriten zu analysieren.
Xeron aber hatte sich vorbereitet. Er wusste, was er zu tun hatte.
Tr‘ash trat langsam auf den Jüngling zu. Er grinste breit, während er den jungen Rattataki musterte. In Xeron hingegen begann sich währenddessen, Adrenalin freizusetzen. Sein Atem wurde schneller und pochte gegen das Innere seines Helmes. Dann begann er zu laufen und beschleunigte. Immer schneller rannte er auf den Barabel zu. Dieser schien unbeeindruckt von dessen Tun und behielt sein Tempo bei. Kurz vor dem beliebten Gladiator sprang Xeron in die Luft und versuchte, mit der Klinge voran, die Brust seines Gegners zu treffen. Dieser aber schlug in leichtfertig zur Seite. Xeron krachte in den Sand und keuchte auf, doch er grinste. Der Barabel konnte dies dank des Helmes nicht sehen. Dann aber stand er auf und startete einen zweiten Versuch. Diesmal sprang er nicht, sondern duckte sich im letzten Moment und versuchte einen Vorstoß von unten her in die Magengegend durchzusetzen. Wieder war der Gladiator vorbereitet und setzte eine seiner Klingen gegen die Waffe des Jünglings. Die andere hingegen schoss von oben herab und drohte den Rücken des jungen Rattaki aufzureißen. Doch dieser rollte sich zur Seite weg und kniete im Sand, während er den Barabel von unten musterte. Erneut begleitete ein breites Grinsen das Gesicht des jungen Kriegers.
Diesmal aber begann sein Gegner auf ihn zu zu rennen und sprang ihn mit den zwei Klingen voraus entgegen. Der Rattataki hingegen wich erneut zur Seite weg und verweilte wieder im Sand. Der Barabel erhob sich aus dem Sand und sein reptilienartiges Gesicht zeigte Erstaunen. Vermutlich hatte er nicht mit der Wendigkeit des Jungen gerechnet.
Den Moment der Stille und Regungslosigkeit des Gegeners, nutze Xeron und sprang auf Tr‘ash zu. Er packte diesen mit der linken Hand am Schulterblatt, während er versuchte, die Klinge an der rechten hand in die Brust des Barabels zu rammen. Dieser hob schnell seine Klingen und klemmte damit die Klinge des Rattataki fest.
Der Favorit grinste nun wieder und erhob seine Stimme. „Hast du geglaubt, mich wirklich besiegen zu können? Du bist nur hier, weil die Zuschauer dein Blut sehen wollen. Schon allein dein Versuch ist erbärmlich. Niemand besiegt mich, Rattataki! Niemand“, zischte Tr‘ash, während er jedes „S“ langgezogen und schlangenartig aussprach.
„Ich habe mir gedacht, dass du so töricht sein würdest. Dein Fehler war, dass du aufgehört hast, zu kämpfen. Du tötest nur. Damit hast du es verlernt. Deine Instinkte haben nachgelassen, du hast seit langer Zeit keinen wahren Gegner mehr, der dich fordern konnte, nicht wahr?“
„Mein Fehler? Glaubst du etwas, du seiest ein wahrer Gegner?“, fragte der Barabel mit höhnisch und spottenender Stimme zugleich.
„Ich bin kein wahrer Gegner. Denn das würde bedeuten, dass wir auf gleicher Augenhöhe sind. Das sind wir nicht. Denn du, Barabel, findest heute hier deinen Tod.“, flüsterte der Rattataki.
Und mit diesen Worten zuckte aus der linken Armschiene Xerons, welche immer noch auf der Schulter des Gladiators ruhte, eine zweite Klinge und stieß in den Hals des Reptils. Sogleich sprudelte Blut hervor und der Barabel ging zu Boden, während er sich verzweifelt an den Hals griff. Nur wenige Sekunden später, lang der bejubelte Gladiator in seinem eigenem schwarzen Blut und regte sich nicht mehr.
In der Arena war es still geworden. Die Arena war groß und die meisten hatten nicht sehen können, was passiert war. Doch dass der Barabel tot am Boden lag, war ein eindeutiges Zeichen. Niemand jubelte mehr, niemand stampfte mehr auf den Stein der Zuschauerbänke.
Xeron hatte gewusst, dass es eine schuppenfreie Linie am Hals jedes Barabels gab. Diese war deshalb nicht vorhanden, damit diese reptilienartigen Wesen ihren Kopf bewegen konnten, was mit Schuppen nicht möglich gewesen wären. Dafür waren diese zu hart.
Diesen Tipp gab ihn bei einen der früheren Kämpfe sein Vater. Er erwähnte dies zwar nur beiläufig, doch Xeron hatte es nie wieder vergessen.
Das ist mein Tribut an dich, Vater.