%u201CBuch des Lebens%u201C in dem die Erfahrungen die Kapitel sind und im Stichwortverzeichnis stehen Menschen, für die Kapitel, die man selber noch nicht geschrieben hat.
Beim Thema Lebenserfahrung ist es doch so, dass reife, in die Jahre gekommene, ja alte Menschen viel mehr an Lebenserfahrung haben als junge Menschen. Alte Menschen leben schließlich schon länger und haben verschiedene Situationen schon viel öfter erlebt. Hat man Probleme –ich will hier von zwischenmenschlichen, gefühlstechnischen Problemen sprechen– hat man Probleme, die neu für einen sind, ist oftmals Papa, Mama oder Oma und Opa der erste Weg um sich Rat zu holen. Bei Ihnen bekommt man dann einen neuen Weg um das Problem zu lösen ..., oder auch nicht!
Hier will ich nun einhaken “oder auch nicht“!!! Was ist, wenn, Mama, Papa, Oma, Opa, diese Lebenssituationen, noch nicht erlebt haben? Haben sie dann die Erfahrung schon gemacht? Nein, somit fehlt ihnen der Teil an Lebenserfahrung! Bekommt man nun EINE Lösung aus dem Personenkreis, ist dies nur der Weg ins Ungewisse, den sie selbst gehen würden. Ob dies dann die Lösung des Problems ist, ist also noch ungewiss. Außerdem ist man nicht gleich ein geeigneter Gesprächspartner um solche Dinge zu lösen, nur weil man länger gelebt hat. Dadurch entstehen meist neue Probleme. Allein wenn einem nur EIN Lösungsvorschlag gegeben wird, ist dies in den meisten Fällen schon ein neues Problem. Wenn man eine Hilfe sein will, sollte man mindestens zwei Wege demjenigen mit an die Hand geben. Jeder ist anders und somit auch anders in der Vorgehensweise um Probleme in den Griff zu bekommen. Würde man eine Lösung mit auf den Weg bekommen die nicht seiner Art entspricht, stehen die Chancen nicht sonderlich gut ein akzeptables Ergebnis zu bekommen. Vielleicht geht dieser jenes Problem auch gar nicht erst an, weil er sich auf diesem Wege fremd und verloren vorkommt.
Lebenserfahrung ist also nicht abhängig vom Alter!!
Man kann 90 Jahre alt sein und in einem Dorf mit drei Häusern auf die Welt gekommen sein, in dem man letztendlich auch das Zeitliche segnet, Tag ein Tag aus immer der gleiche Trott wie auch immer die gleichen Leute. Man kann aber auch mit 20 Jahren die Welt schon gesehen haben und die unterschiedlichsten Leute kennengelernt haben. Wenn wir mal annehmen ein 20 jähriger hat die gleichen Schicksalsschläge einstecken müssen wie ein 90 jähriger, dann ist der 20 jährige dem 90 Jährigem wieder einen voraus. Er ist erst 20 und hatte kein knappes Jahrhundert um sich von den Tiefschlägen zu erholen. Womöglich hatte der junge Mensch nicht mal die Zeit sich von einem eintretenden Schicksal wieder zu fangen, da stand das nächste schon vor der Tür.
Welche Biografie ist wohl die reizvollere, die vom 90 jährigen aus dem Dorf mit drei Häusern, oder etwa die des 20 jährigen der die Welt gesehen hat? Lebenserfahrung sehe ich als, im Leben viele verschiedene Erfahrungen gemacht zu haben und nicht nur, die Erfahrung gemacht zu haben, lange zu leben. Auch sehe ich es so, dass einen die Neugier heimgesucht haben muss, um Erfahrungen zu erleben. Wer Angst vor Fehlern hat, wird sicherlich auch Abstand von Situationen nehmen, in denen er welche machen kann. Meine Einstellung gegenüber Sprichwörtern ist zum Großteil so, dass ich Sie meide, allerdings in diesem Fall gibt es eines, was auch in der Pädagogik Einzug gehalten hat, “aus Fehlern lernt man“.
Pädagogen nennen dieses Lernprinzip: “Versuch und Irrtum“. Eine nützliche Hilfe kann man im Regelfall nur von denjenigen Personen erwarten, die ein solches Problem oder so eine Lebenssituation schon mal hatten. Sie waren nämlich schon mal auf der Suche nach einer Lösungsstrategie. Wichtiger jedoch Sie waren Betroffene und gefühlsmäßig in diese Sache involviert. Auch wer keine Scheu hat neue, extreme, skurrile, einfach “andere“ Leute kennenzulernen und sich für deren Lebensgeschichte interessiert ist ein potenzieller Multiplikator, wenn es um Lösungsstrategien geht. Weniger hilfreich sehe ich daher die “belesene“ Fraktion, die Ihr Wissen aus Büchern anwenden, um Ratschläge zu geben. Grund dafür ist, man sieht dem Buch nicht an, wenn es beim „erzählen“ verschiedene Gefühlsebenen durchlebt. Anders aber ist es, wenn man sich davon erzählen lässt. Angst, Trauer, Freude, usw. ist ständiger Begleiter des Erzählenden, man hört, sieht und fühlt dies anders als würde man, aneinandergereihte Buchstaben die ein Wort bedeuten nur lesen und vielleicht auch noch falsch deuten. Sicherlich können Bücher fesseln, Spannung erzeugen, einem die Tränendrüsen öffnen, nur leider muss ich mir die Bilder selber machen und es liegt in meiner Interpretation, wie diese dann aussehen. Zum Beispiel: Wenn eine normale Unterhaltung in einen Monolog übergeht und nur mehr einer erzählt, dieses Erzählen auch deutlich leiser wird, ja fast schon in ein Flüstern übergeht. Wenn in der Stimme ein Zittern wahrzunehmen ist und einen weit aufgerissene Augen mit einer Starrheit in den Bann ziehen. Wenn man plötzlich denkt, es würde immer kälter im Raum werden, so als würden alle Fenster offen stehen, dann ist es nicht der Wind der den Körper mit Gänsehaut übersät. Es sind die Ängste, die der Erzähler erlebt hat und diese für den Zuhörer fühlbar macht. Dieses Fühlen ist scheinbar so real als hätte man die Situation soeben selber erlebt. Man könnte jetzt sagen, dass ich doch auch hier mir die Bilder selber machen muss! Nein, diese Bilder erstellt der Erzähler direkt in Deinem Kopf, denn er sieht Deine Reaktion, erst wenn er sich sicher ist, Du würdest jetzt sein Bild sehen, wird er bereit sein, Dich gehen zu lassen. Aber auch erst dann hat man die Karte bekommen um den richtigen Weg, für sein Problem zu finden.
Sicherlich gibt es Bücher, die einem Helfen können, wenn man nicht mehr weiter weiß, die nennt, man “Kochbücher“. Das Buch was einem aber in zwischenmenschlichen Belangen hilft nennt man “Buch des Lebens“, in dem die Erfahrungen die Kapitel sind und im Stichwortverzeichnis stehen Menschen, für die Kapitel, die man selber noch nicht geschrieben hat. Zugleich ist dieses Stichwortverzeichnis auch eine Art “besteee Schutzwesteee“, also ein Schutz um verschiedene Kapitel nicht schreiben zu müssen.
Hiermit möchte ich auch einen Dank wie auch ein Lob an mein Stichwortverzeichnis los werden. In den letzten Jahren, wo ich immer mehr auf der Suche nach mir war, fand ich Menschen, die mir die Suche sehr vereinfacht haben. Sicherlich bin ich noch lange nicht am Ende mit dem “sich selber finden“ aber zumindest schon ein ganzes Stück weiter. Das lag auch sicher nicht an meinem Talent zu suchen, dieses hab ich nämlich nicht, es lag an den neuen, alten, extremen, skurrilen, einfach “anderen“ und viel mehr tollen Menschen, die mich an Ihrer Geschichte teilhaben lassen. Den Einblick, den ich haben durfte, ist unbezahlbar, denn es sind gelebte Erfahrungen, die mir erzählt wurden. Das Einzige was ich dafür tun musste war, ZUHÖREN und die Geschichte mit dem nötigen Respekt behandeln, was ich auch weiterhin tun werde.
Wer diese Chance bekommt, so wertvolles Gedankengut, was rein aus der Erfahrung entstanden ist, geschenkt zu bekommen, der sollte diese nutzen und einsteigen. Die Reise durch ein anderes Leben, denn diese Menschen können einem etwas geben, was viele nicht mehr sehen!
Danke