Gedichte
Sternen-Elegie

0
"Sternen-Elegie"
Veröffentlicht am 10. Juni 2011, 4 Seiten
Kategorie Gedichte
http://www.mystorys.de
Sternen-Elegie

Sternen-Elegie

Sternen-Elegie

Ich möchte flieh'n: über die Wolken hin
bis in den unschätzbaren Raum,
der seine Tiefe nie verrät.
Und zu einem fernen Sinn
soll was ich bin - und denke mich dann zieh 'n,
so dass ich nicht mehr sterben kann.

Wann fängt die Ewigkeit wohl an?
Ist all die Zeit, die jeder will und keiner braucht,
nicht viel zu leicht und schön gedacht?
Und viel zu schnell die wahre Zeit in eisige Vergangenheit
getaucht?

Traurig bin ich, staunend schau ich - in die Nacht:
Durch die Wolken scheint ein zeitlos dunkelblauer Traum.
Wie hilflos blickt so wenig Lebenssinn auf Erden
in diesen großen Weltenraum!
Unendliche Vergangenheit - und doch muss er noch ewig werden,
wer kennt des Weltenraumes Zeit?
Untrennbar mit der Ewigkeit im Bunde
bleibt ihm kein Sieg und Fall der längsten Völker je verborgen.
Doch göttlich ist ihm die Sekunde,
in der die Gegenwart sich raubt
das Gestern und das Morgen.

Ach, wenn Sterne weinen könnten,
wollt ich auf ihren Tränen reiten.
Und in der göttlichen Sekunde
durch alle Kinderträume gleiten.
Wie groß und schön die Zeit doch ist,
die jedem Sternenkind verrinnt.
Was mehr erwarten wir vom Leben,
wenn wir erst erwachsen sind?
Was sind wir schon: nur Sternenstaub
und richten uns 're Zeit zugrunde.
Für alles Schöne, Große sind wir blind und taub.
Und der Planet, auf dem wir wohnen:
nur eine alte Sternenwunde.
(1987)

http://www.mscdn.de/ms/karten/v_440871.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_440872.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_440873.png
0

Hörbuch

Über den Autor

Abaelardus

Leser-Statistik
43

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Abaelardus Vielen Dank fürs Überwältigtsein. :-) Der Text entstand wohl 7 Jahre vor deiner Geburt. Freut mich umso mehr, dass er sich nicht "altmodisch" anhört. Hatte viel Science-Fiction gelesen damals, mich viel mit kosmologischen und philosophischen Fragen befasst. Was ist Zeit? - Was Ewigkeit? - Es hat mich bis heute nicht losgelassen; ein komplettes Philosophiestudium und ein halb gelebtes Leben später. :-)

"Lolita" ist übrigens ein großartiger Film. Pass auf dich auf!
Vor langer Zeit - Antworten
Abaelardus Vielen lieben Dank für die sehr positiven Reaktionen. Ich freue mich und fühle mich geschmeichelt. Bislang stelle ich nur Texte ein, die schon (zum Teil) vor längerer Zeit entstanden sind. Vielleicht finde ich ja durch mein Hiersein Inspiration, mal wieder etwas Neues zu schreiben.

Euch allen ein schönes Pfingstfest! Wir lesen uns. :-)

Michael
Vor langer Zeit - Antworten
Nuance Sternenwunde -
Eine Elegie eignet sich besonders gut, vollkommen für ein Empfinden einzunehmen ? in sanften, sachten, behutsamen Worten. Sie braucht keine heroische, feurige, ausladende Sprache.
Beinhaltet die Elegie auch meist eine verhaltene Klage, bedeutet ursprünglich *Klagelied*, so ist doch diese Traurigkeit in den Wortbildern leise und wie ein Hauch zu spüren, erinnert fast an eine Art von Selbstgespräch, und dringt wohl gerade deshalb so tief ins Herz.
Mit deinen Wortbildern und deiner Sprachwahl ist es dir auf berührende Weise gelungen, all dies fühlbar zu machen.
GLG
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Seelentief geschrieben - ja was sind wir schon? nicht mal ein Staubkorn,
nur eine Sternenwunde.

Du machst neugierig auf Dich.

liebe Willkommens und Pfingstgrüße

Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
6
0
Senden

54533
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung