Fantasy & Horror
Im Auge des Sehers - Kapitel 3

0
"Im Auge des Sehers - Kapitel 3 "
Veröffentlicht am 04. Juni 2011, 24 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

www.weg-des-stifts.de Ein kleines, aber feines Forum für junge Schriftsteller, die dort einige Gleichgesinnte finden werden. Das Forum beschränkt sich nicht nur auf das Autorenhandwerk, sondern bietet auch andere Möglichkeiten wie Rollenspiele oder Diskussionen über das hier und jetzt. Schaut einfach mal vorbei, registriert euch und werdet Teil unser kleinen Community. :-)
Im Auge des Sehers - Kapitel 3

Im Auge des Sehers - Kapitel 3

Beschreibung

erste unüberarbeitete Version, die zu später Stunde fertiggestellt wurde... Bitte vergebt mir etwaige doofe Fehler

3

 

Kapitel 3

 

 

 

Als erstes schob sich das Gesicht des fremden Magiers in mein Sichtfeld. Es war ein Mann von beeindruckender Statur, den ich ungefähr Mitte vierzig schätzte und das obwohl ich die ein oder andere weiße Strähne unter seinen braunen Haaren ausmachen konnte, die er in einem gepflegten, aber auch strengen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. In seinen Augen erkannte ich die typische Entschlossenheit der Lichten, die sich aus ihrer unglaublichen und unübertrefflichen Arroganz ergab. Doch zusammen mit dem Rest seines markanten Gesichts und seiner edlen Kleidung erzeugte sie eine Aura von Würde, Stolz und Überlegenheit. Meine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. Denn diese Aura stand in einem erheblichen Gegensatz zu seiner eigentlichen Macht. Die leicht glänzende Masse an funkelnden Strängen, die sich durch seinen Körper zog, zeigte zwar den ein oder anderen charakteristischen Unterschied zu der normalen Magie der Lichten, aber die insgesamt vorhandene Menge an Kraft konnte sich noch nicht einmal mit der eines durchschnittlichen Magiers messen. Und das war äußerst seltsam. Normalerweise wird der Stellenwert der Lichtmagier an ihrer magischen Macht gemessen. Also erhielten diejenigen, die viel davon besaßen entsprechend viele Rechte, Privilegien und gesellschaftlichen Einfluss. Aber dass nun dieser Schwächling in diesen Komplex teleportiert wurde, wiedersprach diesem System in jeglicher Hinsicht.

 

 

 

Ich starrte ihn noch einen weiteren Augenblick an, doch dann trat der Magier, den ich im Moment am meisten hasste, vor den anderen Besucher. Tarsian war sogar noch ein Stückchen größer als sein Begleiter, wenn auch nur in der Höhe. Seine Statur war die einer kümmerlichen Bohnenstange. Wie immer wenn ich sein knochiges Gesicht mit den bohrenden, trüben blauen Augen sah, spülte eine Welle tiefer Abneigung über mich hinweg. Er sah mich neugierig an und schob währenddessen mit einer seiner schmalen Hände den Rand seines viel zu großen, weißen Hutes nach oben, um mich ungestört mustern zu können. Als ich sein aufdringliches Starren kalt erwiderte, lächelte er mich freundlich an und trat bis zu der Zellentür vor. „Du bist wirklich unglaublich, mein lieber Seher. Wie du dich nach unseren gemeinsamen Stunden immer so schnell erholen kannst.“, in seiner freundlich klingenden Stimme lag die kalte Sensationslust, „Es ist fast so als würde dich der Entzug der Nahrung kein bisschen beeinflussen. Dein Auge wirkt noch immer so klar und interessant wie am ersten Tag. Wie ich mich freue so ein interessantes Subjekt gefunden zu haben!“Auch nach seinem Monolog schwieg ich und starrte ihn nur weiter warnend an, worauf hin er auch in eine nachdenkliche Stille verfiel. Doch einen Augenblick später ertönte eine gebieterische Stimme hinter ihm.

 

 

„Tarsian, wie wollen wir Geschäfte machen, wenn Sie mir die Sicht auf die Ware versperren?“ Überrascht aus seinen Gedanken gerissen worden zu sein, drehte sich der weiße Magier langsam herum, trat dabei einen Schritt zur Seite und gab damit die Sicht auf eine dritte Person frei. Es war die gedrungene Figur eines älteren Mannes, die mein schwaches Lächeln zu einem belustigten Grinsen erweiterte. Neben seinen beiden großen Begleitern wirkte er lächerlich winzig, obwohl er dennoch die breiteste Statur der Männer besaß. Deutlich spannten sich ausgeprägten Muskeln unter den seidigen Kleidern über seinen ganzen Körper und ließen ihn wie einen kleinen, breiten Felsen wirken. Leicht beugte er sich vor, wobei es das Licht schaffte sein lichtes Haar zu durchdringen und die schmierige Kopfhaut zu erreichen. Überrascht blinzelte Tarsian, als er aus seinen Gedanken gerissen wurde und drehte sich schwungvoll zu dem Zwerg herum. „Verzeiht mir Baloh, aber dies ist mein wertvollstes Forschungsobjekt. Wenn ich es sehe, kann ich einfach nicht anders als meiner Faszination Ausdruck zu verleihen!“, entschuldigte sich der Wissenschaftler enthusiastisch. Währenddessen trat der Mann namens Baloh neben den Magier und betrachtete mich abschätzend. 

„Und was soll an diesem Bengel so besonders sein?“, fragte er schließlich zweifelnd und sah mich mit einem Blick an, als wolle er sagen: Es wäre besser für dich, wenn du etwas ganz spezielles vorzuweisen hast. Dein Herr und Meister will unterhalten werden. Regungslos verharrte ich in meiner Position und starrte ihn kalt an, während Tarsian zu einer begeisterten Rede ansetzte, wobei er die Erregung in seiner Stimme unterdrückte, sodass es so klang, als würde er durchgehend kurz vor einem Kicheranfall stehen: „Das, werter Herr Baloh, ist die Kreatur, der die Träne eines Webers der Wahrheit weitergereicht wurde. Auch wenn Sie aus unserem werten Nachbarkönigreich kommen und unseren Glauben nicht teilen, so müssten Sie die Geschichte doch trotzdem einmal gehört haben, nicht wahr?“ Tarsian wartete nicht auf das Nicken von Baloh und fuhr mit kichernder Stimme fort, „Seit ganzen zwei Monaten halten wir dieses Exemplar bereits gefangen und sehen Sie es sich genau an! Zwei volle Monate hat es kein Futter, kein Wasser bekommen! Aber das ist noch nicht das wunderbarste. Ich kann es kaum glauben, aber jeden Tag untersuche ich es eingehend. Erst vor wenigen Stunden habe ich versucht mit Hilfe spezieller Magie Aufschluss über seine Hirnstruktur zu finden, wobei ich keineswegs zimperlich vorgegangen bin. Und sehen Sie, sehen Sie! Hier sitzt es mit seinen Augen so besonnen, dass sich mein Innerstes am liebsten freiwillig zerreißen würde… Und trotzdem musste ich mich ein weiteres Mal seiner unglaublichen Resistenz beugen, ohne auch nur eine einzige Erkenntnis gewonnen zu haben… Der König der Bestien, hier in meinen Händen…  Ich…“

„Er ist keine Bestie!“, rief Soria plötzlich mit kindischer Empörung aus. Überrascht warf ich einen warnenden Blick über die Schulter und suchte den Blick auf Baloh fixierten Blick. Nicht, dass ich ihre Worte nicht gerne hörte, es war nur so, dass diese kleine Schmeichelei ihre Lebensdauert erheblich verkürzen könnte, ohne dass ich etwas dagegen zu tun vermochte. Aber glücklicherweise nahmen gingen die beiden Männer nicht weiter auf den Ausruf des Mädchens ein. Zwar sah Tarsian sie nur allzu interessiert an und Baloh zog seine Augenbrauen verärgert zusammen, aber schlussendlich waren dem alten Mann die Geschäfte wohl wichtiger.

 

 

„Das ist also der legendäre Feind der Götter. Jener der die Kraft der Weber vererbt bekommen hat.“, meinte Baloh unbeeindruckt von Sorias Ausruf und suchte meinen Blick. Wieder sagten seine Augen: Dein Herr und Meister wird dich brechen. Du wirst deinem Herr und Meister dienen. Doch ich reagierte noch immer nicht, auch wenn die verschiedensten Gefühle in mir hochwallten. Im Moment gab es wichtigeres als meinem Hass nachzugeben. 
 „Ich will es. Wie viel?“, spie Baloh schließlich aus, ohne sich von mir abzuwenden. Doch Tarsian reagierte nicht sofort und es entstand eine kurze Stille, in der er mir der Zwerg das erste Mal sein Grinsen zeigte. Trotz meiner Konzentration und meiner Bemühungen es zu unterdrücken, entschlüpfte mir ein gedämpftes Lachen. Die Grimasse seines Gesichts war von so grotesker Komik, dass ich mich fragte, ob mir tatsächlich ein Mensch gegenüberstand. Seine Mundwinkel wanderten, wahrscheinlich wussten nicht einmal die Götter wie, über sein halbes Gesicht und stoppten erst ein eine Fingerspitze vor seinen glänzenden Segelohren. Dabei spannte er seine Halsmuskeln an und senkte zugleich sein ausgeprägtes Kinn um nur wenige Zentimeter, was aber schon ausreichte, um die ersten Zeichen eines gesunden Doppelkinns entstehen zu lassen. Rund um jeden Muskeln, der dabei bewegt wurde, entstanden Furchen, die einem den Eindruck von tödlicher Tiefe vermittelten. Auf mein Lachen hin, zog er seine halb ergrauten Augenbrauen nach oben, wodurch sich seine Stirn ebenfalls in jene furchtsamen Falten legte. Selbst der ehrliche, mörderische Ausdruck seines Blickes konnte mir nun meinen Ernst nicht mehr zurückbringen. Das zuerst noch gedämpfte Lachen schwoll an, die hüpfende Bewegung meines Brustkorbs weitete sich auf meinen gesamten Körper aus und schließlich brach es aus mir heraus. Lautes Gelächter schallte für einige Moment durch meine Zelle, in denen mich meine drei Besucher perplex musterten. Auch Sorias verwirrtes und verängstigtes Gesicht tauchte in meinem rechten Augenwinkel auf, um mich zu mustern. Doch ich beruhigte mich schnell wieder und wagte es Baloh noch einmal anzusehen, nur um festzustellen, dass die Furchen bis zu dem Bereich um seine Augen vorgedrungen waren. Ich schaffte es jedoch ein erneutes Lachen meine trockene Kehle hinunterzuschlucken und blickte darauf zu Tarsian. „Was bitte ist das? Seit wann benutzt du den Teleporter für irgendwelche verschrumpelte, größenwahnsinnige Zwerge?“, fragte ich belustigt und noch immer bemüht mein Lachen zu unterdrücken. Tarsian wechselte einen schnellen Blick mit mir, antwortete aber nicht und schaute stattdessen wieder zu Baloh, dessen fassungslose Wut nicht zu übersehen war. Sein kleiner Körper zitterte, seine Hände waren zu Fäusten geballt und an seiner Stirn trat eine pulsierende Ader hervor. Mit einem Ruck drehte sich dieser dann wieder zu Tarsian um und öffnete seinen Mund. Doch zuvor stieß Tarsian ein spöttisches Prusten aus, wobei er seinen Kopf zu Seite drehte und seine geballte Hand zum Mund führte, als wolle er den Laut im Nachhinein noch dämpfen.

 

 

Balohs Mund stand offen, als er das amüsierte Gesicht des Magiers sah. Ich konnte seine Kiefer malmen sehen und beobachtete interessiert das aggressive Spiel seiner Muskeln. Doch er schien nicht gewillt die Kontrolle zu verlieren. So hasserfüllt sein Ausdruck auch war, er beherrschte sich und beging nicht den Fehler einen Gegner herauszufordern, der ihn in Sekundenschnelle zu einem Häufchen Asche reduzieren konnte. Stattdessen wartete er, bis sich Tarsian einmal geräuspert hatte und mit seiner typischen säuselnden Stimme erwiderte: „Tut mir leid, tut mir leid, aber ich muss gestehen, dass dieses Exemplar nicht zu verkaufen ist. Es ist nach wie vor mein persönliches Vergnügen mich um es zu kümmern.“ Gereizt starrte Baloh den Magier an, der seinen Blick nur ungerührt und noch immer selbstverständlich lächelnd erwiderte. „Tarsian… Wie soll ich deine Bitte erfüllen, wenn du mir meine Wünsche verwehrst?“, fragte der Zwerg schließlich und drehte sich wieder zu mir herum, wobei seine Ader im unregelmäßigen Rhythmus seiner Worte pulsierte. „So werden wir uns nicht einigen können und ich glaube das liegt keinesfalls in deinem Interesse. Du bist auf mich angewiesen, egal wie sehr du es leugnen willst.“ Aufmerksam horchte ich auf und fing an Tarsian genau zu beobachten. Nicht nur, dass die Unterhaltung versprach sehr informativ zu werden, sondern auch das so mit dem leitenden Magier so umgesprungen wurde, weckte mein Interesse. Doch ganz im Gegensatz zu dem, was sein Gesicht zeigte, kochte die Wut in ihm. Man sah es ihm nicht an, aber nach all den Wutausbrüchen von ihm, die ich während seiner Untersuchungen miterlebt hatte, erkannte ich dieses versteckte Brodeln, das sich in seinen Blick und seine Stimme mischte.

 

 

„Sehr geehrter Herr Baloh… Sie müssen mich wirklich entschuldigen, aber dieser Seher ist mein persönliches Eigentum und ist zugleich wertvoller als alles, was Sie in ihrem gesamten Leben errungen haben. Für Ihre Gesundheit wäre es also nur förderlich, wenn sie sich für eine andere Ware entscheiden würden. Dieses Gebäude beinhaltet immerhin das größte Sammelsurium magischer Kreaturen.“, meinte Tarsian mit überspitzter Freundlichkeit, die offenkundigem Spott ähnelte. Doch Baloh ging nicht weiter auf die Provokationen ein, auch wenn er Tarsians verträumtem Blick mit kalter Härte begegnete. „Wie steht es mit dem Mädchen?“, wechselte der Zwerg urplötzlich das Thema. Augenblicklich spannten sich meine Muskeln an und ich wurde mir wieder des kleinen Körpers bewusst, der sich erneut hinter meinem Rücken verkrochen hatte. Die Zeit zu handeln war nahe. Ich spürte das Jucken meines Auges. „Noch hatte ich keine Gelegenheit sie genauer zu untersuchen, aber laut meinen Berichten besitzt sie wohl eine beträchtliche Menge an elementarer Magie. Und das obwohl sie aus einer anerkannten Familie des Imperiums entsprang.“, erklärte Tarsian langsam, wobei er zuerst Baloh angesehen, sich dann aber zu der Zelle gedreht hatte, um mich zu mustern und dabei seinen Hut mit einer Fingerspitze, die in einem weißen Handschuh steckte, hochzudrücken. Offenbar war höchst daran interessiert, wie ich mich verhalten würde. „Soso…“, meinte Baloh und schaute Soria nachdenklich an. „Nun gut. Besser als nichts. Setz die Missgeburt auf meine Einkaufsliste. In einigen Monaten wird sie eine gute Marionette abgeben.“, brummte er, wobei er mir schwerfällig den Rücken zudrehte.

 

 

In diesem Moment stampfte ich mit meinem linken Fuß auf den Boden. Wie als hätte ich einen Hebel in mir umgelegt, wurde darauf ein Teil meiner Kraft freigesetzt. Ich hatte die erste Phase betreten. Ein lautes, elektrisches Knistern erfüllte den Raum, während mehrere hellblaue Blitze aus meinem Auge in Richtung der Zellentür schossen. Gleichzeit verschärften sich die Konturen meiner Welt. Die Stränge der Magie, die sich allen Objekten und Lebenswesen befanden, trennten sich vor meinen Augen von der Materie und zeigten mir ihre typischen, teils rhythmischen, teils unberechenbaren Bewegungen. Überrascht wirbelte Baloh herum, nur um dann erbleicht einen Schritt zurückzuweichen, während Tarsian seine ganze Aufmerksamkeit auf mein Auge gerichtet hatte. Ein gefährliches Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, ich senkte meinen Kopf leicht, sodass sich ein dämonischer Schatten über mein blinzendes Auge legte. „An deiner Stelle würde ich das nicht tun, Zwerg.“, warnte ich ihn lächelnd. Für einen kurzen Moment verwandelte sich die Überraschung auf Balohs Gesicht in eine Grimasse des Horrors. Doch diese hielt nicht lange an und wandelte sich nur wenige Augenblicke später in eine gierige Fratze aus Faszination, Begehren und Machtsucht. Seine Augen schrien: Ich werde herrschen, du wirst dienen! Knie Monster, erkenn deinen Meister und gib ihm all deine Macht! „Und was willst du tun, um mich aufzuhalten? Du bist in keiner Position Forderungen zu stellen, du elendige Bestie!“, geiferte der Alte und lachte überzeugt. Doch meine Mundwinkel wanderten nur weiter nach oben und ich entblößte meine Zähne mit einem überlegenen Grinsen. „Alter Mann… Hast du etwa schon vergessen, was Tarsian über dieses Auge gesagt hat? Dass er unter diesem Blick am liebsten sein Innerstes freiwillig zerreißen würde? Und was glaubst du passiert mit einem armseligen, alten Menschen, der nicht einmal die Grundzüge beherrscht?“, ich kicherte bösartig, als das Gesicht Balohs erblasste und er einen weiteren Schritt zurückwich, „Du wolltest doch die Macht des Feindes der Götter erfahren, oder nicht? Aber ich muss dich warnen. Der Preis könnte zu hoch für dich sein.“

Da trat Tarsian vor Baloh und sah mir ohne Angst direkt in die Augen. In seiner Hand hatte sich bereits die grell leuchtende Magie versammelt. Er war kampfbereit. Alles folgte meinem Plan. „Seher… Ich weiß nicht, was du dir von dem Ganzen erhoffst, aber dein Widerstand ist zwecklos. Solange du hier bist, wirst du dieses Mädchen nicht beschützen können. Wobei ich deine Macht gerne sehen würde! Zeige mir was das Auge eines Götterfeinds bewirken kann!“, säuselte Tarsian mit Anspannung in seiner Stimme. Doch ich lachte nur gedämpft und durchbohrte ihn mit meinem Blick. „Tarsian, du langweilst mich.“, seufzte ich schließlich, „Glaubst du wirklich, dass du derjenige warst, der sein Interesse befriedigen wollte?“, ich lachte wieder, „Ihr Lichten seid einfach unglaublich dumm und arrogant. Ich habe genug euch, von dir gesehen, dein Anblick, deine Ziele ermüden mich.“ Sein Körper pulsierte. Mein Auge sah es. Ein grelles, pulsierendes Licht, bestehend aus abertausenden von geraden Spießen, ging von seinem Körper aus. Ich hatte es geschafft, Tarsian war ernsthaft wütend und kurz davor einen seiner grauenvollen Angriffe zu beginnen. Furchtlos blieb ich sitzen und legte den Kopf erwartungsvoll ein Stückchen zur Seite. „Komm du zweitklassiger Gaukler und ich werde dir zeigen, wie dieses einzige Auge, das du seit zwei vollen Monaten zu ergründen versuchst, deine Wissenschaft zertrümmern wird!“, spotte ich mit tiefer Verachtung und bereitete mich darauf vor mich auf seine Macht einzustimmen. Er stieß einen undefinierbaren Laut aus, der eine Mischung zwischen einem Kichern und einem tiefen Grunzen war, während er die Magie in seiner Hand zu einem tödlichen Speer von den Ausmaßen eines erwachsenen Menschen formte.

Doch kurz bevor er den verheerenden Zauber losließ, erschütterte ein mächtiges Donnern das gesamte Gebäude. Die Wände wackelten und staubige Gesteinsstücke rieselten von der Decke auf uns herab. Einen Wimpernschlag später ertönte ein piepender Alarm und die magischen Steine, die entlang der Wände etwa in drei Meter Höhe angebracht waren, färbten sich rot und tauchten den gesamten Komplex in ein warnend flackerndes Licht. Man spürte förmlich wie das gesamte Gelände augenblicklich in Bewegung geriet. Soldaten brüllten Befehle, Arbeiter stießen panische Schreie aus und magische Bestien brüllten verstört in ihren Zellen. „Du Bastard… Was hast du getan?“, fragte Tarsian und musterte mich fassungslos. Mein Grinsen weitete sich und ich erwiderte nur: „Warum gehst du nicht und findest es selbst heraus? Sonst ist dein Forscherdrang doch auch immer unaufhaltbar.“ Schweigend musterte er mich, drehte sich dann aber schwungvoll um und meinte zu seinen beiden Begleitern: „Wir gehen. Irgendwas greift uns an und was auch immer es ist, es ist stark genug meine magischen Barrieren zu zerstören. Wenn ihr euer Leben behalten wollt, solltet ihr bei mir bleiben. Zieht ihr es vor zu sterben, will ich euch allerdings auch nicht aufhalten.“ Mit einem letzten gierigen Blick auf mich, folgte ihm Baloh.

Ein dumpfes Lachen entschlüpfte mir, das das Verschwinden der beiden begleitete. Darauf synchronisierte ich mich mit dem Zauber in den Gitterstäben, der mich gefangen halten sollte. Es war ein sehr seltsames Gefühl, das es immer wieder schaffte mir einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen. Zumindest sobald ich mich mit einem Zauber der Lichten verbinden musste. Denn eine Synchronisation war nichts anderes, als mich selbst in meinem ganzen Wesen auf den Zauber einzustimmen, ein Teil von ihm zu werden und auf diese Weise ihn von innen heraus zu verändern. Unangenehm war dabei nur, dass die Zauber der Lichten grundsätzlich von einer absurden Kälte waren, die sich tief zwischen Magen und Herz einnistete und sich langsam zum Kopf hin ausbreitete. Ich hasste dieses Gefühl. Als ich es die ersten Male gespürt hatte, konnte ich meinen Mageninhalt keine paar Sekunden bei mir behalten. Doch dann hatte ich mich dran gewöhnen müssen und mittlerweile hatte ich gelernt die Übelkeit zu beherrschen. Und so schaffte ich es problemlos eine Blockade in das System des Zaubers zu legen. Wie bei einem verstopften Schlauch staute sich die magische Energie auf und im nächsten Moment explodierte sie mit einem lauten Knall und einer purpurnen Staubwolke. Fast zeitgleich ertönte ein ohrenbetäubendes metallisches Knirschen, das sich mit einem deutlichen Zischen und dem Gestank von verbranntem Stahl vermischte. Zufrieden blickte ich durch das erzeugte Loch in den Gitterstäben und suchte herausfordernd den Blick des namenlosen Mannes, der sich in Begleitung von Baloh und Tarsian befunden hatte. Mit seinem unveränderten arroganten Gesichtsausdruck stand er mit der Seite zu mir und musterte mich schweigend, aber gründlich. Seine Augen hatten einen gefährlichen, kalkulierenden Ausdruck, der mir nicht gefallen mochte. Aber dann wandte er sich noch immer schweigend von mir ab und verschwand unbeeindruckt, indem er den anderen beiden folgte. „Tse… Der Typ ist gefährlich.“, dachte ich laut, ohne zu merken, dass Soria plötzlich neben mir aufgetaucht war.

„Neh, was hast du getan? Warum bebt die Erde?“, fragte sie ängstlich. Ich beugte mich zu herab und strich ihr über das weiche Haar. „Ich habe gar nichts getan und habe auch absolut keinen Schimmer, was gerade hier vor sich geht.“, gab ich ehrlich zu, „Aber lass uns das jetzt nicht unsere Sorge sein. Ich habe einen Plan, wie wir entkommen können.“ Ich bedeutete ihr mir zu folgen und machte mich auf zu der nächsten Treppe, die in die tieferen Stockwerke führte.

 

http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_54252-0.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_54252-1.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444313.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444314.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444315.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444316.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444317.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444318.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444319.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444320.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444321.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444322.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444323.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444324.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444325.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444326.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444327.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444328.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444329.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444330.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444331.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444332.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444333.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_444334.png
0

Hörbuch

Über den Autor

Arrix
www.weg-des-stifts.de
Ein kleines, aber feines Forum für junge Schriftsteller, die dort einige Gleichgesinnte finden werden.
Das Forum beschränkt sich nicht nur auf das Autorenhandwerk, sondern bietet auch andere Möglichkeiten wie Rollenspiele oder Diskussionen über das hier und jetzt.
Schaut einfach mal vorbei, registriert euch und werdet Teil unser kleinen Community. :-)

Leser-Statistik
26

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Arrix Re: -
Zitat: (Original von QueenMaud am 28.08.2011 - 18:07 Uhr) Den magischen Rotalarm fand ich witzig!

Interessant, dass er sich jetzt doch zur Flucht entschlossen hat. Ansonsten scheint er sich recht sicher zu sein, dass Tarsian keine Chance gegen ihn hat, seh ich das richtig? Im Grunde müssten er und seinesgleichen doch dann... Na, da wird es schon eine Erklärung für geben! ;-)
LG
QueenMaud


Im Grunde hast du auch Recht. ;-)
Aber keine Sorge er ist kein wandelnder Gott auf Erden. :P

Danke fürs Lesen. ^^
Vor langer Zeit - Antworten
QueenMaud Den magischen Rotalarm fand ich witzig!

Interessant, dass er sich jetzt doch zur Flucht entschlossen hat. Ansonsten scheint er sich recht sicher zu sein, dass Tarsian keine Chance gegen ihn hat, seh ich das richtig? Im Grunde müssten er und seinesgleichen doch dann... Na, da wird es schon eine Erklärung für geben! ;-)
LG
QueenMaud
Vor langer Zeit - Antworten
Arrix Re: -
Zitat: (Original von Kenshin am 15.06.2011 - 17:45 Uhr) Schön geschrieben, auch wenn ich die Absätze manchmal etwas seltsam gesetzt fand^^
Besonders die ( fast ) Kampfszene hat mich beeindruckt. Man hatte sich schon richtig auf einen Kampf gefreut um etwas mehr über das Auge zu erfahren.

Mal schauen wie den beiden die Flucht gelingt.^^

Tschuldigung nochmal übrigens das ich deine Geschichte so lange habe liegen lassen, aber ich hatte irgendwie eine extrem schlaffe Phase, in der ich gar nix auf die Reihe bekommen habe. Nicht mal Geschichten lesen^^

lg Kenshin


Was die Absätze angeht.... Da wundere ich mich selbst gerade. Glaub das sind beim Schreiben entstandene "Gedankentrenn" Absätze, die ich einfach vergessen habe wieder wegzumachen... xD

Aber es freut mich, dass die Geschichte noch so gut ankommt. ^^

Kenn ich, deswegen brauchst du dich auch nicht zu entschuldigen. Habe auch gerade so eine Leseflaute... Ich will eher selber schreiben, komm da aber auch nicht recht voran. xD
Hab schließlich immer noch deinen neusten Händler Teil auf meiner Liste.
Vor langer Zeit - Antworten
Kenshin Schön geschrieben, auch wenn ich die Absätze manchmal etwas seltsam gesetzt fand^^
Besonders die ( fast ) Kampfszene hat mich beeindruckt. Man hatte sich schon richtig auf einen Kampf gefreut um etwas mehr über das Auge zu erfahren.

Mal schauen wie den beiden die Flucht gelingt.^^

Tschuldigung nochmal übrigens das ich deine Geschichte so lange habe liegen lassen, aber ich hatte irgendwie eine extrem schlaffe Phase, in der ich gar nix auf die Reihe bekommen habe. Nicht mal Geschichten lesen^^

lg Kenshin
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
4
0
Senden

54252
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung