Welcher Mann kennt es nicht, sich am Wochenende ein nettes Mädel zu suchen, um mit ihr die Nacht zu verbringen. Auch ich hatte mal wieder diesen Gedanken, oder gar Plan. Wie es der Zufall will, traf ich auch ein nettes hübsches Mädel.
Name??? Egal, zu kompliziert! Kommt ja auch nicht sonderlich gut, dreimal zu fragen, wie sie heißt, da tut es ein DU ja auch!
Die Zeit verstrich, drei Stunden in etwa, was auch zeitlich gesehen optimal ist, sich die Lichter auszuschießen. Mann hat ja auch vorgeglüht! Es muss ungefähr fünf gewesen sein, als ich plötzlich mal wieder zugehört habe, ist gerade in diesem Moment, als mein Aufmerksamkeitsdefizit mal für zwei Minuten Pause machte, der Satz der Sätze, gefallen:
??? „Tobi? Normal frag ich des echt nie …, Fahren wir jetzt dann zu dir oder zu mir“?
Ich fand es eigentlich noch super an der Theke. Sie wird aber an meinem astreinen Lalldeutsch erkannt haben, das wenn sie mich jetzt nicht bald in ein Bett bringt, ich dieses auch nur dafür nutzen würde, für was es eigentlich erfunden worden ist, richtig! Zum Rausch ausschlafen. So jetzt saß ich da mit meinen zwei Optionen. Gib aber mal einem Betrunkenem, dass Zepter in die Hand und lass ihn die Entscheidung aus den zwei Möglichkeiten wählen, klarer Fall … Möglichkeit drei, Totalausfall! In meinem Fall hieß die Antwort:
Ich „Wieso zu mir oder dir? Auf Gehts, ab zur Ingrid ins
Oberbayern, die macht um sechs auf“
Ich versuchte, meinen Fokus irgendwie scharf zu stellen, damit ich aus den zwei Gesichtern eins werden lassen konnte. Ich sah da einen Gesichtsausdruck, der mir einmal vollkommen reichte. Pathologen bezeichnen so was als Leichenstarre. So jetzt war es so weit dachte ich, MEINE zwei WoReBu die auf der Theke standen, werden sicher gleich als Wurfgeschoss gegen mich verwendet. (Ist schon kein Glas mehr gewesen, sondern umgefüllt in Pappbecher, also jetzt WoReBu to go) Lokalität ist jetzt auch geklärt! Aber keineswegs, es kam nur die Frage:
??? „Ingrid, Oberbayern wer oder was soll das sein“?
Mir war jetzt klar, dass ihre Gesichtsentgleisung mit Starre nicht daher kam, jenes Entsetzen darüber, dass man in so eine Spelunke geht. Sondern die unglaubliche Enttäuschung darüber, drei Stunden von sich erzählt zu haben um den Typen an der Theke, der mittlerweile kein Hauptpreis mehr war, klar zu machen.
??? „Jetzt fällt dem echt nix anderes ein wie in dieses Ingrid-Oberbayern zu gehen“.
Ich hörte die Gedanken, spürte die Enttäuschung. Für mich aber war klar, ich hab alle Trümpfe in der Hand. Ich muss ihr ja nur glaubhaft machen, dass es DIE Kneipe in Amberg ist und sich dort nur die namhaften Leute rumtreiben. Kein Ding, Leute belabern kann ich sehr gut, nur in dem Zustand ist lügen so unmöglich, wie einer Frau den ganzen Abend zu zuhören und dann noch zu wissen, um was es geht. (Also nettes, hübsches Mädel, keine Sorge, ich hab eh nicht alles mitgeschnitten und den Rest samt Namen vergessen. Falls du mich mal wieder sehen solltest, ich ignoriere dich nicht, ich weiß nur nicht mehr, wie du aussiehst!)
Also wer oder was is Ingrid Oberbayern?
Ich „Ja, des is so a Kneipe, wo sich einfach ALLE treffen“.
??? „Wer ist na bitte ALLE“?
Ich „Ja, ALLE von der untersten Schicht, die niveaulose Gesellschaft, bis zur obersten Schicht, eigentlich Niveau, nur zu besoffen um es zu zeige“.
??? „Na toll Assis oder wie“? Ich „Naja und wir zwei“.
(Dackelblick Schloki! Zumindest was das Gesicht noch hergibt).
??? „Ok, gut“
Ich „yeeeeeeeeeeeeeesssssssssssss“
??? „Wo is na des“?
Ich „Am Kreisverkehr, da können wir Ultra zu Fuß gehen“
??? „Des is jetzt nicht dein Ernst oder? In des
Drecksloch? Da würde ich nicht mal reinschauen, wenn wir hinfliegen würden! Weißt du was Tobi?“
Ich „Was?“
??? „Ach leck mich, so was wie dich hab ich ja noch nie erlebt“!
Ich „Da siehst mal, was ich mit mir mitmach“
??? „Ciao“
So da waren sie meine drei Probleme, zwei WoReBu to go und dass schlimmste, der Scheiß Weg bis zur Ingrid. Aber da ich ja scheinbar anders bin als die anderen Männer, was so aus ihrer Antibegeisterung zu entnehmen war, fing ich natürlich auch gleich an, über den bisherigen Abend zu reflektieren. Wie mir aber sehr schnell aufgefallen ist, habe ich schon die ersten Blackouts aufgefahren, da war ich noch beim VORGLÜHEN. Also beschränkte sich die Reflexion des Abends auf die letzten Sätze oder Worte. Ich saß da, pumpte mir den Rest noch in die Birne und versuchte nach zu denken. Die Denkerei hätte ich mir sparen können, nicht weil es nicht richtig ging, sondern weil, ein überaus betrunkener in diesem Zustand nie schuld sein kann! Sieges Gefühle überkamen mich plötzlich. Klaro ich hab gewonnen, schließlich bin ja nicht ich mit dem Minuslachen geflüchtet. Wie ich dann noch drauf gekommen bin, dass ich ja mein Ziel, nämlich zur Ingrid zu gehen (und nicht ins
Ingrid, zefix) erreichen werde, lag ich ja schon 2:0 vorne. Es hat 90 min. für sie echt gut ausgesehen, logisch aber is auch, dass es bei einem 0:0 in die Verlängerung geht. Nur ihr war das nicht so klar. Ich glaub sogar gehört zu haben, wie sie sagte:
??? „Fußball is hald null mei Ding“.
Sie würde sich für …??? Interessieren, keine Ahnung, egal. Ich dachte eigentlich es bleibt beim 2:0, doch plötzlich kam noch ein Gedanke daher, vollkommen aus dem nichts, HATTRICK!!! Wenn ich ihr nämlich was bedeutet hätte, hätte sie mich ja wohl kaum stehen lassen und wäre mitgegangen! Ich hätte für sie ja schließlich das Gleiche getan, da bin ich Gentleman durch und durch, dürfte ja bekannt sein!
Auf dem Weg zum Ziel, ich nenne es auch Phase 3 einleiten. Phase 1, der nette junge Mann an der Bar. Phase 2, der Optimist, der aus jeder Niederlage, (für sich) noch den Sieg raus zaubert. Phase 3 vom Sieger zum Deppenmagnet. (Günther, Grünwald) sobald ich nur einen Fuß ins Oberbayern setze, verlässt mich jegliches Glück, ich glaub nicht mal das hat Lust auf diese Kneipe. Dieses Nichtglück ist immer das Gleiche, nur die Personen, die dieses Nichtglück vermenschlicht, ändern sich. Besonders schwer ist es dort nicht jemanden zu treffen der kognitiv zu früh abgebogen ist. Aber warum findet mich immer der Herr Totalausfall? Gut egal, ich war ja eh schon auf dem „erzähl nur weiter, ich hör dir schon zu“ Kurs. Warum auch nicht weiter machen mit blöd grinsen, nicken und hoffen es kommt keine Frage, die mit diesem Nicken nicht beantwortet werden kann. Zwischenzeitlich in einen gedanklichen Urlaub fallen und warten, bis so eine Art tschüss Geste kommt. Ach es wäre zu schön gewesen, diese Taktik der Interessenheuchelei, ist wirklich nur für die holde Weiblichkeit bestimmt. Dadurch die Frau ja vielmehr beschäftigt ist, Worte einfach zu sprechen, weil die ja dringend raus müssen, egal ob Sinn, Unsinn oder Wahnsinn kommt. Es is auch egal, wer ihr dabei gegen über sitzt, Hauptsache lebendig, schließlich braucht sie ja eine Bestätigung, diese am besten nonverbal, da kann man weiter reden und muss nicht zuhören.
Aber nicht bei meinen Spezialfreunden. Diese Spezies, man nennt sie gerade noch Mensch, ein wenig animalisch und mit Vollgas an den Entwicklungsschritten der menschlichen Evolution vorbei. Aber sie haben eine Besonderheit, ein lärmerzeugendes Organ. Dass beim nächtlichen Bettgeflüster auch wirklich der ganze Stadtteil alles mitbekommt. Und das alles natürlich mit einer melodischen Stimme, die in Frequenzbereiche einsteigt, wo dein Trommelfell pauschal aussteigt!
Also ich voll bei der Sache und hab mir von meinem eigenen 45 jährigen Spezialisten die volle Dröhnung abgeholt, abholen lassen müssen, einmal in diesen Fängen und du bist die nächste Zeit mit Sicherheit terminlich gebunden. Klassisches Thema an diesem durchzechten Sonntagmorgen, als hätte ich die Wahl gehabt, sein Leben und nur sein Leben. Die Typologie eines solchen ist immer gleich. Würde es dieses scheiß Wort WENN nicht geben, dann wer ER wirklich nicht zweimal in der Sonderschule sitzen geblieben. ER wäre auch schon mehrfacher Millionär, weil eigentlich ist ER ja nur zu klug für alle. Usw. … Ich hab dann mal eingeworfen:
Ich: „Von klug, bist du so weit entfernt wie die Sonne vom Mond, aber denk dir nichts (machte er eh nicht) klug, kann dich sicher hören“.
Nach grob Geschätzten 300 WENN und vier Stunden später, mit einem Ohrenpfeifen, dass der Tinnitus nur mehr die kleine Schwester darstellt, war er mit seinem Leben fertig. Ich wollte eigentlich sagen, dass in seinem Leben echt einiges los war, wenn er es in vier Stunden an die Wand schmettern kann. Aber ich hatte wahnsinniges Glück, kaum zu glauben eigentlich, mein Mund war so trocken, dass kein Ton kam. Da war ich heil froh drüber. Aber dadurch ich ja ein Meister im Problem lösen bin, trank ich einen Schluck und ich erzählte, was ich nicht sagen wollte.
Nur für die Zukunft lieber Gott, bitte hilf mir mein Maul zu halten, wenigstens solange, bis ich weiß, was ich sag.
Tja Gott half nicht aber ich half dem Blödmann, in die zweite Runde zu gehen. Es war ein Steilpass vom feinsten. So die Wände zitterten wieder, auf meinem Bier bildeten sich wieder diese Wellen und in der verrauchten Luft hatte ich das Gefühl, ich würde beobachten können wie diese Schalltsunamis ungehindert in meinen Gehörgang jagen. Auf einmal war Ruhe im Puff. Die Freude nahm er mir aber auch gleich wieder, als er mich fragte: H. bzw. U. „du bist doch a so orna“ ich „äh und welcher“?
H. bzw. U. „ja du zaglst doch a jeds wochenend a andere ind Kisten ei“!
Ich „NEIN, oder bin ich grad nicht im Oberbayern“ H. bzw. U „Fralle, wona sunst“
Ich „zum Beispiel, in der Kisten, wenn ich das doch jedes
Wochenende so mache“.
H. bzw. U. „ja und do herin gfallt da wohl Korne“? Ich „Na, echt nulli“
H. bzw. U. „geh du bist doch a bloß a Mo und a frau is a frau“.
Ich „also Herrmann, oder wie du auch immer heißen willst“
H. bzw. U. „Uwe“ ich „was“
H. bzw. U. „Uwe hors i“
Ich “Ok Herrmann, es soll Männer geben die haben es nicht so nötig, oder würde ich mir jetzt schon seit kurz nach sechs deine geistigen Ergüsse rein nageln lassen”? Plötzlich ein apathisches Starren, Rauchwolke über seiner roten Birne und es roch verbrannt. Alles klar, Hermann hatte einen zufälligen Denkprozess. Wie er mit dem Denken fertig war, so nach 15-20 Sekunden, brach ein Lachen aus ihm heraus. Er sagte:
H. bzw. U. „Erguss hahaha du bist ja drauf Alter“ Eins stand fest, von den 27 Wörtern, die in meinem vorhergehenden Satz auf ihn einschlugen, blieb nur Erguss hängen. Sauber Herrmann, dachte ich mir! Er fing dann an: H. bzw. U. „geh du bist doch a bloß a Mo und a Frau is a Frau. Außerdem moust die Weiber do her miit nehma, is doch klar!“
Ich „die Frauen, die ich kennen lerne, fahren lieber heim bevor sie hier her kommen. Falls ich eine finden sollte, die sich zu diesem Schritt des Wahnsinns überwindet, wird ihr zeitlicher Aufenthalt sich nur um Sekunden handeln.“
H. bzw. U. „a so ein schmarn brauchst mir niad erzälln, weil eppa du sechtane Weiber kenna lernst. Freinderl i sog da orns, i bin niad vo gestern“
Ich „Herrmann“
H. bzw. U.: „UUUWEEEE“
Ich „Ja ja, des glaub ich dir das Du nicht von gestern bist, schließlich ist die Steinzeit schon eine Weile her“.
H. bzw. U.: „Genau des sog i a immer“.
Ich: „Oh man oh man, du ich Halts nimmer aus ich hau ab, machs gut UUUWEEEE“
So ich machte mich mit meinem Tinnitus und fast nüchtern auf den Weg. Dabei begleitete mich die Frage: Hab ich wirklich gewonnen? Das Gefühl gesiegt zu haben, war nicht mehr vorhanden. Jetzt nach Hermann Uwe, war mir eigentlich klar ich hatte verloren. Naja in fünf Tagen ist wieder Wochenende, aber da Weiß ich jetzt schon und da bin ich mir sicher, zu 100 Prozent, dass mir der gleiche Scheißdreck, wieder passiert!