Einleitung
Ist nur ein erster kurzer Entwurf...
Ich blicke nach rechts und sehe einen nackten RĂŒcken direkt vor meiner Nase. Wenn ich nur flĂŒchtig hinsehe, sieht dieser RĂŒcken wie jeder anderen MĂ€nnerrĂŒcken aus, doch nach einer Weile fallen mir mehr und mehr kleine Details auf. Auch der sĂŒĂe Leberfleck auf der linken Schulter. Sieht fast wie ein Herz aus. . . Ich ertappe mich selbst dabei, wie meine Gedanken immer weiter abschweifen.
AllmĂ€hlich beginne ich zu realisieren, was passiert ist. Jonas, offenbar nur in Boxershorts, neben mir in meinem Bett schlafend . . .? Das bedeutet dann wohl das Ăbliche.
„Oh Mann.“, rutscht es aus mir heraus. Mist, das sollte eigentlich nicht so laut sein. Ich lege mich also so langsam wieder hin, dass mein Bett nicht zu quietschen beginnt, und als ich gerade beginne, mich an diese Nacht zu erinnern, bewegt er sich ein bisschen. Schade. Denn bald wird er aufwachen, mit mir ĂŒber das Leben plaudern, sich anziehen, aufrĂ€umen, obwohl er das eigentlich nicht mĂŒsste, mich zur Verabschiedung kurz umarmen, und wieder nach Hause fahren. Danach werde ich sofort Lucy anrufen und berichten. Bestimmt liegt sie noch im Bett und schlĂ€ft halb, doch das ist mir egal. Hauptsache ich kann das Geschehene erzĂ€hlen, ohne mir Sorgen machen zu mĂŒssen, was der Andere von mir hĂ€lt. Also, alles durchgeplant. Und zwei bis drei Tage spĂ€ter bekomme ich wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen und erzĂ€hle es Pia. Pia, ja. Ist mir eigentlich egal, was sie von mir hĂ€lt – ein gutes Bild wird sie von mir sowieso nie wieder bekommen. Also einfach alles geraderaus sagen, schockt sie eh nicht mehr. Ich glaube, momentan findet sie es sogar lustig. Wie auch immer, wo war ich? Ach ja, ich erzĂ€hle die Geschichte letztendlich Pia, weil ich es nicht mehr aushalte. GefĂŒhlte 1000 Mal habe ich das jetzt durchgemacht. Und jedes Mal frage ich mich, wieso eigentlich.
Da dringt plötzlich eine Stimme in meine Gedanken: „Hey!“. Hört sich ĂŒbrigens fĂŒr seine VerhĂ€ltnisse sehr zart und liebevoll an, wenn man das so sagen kann. Manchmal wĂŒrde ich mir sogar wĂŒnschen, er wĂ€re öfter so. Ich antworte ihm mit einem ebenso zarten „Na, gut geschlafen?“, aber ich bin ja auch ein MĂ€dchen, also kann ich so gefĂŒhlsbetont sein, wie ich will. Von ihm kommt nur „Hm, ja, du, ich muss langsam gehen . . .“ zurĂŒck. Normalerweise wĂŒrde ich jetzt sagen, dass wir noch Zeit haben und er noch bleiben kann, aber dieses Mal hat er versehentlich die ganze Nacht bei mir verbracht. Einfach eingeschlafen. Ich beobachte ihn, wie er hastig seine Klamotten zusammensucht und schnell hineinschlĂŒpft. Jetzt sieht mein Zimmerboden schon viel ordentlicher aus. Schnell noch die leeren Kondompackungen in den MĂŒll und die Haare kurz durchgekĂ€mmt. Fertig. Er kommt noch einmal zu mir und verabschiedet sich. Dann geht er leise zur TĂŒr raus, und ungefĂ€hr eine Minute spĂ€ter sehe ich sein Auto wegfahren. Wieder mal alles vorausgeahnt. Alles ist mittlerweile zur NormalitĂ€t geworden. Es ist so unglaublich egal und bedeutungslos.
Ich liege jetzt also fast nackt in meinem Bett und denke ĂŒber die letzte Nacht nach. Schön war‘s... Er meinte, ich könne gut verfĂŒhren. Ich weiĂ nicht. Vielleicht stimmt das ja wirklich, er war schlieĂlich nicht der Erste, der das zu mir gesagt hat. Das nĂ€chste Mal jedenfalls ĂŒberlasse ich ihm diesen Part...
Mir fĂ€llt gerade ein, dass ich Lucy anrufen wollte. Ich bin aber wirklich zu faul, jetzt aufzustehen. Ich werde sie auf ihrem Handy kurz anrufen und schnell wieder auflegen. Dann ruft sie auf dem Festnetz zurĂŒck und Mama wird mir das Telefon runter bringen. Erfolgreich vor dem Aufstehen gedrĂŒckt. Schon höre ich das Telefon klingeln, sie geht ran und bringt es auch sofort zu mir. Knapp 10 Sekunden spĂ€ter steht sie in meinem Zimmer. Ich finde es interessant, nein lustig, wenn Mama mich nach dem Aufstehen sieht. Noch besser natĂŒrlich, wenn ich davor guten Sex hatte. Sieht man mir irgendwie an, Haare verwuschelt, Schminke verlaufen und total mĂŒde. Und es riecht nach Mann in meinem Zimmer. Wegen meinen groĂen Pupillen könnte sie sogar denken, ich hĂ€tte gekifft. Habe ich bisher noch nie gemacht, wĂ€re aber auch mal eine Idee. Ich sehe meiner Mutter tief in die Augen. Sie sieht schnell weg, sie kann es nicht ertragen, so angesehen zu werden. Aber der Blick vorher sagte alles. Hat sich wohl wiedermal gedacht, was sie doch fĂŒr eine schreckliche Tochter hat. Sie drĂŒckt mir wortlos das Telefon in die Hand und verschwindet. Mission erfolgreich abgeschlossen.