Sonstiges
Betrunken - Sehnsucht nach dem Weiterkommen

Es ist Viertel nach 5 am Morgen, der Mädelsabend seit 4 Stunden vorbei, 2 leere Metflaschen auf dem Tisch vor mir, diverse Bierflaschen. Die Bierflaschen gehören mir nicht, die Metflaschen gehen - zumindest glaube ich das - wohl auf meine Kosten. Bevor ich mich an den Laptop setze, räume ich auf. Die Teller kommen klirrend in die Spülmaschine, die leeren Flaschen in eine Tüte um sie irgendwann einmal zum Supermarkt zu bringen. Ein Icq-Fenster blinkt auf meinem Bildschirm, ich ignoriere die Nachricht. Es wird ohnehin nur die irritierte Frage eines Freundes sein, warum ich überhaupt noch wach bin. Ich könnte ihm vieles antworten. Dass ich nicht schlafen kann und will, dass der Alkohol mir die Sinne vernebelt, dass mir das Schreiben nicht aus den Fingern weichen will und - auch das wäre eine ehrliche Aussage - mir dein verdammtes Gesicht nicht aus dem nebligen Kopf verschwindet. Ich spreche leise den Text mit, den ich zu Papier - nun, eigentlich ist es ja kein Papier - bringe. Mein Blick schweift durch den leeren Raum, irgendwo im Nebenraum versucht mein Kater einen Pappkarton auseinander zu nehmen. Ich ignoriere es, wie ich dein Gesicht ignoriere. Aber das fällt mir nicht leicht. Stattdessen quäle ich mich selber, lese mir alte Werke durch - Zweifel zerren an mir. Hattest du vielleicht Recht? Und wer bist DU überhaupt? Gibt es dich? - Ich jage sie weg, wenn etwas nicht zu mir gehört, dann sind es Zweifel an mir selbst. Selbst wenn es dich nicht gibt, habe ich dem, was ich in dir sehen wollte, mein Wort gegeben und ich werde es nicht brechen. Selbst wenn du nicht weißt wer du eigentlich bist, und wenn ich es nicht weiß, bleibt doch das Dazwischen bestehen. Ich kann es nicht wegwischen, egal wie sehr ich mich bemühe.

Vielleicht haben wir uns verändert. Vielleicht habe nur ich mich verändert. Vielleicht bin ich nur furchtbar betrunken und traurig und verärgert weil ich mich auf ein Spiel eingelassen habe, bei dem es keine Verlierer geben kann - Aber auch keine Sieger. Sollte es dich tatsächlich geben, dann hast du nun eine Narbe mehr. Oder vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Es ist ein Wunsch, dass du dich an mich erinnerst, dass ich dir nicht gleichgültig werden konnte, egal wie sehr du es auch versucht hast. Denn mir bist du nicht gleichgültig.

Draußen geht die Sonne langsam über den Baumwipfeln auf. Seltsames Dämmerlicht vermischt mit tristem Grau-Grün. Gut möglich, dass du eine Einbildung bist. Nicht auszuschließen, dass ich einfach nur betrunken bin. Ganz sicher, dass es kein Wir mehr gibt - Aber noch immer ein Du. Tief in meinem Kopf.