Fantasy & Horror
Prolog

Prolog

Der Mann faltete das letzte Gewand zusammen und legte es ordentlich neben die anderen auf den Holztisch. Gedankenverloren strich er eine kleine Falte glatt und ließ seine Hand noch einmal in seine Manteltasche gleiten. Sie griff den Beutel, in dem einige Münzen klimperten und legte ihn neben die Gewänder.

„ Was machst du da?“

Er brauchte nicht den Kopf zu drehen um zu sehen wer soeben durch die Tür in den Raum getreten war.

„ Du gehst?“ fragte die Stimme und man hörte einen leichten Klang von Besorgnis in ihr.

Der Mann betrachtete den kleinen Holztisch auf dem der Geldbeutel und seine Gewänder lagen. Erst jetzt bemerkte er wie wenig er in all den Jahren besessen hatte.

„ Es gehört alles euch.“ Sagte er langsam und deutete auf seine Habseligkeiten.

Sein Alter Freund war hinter ihn getreten. Nicht das er es gehört hätte, er wusste es einfach.

„ Du hast noch ein halbes Jahr. Wohin willst du jetzt gehen ohne etwas mitzunehmen?“

Erst jetzt drehte er sich um und sah seinen alten Gefährten an.

Klein, drahtig gebaut, mit einem runden kahl rasierten Kopf und strahlend blauen Augen. Zeybim.

„ Du weißt ich war nie der Typ der im Bett sterben wird.“ Er sprach immer noch langsam, wollte diese letzten Momente nicht überhastet beenden. Zeybim war wie sein Bruder gewesen. Von niemandem würde der Abschied so schwer fallen. Oder besser gesagt: Von niemand anderem würde er sich verabschieden.

„ Du triffst dich mit ihm?“ Nun kippte Zeybims Stimme und die Besorgnis wurde zu klarer Angst.

„ Schließlich hat er mich herausgefordert.“

„ Der Bote hat dich heute an der Schulter verletzt und denke an das Gift das schließlich in deinem ganzen Körper ist.“ Zeybim packte ihn an der Schulter doch er machte einen Schritt zur Seite und schüttelte die Hand ab.

„ 16 Jahre sind eine verdammt lange Zeit.“

Zeybim zuckte zusammen. Er war nie der Rührselige Typ gewesen und die Tatsache, dass er anscheinend gerade versuchte die Tränen zu verbergen sagte mehr als Tausend Worte es könnten.

„ Tue das nicht, du hast doch noch ein halbes Jahr. Schmeiß das nicht weg.“

„ Du warst wie ein Bruder für mich. Krieger?“ Er streckte seinem treusten Freund die Hand entgegen, dieser packte sein Handgelenk worauf er auch Zeybims umklammerte.

„ Krieger!“ Eine einzelne Träne rollte über Zeybims Wange, doch seine Stimme war klar als er sprach.

So standen sie einige Sekunden lang da und starrten sich in die Augen. Durchlebten die letzten Jahre noch einmal im Geiste. Dann ließen sie wie auf Kommando das Handgelenk des anderen los.

„ Du musst mir einen letzten Gefallen tun.“

„ Jeden, Krieger!“ Keine weitere Träne zeigte sich in Zeybims Auge.

„ Sorge dafür, dass er der Organisation nicht beitritt.

Zeybims Augen weiteten sich. Damit schien er nicht gerechnet zu haben.

„ Er hatte Kontakt mit einem Boten, vielleicht wäre es besser, wenn….“

„ Nein!“ unterbrach er Zeybim resolut.

„ Sie sind stärker als wir und in der Überzahl. Ich will ihn in keinen Krieg hineinziehen, den wir nicht gewinnen können.“

„ Wofür kämpfen wir, wenn wir nicht gewinnen können? Wofür hast du gekämpft?“ Zorn und Angst schwangen in Zeybims Worten mit.

„ Ich will nicht mit dir darüber diskutieren. Sorge einfach dafür, dass mein Sohn der Organisation nicht beitritt. Bitte, Zeybim.“

Damit ging er an seinem Kameraden vorbei, durchquerte den Raum in dem er so viele Jahre geschlafen hatte und durchschritt die Tür. Der Regen schlug ihm ins Gesicht und er musste den Kopf senken, als er die Straße hinab ging. Zeybim stand nun in seinem Zimmer und weinte, obwohl er sich normalerweise zu keinen Gefühlen hinreißen ließ. So etwas wusste man nach 16 Jahren einfach.