Kurzgeschichte
Katja P.

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"Sobald ich einen Lektor habe, ver?ffentliche ich die restlichen Kapitel"
Veröffentlicht am 20. Mai 2011, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Sobald ich einen Lektor habe, ver?ffentliche ich die restlichen Kapitel

Katja P.

Einleitung

Kurzweilige Geschichten, die hätten wirklich passieren können. Leichte Kost für zwischendurch.

Blonder Engel

Eigentlich waren wir Kollegen und mit unseren Partnern liiert. Sie hatte einen Freund und ich meine Frau plus Anhang. Trotzdem zog sie mich magisch an. Lag es an ihren langen, blonden Haaren, ihrer makellosen Haut, ihrem Wahnsinns Vorbau oder an ihrem Namen? Katja P. Das hatte was. Es passte alles perfekt zusammen. Sie war der helle Wahnsinn.

Die Anziehungskraft war enorm und ich konnte ihr nicht widerstehen. So sehr ich mich auch bemühte dagegen anzukommen. Es half alles nichts. Sie hatte mich in ihrem Bann gezogen und sie genoss es mich leiden zu sehen. Katja P. quälte mich tagtäglich aufs Neue. Und jeden Tag wollte ich ihr sagen, das sie es sein lassen soll. Aber andererseits genoss ich es. Es war ein geiles Gefühl ihr untergeben zu sein. Vor ihr auf die Knie zu gehen und sie anzubeten. Alles zu machen, was sie von mir verlangte. Es war kein SM. Es war...Irgendwas anderes.

Tage. Wochen. Monate vergingen. Da alles nur psychisch abging, war es kein Fremdgehen. Mein Gewissen war rein und ich konnte es jeden Tag genießen. Eigentlich seltsam, das meine Frau nichts bemerkte. Denn seit dem Katja P. mit mir spielte, ließ ich meine Frau in Ruhe. Ich fragte sie nicht mehr, ob sie Lust auf Sex habe. Auch berührte ich sie nicht mehr, wie früher. Es hätte sie eigentlich wundern und stutzig machen müssen.

Der letzte Arbeitstag raste dem Ende entgegen. Sobald die Feierabenduhr läutete, würden wir uns nie wieder sehen. Aber so einfach konnte ich sie nicht gehen lassen. Zu viel war zwischen uns gewesen. Heute mussten ihre Glocken läuten. Und ich war der Glöckner. Ich wusste, das sie wusste, was ich dachte. Und ich wusste, das sie wusste, das sie mir nicht entkommen konnte. Das sie es selber wollte. Sie leckte sinnlich ihre Lippen und blickte mich an, das mir auf der Stelle ganz anders wurde. Plötzlich schien die Uhr still zu Stehen. Nichts bewegte sich mehr. Keiner atmete. Ich hörte nur, wie mein Herz, vor Aufregung, heftig in meiner Brust schlug. Gleich war es so weit. Nur noch wenige Augenblicke und ihr heißer Körper würde unter meinem Adonisleib erbeben.

Von ihrem Blick gefesselt und geknebelt, folgte ich ihr hinaus. Es kam mir vor, als würde sich alles in Schneckentempo abspielen. Dabei konnte ich es kaum erwarten ihren heißen Atem auf meiner Haut zu spüren. So aufgeregt, wie in diesem Moment, war ich zuvor noch nie gewesen. Das Blut wallte in meinen Adern. Ich konnte hören, wie es durch meinen Körper floss. Meine Hände fingen an zu zittern. Mir wurde ganz heiß und ich fing an zu schwitzen. Dann wurde mir ein wenig schwindelig und leicht übel. Mann-o-Mann war ich aufgeregt.

Die Sonne prasselte auf den Asphalt. Die Luft glühte. Nur noch wenige Schritte bis zum Ausgang. Ab da konnte ich alles mit ihr tun, was sie sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen vorstellen konnte. Lange habe ich darauf gewartet gehabt und gleich würde es passieren. Schnelle Verabschiedung von den Kollegen und dann fix um die Ecke. Nie wieder sollte sie an jemand anderes denken können, als an mich. Niemals wieder sollte sie so glücklich werden, als wie mit mir. Auf keinen Fall, so dachte ich mir, würde ich es mit ihr tun, sondern brav mit meiner Frau und meinen Kindern nach Hause gehen.

Für einen kurzen Augenblick, dachte ich, das mein Herz stillsteht. Das es aufgehört hatte zu schlagen. Es war eben typisch für meine Frau. Immer dann, wenn ich sie nicht brauchte, war sie da. Sie schien es gespürt zu haben, was ich eigentlich vorgehabt hatte und konnte es nicht zulassen.

Ich war ihr nicht böse deswegen, auch wenn ich ein wenig erzürnt über ihr erscheinen war, weil sie zum falschen Augenblick kam. Das Schicksal wollte, das ich treu blieb. Aber in meinen Träumen lebte ich aus, was ich in Wirklichkeit nicht tun konnte. Und jedes mal, wenn ich Katja P. sah, sah ich sie lächeln, als wüsste sie, was ich mit ihr in meinen Gedanken gemacht habe und ihr hätte es gefallen. Vielleicht kam es mir nur so vor. Aber irgendwas war zwischen uns. Ich spürte, was sie spürte. Ich fühlte, was sie fühlte. Ich dachte, was sie dachte.

Katja P. schlägt zu

Was für eine Frau. Ich kannte sie schon eine ganze Weile. Da wir es zeitlich nie so wirklich geschafft hatten uns persönlich zu sehen, haben wir uns übers Internet unterhalten. Ein nettes Frauchen und immer einen guten Spruch auf den Lippen. Deshalb stand ich morgens auf. Rechner hochfahren und nachschauen, ob sie zurückgeschrieben hatte. Jedes mal, wenn ich sah, das sie mir zurückgeschrieben hatte, lächelte ich automatisch den ganzen Tag. Sie war cool. Einzigartig. Der helle Wahnsinn.

Eines schönen Tages hatten wir doch mal Zeit gefunden, um uns persönlich zu sehen und zu unterhalten. Obwohl sie Hammer aussah, fühlte ich mich nicht von ihr angezogen. Freundschaftlich schon. Aber nicht sexuell. Wer weiß wieso. Ich machte mir darüber keine Gedanken. Mir waren echte Freundschaften wichtiger, als irgendwelche Liebesbeziehungen. Und sie war mir ganz besonders wichtig. Sie hatte etwas an sich, das kann ich nicht beschreiben. Etwas sonderbares. Wunderbares. Wuff.

Nach vielen Jahren ging ich wieder mal in die Disco. Es war ihr Wunsch gewesen. Aus Sicherheitsgründen habe ich mich darüber gefreut, das wir in die Disco gehen, anstatt irgendwohin, wo es ruhiger war. Andererseits verstanden wir uns eigentlich ganz gut. Vielleicht hätte ich doch mein Wunsch nach Ruhe äußern sollen. Andererseits ging Sicherheit vor. Ich stand nicht auf Schmerzen.

In der Disco war es laut. Man verstand noch nicht einmal seine eigenen Gedanken. Aber ich konnte der schönen Lady keinen Wunsch abschlagen. Nun war ich mit ihr hier und musste versuchen, dass beste daraus zu machen. Das hieß erst einmal, Bier bestellen und Platz suchen. Ich musste mich setzen. Stehen, musste ich nachher im Bus, wenn ich wieder nach Hause fuhr.

Die neumodische Musik war nicht mein Ding. Ging mir ziemlich auf den Zeiger. Bumm bumm bumm. Ich kannte die Lieder. Nur mit dem Unterschied, das sie im Originalen besser klangen. Die neue Aufmachung war für mich der letzte Dreck. Geklautes Gedankengut durch den Computer gehauen. Und damit verdienen die heute einen Haufen Schotter. Sollte ich vielleicht auch mal machen. Dann wäre ich innerhalb von wenigen Tagen Multimillionär. Aber ich bin zu blöd und ehrlich dazu.

Für mich war der Abend nicht so schön. Aller paar Minuten schaute ich auf die Uhr und wartete darauf, das sie sagte, wir gehen. Unterhalten konnten wir uns bei dem Lärm so wie so nicht. Es gab ein paar Frauen, die sahen ganz interessant aus. Aber sie kamen mir zu jung vor. Und ich war zu faul zum Aufstehen. Davon abgesehen, wartete zu hause meine Frau. Auch wenn ich nicht so oft ran durfte, wie ich wollte, blieb ich ihr treu.

Endlich gingen wir. Innerlich schrie ich auf vor Freude. Weg vom Lärm. Vielleicht würden wir uns dann richtig unterhalten. Aber kaum waren wir draußen, kam Ärger auf uns zu. Irgendwelche Typen hatten zu viel getrunken und wollten den nächstbesten eine reinhauen. Ich wusste doch, warum ich nicht in die Disco wollte. Nun konnte mich nur noch Gott davor bewahren, das ich im Krankenhaus landete...Oder sie. Oh mein Gott. Hatte sie einen Schlag drauf. So schnell kann man gar nicht gucken, wie die am Boden lagen. Meine beste Freundin hatte nur einmal ausgeholt und schon lagen sie, zusammen gekauert, da und winselten nach ihrer Mutter. Und genau deswegen war ich stets ehrlich zu ihr und machte alles, was sie von mir verlangte.

Voller stolz rief ich heraus:“Das ist meine Freundin.“

Normalerweise würde jeder über mich Lachen, weil eine Frau mich vor Unheil bewahrt hatte, anstatt ich die Frau. Aber sie hatten anscheinend alle Respekt vor ihr. Jeder trat einen Schritt zurück. Ich grinste über beide Ohren. Diese Frau war der helle Wahnsinn. Nichts gegen meine anderen Freundinnen. Aber diese war mir am liebsten. In ihrer Nähe fühlte ich mich sicher. Ich bin nun mal schmächtig und weise nur wenige Muskeln auf. Da brauche ich jemanden, der mir Sicherheit bietet. Und da stand sie. Sie so zu sehen. Wie sie die Kerle mit Leichtigkeit zusammenschlug, machte mich irgendwie geil. Ich konnte es kaum erwarten nach Hause zu kommen und meine Frau zu besteigen.

Wie gut, das wir nur Freunde waren, die sich gut verstehen. Was wäre, wenn wir zusammen wären und wir einen Streit hätten?Autsch.

Zu viert unterwegs

Ihr blondes, langes Haar glänzt in der Sonne. Sie lächelt den Wind an, der ihr Haar zerzaust. Dachte ich zumindest, bis ich gesehen habe, das ihr Freund sie in den Hintern kneift. Also doch kein Lächeln der Freude, sondern ein schmerzverzerrtes.

Es war ihre Idee gewesen, etwas zu viert zu unternehmen. Der Tag fing auch ganz gut an. Gut ausgeschlafen, schlürften wir, meine Frau und ich, bei herrlichstem Sonnenschein, Kaffee auf dem Balkon. Es versprach wirklich ein guter Tag zu werden. Schon langen wollten wir zu viert spazieren gehen, aber irgendjemand konnte nicht. Aber heute hatten wir es endlich geschafft. Den Urlaubstagen sei gedankt.

Um zwölf Uhr Mittags trafen wir uns in einem kleinen, netten Restaurant. Es lag schön im Grünem und die Umgebung war sehr ruhig. Der Weg dahin war nicht der kürzeste. Vor allem, wenn man kein Auto hat, oder nicht mit dem Fahrrad fahren will. Aber dafür war es einfach nur schön ruhig. Klar und deutlich konnte man die Vögel zwitschern hören. Der Wind wehte leicht durch das Blattwerk der Bäume. Es klang fast so, wie Meeresrauschen.

Dementsprechend waren auch die Preise. Man zahlte sehr viel für die Atmosphäre. Aber heute wollte ich nicht auf das Geld achten. Jeden Tag lebte ich sparsam. Da konnte ich es mir einmal leisten etwas mehr auszugeben. Viel zu selten gingen wir weg. Vor allem mit so netten Leuten.

Wir saßen draußen auf dem Freisitz, was wirklich keine gute Idee war. Kaum standen die Teller vor uns, spürte ich einen Tropfen auf meiner Nasenspitze. Und nicht nur das störte mich. Der Wind nahm zu und schüttelte die Blüten der Bäume runter, die dann auf unsere Teller fielen. Auch wenn es nicht giftig für uns war, geschmacklich war es genauso wenig erfreulich. Und dann schüttete es auf einmal richtig. Obwohl wir unter Bäumen saßen, die ein dichtes Blattwerk besaßen, wurden wir ziemlich feucht. Der mir dargebotene Anblick auf die Unterwäsche von Katja P. erfreute mich in dem Moment wenig, da mir fröstelte. Dafür war meine Nase wieder frei. Trotz meiner Allergie gegen sämtliche Pollen, ließ ich es mir nicht nehmen mich an solchen Orten aufzuhalten.

So schnell die Wassermassen kamen, so schnell waren sie auch wieder weg. Eine knappe Minute hatte es volle Kanne geregnet. Danach schien wieder herrlich die Sonne, als wäre nichts gewesen. Aber wenigstens wurden wir nett bedient. Wir bekamen Handtücher und unsere Teller wurden anstandslos neu gebracht. Aber diesmal setzten wir uns rein. Denn wer weiß, ob sich der Himmel nicht noch einmal öffnet und einen Wasserfall über uns ergoss.

Nachdem wir gut gespeist und gezahlt hatten, gingen wir wahllos in irgendeine Richtung, unterhielten uns über irgendwas und genossen das Beisammensein. An so einem Tag fiel es mir auch leicht, keine Blondinenwitze zu erzählen. Die wurden mir eh zu langweilig. Außerdem war Katja P. keine typische Blondine. Sie war intelligent und kreativ. Ich unterhielt mich gern mit ihr. Es war fast so, als wäre ich mit Papa Uwe unterwegs. Nur das wir kein Bier in der Tasche trugen.

Der Tag neigte sich dem Ende zu. Und als ob uns der Himmel sagen wollte: „Schert euch heem.“, schüttete es wieder. Diesmal hielt der Guss an und wir mussten uns einen Unterschlupf suchen. Wie immer, hatte ich meine Jacke angehabt. Aus irgendeinem Grund hatte ich stets ein Jäckchen um, ganz egal, wie warm es war. Ich zog sie aus und gab sie meiner Freundin. Sie gab einfach zu viel preis. Bei meiner Frau sah man kaum etwas, da sie ein dunkles Shirt anhatte.

Trotz der kleinen Pannen, waren wir uns einig, das wir eines Tages wieder gemeinsam etwas unternehmen sollten. Denn trotz allem, war es ein schöner Tag gewesen. Es kann eben nicht nur die Sonne scheinen.

Schneeballschlacht

Typisch Winter. Kalt. Eisig. Zum frösteln. Wenigstens gab es Schnee. Der glitzerte in der Sonne. Ich machte eben einen Spaziergang, als es geschah.

Leicht depressiv war ich schon am Morgen aufgestanden. Trotz einer ganzen Kanne Kaffee, fühlte ich mich müde. Schlaff. Lustlos. Träge. Aber irgendwas musste ich machen. Den ganzen Tag nur auf der Couch liegen und vor der Glotze dösen, wollte ich auch nicht. War nicht mein Ding. Früher, als ich noch jung war, da hatte ich damit kein Problem gehabt. Da war mir manchmal fernsehen wichtiger, als alles andere. Ausschlafen und fernsehen. Das waren, eine ganze zeit lang, meine zwei Lieblingshobbies. Okay, damals war das Programm noch interessanter. Heute wird man nur noch verblödet und verarscht. Auch wenn es nicht so wäre, würde mich das Fernsehen nicht mehr so sehr interessieren. Ich wollte aus meinem Leben etwas machen. Aus mir und … Wie auch immer. Den ganzen Tag in die Röhre gucken wollte und konnte ich nicht.

Meiner Frau hatte ich eine Beschäftigung gegeben. Küche putzen. In letzter Zeit waren wir beide ein wenig träge gewesen. Um nicht zu sagen, stinkenfaul. Der Abwasch stapelte sich und der Müll musste auch sortiert werden. Frauenarbeit. Jedenfalls diesmal, da sie nicht raus an die Luft wollte.

Lust hatte ich immer noch keine. Aber ich dachte mir, vielleicht hilft ein kleiner Spaziergang, um wieder in die Gänge zu kommen. Frische Luft hat noch niemand geschadet. Man sollte nur stark befahrene Straßen meiden. Zu viele Abgase auf einmal, könnten Nebenwirkung erzeugen.

Es war Windstill und daher relativ angenehm. Und wärmer, als ich dachte. Trotzdem war mir kalt. Die ersten Schritte fielen mir schwer. Es dauerte ein ganzes Weilchen, bis ich Spaß am Laufen gefunden hatte. Dabei geriet ich ins Nachdenken und übergangslos ins Träumen. Plötzlich schepperte es. Voll mein Hinterkopf. Ich hörte jemanden Kichern. Mein erster Gedanke war, einfach weiterlaufen, als wäre nichts gewesen. Aber das Kichern kam mir seltsam bekannt vor. In der Hoffnung, das ich mich nicht irrte, kniete ich mich hin, tat, als würde ich mein Schuh zubinden, stand dann urplötzlich wieder auf, drehte mich hastig um und schoss einen großen Schneeball auf jene Person. Noch während mein Geschoss durch die Luft flog, hoffte ich, das ich mich nicht geirrt hatte. Und tatsächlich. Unter dem Schnee lugte ein bekanntes Gesicht hervor. Katja P. Mein Blondchen. Die Überraschung stand immer noch im Gesicht geschrieben. Aber nur kurz. Denn schon ging sie zu Boden und schmiss mir eine Ladung Schnee ins Gesicht. Ein Teil fiel mir in den Nacken und lief langsam meinen rücken hinab. Kalt. Es war mehr als kalt und ließ mich für wenige Augenblicke erstarren. Sie hatte sichtlich Freude daran.

Pause. Langsam wurde es doch zu kalt an den Händen. Stattdessen tippelten wir zu zweit ein paar Meter und unterhielten uns über rationale, reelle, natürliche und negative Zahlen. Ihr Lieblingsthema. Irgendwie war Mathematik nicht so ihr Ding. Und um sie nicht all zu sehr zu ärgern, redeten wir schließlich über uns.

Durchgefroren kam ich ziemlich spät wieder nach Hause, legte mich auf die Couch und schaute fern.

Leggins

 

Manchmal habe ich das Gefühl, als schwebe ich über den Wolken. Mir geht es sauwohl. So auch zu diesem Zeitpunkt. Das Wetter war herrlich. Ich hatte frei. Katja P auch. Ihr Mann war auf Montage. Und er vertraute mir vollkommen, seit dem er gesehen hatte, wie sehr ich meine Frau verehrte. Anfangs war er skeptisch gewesen, weil ich seine Frau hin und wieder ein wenig neckte. Das alte Sprichwort heißt ja: Was sich neckt, das liebt sich.

Wir hatten keine Idee, was wir machen könnten. Also spazierten wir einfach durch den Park. Am Teehaus machten wir eine kleine Rast. Wir setzten uns draußen hin. Beobachteten die Kinder beim spielen. Ich sah es ihr an, das sie auch gern ein Kind hätte. Aber ihr Job ließ es nicht zu. Die Arbeitszeiten waren sehr bescheiden. Familienunfreundlich. Vielleicht irrte ich mich auch, und sie dachte an etwas ganz anderes. Wäre nicht das erste mal gewesen, das ich mich irrte.

Wir tranken Kaffee und teilten uns ein Stück Torte. Ich beobachtete die Mütter der Kinder. Betrachtete sie mir näher. Versuchte mir vorzustellen, wie sie es geschafft hatten, einen Partner zu finden, der sie schwängerte. Es waren ja nicht alle grottenhässlich. Aber einige schon. Selbst Katja P wendete angewidert ihr Gesicht von denen ab.

Niemand kann etwas für sein Äußeres. Zumindest ein Teil davon. Schließlich werden die Merkmale von Papa und Mama weitergegeben an das neue Lebewesen. Es gibt auch Veranlagungen, für die man nichts kann. Gegen die man nichts machen kann. Aber es gibt einiges, dafür kann man was.

Uns war bewusst, das man bei herrlichen Sonnenschein keinen Skianzug trägt. Aber, wenn man schon kräftig gebaut ist und es auch noch unförmig ist, möchte man doch tunlichst vermeiden hautenge Leggins zu tagen. Vor allem, wenn man kein Teenager mehr ist. Und mit rund vierzig, ist man schon lange aus dem Alter raus. Keiner will Fettwülste sehen, die bunt eingepackt sind. Ein bisschen Ästhetik bitte.

Mich störte es weniger. Aber Katja P gefiel der Anblick überhaupt gar nicht. Schien sich davor zu ekeln. Ich war einiges gewöhnt. Kannte Vielfältige Personen, kräftig gebaut und spärlich bekleidet. Nicht schön, aber auch nicht zu ändern. Alte Menschen machen sich meist nichts draus. Sind anders aufgewachsen. Andere sind wieder anders. Das weiß ich selbst.

Während Katja P sich angewidert umdrehte, dachte ich darüber nach, wann, wo und wer die Leggins erfand. Irgendjemand muss sie ja mal irgendwann und irgendwo erfunden haben. Einfach so aus dem nichts war sie wohl kaum entstanden.

Katja P wollte gehen. Ihr reichte es. Es war ja nicht nur der Anblick. Auch das Gemecker der Mütter ging ihr auf die Nerven. Es waren Kinder. Sie machten sich nun mal gern dreckig. Steckten sich alles in den Mund. Man muss eben alles mal probiert haben.

„Und was machen wir jetzt? FKK am Badestrand?“, fragte ich scherzhaft.

„Wovon träumst du nachts?“

„Nur von dir, meine Königin. Aber wie wäre es wirklich mit See? Eine Runde und dann essen gehen? Ich lade dich ein.“

„Du lädst mich ein? Dann will ich joggen. Damit ich großen Hunger bekomme.“

Ach ja. Frauen. Gib ihnen den kleinen Finger...

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