Kurzgeschichte
Eis und Schokolade

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"Eis und Schokolade"
Veröffentlicht am 11. Mai 2011, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich liebe Fantasy und schreibe gerne über fremde Welten. Aber mich interessieren auch viele andere Bereiche der Literatur, wie z. B. Kurzgeschichten, Gedichte oder Krimis und Thriller. Kurz gesagt: Ich liebe es einfach zu schreiben, egal worüber.
Eis und Schokolade

Eis und Schokolade

Beschreibung

Es geht um zwei Mädchen, deren Freundschaft so tiefgründig ist, dass man keine Worte braucht, um dem anderen seine Lage zu erklären.

Wie konnte jemand bloß so gemein sein? Wieso sagten Menschen so böse Dinge, dass man sich nicht mehr halten konnte, und all seine Gefühle in Eis und Schokolade ertränkte? Warum hatte ausgerechnet ER so etwas gesagt?

Maja saß wütend auf ihrem Bett, einen Löffel in der einen, eine angebrochene Tafel Schokolade in der anderen Hand. Die Musik dröhnte so laut aus den Lautsprechern, dass ihr eigentlich das Trommelfell hätte platzen müssen. Das Eis vor ihr auf dem Nachttisch war schon halb leer, aber wen kümmerte das schon. Sie dachte über ihre Situation nach, wie sie gerade Unmengen von Kalorien in sich reinschaufelte, wie sie überhaupt erst in diese Lage geraten war, und wer dafür verantwortlich war, dass jetzt aus ihrer Anlage 35 Dezibel Linkin Park dröhnten. Bei solchen Gedanken konnte sie nicht anders als ihren Löffel zum hundertsten Mal in die Eispackung zu stechen, und das klebrige Zuckerzeug in ihren Mund zu befördern. Wieso hatte dieser Idiot denn so etwas gesagt? Warum hörten nicht jeden Tag tausende Menschen so laut Musik, dass ihnen das Gehirn wegflog?

            Die Antwort kannte sie selbst. Es gab genug Eis, Schokolade und beste Freundinnen. Sie hatte sich gerade zu ihr auf den Weg machen wollen, als ihr Freund vor der Tür auftauchte. Er stand einfach nur da. Warum ging ihr denn dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf? Seine große sportliche Gestalt, wie sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um ihm einen schnellen Kuss zu geben, und ihm mitzuteilen, dass sie gerade auf dem Sprung war, er aber gerne mitkommen könne.

            Aber so weit war sie gar nicht gekommen.

Er drehte sich weg, schaute sie nicht einmal mehr an. Sie wusste noch genau was ihr alles durch den Kopf gegangen war. Sorgen hatte sie sich gemacht! So ein Quatsch. Das hatte er am allerwenigsten verdient, dass sich auch noch jemand um ihn sorgte. Aber er hätte sie wenigstens anschauen können, oder? War das zu viel verlangt? Vor lauter Wut, die sich erneut in ihrem Herzen anstaute, stocherte sie in ihrer Eispackung herum. Nach fünf, zehn oder auch hunderten Löffeln hatte sie sich wieder ein bisschen beruhigt.

            Er hatte auf seine Füße gestarrt, als schämte er sich für das, was er als nächstes sagen würde. Wahrscheinlich hatte er das nicht einmal. Gerade als sie fragen wollte, ob er sie nicht bitte anschauen könnte, hatte er angefangen irgendwas Unverständliches zu nuscheln.

Wie sie das aufgeregte! Der Typ war ja so ein Feigling!

. Er hatte ihr erst erklärt er wolle sich auf seinen Sport konzentrieren, und brauche dabei keine Ablenkung. Er wolle sie ja nicht verletzten.

Wer sollte ihm das denn abkaufen? Sie etwa?

Er wolle sie ja nicht unglücklich machen, indem er sich zu selten blicken ließe.

Schon klar. Was hatte der sich eigentlich dabei gedacht? Konnte ihr das mal einer erklären? Wie kam er denn bitte auf so einen Schwachsinn?

Dann waren da diese Wörter gewesen, die sie verhöhnten und sie auslachten. Diese Buchstaben, die ihr unmissverständlich mitteilten, wie dumm sie gewesen war, anzunehmen, er wäre ein fester Bestandteil ihres Lebens geworden. Es waren drei Wörter gewesen, die sie so wütend und unglücklich gemacht hatten. drei Wörter konnten eine ganze Welt zerstören. Nur drei Wörter.

Es ist aus.

Dieser Satz hatte sich in ihre Gehirn gebrannt, mit aller Gewalt. Die Narben dieses Satzes würden noch lange schmerzen, aber die Musik ließ ihn weniger schlimm erscheinen. Fast so, als gäbe es ihn nur in ihrer Vorstellung. Aber nur fast. Da waren nämlich diese Erinnerungen, die einfach nicht verschwinden wollten, auch wenn sie es sich noch so sehr wünschte. Warum hatte niemand sie auf diesen Verlust vorbereiten können, er war einfach dagewesen, ohne dass sie eine Chance gehabt hatte, sich dagegen zu wehren. Wie sie das hasste!

            Nachdem er diese Worte mühsam hervorgebracht hatte, und er immer noch auf seine Füße starrte, drehte er sich einfach um. Und dann war er weg, so plötzlich wie er gekommen war. Sie hatte überhaupt nichts erwidern können, so schnell ging alles. Aber auch als sie ihm noch etwas hinterherrief, drehte er sich nicht um. Die Gewissheit, dass sie ihm mittlerweile herzlich egal sein durfte, war schlimmer als alles was sie kannte.

            Er war an allem schuld. Er war schuld, dass es ihr so schlecht ging. Maja wechselte zur Schokolade, das Eis war ihr über diese Gedanken leer gegangen. Die Musik war gottseidank immer noch laut und kreischend, ohne hätte sie nichts ertragen, von dem was sich immer noch in ihrem Kopf abspielte, was sie einfach nicht vergessen konnte. Warum geisterten ihr diese Bilder immer noch so genau vor Augen herum? Es war die Vergangenheit, verdammt noch mal! Sie drehte die Anlage auf. 40 Dezibel würden bestimmt helfen alles aus ihrem Kopf zu pusten. Zum Glück war niemand zu Hause, also konnte auch niemand stören und an ihre Tür klopfen um das Leisermachen ihrer Musik zu veranlassen. Aber ihre Freundin würde kommen, sie war bestimmt schon auf dem Weg. Sie hatte sie gleich angerufen, aber nichts wirklich erzählt. Die laute Musik im Hintergrund hätte ohnehin alles unverständlich gemacht. Trotzdem hatte ihre Freundin zugestimmt, dann hätte sie wenigstens jemanden zum Reden. Aber was machte das für einen Sinn, wenn man das Leben nicht mit denen verbringen konnte, die man liebte?

            Endlich, jemand klopfte an ihrem Fenster, sie hatte die Klingel wahrscheinlich nicht gehört. Es war Paula. Ohne darauf zu warten, was Maja sagen würde, nahm sie ihre beste Freundin einfach in den Arm. Sie verstand die Musik, das Eis und die Schokolade besser als alle Wörter dieser Welt. Beste Freundinnen sind eben so. Kaum hatte Paula sie in den Arm geschlossen, machte sich Traurigkeit in Maja breit, die ersten Tränen stahlen sich in ihre Augenwinkel. Paula ließ sie nicht los, auch nicht, als die Musik irgendwann aufhörte, und Maja immer noch weinte, auch nicht, als ihre Eltern nach Hause kamen, und sie immer noch schluchzte. Sie ließ sie nicht los, bis alle Tränen verbraucht waren. Aber auch dann waren Worte nicht notwendig. Sie holten sich eine neue Schachtel Vanilleeis und eine Tafel Schokolade.

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JustMe
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JustMe Re: Sehr gut! -
Zitat: (Original von Hanna1984 am 13.05.2011 - 14:39 Uhr) Sehr toller Anfang eines Romans. Gut geschrieben. Gefällt mir.

Danke!
Hatte mir auch gedacht ich könnte daraus noch einen richtigen Roman machen, aber im Moment hab ich noch an anderen Stellen zu schreiben.
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