Kurzgeschichte
Suizid

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"Suizid"
Veröffentlicht am 10. Mai 2011, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich weiß, wie das auf solchen Seiten funktioniert. Die Menschen, die ihr Profil ausfüllen, wirken potenziell interessanter als diejenigen, die es nicht tun, und die, die sich dabei kurz halten & viele Absätze machen wiederrum mehr als die, die lange Texte schreiben. Nun... was tue ich also hier?Weder noch. Es ist völlig gleichgültig wie alt ich bin. Was ich für Interessen habe. Welche Musik ich mag, welches Geschlecht ich habe, was meine ...
Suizid

Suizid

 

Auch heute schmiegen sich die leichten Bleistiftstriche an das Blatt. Manchmal flächig, manchmal nur als ein Hauch zu erkennen fügen sich die Linien zu einem Ganzen zusammen. Zunächst grob nur zu erkennen, doch jetzt eindeutig räkelt sich vor mir auf dem Papier ein Zebra. Am Anfang ein Zebra wie jedes andere, beginne ich nun die feinen Abstufungen und Kleinigkeiten hinzuzufügen, die mein Zebra besonders machen werden. Mit leichter Hand schenke ich dem Zebra große, dunkle Augen mit einem trägen Blick und langen Wimpern. Die ganz feinen Linien am Körper bedecken das nackte Tier mit dichtem, kurzen Fell. Die Hufe sind fest und stehen auf dem rauen, weißen Boden. Fast spüre ich, wie die Ohren unter meiner Hand zu zucken beginnen. Fliegen umsurren mein Zebra; die langen Haare des vollen Schweifes holen soeben zum Schlag aus um die lästigen Insekten loszuwerden.

 

Ich erwache. Als ich meine Augen aufschlage, sieht mich das Zebra unverändert aus seinen von mir geschaffenen Augen an. Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen habe; draußen ist es bereits dunkel und die Sterne funkeln. Der Mondschein hüllt den Raum in ein silbriges Licht. Das weiße Papier zaubert meinem Zebra einen magischen Glanz. Ich mache mich wieder an die Arbeit. Obwohl alle Feinheiten bereits fertig sind, fehlt noch etwas wichtiges. Meinem Zebra fehlen die Streifen. Ohne auf die Uhr zu schauen beginne ich -zunächst nur leicht, dann mit sicheren Zügen- meinem Zebra Streifen zu malen.

Der Morgen dämmert, als ich mich erhebe und das Zimmer verlasse.

Als ich wiederkomme ist alles unverändert. Der Stift, das Blatt und das Zebra sind genauso, wie ich sie zurückgelassen habe. Ich setze mich und schaue auf das Bild. Ein heftiger Ruck geht durch meinen Körper. Meine Augen weiten sich; ich beginne zu schwitzen. Was ich sehe, lässt mich zusammenfahren. Noch immer schaut mich das Zebra an, doch obwohl ich nichts an seinen Augen verändert habe fährt mir sein Blick durch Mark und Bein. Die Streifen, welche ich so gedankenverloren und voller Zuversicht gezeichnet hatte, verlaufen kreuz und quer, sie sind schief, überschneiden sich, sind unterschiedlich dick, manche kurz, manche lang, die einen heller, die anderen dunkler. An manchen Stellen ballen sie sich, an anderen befindet sich nur weißes Fell. Manchmal macht ein Streifen einen Knick oder sieht aus wie ein mystisches Symbol. Es ist ein Desaster. Reinstes Chaos, die Streifen zieren nicht mehr mein Zebra sondern sehen aus wie aufgerissene Wunden.

 

 

 

Während ich noch dem Zebra in die Augen sehe, beginnt meine Hand bereits einen riesigen, hungrigen Wolf zu skizzieren.

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deadbird
Ich weiß, wie das auf solchen Seiten funktioniert. Die Menschen, die ihr Profil ausfüllen, wirken potenziell interessanter als diejenigen, die es nicht tun, und die, die sich dabei kurz halten & viele Absätze machen wiederrum mehr als die, die lange Texte schreiben. Nun... was tue ich also hier?Weder noch. Es ist völlig gleichgültig wie alt ich bin. Was ich für Interessen habe. Welche Musik ich mag, welches Geschlecht ich habe, was meine Lieblingsfarbe ist oder ob ich gern Spinat esse.Die Texte sind das, was hier zählt. Und obendrein aussagekräftiger als ein Onlineprofil.Ich freue mich über Bewertungen. Und über Sternchen. Über 2 oder 3 Sätze. Das ist nett. Was ich aber wirklich suche, ist jemand, der meine Texte liest, sie unabhängig davon mich zu kennen bewertet und das nicht nur in 2 oder 3 Sätzen.Am besten, jmd der selber schreibt. Ich möchte einen Partner, auf dessen Urteil ich vertrauen kann, der sich in meinen Schreibstil einliest und dem/der Unterschiede auffallen.Selbiges möchte ich anbieten.Wer es bis jetzt geschafft hat, meinen völlig informationslosen und langweiligen Ausführungen zu folgen, kann sich ja melden. Oder es lassen.Übrigens liebe ich Spinat. Und hasse es, dass hier keine Absätze gespeichert werden.

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