Kurzgeschichte
Geständnisse - Was ist Liebe?

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"Geständnisse - Was ist Liebe?"
Veröffentlicht am 26. April 2011, 26 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

- 32 Jahre alt, aus dem Ruhrgebiet - verträumt, gedankenverloren, gern kreativ
Geständnisse - Was ist Liebe?

Geständnisse - Was ist Liebe?

Beschreibung

Was ist Liebe? Kim stellt sich diese Frage zum ersten Mal so richtig und die Antworten die sie darauf findet zeigen ihr einen völlig unerwarteten, neuen Weg.

Geständnisse

- Lizzy -

„Sag mal, wie läuft es eigentlich zwischen dir und deinem Freund?“ , fragte ich bemüht die Worte so lässig wie möglich herauszubringen.

„Hm, wie immer. Wir hatten mal wieder einen Streit, du weißt ja wie eifersüchtig er sein kann.“

Ich grinste leicht. Ja – ich konnte seine Eifersucht sogar sehr gut nachempfinden.

„Nun, aber irgendwie hat er ja auch Grund dazu. Schließlich bist du ihm erst vor kurzem fremdgegangen, oder?“

Als ich mich in ihre Richtung drehte bemerkte ich wie ihre Wangen einen leicht rötlichen Farbton annahmen.

„Nun ja..., du weißt aber auch, dass es mir inzwischen leid tut! Ich weiß ich hab total Mist gebaut, aber... ich liebe Johnny.“

Ich holte tief Luft.

„Hast du ihm inzwischen davon erzählt?“

Entgeistert sah sie mich nun an. So als hätte ich völlig den Verstand verloren.

„Nein, ich bin doch nicht verrückt! Er ist so schon eifersüchtig genug! Lizzy du sagst doch nichts, oder?“

Ich blinzelte irritiert.

„Natürlich nicht.“

Als würde ich jemals die Gelegenheit dazu bekommen, ich hatte Johnny, der eigentlich Jonathan hieß, erst einmal gesehen und das waren gerade mal so 5 Minuten. Bei ihren ganzen Männergeschichten grenzte es bereits an ein Wunder das ich seinen Namen behalten hatte...

„Kim... wir sehen uns viel zu selten.“ , murmelte ich seufzend.

Sie richtete sich nun leicht auf und sah auf mich herunter.

„Du hast Recht. Es tut mir so Leid... Dieser ganze Stress macht mich zur Zeit noch wahnsinnig. Mein Basketballverein, der ständige Ärger mit Johnny, der Stress mit meinen Eltern, dann das Problem mit Oli, der mir plötzlich aus heiterem Himmel seine Liebe gestehen muss... dabei war es vorher alles so unkompliziert und toll. Er ist echt ein klasse Freund...“

Sie seufzte und ich tat es ihr gleich, wenn auch aus etwas anderen Gründen als sie...

Dann sah sie mir wieder fest in die Augen, ihr Gesicht war noch immer über mein eigenes gebeugt, so dass ich ihren Atem leicht spüren konnte.

„Aber du weißt doch, ich lieb dich so sehr! Hab also keine Angst das ich dich in all dem Stress vergesse! Ich hab ständig ein schlechtes Gewissen, dass wir uns so selten sehen und glaub mir, ich vermiss dich auch total! Andauernd!“

Diese Worte von ihr zu hören taten mir zwar gut, doch wenn sie mich so sehr vermisste, wieso konnte sie nicht mal irgendeinen Termin verschieben um mich zu sehen?

Noch immer sah sie mir fest in die Augen, scheinbar irritiert darüber das ich nichts erwiderte und meine Miene sich nicht aufhellte.

Eine schwarze Haarsträne fiel über ihre Schulter nach vorne und ich spielte gedankenverloren mit ihr.

„Was ist los mit dir?“ , fragte sie nun sichtlich besorgt.

Ich bemühte mich zu lächeln, doch der Versuch war erbärmlich.

„Nichts, was soll denn sein?“ , mein Versuch zu lügen war tatsächlich noch erbärmlicher.

Nun schien sie etwas verärgert.

Ich mochte ihren beleidigten Blick sehr, ich mochte es, dass sie nie nachgab. Ich liebte ihren starken Charakter. Ich liebte ihren ständigen Drang zu kämpfen und nicht locker zu lassen. Sie war so voller Leben. Sie war so lebendig und noch dazu... einfach wunderschön.

Ihre dunklen Augen funkelten mich böse an und am liebsten hätte ich ihr jetzt einfach einen Kuss geraubt, doch so stark dieses Verlangen auch war, meine Angst davor sie durch diese Tat zu verlieren war größer.

Und dann war der Moment verflogen und sie legte sich wieder neben mich auf die Wiese, ihr Blick zum Himmel gerichtet.

„Irgendwas hast du doch.“ , grummelte sie.

„Ich will nur nicht das du gleich schon wieder gehen musst. Wir sehen uns sowieso immer so selten und dann hast du gerade Mal drei Stunden Zeit.“

Sie schwieg einen Moment.

„Das sind meine Eltern in Schuld. Ich hab das Auto heute nicht bekommen und muss mit dem Zug heim... sonst hätte ich sicher mehr Zeit gehabt....“ , murmelte sie.

Ich beschloss nichts zu erwidern, auch wenn ich wusste das diese Tatsache gerade mal ein kleiner Teil des Ganzen waren. Schließlich hatte Kim noch eine Verabredung am Abend. Ein Treffen mit Oli. Natürlich verstand ich das sie die Sache mit ihm klären wollte, doch ging das nicht auch morgen? Wieso gerade an dem einen Tag den wir uns mal wieder sahen?

Ich richtete mich seufzend auf und holte die Erdbeeren aus dem Picknickkorb.

Ihre Augen leuchteten.

„Erdbeeren! Oh wie toll! Genau das richtige jetzt!“ , strahlte sie und nahm sich direkt eine.

Als ich mir auch eine greifen wollte, bemerkte ich eine Wespe die in gefährlicher Reichweite war. Ich hatte panische Angst vor stechenden Insekten und sprang hastig auf. Doch diese dumme Wespe ließ nicht ab von mir und flog mir nach.

„Verdammt, ich hab doch keine Erdbeere in der Hand, verschwinde von mir!“ , rief ich.

„Lizzy! Bleib ganz ruhig stehen und schließ am Besten die Augen! Ich sag dir wenn sie weg ist.“

Ich wusste zwar nicht wofür es gut sein sollte meine Augen zu schließen... schließlich sollte man den Feind doch im Blick behalten, doch ich folgte ihrem Rat.

Nur etwa eine Minute später zuckte ich zusammen und öffnete die Augen, als ich spürte wie mich etwas umklammerte.

Dann hörte ich Kims zauberhaftes Lachen hinter mir und wusste, dass sie es war die mich gerade von hinten umarmte.

„Sehr lustig.“ , murmelte ich gespielt beleidigt.

„Die Wespe ist weg.“ , brachte sie unter nicht aufhörendem Lachen hervor.

Ich spürte wie meine Wangen heiß wurden. Ich war sicher total rot...

Dann endete auch dieser glückliche Moment als sie die Umklammerung löste.

Ich drehte mich zu ihr um.

„Das war ganz schön fies!“ , warf ich ihr vor, konnte aber ein leichtes Grinsen nicht verhindern.

„Hey, immerhin hab ich auch vorher die Wespe verscheucht oder?“ , lächelte sie.

„Du bist aber echt schreckhaft Lizzy!“ , neckte sie mich.

Ich streckte ihr die Zunge heraus und setzte mich gespielt schmollend zurück auf die Wiese. Ein Windstoß kam und die rosafarbenen Kirschblüten des Baumes neben mir wehten an Kim vorbei. Sie sah aus wie eine Märchenfigur.

Doch dann weiteten sich ihre Augen erschrocken und sie sah auf die Uhr.

„Verdammt! Ich muss los um den Zug nicht zu verpassen!“ , rief sie.

Sie konnte nicht zu einem Märchen gehören, jedenfalls nicht zu meinem. Denn es würde kein Happy End für mich geben. Sie war für mich nicht zu erreichen.

Traurig packte ich alles wieder in den Picknickkorb was wir auf der Wiese verteilt hatten und machte mich mit ihr auf den Weg zum Bahnhof.

„Ich will nicht weg.“ , murmelte sie traurig als wir am Bahngleis standen.

Ich hielt ihre Hand und wollte sie gar nicht mehr loslassen.

Doch als der Zug einfuhr, ließ sie los und drückte mich fest an sich.

„Ich komm sobald ich kann wieder! Versprochen! Und dann will ich endlich mal Neuigkeiten von dir hören! Du bist schon viel zu lange Single, dabei sollten die Kerle sich um dich reißen!“

Ich löste mich aus der Umarmung, gerade als der Zug zu stehen kam.

Ernst blickte ich sie an.

Es ging nicht mehr. Ich konnte es nicht länger verschweigen. Sie sollte es wissen.

Doch ich spürte wie meine Kehle trocken wurde. Ich bekam kein Wort heraus.

„Was ist?“ , fragte Kim mich verwirrt.

Ihre dunkelbraunen, fast schwarzen Augen musterten mich.

Wenn ich es nicht sagen konnte, musste ich es ihr eben zeigen.

Mein Herz schlug so wild als wäre ich mitten in einem Marathonlauf. Dann legte ich meine Hand auf ihre Wange und streichelte sanft darüber.

Zu meiner Überraschung schien Kim das nicht seltsam zu finden, sie lächelte mich warm an und plötzlich durchflutete mich genügend Mut und so gab ich ihr einen sanften Kuss auf die Lippen.

Es war nur ein kurzer Kuss gewesen. Dann entfernte ich mich von ihrem Gesicht und blickte sie erwartungsvoll und angespannt an.

Ihre Miene war hell. Kein bisschen Verwirrung war zu erkennen.

„Du bist ja süß. Ich werde dich auch vermissen.“ , grinste sie.

Empfand sie das tatsächlich einfach als freundschaftliche Geste?

“Also bis bald, Lizzy!“ , lächelte sie und wandte sich um in Richtung Zug.

Wie starr sah ich ihr nach, wie sie einstieg und mir zuwinkte.

„Du wirst mir fehlen! Ich schreib dir eine Mail wie es mit Oli gelaufen ist!“ , rief sie noch durch die offen stehende Tür.

Jetzt wo ich mir all meinen Mut einmal zusammengenommen hatte, sollte es umsonst gewesen sein?

Nein...

„Kim! Ich.... Ich liebe dich!“ , rief ich ihr mit leicht zittriger Stimme zu.

Sie lächelte nur.

„Ich lieb dich auch Lizzy!“

Entschlossen ballte ich meine Hände zu Fäusten und schüttelte den Kopf.

Sie sollte endlich verstehen...

„Nein, ich liebe dich... RICHTIG. Ich... liebe dich wie Johnny dich liebt!“

Nun würde es keine Missverständnisse mehr geben.

Ich hatte die Augen zugekniffen als ich ihr die Worte entgegenschleuderte.

Nun traute ich mich kaum sie zu öffnen. Doch dann hörte ich wie sich die Türen des Zuges schlossen und ich machte meine Augen auf um Kims Gesichtsausdruck noch zu sehen. Wie sah sie wohl aus? Geschockt? Verwirrt? Enttäuscht? Würde sie über mich nun auch so denken wie über die Sache mit Oli? Das es alles schön und gut war – bevor ich ihr meine Gefühle gestand?

Ich hatte Angst.

Doch ich sah sie nicht. Die Stelle hinter der Tür, an dem sie eben noch gestanden hatte war leer. Hatte sie sich schon einen Sitzplatz gesucht?

Ich suchte sie an den Fenstern, doch konnte nichts von ihr entdecken.

Schließlich fuhr der Zug ab und ich blieb allein und ohne eine Antwort zurück, ohne zu wissen, ob ich sie nun je wiedersehen würde.
 


 

- Kim -

Vollkommen irritiert hatte ich mich auf den Boden gesetzt. Ich wusste einfach nicht richtig auf die Worte von Lizzy zu reagieren und sie sollte nicht meinen erschrockenen Ausdruck im Gesicht sehen. Das würde sie nur verletzen...

Also hockte ich mich in den Zwischenraum des Zuges, der nun gerade dabei war abzufahren. Ich war mir sicher, sie suchte nun nach mir, auf eine Antwort wartend.

Doch was hätte ich ihr sagen sollen?

In meinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander.

Und ihr letzter Satz klang wie in einer Endlosschleife in meinen Ohren nach.

„Ich... liebe dich wie Johnny dich liebt!“

Da war kein Missverständnis möglich.

Es war unfassbar... Erst Oli und jetzt auch noch Lizzy. Aber Lizzy! Lizzy war doch... ein Mädchen.

Ich rollte mit den Augen. Man wie schlau, natürlich war sie ein Mädchen! Welch glorreiche Erkenntnis, dass einzige was neu daran war, war das sie eine Lesbe ist!

Oder zumindest bi. Schließlich stand sie mal auf Kerle. Wir hatten uns öfter mal über welche unterhalten auf die sie gestanden hatte. Also wieso auf einmal? Was war denn auf einmal passiert? Oder hatte Lizzy all diese Geschichten einfach nur erfunden?

Sie war keine gute Lügnerin und ich war mir sicher, ich hätte es gemerkt, wenn sie versucht hätte zu lügen...

Jetzt erst fiel mir ein das ich mir inzwischen bedenkenlos einen Platz suchen konnte, der Zug war ja bereits abgefahren. Eilig stand ich auf und setzte mich an einen leeren Fensterplatz.

Es gab soviel Klärungsbedarf...

Und doch – Tatsache war nun erst mal, dass ich auf dem Weg war um mit Oli Dinge zu klären. Somit wäre es am Besten mir danach erst weitere Gedanken um Lizzy zu machen.
 

Von der Haltestelle an der ich ausstieg war es nur ein Katzensprung bis zu Oli, doch er konnte wie immer nicht warten und schloss mich schon als ich aus dem Zug ausstieg in die Arme.

„Kim! Schön dich zu sehen!“ , rief er hocherfreut und ich seufzte innerlich als ich daran dachte welch unangenehme Aufgabe nun vor mir lag.

„Na, wie war’s mit deiner Freundin?“ , grinste er und ich spürte ein flaues Gefühl im Magen.

„Hm, sehr überraschungsreich.“ , erwiderte ich.

„Na, ist doch super, ich weiß doch wie du auf Überraschungen abfährst.“ , grinste er und ich entschied dazu keinen Kommentar abzugeben.

Bei ihm angekommen legten wir uns bei ihm aufs Bett. Er schlang die Arme um mich und ich brachte es nicht fertig sie abzuschütteln.

„Oli, du weißt... die Nacht letztens...“ – „Psht, sag nichts. Lass uns einfach den Moment genießen.“

Und eine Sekunde später küsste er mich, doch anstatt den Kuss zu erwidern, zuckte ich erschrocken zurück.

Entgeistert sah er mich an.

„Stimmt etwas... nicht?“ , fragte er verwirrt.

Ich strich mir mit einem Finger über meine Lippen.

Der Kuss. Der Kuss den Lizzy mir gegeben hatte, hatte für sie was ganz anderes bedeutet als für mich. Ich hätte es schon da merken müssen.

„Was ist denn Kim?“ , fragte Oli nun ungeduldig.

„Oli, du bist einer meiner besten Freunde, was geschehen ist hätte nie passieren dürfen... Es tut mir wirklich Leid, aber können wir nicht wieder dahin zurück, wo wir vorher waren?“ , fragte ich ihn nun mit halb flehendem und halb entschuldigendem Ton.

Er senkte den Blick um mir nicht in die Augen zu sehen und wirkte plötzlich richtig klein.

„Ich weiß ja du bist mit Johnny zusammen, aber ich... hatte mir echt eingebildet da wäre mehr zwischen uns. Ich weiß nicht ob ich nun so einfach wieder... umschalten kann. Für mich gibt’s keine Fernbedienung...“ , murmelte er.

Ich seufzte.

„Bitte, ich will dich nicht verlieren Oli. Du bist mir sehr wichtig.“

Er nickte. „Gib mir einfach etwas Zeit.“ , erklärte er und versuchte zu lächeln.

„Natürlich...“ – „Sag mir aber, was hat Johnny eigentlich so an sich was dich so verrückt nach ihm macht? Ich meine, du bist ihm fremd gegangen, bist du dir sicher er ist der Richtige?“

Ich sah ihn verdutzt an.

„Liebe und Lust sind unterschiedliche Dinge...“ , murmelte ich und sah in sein enttäuschtes Gesicht.

„Es... tut mir wirklich Leid.“

Daraufhin nahm ich meine Tasche und verließ seine Wohnung. Es war Zeit nach Hause zu fahren... und ihm Zeit für sich zu geben.

Ich hatte genügend angerichtet.

Wie sehr ich mich in diesem Moment verabscheute... und doch war es nicht das erste Mal, dass ich mich in so eine Situation hineinmanövriert hatte.

Hatte Oli Recht? Wie viel lag mir wirklich an Johnny?

Wenn ich mich mit Lizzy unterhalten hatte, waren ihre Ansichten so klar.

Sie sagte, sie könnte sich gar nicht vorstellen mit einer Person zu schlafen die sie nicht lieben würde. Ich fand das verrückt. Sex und Liebe haben doch wirklich nicht soviel miteinander zu tun, man kann das eine durchaus ohne das andere haben.

Lizzy war in so Dingen so unheimlich altmodisch, na ja in gewisser Weise war sie eine hoffnungslose Romantikerin.

Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und wieder klangen ihre letzten Worte in meinen Ohren nach.

Mir fiel ein was sie meinte als wir mal darüber sprachen,

was Liebe eigentlich ist.

"Wenn ich jemanden liebe, reicht es mir schon in der Nähe der Person zu sein, es macht mich so glücklich, die Person einfach nur zu sehen, lachen zu hören... oder ihre Hand zu halten. Wenn sie mich umarmt, bin ich den ganzen Tag über einfach so überglücklich... Liebe ist gebend. Man muss einander vertrauen, ehrlich zueinander sein und sich nicht verstellen müssen. Man nimmt die Person so wie sie ist. Liebt sie mit allen Fehlern."

Sie liebte mich. Noch nie hatte ich etwas mit einer Frau gehabt. Dafür hatte ich ständig was mit Kerlen am laufen.

Was ich so an der Beziehung zu Lizzy schätzte war das unkomplizierte.

Sie war mein sicherer Hafen, ihr konnte ich vertrauen und alles erzählen.

Sie hielt mich nie für eine Schlampe oder zumindest hat sie mich nie so behandelt oder mir Predigten gehalten. Vielleicht verstand sie meine Ansichten manchmal nicht, doch sie verurteilte mich auch nicht.

Sie nahm mich wie ich war, ganz egal in welcher Hinsicht.

Johnny hingegen... hatte des öfteren mal was an mir auszusetzen. Ihn störte es das ich soviel unterwegs war, mit anderen Freunden. Ich konnte doch nichts dafür das ich viele männliche Freunde hatte?

Außerdem wollte er mir stets Dinge vorschreiben... und belehrte mich des öfteren. Manchmal fühlte ich mich in der Beziehung wie in einem Käfig eingesperrt.
 

Es war unfassbar, wie viel sich gerade in mir wandelte, an nur einem Tag.

Ich liebte Johnny... zumindest in gewisser Weise. Er sah unheimlich gut aus mit seinen lockigen braunen Haaren. Er war groß, gut gebaut und hatte hübsche dunkelbraune Augen. Abgesehen davon konnte man mit ihm unheimlich Spaß haben. Doch ernstere, tiefsinnigere Gespräche waren an sich nie möglich...

Solche führte ich meist mit Lizzy... wenn ich sie mal sah.

Es war viel zu selten. Dabei war ich mit ihr viel lieber zusammen als mit...
 

Ich spürte wie irgendetwas in mir geschah, was ich nicht ganz nachvollziehen konnte.
 

„Hey, möchten Sie jetzt mit oder nicht?“ , hörte ich einen Busfahrer entnervt fragen und ich stieg hastig in den Bus der zu mir nach Hause fuhr.

Ich hatte gar nicht bemerkt das er gekommen war...
 

- Jonathan / Johnny -

Seit ein paar Wochen war Kim wie ausgewechselt. Wir sahen uns viel seltener als gewöhnlich und dann fragte sie mich sogar noch, was für mich eigentlich Liebe ist.

Was sollte ich darauf antworten? Ich sagte natürlich, dass ich sie liebe, und das ich meine Liebe in ihr gefunden hätte. Aber anstatt sich darüber zu freuen, seufzte sie nur und verdrehte die Augen. Als ich fragte was denn wäre, meinte sie nur ich solle es einfach vergessen. Wir hatten zwar noch Sex, aber andere Zärtlichkeiten blieben mehr oder weniger aus. Sie mochte es nicht mehr zu kuscheln und auch auf den Mund küssen durfte ich sie immer weniger, bis mir irgendwann der Kragen platzte und es zum Streit kam. Ich wollte einfach nur wissen was los war. Im Endeffekt wäre es wohl besser gewesen nicht zu fragen, denn sie sagte plötzlich, dass es einfach nicht mehr funktionieren würde und sie es für das Beste hält die Beziehung einfach zu beenden. Sauer wie ich war, forderte ich von ihr Antworten auf ihr gesamtes Verhalten und fragte sie ob sie mich denn gar nicht mehr lieben würde.

Da sah sie mich mit ihren dunklen Augen - irgendwie schuldbewusst – an.

„Ich glaube ich habe erst vor kurzem erkannt, was eigentlich echte Liebe ist.“

Daraufhin ist sie für immer aus meinem Leben verschwunden.

Das einzige was noch blieb war ein Gerücht.

Sie hätte ihre große Liebe in einem anderen Mädchen gefunden....
 

- Lizzy -

Es war in etwa zwei Monate her, wo ich Kim zuletzt gesehen hatte. Es kam keine Mail. Kein Anruf. Es kam nichts.

Und es verging kein Tag an dem ich mir nicht vorwarf, dass ich ihr meine Liebe gestanden hatte. Hätte ich es gelassen – dann würden wir uns immerhin noch sehen. Dann könnte ich noch in ihrer Nähe sein. Mehr brauchte ich gar nicht.

Nur ihre Nähe.

Und als ich bereits jegliche Hoffnung aufgegeben hatte, passierte etwas unerwartetes.

Es klingelte an der Tür und als ich öffnete stand niemand anderes als sie vor mir.

Meine Augen waren groß und mein Herz überschlug sich.

Warum war sie da?

Während ich sie nur wie betäubt anstarrte, kam sie einen Schritt näher und gab mir einen kurzen Kuss auf die Lippen, so wie ich es vor zwei Monaten getan hatte...

„Darf ich reinkommen?“ , fragte sie lächelnd.
 

- The End -

 

 

© Nina Wagner / Dissonantia

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