Fantasy & Horror
Der Löwe im Hof

Der Löwe im Hof

Als Josef Kafka in den Hof, hinter seiner Mietwohnung, trat, sah er den Löwen auf der Mauer sitzen. Es war ein schönes Tier, ein gewaltiges, kraftvolles und es hatte eine königliche Mähne. Der Garten sah nicht so majestätisch aus, eh schäbig und zurückgelassen, wie alle seine Hobbys, seit er Gisela geheiratet hatte.
„Na, mein Großer, wie geht es dir?“
Der Löwe starrte ihn mit seinen bernsteinfarbenden Augen eine lange Zeit an und ruhrte dann. Ein Geräusch, das sie machen, wenn sie sich wohl fühlen, vielleicht wenn sie jemanden mögen?
Josef mochte sonst niemand und da er den Löwen gerade erst kennen gelernt hatte, konnte er sich nicht vorstellen, dass dieser ihn schon mögen könnte. Seit er mit Gisela verheiratet war, wurden die Personen immer weniger, die ihn mochten. Sie hassten Gisela und entfernten sich von ihm.
Gisela.
Hm sie war schon eine. Sie ließ sich zwei Jahre nach der Heirat die Eierstöcke entfernen. Sie wollte nicht an Krebs erkranken und sie wollte keine Kinder haben. Also konnten diese unnützen Dinger weg. Sie gab Carlos, seinen Schäferhund ab, weil er im Alter stark roch und sie hatte einen Katzenhaarallergie. Also ging sie nicht mehr auf den Hof, da es da nur so von Katzen wimmelte.
Nun hätten sie und die Katzen in Frieden leben können, aber seine Giesela war eine garstige Person und sie regte sich über das Miauen der Tiere auf. Sie bewarf sie mit Steinen und Wasser und rief beim Ordnungsamt der Stadt an, das diese Plage beseitigen sollte. Ein Tierfänger kam an einem sonnigen Tag, fing drei kleine Katzen ein und wurde nie mehr gesehen. Doch die Katzen wurden dadurch nicht weniger.
Im Gegenteil.
Es schienen sogar noch mehr zu werden. Hatschie! Hatschie! Theatralisch nieste Gisela den ganzen Tag und scheuchte die Tiere Nachts mit ihren Gartenschlauch weg.
Wenn Josef seinen verwilderten Hof goss, fütterte er die Katzen immer heimlich und streichelte sie liebevoll. Er vermisste seinen Hund und das Tapsen kleiner Füße hinter ihm und als er fast fünfzehn Jahre mit dieser Frau verbracht hatte, vermisste er auch die Zärtlichkeit.
Die Katzen gaben sie ihm.
Gisela gab den Katzen Rattengift.
Nach dem drei Hauskatzen und zwei Dutzend wilder Katzen verendet waren, machten sich die anderen Tiere aus dem Staub. Sie machten platz für die Ratten. Jetzt mochte Gisela den Garten nicht, weil er voller Ratten war. So ging Josef nur heraus, um die Gräber der toten Katzen zu bewundern, (Er hatte jeder einzelnen hinter dem hohen Gras ein kleines Grab angelegt, wie für Menschen. Mit kleinen Grabsteinen und einem Stein für Blumen.) und um hin und wieder seine verwilderten Obstbäume zu gießen.
Der Löwe sprang von der Mauer, strich durch das hohe Gras und rieb sich an Josefs Bein. Josef streichelte ihn und der König der Tiere legte sich auf den Rücken und ließ es sich gefallen.
„Du hast lange gebraucht, alter Junge. Fast zu lange!“
Er dreht sich von ihm weg und schlurfte wieder zur Wohnung.
„Was hast du denn draußen wieder gemacht?“ keifte Gisela.
„Dem Löwen sein Fell gestreichelt?“
„Dem Löwen? Spinnst du jetzt ganz du alter Furz?“ lachend schüttelte sie den Kopf. „Du riechst nach Katze! (Ein Niesen.) Hast du wieder welche mit deinem ALTEMÄNNERGERUCH angelockt? Du alter Esel? Na warte, denen werde ich den Dreizahn überbraten, dass es sich gesetzt hat!“
Sie verschwand aus der Wohnung, brummelte dabei „Löwe,tzzz!“ und Josef sah wie sie nach den verrosteten Dreizahn griff und sich ein teuflisches Lächeln auf ihren Lippen bildete. Er wusste, sie würde nicht mehr wieder kommen. Nie mehr.