Textauszug: Ich hatte noch so viele Pläne für mein Leben. Wollte noch so viel erleben. Ich sehne mich nach Freiheit, würde jetzt gerne barfuß am Strand endlanglaufen und die Sandkörner unter meinen Füßen spüren. Doch das ist nur ein großer Wunsch, der nie mehr in Erfüllung gehen wird.
Das Thema Todesstrafe und Verurteilung haben wir zu der Zeit als ich diese Geschichte geschrieben habe im Religionsunterricht behandelt. Ich habe mir das Thema sehr zu Herzen genommen und daraus ist diese Geschichte nun einmal geworden.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen dieses "Dramas"
Ich wollte frei sein. Frei wie ein Vogel, der durch die Lüfte fliegt und sich über nichts Gedanken machen muss. Abschließen, mit meiner schweren Vergangenheit, dem frühen Tod meiner Eltern und meiner Geschwister. Ich habe nie daran gedacht, kriminell zu werden und jemals einem Lebewesen auch nur die kleinste Kleinigkeit anzutun. Nein, ich wollte sogar anderen Menschen helfen, für sie da sein und so gut es geht, sie beschützen.
Ich wollte später einmal erfolgreich werden, eventuell sogar groß rauskommen. Ich war eine liebe, soziale und brave Schülerin, deren Noten nicht grade schlecht waren. Meine Chancen auf ein gutes Leben, waren sehr hoch. Ich hätte viel daraus machen können.
Ich hatte zwar nicht viele Freunde, aber darauf kam es mir nicht an. Mir war es egal, wenn andere mich als Outsider bezeichneten, denn mir war es wichtig, richtige Freunde zu haben und nicht einfach irgendwelche Menschen, als meine Freunde zu bezeichnen.
Großgeworden, in einem Kinderheim, mit fünfzehn Jahren von einer scheinbar netten Familie adoptiert worden und jetzt sitze ich hier, und das alles hat so angefangen mit dem Tod meiner Eltern.
Warum hat Gott mir das angetan? Ich werde es nie begreifen können.
Diese schrecklichen Menschen, zu denen ich gekommen bin, dort jahrelang gelebt habe, bei denen ich mich anfangs so wohlgefühlt habe. Ich dachte ich hätte einmal Glück in meinem Leben, doch was ich dachte, entsprach nicht der Realität.
Er, mein Adoptivvater hat mich nach einiger Zeit geschlagen und mir gedroht, schlimmeres zu tun. Angsterfüllt gehorchte ich ihm, und ja ich habe es getan. Ich habe mich für ihn auszogen, damit er mich missbrauchen konnte. Und ich bereue es, aber was hätte ich damals anderes tun sollen? Ich war doch noch so hilflos und jung.
Und meine Adoptivmutter hat einfach dagestanden und zugesehen. Wenn auch manchmal mit Tränen in den Augen, aber zeitweise ging es ihr nicht besser als mir, denn auch an ihr verging er sich.
Und was wäre mir anderes übrig geblieben? Ich musste es tun. Ich habe ein Messer genommen und habe auf ihn eingestochen, bis er leblos am Boden lag. Es war reine Notwehr. Länger hätte ich es nicht mehr ausgehalten, in seiner Gewalt zu Leben. Er wurde immer härter und brutalter und hat immer mehr von mir gefordert.
Nun sitze ich hier, in einem grauen, stickigen Raum, in dem kaum ein Lichtstahl fällt. Lange zu leben habe ich nicht mehr. Ich bin völlig ausgehungert und schwach. Ich sitze der Todeszelle eines Gefängnisses und warte, bis sie mich holen und mich umbringen. Denn ich bin hier in einem der einzigen Länder, in denen die Todesstrafe noch erlaubt ist. Und ich habe sie bekommen. Ein genauer Termin dafür, steht noch nicht fest, aber ich bin mir sicher, dass sie mich bald holen werden, um mich qualvoll hinzurichten.
Ich hatte noch so viele Pläne für mein Leben. Wollte noch so viel erleben. Ich sehne mich nach Freiheit, würde jetzt gerne barfuß am Strand endlanglaufen und die Sandkörner unter meinen Füßen spüren. Doch das ist nur ein großer Wunsch, der nie mehr in Erfüllung gehen wird.
Schon bald werde ich tot sein und das alles nur, weil ich jemanden umgebracht habe, der mir und zahlreichen anderen Menschen so weh getan hat und manche davon sogar umgebracht hat. Eigentlich sollte er jetzt hier an meiner Stelle sein und leiden. Ich bin doch eigentlich unschuldig, aber das scheint hier keinen zu interessieren, denn die einzigen Personen die mir noch glauben, sind meine jetzt freie Adoptivmutter und mein Anwalt. Doch sie sind gegenüber dem hohen Gericht machtlos.
Bald werde ich endlich erlöst...
Hiermit ein riesiges Dankeschön an alle die diese Kurzgeschichte gelesen haben!
Natürlich sind Kommentare und Bewertungen erwünscht!
Liebe Grüße, Vampiii