Biografien & Erinnerungen
....Liebeserklärung an meine Heimat . Teil 1 - Äpelschlot un Taat

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"....Liebeserklärung an meine Heimat . Teil 1 - Äpelschlot un Taat"
Veröffentlicht am 11. April 2011, 14 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

......... ein absolut vielseitig interessierter, chaotischer,naturliebender Mensch der aber mit seiner perfektionistischen Veranlagung, Gott sei dank auf einen ordnungsliebenden, mit beiden Beinen im Leben stehenden Partner zählen kann.Fühle mich, bedingt durch Tierhaltung,in Gummistiefeln genauso wohl wie in High-Heels um auch mal dem Groß-Stadt -Leben zu fröhnen. Liebe das Landleben,die Familie, Kultur,Geschichte ,verschlinge Bücher und lerne ...
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....Liebeserklärung an meine Heimat . Teil 1 - Äpelschlot un Taat

Beschreibung

Zuhause sind wir da , wo unsere Liebe Erfüllung findet. Aber Heimat verbinde ich eben auch mit Erinnerungen an eine wunderschöne Zeit. Dies ist der Anfang , einer Beschreibung , meiner Heimat, die Eifel mit Annekdoten und allerhand Leckereien.

Äpelschlot un Taat

Liebeserklärung an meine Heimat. Teil 1

 

Äpelschlot un Taat.....

[Kartoffelsalat und Kuchen]

 

......will ich außerordentlich guten Kartoffelsalat essen, dann geh ich zu „Os Tant Mie“[unserer Tante Rosemarie].

Hier ist von der Majonaise bis hin zu den selbst geernteten Kartoffeln alles selbst gemacht.

Und während ich dann diese, in herrlich sämiger Marinade, eingelegten Kartoffelscheiben  auf der Zunge zergehen lasse, verfalle ich in Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen.

Plötzlich steht dieser knorrige alte Eichenbaum vor mir, der die Kapelle unseres Dorfes bewacht, sehe die Sonne durch die Baumwipfel schimmern, wie sie gleißendes Licht auf dieses weiß getünchte Gottesgebäude wirft. Höre leise den Wind durch die Äste streifen, wie er zärtlich jedes Blatt berührt.

Fühlbar ist die Ruhe an einem Mittag im Sommer, wo jeder gewöhnlicher Eifler, nach genüsslichem Verschlingen seiner Mahlzeit, schnarchend in der „Stuff“[Wohnzimmer] auf dem Sofa liegt oder die Hausfrau noch mit der Brille auf der Nase vor ihrem Strickzeug eingenickt im Sessel sitzt.

Nichts scheint in Bewegung außer eine kleine Spinne, die beim Hochkrabbeln, an dem warmen Gestein plötzlich inne hält. Selbst Kuh und Hofhund kennen die Gesetze der Mittagsruhe. Liegen matt und dösend in der Sonne. Ein paar Vögel zwitschern zaghaft und leise und eine Eidechse schlüpft schnell unter die Wurzeln des Baumes.

Dann atme ich vorsichtig tief ein, um selbst mit diesem Geräusch, die Ruhe nicht zu zerstören. Sauge den Geruch von getrocknetem Gras in meine Lungen,schließe die Augen, verharre.

Die Wärme der Sonne benetzt mein Gesicht und ich lasse mich fallen in eine Atmosphäre voller Frieden und der Geborgenheit der Ruhe.

 

Zuhause!

 

Sie wollen sicher sein, dass sie wirklich an einen der schönsten Mittelgebirge Deutschland gelandet sind?

Fragen sie einen Einheimischen nach dem Weg:

„Wat wullt ühr dann do?“ [„Was wollen sie denn da?“] steht ein knurrig und misstrauisch  erscheinender Mann, mittleren Alters, vor ihnen. Mit der typisch Jägerhut ähnelnden Kopfbedeckung, der sich das Recht herausnimmt über alles und jeden in seinem Dorf Bescheid zu wissen. Sie erklären ihm noch mal ihr Ziel. Etwas verhalten und irgendwie ,unsinniger Weise können sie es sich auch nicht erklären , schließlich auch den Grund ihres Besuchs.

Sodann, nachdem dieser  gestandene Bauer über ihre Absolution nachgedacht und beschließt ihnen eine Auskunft zu geben, werden sie genaustens über die einzelne Familien-Namen der Häuser und Höfe informiert und deren Stellung im Dorf , an denen sie vorbei müssen und auch letztendlich ob die Zielperson lohnt zu besuchen oder ob sie besser gleich wieder umdrehen, weil, „der ös suwiesu nie do“ [„der ist sowieso nie da“] oder  „der wohnnt äver at lang nie mie he“[„der wohnt aber schon lange nicht mehr hier“]

Dann seien sie sicher, sie sind mitten drin in der Eifel! Man sollte übrigens niemals Misstrauen oder Skepsis eines Eiflers falsch verstehen. Auch wenn unser Landsmann selbst in einem Gespräch mit einem hochgradigen Akademiker oder bei Behörden so gut wie nie ins Hochdeutsche verfällt, erklären sie ihn niemals für dumm oder einfältig. Seien sie lieber auf der Hut.

Denn hier haben sie es mit der weit gefürchteten Bauern-Schläue zu tun, der noch niemand , den ich kenne gewachsen war oder ist.

 

 

 

Wie schön, wenn mal einer starb oder

E wirklisch schöön Begräfnis

 

 

Kirmes , Karneval, en Huhzit [Hochzeit], Hielisch [Polterabend] äver och Begräfnisse,mir Pänz hatten emme Spaß ! [aber auch Begräbnisse, wir Kinder hatten immer Spaß]

 

Beerdigungen waren für uns Kinder immer großartig.

Das hört sich makaber an, aber welches Kind macht sich schon großartig Gedanken über den Tod an sich.

In unserem Dorf, dass übrigens mitten in einem Tal der längst ausgedienten Vulkanhügel liegt, starb ja nicht alle Tage einer. Es war dann irgendeine Groß-Tante, entfernter Ur-Onkel oder ähnliches, denn verwandt sind sie ja hier immer alle miteinander, mehr oder weniger um ein paar Ecken. Und wenn nicht, so sagt man trotzdem „dr Tant“ oder „dr Ohm“. [die Tante oder der Oheim/Onkel]

Würde ein Einheimischer einen anderen Ortsansässigen mit „Frau Schmitz oder Herr Pütz ansprechen, würde das jeweilige Gegenüber seinen Gesprächspartner für nicht zurechnungsfähig erklären  und ihn anschauen, als ob er aus einer anderen Welt käme.

Hier ist es immer dr Pütze Jupp oder dr Tant Agnes, ja nach Rang, Berufsstand oder Herkunft.

Das ist es wohl auch was den dörflichen Zusammenhalt schaffte, wie in einer großen Familie.

Aber zurück, zu den Beerdigungen.

War man nicht selbst betroffen, so konnte man sich nämlich nach den kirchlichen Reliquien, in der Dorfgaststätte erquicken an,  Appel zo un Appel ob  [gedeckter und offener Apfelkuchen], Prommetaat un Grießmehlstaat[Pflaumentorte und Griesmehltorte. Diese Gebäcke bestanden aus einem Hefeteig mit jeweiligem Belag oder Füllung].

 Für die Mannslöck jov et Stöcksche met Schönk oder Kies un natürlich für all en jod Tass Kaffe.[ Für die Männer, hier wörtlich Mannsleute, gab es eine Schnitte mit Schinken oder Käse und natürlich für alle eine gute Tasse Kaffe]

Es versteht sich von selbst, dass die Mahlzeiten alle aus eigener Herstellung waren. Dabei war immer genau festgelegt, wer im Dorf welchen Kuchen mitbrachte und andere Dinge organisierten.

Schon nach ein paar Minuten glich die Trauerfeier alles andere als einem traurigen Anlass. Die Eifler sind sehr gläubig und der Tod , wenn er als ein Natürlicher hergegangen, ist bei uns das letzte große Fest eines Menschen, bei dem auch ruhig gelacht werden darf. Des Verstorbenen Lebenswerke werden noch einmal aufgezählt un dat er och esch en ne jode Kerl wor.[und , dass er auch echt ein guter Kerl war]

Allgemeine Probleme wurden bei solchen Zusammenkünften diskutiert.... Ob das Heu auch schon alles reingeholt worden ist, dass es wieder so viel regnet und dass „Pittisch Zill doch tatsächlich vorigen Sonntag nicht in der Kirche war. Sowie natürlich das Alfons jetzt endlich einen neuen Trecker hat. Allerhand Geschichten wurden sich erzählt und Kurze gehoben.

Nicht selten musste eine Bäuerin nach solch einer Feierlichkeit, die Kühe im Anschluss alleine melken. Für uns Kinder, war dies alles ein Schauplatz, um Streiche auszuhecken, unter die Tische zu kriechen, Schnürsenkel zusammen zu binden  oder ausgelassen zwischen Tischen und Bänken Räuber und Gendarm zu spielen. Niemand hätte es gewagt unsere Fröhlichkeit zu unterdrücken und ganz ehrlich :

Su möch isch och begrave wäre...[so möchte ich auch begraben werden]

 

Eine Anekdote aus längst vergessenen Zeiten, wurde aber dann am Schluss immer wieder weiter gegeben. Die Tante, von der die Rede ist, lebt schon lange nicht mehr aber mit dieser Episode hat sie sich, in unserem Dorf zumindest, unsterblich gemacht.

Diese Erzählung ist weder frei erfunden und tatsächlich so passiert:

 Dr Tant Bärbsche

 hat in unserem Dorf mit akribischer Genauigkeit dafür gesorgt, dass unsere Kirche, selbst im letzten Winkel nicht nur vor Heiligkeit, sondern auch vor Sauberkeit strahlte.

Unsere Kirche war ein mächtiges Gebäude im gotischen Stil mit einem großen Schiff indem wohl sonntäglich unsere und auch die Nachbargemeinde, ihren Platz finden sollten.

Wie man sich vorstellen kann, war die gute Frau mit ihren Säuberungsaktionen einen ganzen, lieben, langen Tag beschäftigt. Zumal sie ein kleines zierliches Persönchen war, die achtzig Jahre schon lägst überschritten aber rüstig und klar im Geiste.

Klein und drahtig, wie sie war, das schlohweiße Haar zu einem dürftigen Dutt befestigt, den grauen Rock bis auf die Füße reichend und jene bunt gemusterten Kittel, den sie wie ein Talar, wehenden Schrittes über den Kirchhof trug, seh ich sie heute noch ganz deutlich vor mir. Stets mit einem Schrubber und alten Zinneimer bewaffnet, schritt sie erhobenen Kopfes, auf wichtiger Mission, durch das hohe Kirchenportal.

Beschäftigt über ihr emsiges Treiben, fand sie tagsüber kaum Zeit noch zum Grab ihres verstorbenen Mannes zu gehen. So schlich sie sich oft noch in der bereits lang eingesetzten Dämmerung zum stillen Zwiegespräch an die Ruhestätte ihres Gemahls.

Die Junggesellen in unserem Dorf wollten dies einst zum Anlass nehmen us jode Tant einen Streich zu spielen, da ein jeder sich wohl darüber mokierte, dass Tant Bärbschen , so spät noch auf den Friedhof wanderte.

Ein Plan wurde ausgefeilt, wie man die Gute erschrecken könne.

Wieder zur später Stunde als das gebrechliche wirkende alte Weiblein auf dem Weg zu ihrem Mann war, versteckten sich die Halbwüchsigen, verhüllt mit weißen Bettlaken, hinter der Friedhofskapelle, an der  unsere Tante unweigerlich vorbei musste. Bis zum Barsten gespannt hockten sie dort um wie auf Kommando hervorzuspringen.

Dann endlich erschien sie feierlich zwischen den brennenden Grablichtern und wollte gerade mit kurzen Schritten an der Kapelle vorbei, als ein seltsames Flirren durch die Luft ging.

 Die „Mannslöck“ stürzten mit einem Geheule vor die kleine Gestalt:

„Huuuuu huuuuuu....“,sangen sie im Chor „ Wir kommen von Gott und Gott hat uns befohlen, wir sollen dich holen....“

Jeder Zuhörer dachte an dieser Stelle, dass unsere Tante der Schlag getroffen hätte und vor Schreck sogleich tot umgefallen wäre doch die Junggesellen bekamen postwendend ihre Quittung:

„Dat is mir ejal , wat der hätt, isch john jetz irsch zu mengem Mann!“

[Das ist mir egal, was der hat. Ich gehe jetzt erst zu meinem Mann]

Sprach´s und zog von dannen.

 

Na, wer hätte einer alten Frau, soviel Kühnheit zugetraut aber Eifler Frauen mussten ihr Leben lang ihren Mann stehen und haben vorm Teufel keine Angst!

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Über den Autor

HupposEngel
......... ein absolut vielseitig interessierter, chaotischer,naturliebender Mensch der aber mit seiner perfektionistischen Veranlagung, Gott sei dank auf einen ordnungsliebenden, mit beiden Beinen im Leben stehenden Partner zählen kann.Fühle mich, bedingt durch Tierhaltung,in Gummistiefeln genauso wohl wie in High-Heels um auch mal dem Groß-Stadt -Leben zu fröhnen. Liebe das Landleben,die Familie, Kultur,Geschichte ,verschlinge Bücher und lerne immer wieder gerne nette u neue Menschen kennen.

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HupposEngel Re: Ich bin begeistert!!!!!!!!!!!!!!!!!! -
Zitat: (Original von HeidiCHJaax am 16.04.2011 - 19:09 Uhr) Grenau so war es in meiner Kindheit hier, heute sind die echten Eifler aber zahlenmäßig in der Minderheit und die Kinder lernen kein Platt mehr.
Einen ratschsüchtigen besserwissenden alten Knörz scheint es wohl in jedem Ort gegeben zu haben, ebenso wie das weibliche Gegenstück.
Beiden Charakteren habe ich in meinen Eifelbüchern derart viel Text gewidmet, dass ich verklagt wurde.
Egal was in der Vergangenheit so los war, der äußere Schein mußte immer um jeden Preis gewahrt werden!
Beim Hefekuchen fällt mir noch der Streusel und der Birrebunnes ein, den es wirklich nur auf Beerdigungen gibt.
Dein Schreibstil ist genial für diese Art von Geschichten, ein wenig Historie, ein Schuß Anekdote und Eifler Platt in kleinen Dosen.
Wir müssen dafür sorgen, dass es in der nächsten Generation nicht schon vergessen ist.
Schreibe bitte noch mehr davon, ich liebe es!

Fill schrees us der Efel, de Kochen hon ma at jees aver et oss noch Wuuscht, Jehacktes un Schlachmundes do, et stohn och noch Brotschrumpere mot Deckmellich op dem Herd!

Heidi


DANKE,
liebe Heidi,
dein Kommentar freut mich besonders :) !!!

Diesen Text habe ich vor ca 15 Jahren , für das Eifel-Jahrbuch (Kreis Euskirchen ) verfasst und ist mir jetzt wieder in die Hände gefallen !

Und ja , da empfinde ich genau wie du, der äussere Schein ist wichtiger als alles andere ! So sind wir erzogen worden und ein bisschen davon macht sich schleichend immer wieder bemerkbar auch wenn man dagegen rebelliert! ;) Da gibt es super viele versteckte , unheimliche , sensationelle Biographien an die du ganz schwer nur, ran kommst weil alles vertuscht wird !! ;) Wenn manch einer den grünen Rasen-Teppich hoch hebt , würde er ganz viel darunter finden !!

Lach, ja den Birrebunnes hatte ich ganz vergessen....

Lieben Dank für deine Worte und grüß mir die Eifel :)
Übrigens ...sehr seltsam ....:
Die Oberlausitz hier , scheint ausgewanderte Charaktäre der Eifel voll und ganz integriert zu haben ...grins....
Obwohl 700km weiter weg , stoße ich hier auf ausserordentliche Ähnlichkeiten !!!

LG Heike
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HeidiCHJaax Ich bin begeistert!!!!!!!!!!!!!!!!!! - Grenau so war es in meiner Kindheit hier, heute sind die echten Eifler aber zahlenmäßig in der Minderheit und die Kinder lernen kein Platt mehr.
Einen ratschsüchtigen besserwissenden alten Knörz scheint es wohl in jedem Ort gegeben zu haben, ebenso wie das weibliche Gegenstück.
Beiden Charakteren habe ich in meinen Eifelbüchern derart viel Text gewidmet, dass ich verklagt wurde.
Egal was in der Vergangenheit so los war, der äußere Schein mußte immer um jeden Preis gewahrt werden!
Beim Hefekuchen fällt mir noch der Streusel und der Birrebunnes ein, den es wirklich nur auf Beerdigungen gibt.
Dein Schreibstil ist genial für diese Art von Geschichten, ein wenig Historie, ein Schuß Anekdote und Eifler Platt in kleinen Dosen.
Wir müssen dafür sorgen, dass es in der nächsten Generation nicht schon vergessen ist.
Schreibe bitte noch mehr davon, ich liebe es!

Fill schrees us der Efel, de Kochen hon ma at jees aver et oss noch Wuuscht, Jehacktes un Schlachmundes do, et stohn och noch Brotschrumpere mot Deckmellich op dem Herd!

Heidi
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