Der Rassist
Als kleiner Junge war er in einer sehr christlichen Familie aufgewachsen. Er musste jeden Abend sein Gebet aufsagen sonst durfte er nicht ins Bett gehen. Die Eltern waren sehr streng mit ihm. Schliesslich war er das einzige Kind und sollte dann später einen guten Beruf ausüben und gottesfürchtig sein. Die Grossmutter von Daniel ging in die Heilsarmee. Sie war dort in der Gitarren Brigade und im Chor. Sie war schon sehr alt, aber Daniel hatte eine sehr gute Beziehung zu seiner Grossmutter. Zu seinen Eltern hatte Daniel eine etwas andere Beziehung. Sein Vater war ihm manchmal etwas unheimlich und seine Mutter war ihm zu ehrgeizig. Und
vor allem die Kindererziehung war viel zu streng ausgefallen. Er durfte viele Sachen nicht kaufen und machen. Es gab sehr viele Verbote.
So kam es das Daniel immer mehr Wege suchte, diese Verbote zu umgehen. Nachts verliess er sein Zimmer, ohne dass seine Eltern dies wussten und streifte in der Gegend umher. Manchmal machte er auch viel Blödsinn wie z.B. dort wo Zeitungen aufgestapelt wurden, ging er hin und zündete den Papierstappel an. Dies gab oft sehr viel Ärger vor allem in dem kleinen Dorf im Kanton Thurgau wo er lebte.
Es ging nicht allzu lange und ein paar Jugendliche hatten herausgefunden wer des Nachts immer so viel Unfug trieb. Daniel dachte nun sei es aus mit ihm. Aber da hatte er sich gründlich getäuscht. Statt dass die Jugendlichen ihn bei der Polizei verpfiffen, trafen sie ihn persönlich und gratulierten ihm zu seinen mutigen Taten. Schon bald hatte er einen kleinen Fan Club. Sie trafen sich nun so oft es ging und als Daniel in eine Lehre in ein benachbartes Dorf ging, sorgten sie dort für Unfug und Dallerei.
Es wurde allerdings immer schlimmer. Sie machten Velos kaputt, schnitten die Reifen durch. Bei den Autos wurden die Spiegel abgebrochen und oft wurden die Autos mit
den Messern gezeichnet, so dass sie danach oft lange Kratzer aufwiesen. Daniel und seine Bande oder Clique hatten immer mehr Anhänger und schon bald gesellten sich Typen mit kurzem Haar und Springerstiefeln in seine Reihen. So kam es, dass nun die Motivation für diese Vorfälle geändert wurde. Es war nun so, dass man gewisse Ausländer damit bestrafen wollte. Daniel war zwar zuerst nicht damit einverstanden, liess sich aber dann von den anderen doch davon überzeugen.
Und so ging es nicht lange und er war ein überzeugter Rassist. An seinem Arbeitsplatz hatte er Kollegen aus dem Kosovo und auch andere Ausländer. Er wollte allerdings mit
diesen Leuten keine Probleme. So kam es, dass er seinen Rassisten Kollegen die Namen dieser Ausländern gab und diese passten dann auf diese Personen. Sie lauerten ihnen auf und dann kam es zu einer Schlacht. Sie gingen wie Kampfhähne aufeinander los. Die Bande von Daniel hatte natürlich Schlagringe und Baseball Schläger und so ging der Kampf nicht ganz fair zu. Es gab viele Verletzte, allerdings waren diese auf der Seite der Ausländer und kaum auf der Seite der Bande von Daniel.
Im Kanton Thurgau war man manchmal froh, wenn die Ausländer mal eins auf die Fresse bekamen. Die arroganten Deutschen, die sozialausnutzenden Balkanvölker und viele
andere waren der Dorfbevölkerung langsam aufgestossen. Die Truppe von Daniel bekam immer mehr Publicity. Auch kamen nun ein paar Frauen dazu. Daniel wunderte sich darüber, machte sich aber keine weiteren Gedanken. Es ging nicht allzu lange und einige der Frauen waren schwanger. Sie waren den Männern richtig gehend hörig. Selber denken war in der Gruppe nicht gern gesehen.
Nach einigen Monaten kam eine neue Frau zu der Truppe, das heisst Daniel hatte sie irgendwo getroffen und dann überredet der Truppe doch beizutreten. Die Frau war äusserst attraktiv und intelligent, was auf den Rest der Frauen in der Gruppe meist nicht
zutraf. Diese Frauen waren zwar sehr hübsch, aber bei der Intelligenz war es wohl etwas niedrig ausgefallen. Daniel war von der neuen Frau fasziniert am Anfang. Ihr Name war Veronique. Daniel schleppte sie überall mit hin und versuchte sie von seinen Idealen und Ideen zu überzeugen. Veronique war nicht so ganz 100% davon überzeugt.
Eines Abends als Daniel und ein paar Jungs und Frauen ausschwärmten um wieder ein paar Ausländer aufzumischen, ging es nicht lange und sie trafen auf eine Autopanne. Es war eine junge Frau aus Vietnam zusammen mit ihrem Sohn. Daniel und seine Frauen gingen auf sie zu. Die Frau bat Daniel um Hilfe doch er schaute sie nur eiskalt an und packte
sie an ihren Haaren. Er drehte sie um und rammte ihr sein Knie in den Rücken. Die Frau schrie und fiel zu Boden. Dann ging Daniel zu Veronique drückte ihr eine Pistole in die Hand und befahl ihr die Frau zu erschiessen. Doch Veronique weigerte sich dies zu tun. Da gab Daniel die Pistole einer anderen jungen blonden Frau. Diese zögerte nicht lange und erschoss die Vietnamesin. Veronique fing an zu weinen und sagte zu Daniel, dass er sowas doch nicht tun könne den Jungen einfach so alleine lassen. Daniel lachte sie aus und die Bande stieg ins Auto und verliess den Ort so schnell sie konnten. Am Abend versuchte Daniel Veronique erneut von den Ideologien zu überzeugen und auch die Tat lächerlich zu machen. Doch Veronique war nie seiner
Meinung gewesen, was Rassismus anging. Und so sagte sie ihm ihre Meinung fadengerade ins Gesicht.
Daniel war sehr wütend darüber, noch nie hatte eine Frau so mit ihm gesprochen. Er ging in den Keller wo der Rest der Gruppe auf ihn wartete. Dort hielt er eine Rede. Allerdings merkte man, dass er nicht 100% bei der Sache war. Als Daniel danach endlich in sein Bett ging hatte er einen unruhigen Schlaf. Er träumte von seinem Vater, mit dem er oft lange Reisen gemacht hatte und von seiner Grossmutter. Auch Veronique kam in seinem Traum vor. Er wachte danach schweissgebadet auf. Es war sehr früh am Morgen. Er zog seine Kleider an und ging
nach draussen. Es regnete in Strömen. Er musste wohl schon einige Minuten dort gestanden sein, so dass er nicht bemerkte dass sich Veronique sich ihm von hinten näherte. Sie stellte sich neben ihn, erst da bemerkte er sie. Sie schaute ihn wortlos an. Und Daniel merkte, dass er so wie bisher nicht weiterleben konnte. Er hatte sein Herz mit Hass gefüllt und doch hatte er etwas ganz feines Kleines gespürt als er Veronique das erste Mal gesehen hatte. Sie nahm seine Hand in ihre. Sie sagte ihm, dass er mit ihr kommen solle. Daniel zögerte einen Moment aber dann nickte er und so ging er mit Veronique Hand in Hand zu seinem Wagen. Er legte den neutralen Gang ein und schob das Auto einige Meter so dass die anderen nichts
merkten von seinem Weggang. Dann setzte er sich ins Auto und öffnete die Türe so dass Veronique einsteigen konnte. Er startete den Motor und fuhr quer durch die Schweiz nach La Chaux de Fonds und dort über die Grenze nach Frankreich. Sie machten kaum einen Halt und wenn ja dann nur schnell für die Toilette und dann ging es bereits wieder weiter. Er fuhr Richtung Paris und von dort nach Calais, um über den Ärmelkanal nach England zu gelangen. Veronique hatte einen Onkel in Ashford. Er war dort bei der Heilsarmee. Nach einer sehr langen Fahrt trafen sie endlich dort ein. Der Onkel, Stanley, kam aus dem Haus und begrüsste Daniel so, als wäre nie etwas gewesen. Klar wusste der Onkel Bescheid über die Taten von Daniel
aber er sagte ihm nichts davon. Er hatte ein grosses Haus und so konnten die beiden in zwei verschiedenen Gästezimmern sich erstmals erholen.
Am nächsten Tag suchte der Onkel mit Daniel das Gespräch und sie redeten sehr lange. Er spürte von dem Onkel von Veronique, dass dieser es gut mit ihm meinte und er spürte die Liebe dieses Menschen, egal was er getan hatte. Der Onkel sprach über viele Dinge und so ging es nicht lange, dass Daniel sein früheres Leben verabscheute und unter Tränen Gott um Vergebung bat. Er merkte während des Betens nicht, dass Veronique hinter ihn gekommen war und ihm ihre Hand auf die Schulter legte. Sie betete für ihn.
Daniel musste einige Zeit weinen aber dann spürte er plötzlich einen tiefen Frieden in seinem Herzen und es schien ihm als würde die Sonne wieder scheinen. Veronique umarmte ihn ganz fest und der Onkel klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Am nächsten Tag begleiteten der Onkel und Veronique Daniel auf den Polizeiposten. Daniel wusste, dass er seine Taten gestehen musste. Es war ein schwerer Gang für ihn, aber er wollte diesen Weg gehen.
Nach seinem Geständnis wurde er zuerst mal in Untersuchungshaft genommen. Der Onkel und Veronique beteten weiter für ihn. Es kam nach einiger Zeit dann zu einer Gerichtsverhandlung. Der Richter war erstaunt über die Reumütigkeit von Daniel und dass
dieser aufrichtig ein Geständnis über alle seine Taten abgelegt hatte. Der Staatsanwalt hatte eine hohe Strafe gefordert, aber der Verteidiger von Daniel gewann. So kam es das Daniel zu einer unbedingten Haftstrafe von 7 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Der Onkel und Veronique waren zwar sehr traurig dass Daniel nun einige Zeit nicht mehr bei ihnen sein konnte. Aber der Onkel suchte den noch lebenden Sohn der Vietnamesin. Er fand diesen und dann liess er ihn adoptieren. Er war nun ein Stiefbruder von Veronique. Er reagierte zuerst einmal verstört als er Veronique sah, erinnerte sich aber daran, dass sie sich geweigert hatte seine Mutter zu erschiessen.
Nach rund 4 Jahren war es soweit, dass Daniel wegen guter Führung das Gefängnis verlassen konnte. Er hatte ihm Gefängnis sich mit dem Thema Rechtswissenschaft auseinandergesetzt und ein Jus Fernstudium absolviert und dieses abgeschlossen. Er fand sogar einen Job in einem sehr kleinen Anwaltsbüro. Veronique hatte auf ihn gewartet und so wurde bald die Hochzeit geplant. Sie hatte ihm sehr viele Briefe ins Gefängnis geschrieben und auch hatte sie ihn oft besucht. Sogar einmal mit ihrem neuen Stiefbruder. Daniel hatte ihm dann versucht zu erklären, dass er nun ein anderer Mensch war. Für den Vietnamesen dauerte es einige Zeit bis er Daniel glaubte und ihm vergeben konnte.
Doch schliesslich kam der grosse Tag und der Vietnamese war sogar Trauzeuge für Veronique und Daniel. Daniel war nun Anwalt für Opfer von rassistischen Überfällen. Er setzte sich sehr ein für diese Opfer und dies brachte ihm grossen Respekt ein. Dank Veronique hatte er wieder zurück gefunden auf den rechten Weg. Er war ihr dafür für immer dankbar.