Humor & Satire
Ein überraschendes Erwachen

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"Ein überraschendes Erwachen"
Veröffentlicht am 08. April 2011, 10 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Frage nicht nach meinem Namen, denn er bestimmt nicht, wer ich bin. Frage nicht nach meinem Alter, denn es sagt nichts über meine Stärke aus. Weder die geistige, noch die körperliche. Frage nicht nach meinem Aussehen, denn das Aussehen kann sich verändern. Hast du jedoch Fragen außerhalb der Ausnahmen, so stelle sie weise. Denn das Recht der Beantwortung liegt am Ende bei mir.
Ein überraschendes Erwachen

Ein überraschendes Erwachen

Beschreibung

Die Idee kam mir irgendwie bei einer durchzechten Nacht

Ich habe täglich immer den gleichen Traum:
Der Wecker klingelt und reißt mich damit aus der Dunkelheit heraus, doch wirke ich nicht mürrisch oder verschlafen, sondern recke und strecke mich genüßlich. Die Sonne scheint dabei in einem leuchtenden Bogen hinein und trägt den Duft und den Klang des Sommers mit sich. Ich kann nicht anders und muss auf meinen Balkon raus. Draußen ist es warm und die Luft ist so frisch, dass sie bei jedem Atemzug meinen Körper durchströmt und ihm neue Energie schenkt. Aber nicht nur dies steigert meine Laune. Die Blumen, die ich selbst gepflanzt habe, sind herangewachsen und bereiten sich täglich darauf vor mir ihre Pracht zu zeigen.
Fast schon hüpfend erreiche ich das Badezimmer und lasse mir Wasser ins Gesicht rieseln. Ich frage mich, ob die Blumen auf dem Balkon auch jeden einzelnen Tropfen, wie ich gerade, begrüßen. Schattenhaft und schnell erledige ich noch den Rest des morgendlichen Rituals und tanze schon fast zur Küche rein, wo mich zwei Spiegeleier, frischer Toast und ein Glas Aprikosensaft erwarten. Wie es sich gehört werden die Eier zerteilt und verschlungen bis nur noch das Eigelb über ist, welches mit dem Toast gesammelt und zum Mund geführt wird. Die Kombination aus ein wenig angebranntem Toast und Eigelb lässt die Geschmacksknospen tanzen. Ich stehe auf und merke rechtzeitig, dass der Saft noch da steht. Aber das macht nichts. Ich öffne einfach das Fenster und befördere ihn mit ein wenig Schwung nach draußen. Vielleicht war dies aber ein Fehler, denn wüste Beschimpfungen klettern an mein Fenster heran. Ich schaue raus und stelle fest, dass ich meinen Nachbarn voll erwischt habe. Er starrt zu mir rauf, ballt die Faust und schreit etwas, was ich nicht verstehen kann. Ich winke ihm freundlich zurück, drehe mich um, schütte mir noch ein Glas ein und kippe es nochmals gezielt mit einem Lächeln auf den Nachbarn. Er findet es nicht so lustig, wie ich, aber ich hasse ihn und lächel ihm entgegen. Was für ein schöner Tagesbeginn.

Im Bus ist es komisch friedlich. Keine Kinder, keine Hunde und nicht einmal das Damenkränzchen von dem roten Eck ist zugegen. Der Bus fährt einfach vom Sonnenlicht beschien die ländliche Straße entlang. Alles blüht und gedeiht. Es ist ein herrlicher Anblick und so packe ich mein Buch auch in die Tasche und lese lieber ein wenig in den natürlichen Seiten der Umgebung. Ich habe sogar Glück und kann einen Thriller bewundern.
Frau Fliege hat ihren Mann mit der Eintagsdame von Nebenan erwischt und hat diesen dann ins Netzviertel des Don Arachnid geworfen. Sofort wickelte der Don ihn für seine Geschäfte ein und machte ihm ein Angebot, was er nicht ablehnen konnte.
Die Geschichte hat aber ein Happy End. Der Mann ist gestorben und der Don ist satt. Ein Gewinn für alle.

Auf der Arbeit angekommen erwarteten mich keine Aktenberge, keine Kundenbeschwerden, ja nicht einmal eine Spam-Mail ist in meinem Junk-Ordner vorzufinden. Meine Befürchtung, dass ich auf einen arbeitsfreien Tag hierher gereist sein könnte, verwirft ein Blick auf den Kalender. Ich räume daher ein wenig meinen Tisch auf, werfe einige Papiere in den Zerkleinerer und säubere danach noch ein wenig die Festplatte. Es sammeln sich schließlich viele unnötige Dateien mit der Zeit an, die die Geschwindigkeit drosseln. Gerade als mein Tisch so aussieht, als würde da keiner arbeiten, kommt auch mein Chef rein. Seine melodische Stimme begrüßt mich schon von Weitem. Ich sehe, wie er vollgepackt mit Akten und einer Torte zur Zwischentür sich kämpft. Pflichtbewusst eile ich hin und halte sie ihm auf. Ein guter Mitarbeiter ist schließlich durch keine Maschine zu ersetzen. Zum Glück ist sein Büro nicht weit. Er ist vor kurzem in ein Größeres gezogen. Damit war auch eine Gehaltserhöhung verbunden. Wie wir uns alle für ihn gefreut haben. Schließlich arbeitet er sehr hart.
Doch er schafft es nicht zum Büro. Ich ungeschickter Tropf strecke meinen Fuß in einem Nießanfall vor und raube so meinem Chef den Halt. Durch mein ungeschicktes Verhalten sind nicht nur die Akten zu Flugblättern mutiert, mein armer Chef ist auch noch in die Torte gefallen. Mit seinem Hintern mitten hinein in die dunkelbraune Schokolade. Ich versuche die Situation noch zu retten und kratze mit dem Tortenheber die Reste von der Hose, doch die Torte ist dahin. Die Aufregung meines Chefs kann ich da verstehen, wo er diese doch den Kostenträgern reichen wollte um ein Milliardengeschäft gebührend zu feiern. Ich versichere ihm Ersatz zu besorgen. Dies scheint ihn aber nicht zu interessieren, weil er irgendwas von "zu Spät" und "keine Ersatzhose" schreit. Er ist einfach überarbeitet denke ich mir, während ich ihn anlächel.

Aus dem Büro getreten, gehe ich mit meiner Kiste zum Bus. Ich nehme mir einen Moment um an den Blumen im Garten eines mir Unbekannten zu schnuppern und mir eine zu pflücken. Bei so einem Tag muss man doch einfach eine Blume hinterm Ohr tragen. Dies meinen auch einige Mitmenschen, die mir ihre Hilfe mit der Kiste anbieten. Ich lächel sie freundlich an und weise sie darauf, dass ich ihre Zeit nicht beanspruchen will. Diese Herren bestehen aber darauf. Ich willige zum Schluss doch ein. Der Hauptgrund ist, dass sie so aussehen, als würden sie so eine Kiste bis zum Mond werfen können. Die menschliche Neugier ist eine schöne Sache, wie ich in diesem Moment mit einem Lächeln feststelle. Während die netten Herren die Kiste öffnen, sehe ich zu Boden und gehe einen Schritt zurück, weil ich fast einen Käfer zertreten hätte. Leben und leben lassen ist schließlich mein Motto. Als ich dann wieder aufschaue, sind die netten Herren weg und wo sie waren sind nur noch sich windende, hässliche Raupen zu sehen. Diese sollten eine gute Gesellschaft für meine bongoleisische Stinkkäfersammlung sein. Sie fühlten sich aber bei mir sehr einsam, weil ich ein so übertriebenes Schutzbedürfnis hatte. Nun können sie sich aber austoben und diesen wundervollen Tag genießen.

Zu Hause angekommen, ist auch schon die Nacht angebrochen. Noch immer trage ich ein Lächeln im Gesicht und lege mich, nachdem ich meine Blumen noch einmal gegossen habe, zum Schlafen ins Bett und denke noch, wie schön es wäre, wenn der morgige Tag genaus so schön sein könnte.


An dieser Stelle wache ich immer auf, liege noch eine Weile im Bett und denke darüber nach, wie es wohl wäre so einen Tag zu leben bis mir klar wird, dass ich jeden Tag so glücklich zubringe.

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Hörbuch

Über den Autor

Luzifer
Frage nicht nach meinem Namen,
denn er bestimmt nicht, wer ich bin.
Frage nicht nach meinem Alter,
denn es sagt nichts über meine Stärke aus.
Weder die geistige, noch die körperliche.
Frage nicht nach meinem Aussehen,
denn das Aussehen kann sich verändern.

Hast du jedoch Fragen außerhalb der Ausnahmen,
so stelle sie weise.
Denn das Recht der Beantwortung
liegt am Ende bei mir.

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tooshytowrite Vermittelt ein unheimliches Gefühl - Traumtag. Alltag.
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Wieso unheimlich? Ich zumindest empfinde es als mehr als befriedigend. Natürlich sind Unterschiede zugelassen, aber ich denke mir, dass in der heutigen Gesellschaft sowohl die vorkommen, die es als Traumtag erleben, als auch die, die es sich nehmen als Alltag durchzustehen. =)
Vor langer Zeit - Antworten
hellstern Re: Re: Teuflisch gute Unterhaltung! - .... vielleicht habe ich ja genau darauf abgezielt! Grins
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Re: Sehr amüsant geschrieben.... -
Zitat: (Original von GerLINDE am 01.10.2012 - 19:57 Uhr) ....Deine Geschichte, ähh, Dein Traum!
Habe gelacht, als Du dem Chef die braune Torte von seiner Hose kratztest..... Und nicht einmal einen kleinen Käfer zertreten. Du hast meine Hochachtung.

Super 5 Sterne für den super Luzifer!

Schönen Abendgruß und weiterhin so tolle Träume.

Gerlinde


Jaja, der Protagonist ist schon ein schnieker Bursche. Bei dem Bild muss ich auch immer wieder lachen, wenn ich es mir durchlese. ^^
Aber mein Traum war es nicht. Ich hatte nur die Idee dazu nach einer durchzechten Nacht. =) Du willst ehrlich gesagt nicht so genau wissen, was ich alles so träume. ;)

Schöne Grüße
Luzifer
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Re: Teuflisch gute Unterhaltung! -
Zitat: (Original von hellstern am 01.10.2012 - 22:02 Uhr) Du hast es mit einer Leichtigkeit, die dem Flügelschlag eines Schmetterlings gleicht, geschafft, mir ein Schmunzeln auf das Gesicht zu zaubern, das sich vom Anfang bis zum Ende Deiner Geschichte gehalten hat; Kompliment!

Keine Ahnung, was die Teufel damit zu tun haben, aber dennoch freut, dass die Unterhaltung geglückt ist. Und unterschätze nicht einen Schmetterling. Ein Flügelschlag kann auch unter Umständen einen Orkas auslösen. ;)

Schöne Grüße
Luzifer
Vor langer Zeit - Antworten
hellstern Teuflisch gute Unterhaltung! - Du hast es mit einer Leichtigkeit, die dem Flügelschlag eines Schmetterlings gleicht, geschafft, mir ein Schmunzeln auf das Gesicht zu zaubern, das sich vom Anfang bis zum Ende Deiner Geschichte gehalten hat; Kompliment!
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE Sehr amüsant geschrieben.... - ....Deine Geschichte, ähh, Dein Traum!
Habe gelacht, als Du dem Chef die braune Torte von seiner Hose kratztest..... Und nicht einmal einen kleinen Käfer zertreten. Du hast meine Hochachtung.

Super 5 Sterne für den super Luzifer!

Schönen Abendgruß und weiterhin so tolle Träume.

Gerlinde

Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Re: Was für eine wundervoll, liebliche Geschichte! :-D -
Zitat: (Original von hanni86 am 09.04.2011 - 12:10 Uhr) Mein erstes Schmunzeln hat sich bei den "selbstgepflanzten Blumen" zu einem Grinsen entwickelt, wie ich vom Bett aus, durch die Balkontüre auf die sechs vollbepflanzten, wohlgepflegten Blumenkisteln und das Margaritenbäumchen geschaut hab, die sich soeben unter fluffig bewölkter Sonne im Wind wiegen, während ein Kaffee neben mir rastet und darauf wartet seinen Vorgängern meine Kehle hinab zu folgen.

Sehr unterhaltsam, dieses Stück Literatur, hihi, ja, doch.

Liebe Grüße,
Hanni

Ja, muss aber zugeben, dass ich ursprünglich nicht in den Humor abrutschen wollte, aber beim Schreiben war der Drang dann einfach zu groß und die Bilderflut zu mächtig. ^^
Solange es aber unterhält, ist es in meinen Augen gelungen.
Übrigens dachte ich mir schon, dass du auf die selbstgepflanzten Blumen reagieren würdest. ^^
LG
Luzifer
Vor langer Zeit - Antworten
hanni86 Was für eine wundervoll, liebliche Geschichte! :-D - Mein erstes Schmunzeln hat sich bei den "selbstgepflanzten Blumen" zu einem Grinsen entwickelt, wie ich vom Bett aus, durch die Balkontüre auf die sechs vollbepflanzten, wohlgepflegten Blumenkisteln und das Margaritenbäumchen geschaut hab, die sich soeben unter fluffig bewölkter Sonne im Wind wiegen, während ein Kaffee neben mir rastet und darauf wartet seinen Vorgängern meine Kehle hinab zu folgen.

Sehr unterhaltsam, dieses Stück Literatur, hihi, ja, doch.

Liebe Grüße,
Hanni
Vor langer Zeit - Antworten
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