Die Zeit des Reichskanzlers Otto v. Bismarck und immer noch werden die Sorben im Osten Deutschlands unterdrückt.Mit Hilfe dämonischer Mächte versuchen sie bis an die Spitze der deutschen Macht zu gelangen.Doch die Schwäche des "Auftragskillers" Vampir, zur Leidenschaft , wird zu seinem Verhängnis
Budyšin(Bautzen)1873 Palais derer von Reichenbach
„Es ist keine Frage des Anstands, sondern von Feingefühl, wenn ich ihnen hiermit gebiete, ihr rüpelhaftes Verhalten sofort zu unterlassen!“ Blitzende Augen aus einem engelgleichen Gesicht und die Wahrnehmung, das etwas sehr schnell in die Richtung seines Kopfes zielte, fixierten sein Blickfeld. Sofort darauf nahm er das leichte Brennen auf seiner Wange wahr und erkannte schließlich ein paar elegante Damenhandschuhe, in den Händen dieser temperamentvollen Frau die, zwar klein mit einer elfengleichen Figur, vor ihm stand deren straffe, gerade Körperhaltung aber von Entschlossenheit und Dominanz zeugte.
Sibylle von Reichenbach baute sich trotzig vor dem ihr hünenhaft erscheinenden Mannsbild auf und bot ihm die Stirn. Noch nie hatte sie solch eindeutige Avancen gemacht bekommen ohne jegliches Niveau. Sie wusste nicht, was dieser daher gelaufene Graf, den vor zwei Wochen noch niemand kannte, sich einbildete. Seit des Empfangs bei den von Lauenbergs hatte er ein paar mal schon ihr Domizil aufgesucht und ziemlich eindeutig zu verstehen gegeben, was er von ihr wollte. Bisher hatte sie ihn mit scherzhaften Äußerungen in seine Schranken verwiesen doch heute abend hatte er die Grenzen eindeutig überschritten und ihr Temperament war mit ihr durchgegangen, als sie ihm ihre Handschuhe gegen sein, zugegeben äußerst attraktives, Konterfei ohrfeigte!
Sie war bei weitem nicht der Typ Frau, die etwas gegen ein amouröses Abenteuer einzuwenden hätte, sollte es aber doch etwas gehziemlicher und diskreter vor sich gehen, als dieser gut gebaute Schrank, der vor ihr stand, es sich vorstellte! Die Etikette sollte bewahrt werden. Sie war kein billiges Flittchen, dass sich jedem an den Hals warf. In ihrer Position als Ehefrau eines angesehenen Geschäftsmannes und Baroness hatte sie das bei weitem nicht nötig.
Der Mann, der sich Georgis von Popescu nannte und sich vor gut zwei Wochen auf der Delegation einflussreicher Persönlichkeiten wie Politiker und Kaufmänner einfand und als interessierter Geschäftsmann mit adeliger Herkunft plötzlich aus Rumänien auftauchte, rieb sich das markante Kinn. Er lächelte sie dabei herausfordernd an.
„ Na, was haben wir denn hier? Eine kleine Wildkatze? Nun gut, wenn sie es so mögen, ich mag diese Spielchen.“
Jetzt wurde er gerade zu unverschämt. Die zierliche aber resolute Frau stemmte eine Hand in ihre schmale Hüfte und wies mit der anderen zur Türe. „Hinaus!“ Befahl sie, „Ich glaube nicht, dass wir so Geschäfte machen können. Ich bitte sie ausdrücklich zu gehen, sofort!“
Mit einem Blick auf seine fordernden Augen spürte sie eine seltsame Mischung aus Erregung und Angst. Sein Gesichtsausdruck verriet Besessenheit!
Georgis näherte sich genüsslich seiner Beute. Augen nur auf diesen wunderbaren Alabaster-Hals gerichtet und diese pochende Ader, die darunter schlug. Sein Verlangen hatte seinen Verstand schon längst ausgeschaltet. Geradezu gierig griff er nach den Armen dieser Frau, die diese jetzt mit beiden Fäusten gegen seine Oberkörper presste.
Sybille glaubte ihr Herz bis zum Hals schlagen zu hören, als diese plötzliche Panik sie ergriff, dass sie hier einem Gewalttäter unterlegen war. Wie konnte sie nur so naiv sein, wenn ihr Personal nicht im Hause, einem ihr eigentlich vollkommen fremden Mann Einlass zu gewähren. Verzweifelt stemmte sie sich noch einmal mit aller Kraft gegen seinen Körper und nahm mit Entsetzen dieses Glühen seiner Augen wahr und ein leichtes Knurren, dass seiner Kehle entwich.
Der Reifrock und die vielen Rüschen ihres Kleides behinderten sie in ihrer Beweglichkeit und obwohl sie versuchte mit dem Bein nach hinten auszuholen um diesen Grobian an seinen empfindlichsten Stellen zu treffen, entpuppte sich der Tritt als Fehlschlag und das Gelächter über ihre Versuche wurde nur noch höhnischer sowie es seinen Trieb noch mehr zu entfachen schien!
„Ich warne sie,“ Sybille atmete stoßweise und die Röte in ihrem Gesicht deutete von ihrer Anstrengung. „Mein Mann ist ein einflussreicher Politiker hier, mit hohem Ansehen und außerordentlichen Kontakten. Er würde niemals ruhen, wenn er von dieser Sache erführe,“ Sie wusste, dass dieser verzweifelte Einwand sinnlos war aber sie war kein kleines Mädchen, dass sich ihm kampflos ergeben würde.
Schnell schloss er seine kräftigen Arme um sie und Sybille nahm diesen merkwürdigen metallisch-erdigen Geruch an ihm war. „ Nein!“ Schrie sie noch einmal. Ihre Rippen würden diesem Druck nicht stand halten. Sie versank gerade zu in seiner mächtigen Gestalt, fühlte seine harte Brustmuskulatur gegen ihre Brüste pressen, seine Erregung und sein heftiger Atem schlugen in ihr ins Gesicht.
Er lachte, lachte aus vollem Hals und warf seinen Kopf in den Nacken. Seine Stimme klang plötzlich tief und gebieterisch.
„Ich liebe diese Spielchen, Baroness, genieße sie gerade zu.“ Mit einem Ruck hatte er ihr die Korsage entzwei gerissen und legte ihre Brüste frei, die er verlangend anschaute.
„Eine Haut, wie aus Porzellan,“ murmelte er, während er den Kopf sank und mit seinen Lippen ihre rosa Brustwarzen aufsog. Er biss leicht hinein um schließlich ein kleines Blutrinnsal begehrlich zu beobachten, das seinen Weg auf der weißen Haut suchte. Genüsslich fuhr er die Spur des Blutes mit der Zunge nach.
Ein leichtes Beben durchfuhr Sybille, ihr Brustkorb senkte und hob sich aufgeregt. Ihre Angst wuchs unaufhörlich. Ein Blutstropfen auf seinen Lippen, die er mit der Zunge benetzte um sie dann auf ihren Mund zu drücken.
Immer noch energisch versuchte sie ihm mit einem Kopfschütteln auszuweichen.
Mit der einen Hand hielt er jetzt ihr Genick so, dass sie ihren Kopf im Nacken halten musste und betrachtete ihren Oberkörper mit diesen funkelnden Augen.
Entschlossen riss er nun auch an ihrem Rock und sie stand in den weißen langen, gerüschten Beinkleidern vor ihm, den Reif-Rock zu ihren Füßen gekräuselt.
Ganz langsam senkte er wieder den Kopf auf ihren Hals.
Sie spürte nur noch ein reißendes Brennen, ein letzter Schrei entfuhr ihr. Der Schmerz durchflutete sie und sie nahm nur noch dieses schmatzende, saugende Geräusch wahr, bevor sie in die Dunkelheit fiel.
Der volle Mond versuchte vergebens sein kaltes Licht in den letzten dunklen Winkel, der mit hohen Häusern, besäumten Gasse zu werfen. Drohend erhoben sich hier und da vereinzelte kunstvolle barocke Türmchen gegen den dunklen Himmel. Warfen bizarre unbewegliche Schatten im Spiel mit den nackten Ästen der alten Eichen, die durch den nächtlichen Wind getrieben, ihre Arme nach dem Licht ausstreckten.
Das Geräusch schneller Schritte begleitet von einem fortwährenden Klackern, auf dem Kopfsteinpflaster, hallte durch die unbelebte Straße.
Die Gas-Laternen beleuchteten sanft jene hochgewachsene Gestalt, in schwarzem Frack, die forsch auf dem Gehweg marschierte und einen vornehmen Gehstock jedes Mal energisch aufsetzte.
Jurij Jakubasch nahm den Stock in die Hand, verfiel in einen leichten Laufschritt und sprang zielstrebig auf die Stiege eines geschlossenen Landauers, der plötzlich, aus einer seitwärts kommenden Straßen-Ecke, vor ihm auftauchte. Die zwei Rappen, vor dem Gefährt,schnaubten bereits ungeduldig und zogen an, sobald ihr Gast sich im Inneren der Kutsche niedergelassen hatte.
Das Hemd des eiligen Mitfahrers blitzte blütenweiß unter seinem Gehrock hervor, wenn da nicht dunkelrote Blutflecken auf der Mitte seiner Brust, das Bild eines gut gekleideten Aristokraten verfälschte.
Jurij schaute ärgerlich auf das Missgeschick. „Verdammt,“ raunte er.
„Verdammt soll das Weib sein, dass mich immer wieder in Versuchung führt.“
Hektisch streifte er seine ebenfalls Blut benetzten Lederhandschuhe von den Händen und warf sie angewidert auf den gegenüberliegenden Sitz.Wie konnte er sich nur so gehen lassen? Verachtung gegenüber seiner eigenen Natur, wallte in ihm auf.
Es war nicht sein Ziel, diese junge Dame des Lausitzer Hochstands zu verführen.
Geschickt hatte er sich eine lückenlose vorzügliche Vergangenheit eines alten rumänischen Adelsgeschlechts erarbeitet. Derer von Popescu, eine längst ausgestorbene Familie mit Rang sollte ihm als Deckmantel dienen.
Als Sorben im eigenen Land hätten sie ihn niemals akzeptiert. Er sei am deutschen Handel mit Rumänien interessiert und erschlich sich so Vertrauen und Gunst der angesehenen Kaufleute des Kurfürstentums Sachsen.
Er wollte bis an die Spitze der einflussreichen Fürsten, um sein Volk wieder einmal in diesem Land zu integrieren.
Der Wiener Kongress hatte die Unterdrückung der Sorben bereits verschärft. Schriftgut und Sprache seines Stammes, der immer wieder und seit frühster Geschichte unter den schwächlichen Führern und dem geringen Selbstbewusstsein seiner eigenen Kultur litt, sollten wieder verboten werden.
Der Jahrhunderte andauernde lange Kampf um die Freiheit eines eigenständigen Volkes, in der Minderheit nahm nie ein Ende.
Und wenn die Obrigkeit eben nicht im guten mit den Hauptmännern der Sorben verhandeln wollte, so musste er diese List anwenden, an die Drahtzieher dieser Politik geraten um sie gegebenenfalls aus dem Weg zu räumen.
Er war durchaus erbaut, als man ihm die Einladung einer Delegation zu kommen ließ mit anschließendem Empfang des Lausitzer Adels und hochangesehen Bürgern der Stadt Budysin, die das Herz der Lausitz bildete. Seine einfallsreichen Diskussionen ließen ihn schnell zum Mittelpunkt der Zusammenkunft werden und er bemerkte das wachsende Interesse, der politisch engagierten Männer.
Von Reichenbach war nur ein kleines Licht in dieser Runde. Ein rundlich untersetzter Vornehmtuer mit listigen Schweinsäugelein. Die wenigen Haare klebten von Pomade auf seinem Kopf und das Gesicht ähnelte einer Schwarte, vom Schweiß glänzend. Die Folge des Alkohols der an diesem Abend floss.
Sein einziger Schmuck, war dieses wunderbare Wesen an seiner Seite, dass er durchaus bedauerte mit solch einem linkischen Adelsvertreter verheiratet zu sein.
Sibylle von Reichenbach hatte Esprit. Mit ihrer schlagfertigen Intelligenz, mischte sie die Runde immer wieder auf indem sie auch vorsichtig politische Äußerungen in den Raum warf, welche ja bei einer Frau nicht gern gesehen, aber sie mit ihrem Charme und guter Wortwahl nicht in Bedrängnis brachte, vorlaut zu sein.
Ihr brünettes Haar fiel in langen glänzenden Locken über ihr schulterfreies Decoltee, ihre Augen blitzten wie grüne Smaragde und eine freche Stupsnase, zierte das kleine rundliche Gesicht.
Mit ihrer Art und angenehmen Äußeren, fesselte sie begehrliche aber auch respektvolle Männerblicke auf sich, die es sich wohl niemals erlauben würden, ihr zu nahe zu treten, allein ihrer scharfen Zunge wegen und mit dem Hintergrund, dass sie die Frau eines angesehenen Mannes hier in der Stadt war.
An diesem Abend trafen sich immer wieder ihre Blicke und er gab sich absichtlich einem illustren Wortgefecht mit ihr hin. Er wusste um seine Wirkung auf das weibliche Wesen. Sie schmolzen dahin, wenn er ihnen seine Aufmerksamkeit zu kommen ließ und es war ein leichtes sie schnell dorthin zu bekommen, wo er sie haben wollte.
Doch mit dieser Frau schien er kein leichtes Spiel zu haben. Sybille erwiderte zwar keck seine flirtenden Augenspielereien, schmachtete ihn aber weder an noch schien sie zu versinken in seinen Blicken. Das steigerte sein Interesse ungemein und er war gerade zu besessen von der Idee, ihr alsbald seine Aufwartung zu machen.
Die Kutsche ratterte mit ihren harten Rädern über die holprige Straße in seine Gedanken hinein.
Er schaute aus dem Fenster und stellte fest, dass sie bereits durch die Allee seines erstandenen Rittergutes fuhr. Alte, hohe Buchen deren helle Rinde schal in der Dunkelheit leuchteten, säumten die breite Auffahrt. Der Mond schien bereits vertrieben von aufkommenden dunklen Wolken, die sich allmählich vom Himmel absetzten, weil der Tag sich ankündigte.
Die Pferde hielten noch ihr Tempo in einem schnellen Trab und er wusste, dass er sich ziemlich schnell seiner Rechtfertigung näherte. Große Torbogen mit schmiedeeisernen Gittern traten ins Sichtfeld.
Wie aus dem Erdboden gespuckt, stand plötzlich ein buckliger Mann hinter den Gittern um diese zu öffnen. Er beeilte sich und sprang linkisch zu Seite um nicht von den Rädern überrollt zu werden.
Seufzend schaute Jurij noch einmal an sich herunter.
Der Geruch von getrocknetem Blut stieg ihm in die Nase und ließ ihn abermals aufstöhnen.
„Zatrabanski(Verdammt)“ fluchte er leise auf sorbisch und wischte instinktiv aber erfolglos mit seiner Hand über das Hemd.
„s?erpnos? (Geduld)“ , die Gräfin würde warten müssen!
Immer noch wütend auf sich selber riss Jurij sich das weiße Hemd vom Leib und lief mit nacktem Oberkörper durch seine Räumlichkeiten. Das Kerzenlicht reflektierte das Spiel seiner Muskeln, als er sich ein frisches Hemd, welches bereits über dem Stuhl vor seinem Bett hing, über den Kopf zog.
Da er keine gesellschaftlichen Pflichten mehr erwartete, ließ er die oberen Knöpfe auf und den Blick auf seine durchtrainierte, leicht gebräunte Brust frei. Immer noch wanderte er unruhig von dem monströsen Baldachin-Bett bis zu seinem Waschtisch hin und her. Der Holzfußboden knarrte hin und wieder unter der Last seiner aufgeregten Schritte. Schließlich blieb er an einem der hohen Fenster stehen. Er schaute nachdenklich in die Morgendämmerung hinaus, verschränkte die Arme vor der Brust und atmete hörbar ein und wieder aus.
„Was ist?“ Fragte er in das scheinbar leere Zimmer, welches noch in gleißendes Kerzenlicht getaucht war. Apprubt drehte er sich um und sein Blick fixierte die eben noch leere rechte Bettseite.
Durchsichtig scheinendes, schwarzes, feinste Gespinst umhüllte eine wohlgeformte weibliche Gestalt, die sich lasziv auf der Bett-Decke räkelte.
Ihre nackte Haut und die erkennbare Konturen ihrer wohlgeformten Brüste blitzten wie Eis durch das schwarze Negligee. Lange Beine erstreckten sich bis zum Bettende und aufreizend rieb sie mit dem oberen Fuß an ihrer Wade entlang.
Schwarzes Haar ergoss sich wie eine Flut über die Laken.
Sie verzog ihre blutroten Lippen zu einem kalten aber genüsslichem Lächeln.
Ihre Schönheit war von jener Übernatürlichkeit, die den Männern das Blut in den Adern erfrieren ließ und sie zu dahinschwelgenden machtlosen Opfer ihrer Weiblichkeit machte.
Langsam und geradezu königlich erhob sie sich und schritt auf Jurij zu, der immer noch abwährend die Arme verschränkte. Ihre Bewegungen waren die einer Schlange gleich. Verführerisch und einladend, stand sie schließlich mit ihrer hochgewachsenen Gestalt auf Augenhöhe mit ihm. Die linke Hand auf ihre, demonstrativ nach vorn gestreckte
Hüfte gelegt, legte sie ihren Kopf zur Seite und taxierte Jurij mit einem unschuldig aber doch verführerisch wirkenden Blick aus großen dunklen Augen. Sie streckte die andere Hand nach seinem markanten Gesicht aus, in dem der Kerzenschein flackerte und fuhr mit ihren langen dunkelroten Fingernägeln erst vorsichtig durch das zerzauste, dunkle Haar das bis zu seinem Kinn fiel und berührte schließlich über seine vollen Lippen.
„Du hast versagt!“ Ertönte ihre melodische aber leise Stimme und wie in einer plötzlichen Sinneswandlung packte sie ihn an seinem Hemdkragen um mit ihrem Gesicht ganz nahe an seinem zu sein.
„Verdammt Jurij, wir brauchen dieses Land.“ Zischte sie. „Ich brauche dieses Land! Mein Volk, dein Volk braucht es. Du warst auf dem besten Weg.“
Mit einer Wucht und ungeahnter Kraft stieß sie ihn von sich und unbekümmert ihrer durchscheinenden Robe, stolzierte sie wütend vor ihm her.
„Immer wieder rekrutiere ich, wie ich denke, intelligente, durchsetzungsfähige Männer die gewillt sind mir und ihrem Volk eine Zukunft zu ermöglichen ohne Unterdrückung und die Freiheit selber zu entscheiden.“
Jurij, suchte nach dem heftigen Stoß immer noch nach seinem Gleichgewicht, indem er einen Schritt zurück trat, wobei er aber abfällig lächelte: „Du rekrutierst?? Du nimmst sie dir, egal ob es diesen Menschen passt oder nicht! Gegen den Willen von vielen, bildest du aus und verlangst, dass sie sich gegen alle Gesetze der Obrigkeiten und selbst der Natur stellen um zum Ziel zu gelangen.“
„Was macht das schon aus?“Konterte die schwarze Schönheit mit blitzenden dunklen Augen zurück. „Jedes Mittel ist recht, damit wir so leben können, wie es uns gebührt. Wir gehören alle zu einem Stamm und unsere Hauptmänner dulden, nein, begrüßen sogar meinen Einsatz.“
Sie hielt inne und schaute Jurij zornig an. „ Ich wusste ob deiner Schwäche, was das weibliche Geschlecht angeht. Ich selber habe diese Gunst genutzt um dich zu dem zu machen, was du heute bist. Doch ich dachte du hast genug Ehre im Leib und Verstand um unser Ziel vor deine Leidenschaft zu setzen. Jurij Jakubasch!“
„Zasta?(Aufhören)!“
Er nahm die Arme herunter und seine Hände formten sich zu Fäusten.
„Niemand wird das Geschehene mit mir in Verbindung bringen. Die Baroness hat ihrem Personal am Abend Freigang gewährt. Keiner hat gesehen, dass ich ihr meine Aufwartung gemacht habe. Wer sollte auf die Idee kommen, dass der feine Herr von Popescu sich mordend durch die Häuser schleicht? Die Stadt und die Straßen waren wie leer gefegt. Um diese Uhrzeit kann mich niemand beobachtet haben.“
„Die Baroness?“ Die weibliche Erscheinung drehte sich in Richtung Türe und warf verzweifelt die Arme in die Höhe, wobei sie ihrem verrutschenden schwarzen Hauch von Gar-Nichts keine Beachtung schenkte.
„Die Baroness!“ Höhnte sie erneut. „ Oh, der Herr gibt sich nicht mit einem Mädel aus dem einfachen Stande zufrieden, dessen Verschwinden kaum Aufsehen erregt. Nein, es muss die Baroness sein! Dieses selbstzufriedene Flittchen, das sich aus Geldgründen mit diesem widerlichen Reichenbach verheiratet hat und keinen Hehl aus ihren amourösen Abenteuern macht.“
„Elzbetha!“ Jurij, schalt ihre Wut zur Vernunft. „Es reicht!“
„Ha!“ Sie warf den Kopf in ihren Nacken, drehte sich auf dem Absatz um und funkelte Jurij gefährlich an und zeigte mit dem Finger auf seine Brust. Ihre Stimme war jetzt leiser und beherrschter.
„Du weißt, das ausgerechnet diese Frau für uns die wichtigste Verbindung zu Otto von Bismarck sein sollte, da sie seine Nichte ist. Bring es in Ordnung, Jurij! Das rate ich dir, verdammt noch mal. Ansonsten verspreche ich dir einen langwährenden und schmerzhaften Abgang, mein Lieber!“ Elzbethas Stimme raunte nur noch doch die Gehwichtigkeit ihrer Worte lag schwer im Raum. Jurij senkte und hob hörbar seinen Brustkorb, steckte die Hände in seine Hosentaschen, das unbeschwert wirken sollte und sah ihr mit festem Blick in das teuflisch schöne Gesicht: „Es wird uns nicht zurück werfen, Gräfin Elzbetha,“ wobei er das Wort Gräfin sonderbar betonte. „Es läuft weiter, wie geplant und ich werde zum Ziel kommen!“
Die Gräfin ließ ihre Anspannung und Schultern fallen. Die Zornesfalten in ihrem Gesicht glätteten sich und ein wohlwollendes Lächeln der blutroten Lippen entspannten die noch zuvor strengen Züge.
Ihre Hände wanderten zu ihren halb nackten Schultern und streiften langsam das schwarze Negligee herunter. Es gleitete zu ihren Füßen und sie bot sich in ihrer vollkommenden Nacktheit Jurij dar.
„Gib mir deine Hitze, Jurij Jakubasch und lass uns jetzt zum Vergnügen kommen.“
Berlin ,1873 ein paar Tage später, Hausministerium
„Die Sorben verlangen wieder mehr Priorität in unserem Land, Herr Ministerpräsident.“
Gräfin Marie von Schleinitz, liebevoll „Mimi“ genannt, warf diese Feststellung während der lockeren Unterhaltung zu Tisch in die familiär wirkende Runde.
Das Dienstmädchen war gerade damit beschäftigt, den Nachtisch aufzutragen und ließ vor Schreck beinahe, das gute Porzellan fallen, dass sie soeben vom Servierwagen auf den Tisch stellen wollte. Die Gräfin war eindeutig dreist, dass musste sogar Rejzka feststellen, die sich selbst für einfältig hielt was das Betragen in der höheren Gesellschaft anbelangte. Wusste doch jeder dass Otto von Bismarck ein absoluter Gegner der katholischen Kirche war u somit in jedem Fall auch der sehr streng katholisch erzogenen Sorben, die er allesamt als Feinde des Staates betrachtete.
Auf jeder Seite des Tisches, der beladen war mit den kulinarischsten kleinen süßen Köstlichkeiten wie die Petit Fours, die jetzt so modern waren, schwangen sechs Köpfe aus bedeutenden politische Kreisen und der Familie derer von Schleinitz, in Richtung der mutigen
Ansprache. Das Schmatzen, murmeln und diskutieren über bislang harmlose Themen unterbrach schlagartig.
Alle Augen waren auf Mimi gerichtet, die belustigend mit ihren Augen zwinkerte, was ihre charmante Erscheinung noch mehr brillieren ließ.
Plötzlich schallendes Gelächter erklang nun aus der anderen Richtung. Von Bismarck zwirbelte seinen Schnauzer. Schmunzelnd hob er sein Glas Wein und prostete der Gräfin vergnügt zu.
„Sehr gut meine Teuerste. Brillant, wie sie es verstehen eine trockene Runde in Gelächter zu versetzen.“ Bismarck ließ sich noch einmal sein Glas nachfüllen und schüttelte immer noch amüsiert den Kopf. „Frau Gräfin, ein Toast auf sie und ihren ausgewogenen Witz!“
Noch einmal erhob er sein Glas und leerte es in einem Zug.
So, als wäre das Gespräch damit beendet wendete er sich augenblicklich noch immer schmunzelnd an seinen Tischnachbar und erkundigte sich über dessen letzten Jagderfolge.
Verärgert und trotzig ließ Mimi ihre Serviette provokant auf den Tisch fallen und fixierte mit einem langen herausfordernden Blick Otto von Bismarck , wie er sich scheinbar irgendwelchem Geplänkel mit seinem Sitznachbarn hingab.
Derweil beugte sich der Graf von Radowitz etwas ärgerlich wirkend zu der hübschen Gräfin
um sie leise aber bestimmt zurecht zu weisen.
„Verdammt Mimi, ich sagte dir, ich werde versuchen ihn zum Dinner ins Hausministerium zu bewegen und nahm dir das Versprechen ab, keine politischen Äußerungen zu machen. Es war ein Heidenstück Arbeit, Otto davon zu überzeugen, daß sich eine Dinnerparty bei dir lohnt."
Die Gräfin verdrehte die Augen und schaute Radowitz heraufordernd an: "Heidenstück Arbeit " ahmte sie die mahnende Stimme, ihres Botschafters zu Bismarck, nach."Du siehst doch , er nimmt mich kaum Ernst, " beschwichtigte sie anschließend und ihre Gedanken kreisten um den jungen Rumänen den sie vor ein paar Tagen auf der Dinnerparty ihrer Freundin, Sybilla von Reichenbach kennen gelernt hatte und der so außerordentlich informiert war über die innerpolitischen Probleme Deutschlands.
Er hatte sie erst aufmerksam gemacht auf die Missstände der Sorben . Normalerweise verfolgte sie derlei Debatten weniger , da sie mehr an der Kunst und Musik ihrer Mitmenschen interessiert war. Doch dieser äußerst attraktiv erscheinende Baron, erweckte ihre absolute Aufmerksamkeit. Ihre Blicke schweiften zu der jungen Dienstmagd die geflissentlich, die Tafel von leerem Geschirr befreite um sie anschließend mit Käse und anderen Leckerein zum Nachtisch, zu beschmücken. Rejzka, war auch Sorbin. Hübsches, verträumtes Ding aber stolz. Nie senkte sie den Kopf , wenn man sie ansprach , blickte einen immer gerade heraus an.
Sie würde diesen Rumänen in ihren berühmt berüchtigten Salon einladen. Das würde zu hitzigen Debatten führen. Ein leichtes Lächeln umschmeichelte ihre Gesichtszüge bei diesem Gedanken und mit Vorfreude auf diesen ansehnlichen Mann. Außerdem, konnte sie so Otto wieder einmal brüskieren und dafür lohnte es sich der Gesellschaft vermehrt zu zeigen, dass auch Frauen Macht ausüben konnten.
Plötzlich bemerkte sie den Schatten der sich hinter ihr aufhielt und erblickte ihren Sekretär Hubert. Mit einem Schriftstück in der Hand, riss er sie aus ihren Gedankensprüngen. Unwillig über die Störung, nahm sie den Brief entgegen, faltete ihn noch immer etwas gereizt auseinander und flog mit großen Augen über die Zeilen der Mitteilung.
Eine plötzliche Welle der Übelkeit überfiel sie jedoch dann beim Lesen der einzelnen Worte. Unbemerkt krallte sich ihre freie Hand in das Tischtuch. Radowitz , der sie derweil beobachtet hatte, legte besorgt eine Hand auf ihren Arm: "Meine Teuerste, schlechte Nachrichten?"
Mit schockiertem Gesichtsausdruck und großen Augen starrte sie ihr Gegenüber an. "Sybilla......!" Marie von Schleinitz senkte ihren Bruskorb um tief einzuatmen."Sybilla von Reichenbach. Sie ist verschwunden. Spurlos. Seit einpaar Tagen!"
Gast Re: Re: katholische sorben? - Zitat: (Original von HupposEngel am 08.04.2011 - 20:21 Uhr) Reichskanzler Otto von Bismarck leitete im preußischen Teil der Oberlausitz, wo es 1875 zu einem generellen Verbot der sorbischen Sprache in den Schulen kam und indirekt im Deutschen Reich ganz allgemein, eine Phase der antisorbischen Repression ein! Das stimmt schon so, trotzdem hatte das wenig mit dem Katholizismus zu tun, da vier Fünftel der Sorben damals Protestanten waren. |
HupposEngel Re: Beeindruckend! - Zitat: (Original von HeidiCHJaax am 09.04.2011 - 14:43 Uhr) Geschichte war in der Schule mein Lieblingsfach, ich liebe es hinter die Kulissen der Weltgeschichte zu schauen. Es erfordert jedoch eine exakte Recherche, was die Sache sehr zeitaufwendig macht. LG Heidi DANKE.... ..natürlich brauchen die nicht fiktiven Personen und Handlungen eine genaue Recherche . Wobei ich mich an zuverlässige Quellen halte.Geschichte fasziniert mich auch immer. Das Recherchieren ist aufwendig, ja. Aber wenn man interssiert an den Dingen, macht es Spaß! Und man darf ja auch nicht vergessen, daß in solch einer Geschichte, die Grenzen zwischen Realität und Fantasie immer etwas verschwommen sind ;). So gab es natürlich tatsächlich einen Graf Dracula alias Vlad Tepes Draculea aber der wandert natürlich heut nicht mehr als Untoter durch die Lande.... ;) LG Heike |
HeidiCHJaax Beeindruckend! - Geschichte war in der Schule mein Lieblingsfach, ich liebe es hinter die Kulissen der Weltgeschichte zu schauen. Es erfordert jedoch eine exakte Recherche, was die Sache sehr zeitaufwendig macht. LG Heidi |
HupposEngel Re: katholische sorben? - Zitat: (Original von Gast am 08.04.2011 - 16:29 Uhr) kleiner sachlicher fehler. im jahre 1873 war die überwiegende mehrheit der sorben (mehr als vier fünftel) nicht katholisch, sondern protestantisch. so einfach kannst du also die unterdrückung nicht auf den kulturkampf zurückführen ;) Reichskanzler Otto von Bismarck leitete im preußischen Teil der Oberlausitz, wo es 1875 zu einem generellen Verbot der sorbischen Sprache in den Schulen kam und indirekt im Deutschen Reich ganz allgemein, eine Phase der antisorbischen Repression ein! |