Der Markt am Teich
Jeden Sommer erblühen im Gartenteich die Seerosen. Erst schieben sich die Blätter nach oben, viele Blätter bis fast der ganze Teich damit bedeckt ist. Die kleinen Wesen, der für uns unsichtbaren Welt, können die Blätter, dann als Brücke von einem Ufer zum anderen benutzen.
Nach Einbruch der Dämmerung, wenn der Flug der Fledermäuse beginnt, erwacht für unsere Augen kaum sichtbar ein Wuseln und Zirpen. Der Markt der Nachtwesen beginnt. An der flachen Stelle drüben am Ufer werden die Stände aufgebaut. Nur kleine Stände aus Holzresten, die im Garten zu finde sind, aber manchmal sogar mit Glühwürmchenbeleuchtung.
Die Elfen und Elben, Käfer, Zikaden und manchmal ist auch ein Gartenzwerg dabei, beginnen ihre Waren feil zu bieten.
Tauwein vom Feinsten, Honig, Blattlausmilch und Medizinbälle aus Käferkot (naja, was tut man nicht für den Sport), Blumengestecke aus zarten Blütenröschen, Nester aus Gräsern und ab und zu ein Häuschen, das von einer Schnecke freigegeben wurde.
Du kannst dir sicher vorstellen, was sonst noch alles auf diesem Markt feilgeboten wird. Etwas später im Jahr, wenn dann schon die erste Seerose erblüht ist, gibt es auch Beeren und als Delikatesse Schneckeneier, die sind nämlich bei den kleinen Wesen sehr beliebt. Leider ist der Markt nur alle sieben Tage, sonst gäbe es vielleicht nicht so viele Schnecken in unserem Garten.
Die erste erfolgreiche Überquerung des Teichs wird immer mit einem großen Fest gefeiert, das drei Tage dauert. Manchmal findest du am anderen Morgen, die verblühten Blättchen am Boden und denkst, ist der Frühling schon vorbei? Dabei war es nur ein besonders frohes und wildes Treiben beim nächtlichen Markt.
Nun begab sich aber im letzten Jahr etwas, das kaum zu glauben, aber wirklich wahr ist. Und das möchte ich dir erzählen.
Der erste große Markt hatte gerade stattgefunden, als die kleinen Wesen am nächsten Marktabend Schwierigkeiten hatten über den See zu kommen. Einzelne Seerosenblätter hatten sich gelöst und schwammen losgelöst an den Rändern des Teichs, anstatt wie es sich eigentlich gehörte die Brücke über den Teich zu bilden. Die Aufregung war groß. Die kleinen Wesen versammelten sich auf dem Marktplatz und jeder hatte eine Geschichte zu erzählen. Am gruseligsten war die Geschichte der Wasserläufer, einer Käfer Art, die auch tagsüber unterwegs ist. Einige der Wasserläufer hatten tagsüber einen riesigen Schatten gesehen, viel größer als der Schatten der Fische, die sowieso im Teich umherschwammen und vor denen man sich in Acht nehmen musste.
Ab und zu meinten sie auch einen Drachenkopf gesehen zu haben und hatten sich bis zur Dämmerung versteckt. Es wurde beratschlagt was man zu tun gedenke und alle meinten sie wollten versuchen wach zu bleiben und den Teich beobachten.
Die Fledermäuse schliefen als erste ein, an diesem Tag konntest du sie kopfüber unter der Menschenbrücke hängen sehen, deren Stufen aber natürlich viel zu hoch für die kleinen Wsen waren. Auch die kleine Elfen verkrochen sich vor dem hellen Sonnenlicht, erst ganz verzückt von den vielen bunten Farben, aber dann so müde von den wärmenden Strahlen. Als Nachtelfen waren sie nicht für die heiße Sonne geschaffen.
So schliefen nach und nach doch alle Tiere ein und am nächsten Abend schwammen noch mehr Seerosenblätter lose im Teich und die Brücke wurde wackeliger und wackeliger.
Alle hatten sich auch schon auf die erste Seerose gefreut, die sich durch Wasser schob. Man hatte die Knospe schon erkannt, nun war sie weg. Bestürzt fragten sich die kleinen Wesen, was an ihrem Teich los war.
Aber nun ist es spät und ich kann erst morgen weitererzählen.