Beschreibung
Ein Gespräch mit meiner Tochter und seine Auswirkungen.
Wir-Philosophie
Was passiert mit uns wenn wir sterben?
Eine große Frage, auf die es viele unterschiedlichste Antworten gibt. Wir werden eins mit der Seelensuppe, wir werden wieder geboren, wir harren dem jüngsten Gericht, wir bekommen 71 Jungfrauen, wenn wir uns im guten Glauben in die Luft sprengen, wir vereinen uns mit dem göttlichen Licht.
Wir, mmh, also nicht ich. Interessant, dass mir das hier auffällt, im Gespräch mit meiner Tochter meinte Sie, wir sehen uns zu sehr als Individuum, vielleicht sind wir wirklich nur Teil eines wir. Wenn ich also sterbe, stirbt ein Teil eines großen Ganzen, aber ein großer Teil von dem was mich ausmacht ist auch noch da.
Das muss sich erst mal setzen.
Ich sehe den Menschen oft als den perfekten Roboter. Die Forschung strebt und forscht nach Maschinen, die sich ihre eigene Energie erzeugen können, die Umweltressourcen schonend recyceln und die motorisch perfekt ausgestattet sind. Sensoren, die optische und taktile Eindrücke wahrnehmen und die einen großen Speicher haben um Informationen aufnehmen und verarbeiten zu können.
Was davon haben wir nicht?
Nun ja, sagen wir mal wir sind die perfekten Roboter der Zukunft, Informationen, die wir akkumuliert haben, werden von unseren Festplatten gespiegelt und so weiter gegeben. Piraten stehlen unsere Urheberrechte und klauen Daten aus unseren Speichern. All unser Wissen und Wirken wird kopiert, vervielfältig und aktiv gesichert. Das was uns ausmacht wird neu sortiert und mit anderem Wissen zusammengefügt. Wenn man uns abschaltet oder unsere interne Steuerung eine Nulllinie zeigt, ist unser Wissen nicht verloren, es ist anderen Computern, Robotern also Menschen enthalten.
Was stirbt ist das Gehäuse. Die Biotechnologie, die erneuert werden muss weil sie verschleißt. Es gibt Zeichen des sicheren Todes: Totenstarre Totenflecke, Fäulnis und die Nulllinie im EEG. Aber was passiert mit dem was unsere Seele ist? Sie ist in den Wesen um uns, im Kinderlied, das die Tochter dem Kind vorsingt, in der Handbewegung, die schon immer in dieser Familie weitergegeben wurde. In dem Schmuckstück, das mir die Mutter geschenkt hat. In den Gedanken, die gemeinsam diskutiert wurden, in den verinnerlichten , kopierten und gesicherten Daten, die sich im Laufe unseres Lebens verteilt haben.
Ich nehme mich oft als Individuum wahr. Ich sehe das „Wir“ oft als fordernd und Kompromiss erleben, als Einschränkung meiner persönlichen Freiheit. Ich habe nicht erkannt wie sehr ich ein wir bin, ein Teil eines komplexen Ganzen und doch ist jeder meine Handlungen wichtig, weil Sie wieder und wieder kopiert verteilt geraubt und gespeichert werden. Ich wirke und habe eine Wirkung. Wenn ich sterbe stirbt das Gehäuse, aber in den anderen leben wir weiter. Ein schöner Gedanke, oder?