Beschreibung
Trüber Gedanken mit hoffnungsfrohem Ende
(Auktoriale Erzählsituation, Innerer Monolog)
Birken kahl. Büsche durchsichtig. Segelnd und schwankend trollt sich Blattwerk taumelnd der feuchten Erde entgegen. Ihre letzte Aufgabe erfüllend. Den Boden vor strengem Frost zu schützen, ihn jedoch auch fruchtbar zu halten. Zeit für Markus, seinen Gedanken wieder einmal die Zügel schießen zu lassen.
Totensonntag und Allerheiligen sind pünktlich mit ihrer Truppe, eisgrauer Himmel und Novemberregen, einmarschiert. Als Tod des Jahres heult sich der schlimmste Monat durch die Lande. Wer dann noch Grünes sehen will, muss die Höfe des Friedens besuchen.
Zwischen dem saftigen Grün der Tannen liegen sie: Die Unbekannten, die wenig Bekannten, die, die jeder kannte und die Großen der Welt. Auch die Frau ohne Sparbuch, der Reiche, der die Kontrolle über sein Vermögen verloren hatte, aber auch Kinder, die aus ihrem Spiel heraus genommen wurden. Hier ist Gleichschaltung perfekt und unwiederruflich.
So ist s. Die Gräber sind schön gepflegt, wie manche der Toten zu Lebzeiten. So hat auch die ehemalige Frau ohne Sparbuch noch ein schönes Kleid. Als sie noch lebte, sahen sie alle einfach und farblos gewandet. Jetzt erscheint sie einem Besucher in immergrüner Tracht.
Während ihrer guten Tage, erhielt sie nie Blumen. Ihr Totenbett ist auch jetzt nicht bunt. Doch Immergrünes deckt und wärmt sie. Hütet ihren langen Schlaf, und beschert ihr vielleicht schöne Träume. Sie hat sich aus dem Atem der Welt herausgenommen. Doch ihr grünes Kleid, dass nun sie, die Kalte, warm hält, scheint noch zu leben. Genau!
Aber auch die Vögel, die bei uns geblieben sind, verkünden durch ihren Besuch an den Futterstellen, dass der Tod noch lange nicht absolut herrscht.
Und wenn ein Mensch vor dem Grab der Frau ohne Sparbuch stehen bleibt und sein Atem in der frostige Luft Nebel gebiert, scheint die Frau tief unter der Erde menschliche Wärme zu spüren, und denkt, sie sei wieder unter den Lebenden. Das wäre dann ihre Auferstehung.
© 12-2007 joLepies