Fantasy & Horror
Die Wahlverwandtschaften - Teil 3

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"Die Wahlverwandtschaften - Teil 3"
Veröffentlicht am 25. März 2011, 12 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Die Pflicht des Menschen ist seine stetige Vervollkommnung. Ich versuche dies jeden Tag ein klein bisschen, zumindest wenn es durch Bücher geschieht.
Die Wahlverwandtschaften - Teil 3

Die Wahlverwandtschaften - Teil 3

Beschreibung

Lucius Bruder hat sich angekündigt und will der Familie sienes Bruders allen Ernstes seine Ehefrau vorstellen. Titelbild: www.Bilderkiste.de

Kurze Zeit später hatte sich die Familie Plogojowitz im Gemeinschaftsraum eingefunden und ging ihren normalen Beschäftigungen nach. Lucius und Morbidia übten sich im Messerwurf und Lucius jr. und Carmilla fütterten Erzsebet. „Sie isst wieder feste Nahrung!“, rief Carmilla erfreut. „Schön, Schätzchen. Lucius, glaubst du, dass ich so etwas schon hinbekomme?“, fragte Morbidia ihren Gatten, der die Zielscheibe über seinen Kopf hielt. „Sicherlich! Ich habe es dir doch oft genug beigebracht. Jetzt zeig was du gelernt hast, meine dunkle Musterschülerin!“ Morbidia schloss die Augen und warf. Sie traf dabei die Scheibe nur knapp über Lucius Kopf. „Fabelhaft, Liebling!“, lobte ihr Mann als Lisa gut gelaunt die Treppe herunterkam. „Ich werde noch einen kleinen Nachtspaziergang unternehmen, begleitet mich jemand?“, fragte sie, wobei ihre Augen Lucius jr. taxierten. „Was ist denn mit meinem werten Herrn Bruder?“ „Bussibär hat sich hingelegt, es geht

ihm nicht besonders.“ Lucius Gesicht hatte sich zu einer ernsten Maske verzogen und auch Morbidia sah man die Anstrengung an, nicht doch lachen zu müssen. „Wie wäre es denn mit Alaister?“, fragte Carmilla aufmunternd. Aus der Ferne erklang „No Women No Cry“ von Bob Marley. „Er ist beschäftigt“, stellte Lucius jr. fest. „So leid es mir tut, aber wir sind gerade mit unserer Trainingsstunde beschäftigt“, erklärte sein Vater prompt. Der Sohn gab sich geschlagen. „Gut, ich begleite Sie“, sprach er wenig freudig. Der Gang über heiße Kohlen erschien ihm gerade als wahre Freude im Gegensatz hierzu. Als beide gingen stellte Morbidia stolz fest: „In solchen Momenten wird man in seiner Erziehung vollends bestätigt, Lucius ist ein wahrer Kavalier.“ „Ein wahrer Plogojowitz“, stellte ihr Mann fest.

Die Nacht war sternenklar und trotzdem recht angenehm. Lisa hatte sich bei Lucius jr. eingehakt und ihren Kopf auf seine Schulter gelegt. In ihm hatte sich dagegen jeder Muskel

angespannt, zur Flucht war er in jedem Moment bereit und er spürte das Adrenalin in seinem Kopf pochen. „Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass man hier nicht einfach so umhergehen kann. Jeder Schritt kann tödlich enden, bitte gehen Sie nur auf dem Weg“, ermahnte Lucius seine Begleiterin. „Danke für den Hinweis, aber wollen wir uns nicht aufhören zu siezen, wir sind doch jetzt verwandt. Lisa“, sagte sie in Richtung von Lucius jr. Gesicht. „Lucius jr. sehr erfreut!“ Er nahm ihre Hand und schüttelte sie kurz. „Und jetzt der Kuss“, sprach sie leise. „Ich kenne diesen Brauch nur mit Alkohol, also sollten wir die hiesigen Bräuche wahren“, widersprach er postwendend. „Schade“, erklang es leise an seiner Schulter. „Wie alt sind Sie, äh, bist du eigentlich?“ „25 ½ Jahre“, kam es wie aus der Pistole geschossen. Normalerweise hätte sich Lucius jr. bei einer solchen Antwort mit der Hand gegen die Stirnplatte geschlagen, doch sein Körper verweigerte die Reaktion. „Was liegt dir eigentlich an Onkel Jude?“, fragte er

vorsichtig, als er das rettende Portal in greifbare Nähe rücken sah. „Er versteht sich gut mit meinem Vater, er besitzt nämlich auch eine große Lebensmittelkette in den USA musst du wissen, und sonst ist er immer ganz lieb zu mir und schenkt mir immer was, wenn er von Geschäftsreisen zurückkehrt.“ Lisas Begleiter hatte die Interessen seines Onkels verstanden. Sein Vater hatte der Familie einfach zu viel über seinen Bruder verraten, als das nicht irgendetwas hinter solch einer Heirat hätte stecken können. Plötzlich blieb Lisa stehen und Lucius jr. konnte sich, so sehr er es auch versuchte und zerrte, nicht mehr von der Stelle wegbewegen. „Aber etwas bleibt immer unbefriedigt“, hauchte sie in sein Ohr. Er konnte jetzt sein Adrenalin renn schnell weg! Rufen hören, doch sein biologisches Inneres versagte. „Küss mich, starker junger Hengst“, kam es drängend von seiner Seite und sofort setzten sich seine Beine in Bewegung, denn Lisa hatte ihn in diesem Moment losgelassen. „Nein, das verbietet mein Ehrgefühl!“, rief er

 

 

 

 

 

 

während sie verzweifelt versuchte ihn einzuholen.

Als sich die Besucherin niedergeschlagen zu Bett begeben hatte konsultierte Lucius seinen Vater. „Ich habe ein Problem.“ „Sprich frei von der Leber weg“, forderte ihn Lucius auf, der gerade versuchte mit Alaisters Hilfe ein Bild von seiner Cousine Titania aufzuhängen.[1] „Es geht um Lisa, sie hat mich, nun, bedrängt.“ „Was?!“, fragte Lucius erschrocken und schlug dabei mit dem Hammer auf seinen Daumen. „Gut, das war vorhersehbar. Joseph nimmt es nicht besonders ernst mit seinen ehelichen Pflichten und dem Charme unserer Familie können nun mal die wenigsten Frauen widerstehen.“ Dabei zwinkerte er seinem Sohn aufmunternd zu. „Was soll ich denn jetzt tun?“, fragte er verzweifelt. „Sag einfach bestimmt nein zu ihr.“ „Ich glaube kaum, dass dies ihren Jagdinstinkt verringert“, mutmaßte der Sohn.


[1] Wie gesagt, die Familie Plogojowitz ist wahrlich kunstinteressiert.

 

„Sie werden noch 3 Tage hier verweilen, genug Zeit es auszuprobieren. Wobei, frag doch einfach mal deine Mutter. Ihre Mutter kannte einige Tränke mit denen man Sachen schneller lösen kann, vielleicht kann sie dir helfen.“ Ein kleiner Hoffnungsschimmer stieg in ihm auf. „Danke, Vater und viel Glück!“ „Glück, Sohn, ich habe goldene Finger!“ Bei diesen Worten schlug er sich erneut auf den Daumen. Morbidia war gerade bei ihren Pflanzen, Kemal stand daneben und hielt einige Gartengeräte in der Hand. Lucius schilderte auch ihr die Situation kurz. „Hast du einen Rat deines Vaters befolgt?“, fragte sie erschrocken. „Ja.“ „Welchen?!“, fragte sie mit entsetzt aufgerissenen Augen. „Zu dir zu kommen.“ Morbidia atmete erleichtert durch. „Zum Glück. Was willst du genau?“ „Vater erzählte etwas von Großmutters Tränken.“ Seine Mutter nickte wissend. „Bleibt die Frage, was willst du erreichen?“ „Lisa ist unterliebt, das heißt Jude sollte dies mal wieder machen. Der wird dem wohl kaum nachkommen. Also brauchen wir

einen Trank, der ihn bereit dazu macht und einen, der sie nur noch auf ihn fixiert, ihre Energie soll sich auf keinen anderen Mann mehr konzentrieren, Onkel Jude sollte man damit wirklich mal eins auswichen.“ Morbidia schüttelte den Kopf. „Wirklich, ich sehe es nicht gern wenn jemand Rachegedanken hegt.“ „Aber es wäre verdient, der Arsch behandelt seine Frau wie ‘ne Schaufensterpuppe, hübsch, aber sonst zu nichts zu gebrauchen“, gab Kemal zum Besten. „Du hast recht. Gut, wir konsultieren sofort Mutters Zauberbuch. Joseph wird erst wieder am Abreisetag aus den Federn kommen, das schwöre ich!“

Alaister erhielt den Auftrag der Überbringung. Ohne eine Rührung in der Miene überreichte er die Getränke, die nur wenig dampften. „Ein kleiner Schlummertrunk von Seiten der Familie, damit ihr euch in der Fremde wie zu Hause fühlt.“ Beide tranken und Alaister ging. Die Familie erlebte ruhige weitere Tage. „Unser Paar durchlebt wohl sehr intensive

 

 

 

 

Flitterwochen“, scherzte Lucius. „Weißt du noch bei uns?“, fragte Morbidia, der dabei ein wohliger Schauer über den Rücken lief. „Wie könnte ich das vergessen?“, fragte Lucius und beide küssten sich. Die Kinder entfernten sich leise vom Tisch und die Eltern blieben allein zurück und erfreuten sich noch einmal ihres gelungenen Ehestarts vor 120 Jahren.

Am Abreisetag kamen die Verheirateten aus ihrem Zimmer. Jude sah sehr mitgenommen aus und lief nicht mehr sehr sicher. Lisa hingegen schien jetzt noch glücklicher zu sein, doch erstmalig, das merkte man, war sie wirklich, vollkommen glücklich. „Das Gepäck wird sofort verstaut, die Kutsche ist bereit sie zum Flughafen zu bringen“, sprach Alaister ruhig. „Es hat uns sehr gefreut, euch bei uns gesehen zu haben“, verkündete Lucius mit einem breiten Grinsen. Jude klopfte ihm auf die Schulter. „Ja, ist schon recht“, sprach er mit fast nicht mehr vorhandener Stimme. „Ich hoffe es hat euch hier gefallen“, äußerste Morbidia in

Richtung Lisa. „Allerdings, man mag kaum glauben welchen Elan Jude zeigt, wenn er richtig bei der Sache ist. Eine Übereinkunft mit meinem Vater wird wohl bald stattfinden, da bin ich mir sicher.“ Kurz darauf waren sie verschwunden mit Kemal als Kutscher, durch viele Lagen Kleidung verhüllt. „Ist es nicht wunderbar, wenn sich 2 Personen so sehr lieben?“ „Herr?“, fragte Alaister. „Was gibt es denn?“ „Dieses Bett, die Federn sind nicht mehr reparable. Deshalb bitte ich darum ein neues Gestell anschaffen zu dürfen.“ Lucius nickte. „Allerdings, es kann nicht schaden.“ Bevor sich Alaister abwandte hatte er noch etwas. „Da ist noch etwas, mit den Resten des Zaubergebräus.“ „Was ist damit“, fragte Morbidia. „Wohin wurden sie gekippt?“ „In den Bach, wie es sein soll, warum?“ „Im Dorf hat kein Geschäft geöffnet, obwohl es Dienstag ist, jetzt wird mir Einiges klar.“ Mit diesen Worten verschwand der Butler. „Was haben wir nur getan?“, fragte Morbidia wenig stolz. „Was schon? Eine neue Generation auf den Weg

gebracht, vielleicht bekommen wir dafür noch einen Orden, wir sind besser als jedes Regierungsprogramm!“

Ende

 

 

 

 

 

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RogerWright
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