Fantasy & Horror
Die Wahlverwandtschaften - Teil 2

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"Die Wahlverwandtschaften - Teil 2"
Veröffentlicht am 25. März 2011, 12 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Die Pflicht des Menschen ist seine stetige Vervollkommnung. Ich versuche dies jeden Tag ein klein bisschen, zumindest wenn es durch Bücher geschieht.
Die Wahlverwandtschaften - Teil 2

Die Wahlverwandtschaften - Teil 2

Beschreibung

Lucius Bruder hat sich angekündigt und will der Familie sienes Bruders allen Ernstes seine Ehefrau vorstellen. Titelbild: www.Bilderkiste.de

Wenige Tage später traf der Besuch am Schloss der Familie ein. Jude Plogojowitz und seine Frau traten in den Gemeinschaftsraum, geführt von Alaister. Lucius kam seinem älteren Bruder freudestrahlend entgegen. „Jude, hat es dich auch mal wieder hierher verschlagen!“ Beide umarmten sich. „Lucius, es ist schön mal wieder bei dir zu sein. Es ist eine Ewigkeit her als wir uns zuletzt sahen.“ „75 Jahre um es genau zu sagen“, verkündete Lucius. „Das ist Morbidia, meine Lieblingsschwägerin!“, freute sich Jude. „Und auch deine einzige, Joseph.“ „Bäh! Sprech bitte nie wieder diesen verhassten Christennamen aus, den ich bei meiner Geburt erhielt.“ Lucius zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst, großer Bruder.“ „Morbidia, du wirst auch gar nicht älter, du siehst immer noch so bezaubernd aus, wie am Tag deiner Hochzeit“, schmeichelte Jude. „Danke“, erwiderte sie sichtlich geschmeichelt und vollführte einen kleinen Knicks, jedenfalls soweit es das Kleid zuließ.

„Und das sind deine beiden Kinder? Lucius, da hast du gut dran getan. Mein Neffe Lucius, wenn ich richtig informiert bin?“ „Korrekt, willkommen Onkel Jude.“ „Und das ist meine Nichte Carmilla? Das genaue Ebenbild der Mutter!“ Carmilla knickste ebenfalls. „Danke für das Kompliment, Onkel Jude.“ Dieser nickte anerkennend. „Wenn sie immer solches Benehmen zeigen, dann wird sicherlich etwas Großartiges aus ihnen“, prophezeite Jude. Urplötzlich hielt Lucius die Abschlusszertifikate seiner Kinder in der Hand. „Vater, wieso hast du die herausgeholt?“, fragten beide entsetzt. „Entschuldigt, ich habe den Safe aus irgendeinem anderen Grund geöffnet, da sprangen sie mir praktisch entgegen und ich brauche doch Beweise.“ Morbidia stützte ihre Hände in die schmalen Hüften und sah ihren Mann mit großen Augen an. „Lucius, so ein Benehmen bin ich normalerweise nicht von dir gewöhnt…“ „Lass gut sein, Morbidia“, unterbrach sie Jude. „Unsere Eltern haben uns

beigebracht, dass man immer einen Beweis für seine Behauptungen vorweisen muss. Lucius tut dies, welche Universität, Bruderherz?“ „Cambridge.“ Anerkennend nickte Jude. „Ich muss dir gratulieren. Du hast eine wunderbare Familie. Alaister lebt immer noch…fehlt da nicht noch einer?“ Dieser kam gerade aus dem Nachbarzimmer. „Kemal, mein Name“, krächzte der Ghul, der heute extra viel Parfum aufgetragen hatte, so konnte man den Verwesungsgeruch nur noch erahnen. „Welche Freude, ich bin nie einem Ghul begegnet, freut mich!“ Er reichte Kemal seine Hand, die dieser ausgiebig schüttelte. „Er unterstützt Alaister und ist ein hervorragender Gärtner“, erklärte Carmilla. Jetzt blickten alle Jude an. „Das war meine Familie, jetzt präsentiere uns diejenige, die es geschafft hat meinen umtriebigen Bruder zu bändigen“, forderte Lucius. „Gut, Lisa, komm bitte her!“ Die Gerufene trat in den Gemeinschaftsraum.

 

 

 

 

Lisa war knapp 1,80 Meter groß, schlank, jedoch mit ausgesprochen weiblichen Rundungen für einen ansonsten doch recht wenig Fett enthaltenden Körper. Ihr Gesicht strahlte förmlich vor Freude, stärker als jedes Kernkraftwerk. Ihre blonden Locken rundeten das Gesamtbild ab. „Ich bin erfreut endlich die Familie meines Mannes kennen zu lernen!“, verkündete sie und kicherte dabei ausgelassen. Die Plogojowitzs sahen sich dabei etwas verwirrt an. „Ich bin Lucius, das ist meine verhexte Frau Morbidia und meine Kinder, Carmilla und Lucius jr.“ Jedem reichte die Neue die Hand, Lucius jr. lächelte sie dabei hintersinnig an, was dieser allerdings höflich übersah. „Entschuldigen Sie, aber nannten Sie ihre Frau vorhin verhext?“, hakte Lisa nach. „Natürlich, was haben Sie denn gedacht?“, entgegnete Lucius, der gerade ein paar Weingläser aus einem Schrank nahm. „Ich denke bezaubernd ist besser, finden Sie nicht auch?“ „Bezaubernd? Schätzchen, das denke

ich nicht. Mein Mann weiß, dass es geradezu lächerlich ist mich bezaubernd zu nennen, schließlich bin ich keine Hexe.“ Lisa zuckte mit den Schultern und folgte Alaister auf das Gästezimmer. „Bruder, kommst du mal kurz zu mir?“, fragte Lucius Jude, der gerade die Treppe herunterkam. „Sicherlich, was liegt an?“ Mit einer Handbewegung machte der Fragesteller deutlich, dass es persönlicher Natur war. „Ich weiß nicht, aber irgendwie, deine Frau kommt mir sonderbar vor.“ „Jetzt komm, sie ist eine Amerikanerin, gut noch etwas ungestüm, aber das regelt sich bald…“ „Was hast du vor, mein Bester? Lisa scheinst du ja nicht gerade aus den höchsten gesellschaftlichen und intellektuellen Kreisen hergeholt zu haben.“ Jude schnaufte. „Schön, hier die Wahrheit; ich bin recht beschäftigt mit meiner Unternehmung, die einer der wichtigsten Lieferanten britischer Nahrungsmittel aller Arten ist. Bisher konnten wir jedoch noch nicht auf den nordamerikanischen Kontinent landen. Lisas

 

 

 

 

Vater ist ein kapitaler Mann, der ebenfalls Nahrungsmittel vertreibt.“ „Mit kapital meist du sicherlich reich?“ „Ja“, bestätigte Jude lapidar. „Außerdem ist sie, wie du bereits festgestellt hast, nicht gerade die Hellste. Ich frage dich; was soll ich bitte mit einer intellektuell gleichgestellten oder höher entwickelten Frau anfangen? Die macht mir vielleicht noch meine Führerschaft in der Firma streitig! Nein, so etwas kann ich nicht gebrauchen, außerdem, hast du diesen Körper gesehen? Win win Situation, für mich!“ Bei diesen Worten trat ein breites Grinsen auf Judes Gesicht, welches man nur mit einem Vorschlaghammer entfernen konnte. „Du hast dich nicht verändert, hätte ich mir auch schwer vorstellen können“, schloss Lucius und entfernte sich schnell.

Beim Abendessen fanden sich wieder alle ein. Alaister reichte allen Vampiren die übliche Kost, ein blutiges, recht kleines Rindersteak, dazu Blut zu Trinken. Lisa erhielt ein gut

durchgebratenes und auch größeres Rindersteak mit einem passenden Rotwein dazu sowie frittierten Kartoffelecken als Zusatz und etwas gemischtem Salat. Verwirrt blickte sie in die Runde, als Alaister mit dem Tablett verschwand. „Ich weiß nicht, aber“, begann sie, jedoch just in diesem Moment erhob sich Lucius und hob sein Glas Blut zum feierlichen Toast. „Liebe Familie, liebe Gäste. Es ist mir eine Freude heute Abend meinen Bruder und seine bezaubernde Frau an unserem Tisch zu begrüßen. Möge ihre Ehe noch viele Jahre glücklich bestehen und möge niemand daraus einen größeren Nutzen ziehen als der andere Partner, ich erhebe mein Glas auf eine lange und gleichberechtigte Ehe!“ Alle hoben fröhlich die Gläser, nur Jude war von den Wünschen seines Bruders etwas angesäuert. „Was meinte dein Bruder mit, gleichberechtigter Ehe, Häschen?“, fragte Lisa, wobei sich alle, außer Jude, ein Lachen schwer verkneifen mussten. „Er meinte es, wie er es sagte, Schätzchen.“

 

 

 

 

Damit herrschte erst einmal etwas Ruhe. „Honigbär, wieso esst ihr eigentlich so wenig? Es ist ja entsetzlich, aber du wirkst auch immer so ausgezehrt, iss doch mal mehr, mein Süßer“, forderte Lisa ihren Mann auf. „Ja doch, Zuckerschnute“, erwiderte dieser niedergeschlagen. Lucius bohrte derweil sein Messer in den Tisch und hielt sich den Mund zu. „Was hast du, Geliebter?“, fragte Morbidia im besorgten Tonfall. „‘ab mir auf die Tschunge gebischen, kann isch mal kurtsch insch Badetschimmer ge’en?“ Seine Frau nickte. Wie ein Flüchtender vor der Polizei rannte Lucius ins  Badezimmer im oberen Stockwerk. Mit einem gemeinschaftlichen Räuspern nahm der Rest der Familie sein Essen wieder auf. „Wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?“, fragte Carmilla. „Es war ganz romantisch“, begann Lisa. „Wir saßen in einem Café in Chelsea und unterhielten uns über belanglose Themen. Das taten wir mehrmals, bis wir uns dann näher kennen gelernt hatten und dann

hat mich mein Puppenjunge in ein feines Restaurant ausgeführt und dann einen Heiratsantrag gemacht, ich habe mich wie eine Prinzessin gefühlt!“ Carmilla beugte sich zu ihrer Mutter herüber. „Können Lucius und ich jetzt bitte den Tisch verlassen. Noch so ein Kosename und wir verderben allen den Abend“, flüsterte sie. Morbidia nickte verständnisvoll und die Kinder verabschiedeten sich schnell vom Tisch. „Und wie steht es um eure Zukunftspläne?“ „Herzchen und ich…“ Morbidia erhob sich schlagartig. „Entschuldigt, aber ich muss Alaister beim Abwasch helfen.“ Schnell lief sie dem Butler hinterher, der gerade das Geschirr hinfort trug.

 

 

 

 

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RogerWright
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