Einleitung
Einer ihrer Kollegen hat die Tochter des Chefs angelächelt. Mike und Memo sollen ihn beseitigen. Eine langweilige Fahrt führt zu Gesprächen über Glaube und sexuellen Vorlieben.
(Zum Sprachverständnis: Mike sagt "Scheiße" mit weichem "s" weil er so seine Dazugehörigkeit mit seinen ausländischen Kollegen demonstrieren will! Anm. d. Aut.)
Die Sache mit dem Teppich und Peter Maffay
Die A57 war fast nicht befahren, aus dem Radio dröhnte irgendein Rocksong vom Band und Memo schaute gelangweilt aus dem Fenster vom Beifahrersitz des Hyndai Transporters. Der Typ auf der Ladefläche hatte aufgehört zu schreien. Nutzte bei dem Knebel ja sowieso nichts. Vielleicht bekam er keine Luft mehr und sie würden ihn nicht mehr erschießen müssen. Memo kotzte es an. Aber was sollte er tun? Es war sein Job.
Bei Bay konnte man nicht einfach so kündigen.
Mike hatte sein Fenster geöffnet und
rauchte. Hustete dabei und versuchte krampfhaft den Qualm zu verwischen. Dann blickte er zu Memo rüber.
„Biste immer noch am Schmollen Kanake?“
„Ich schmoll nicht! Du hast einfach keinen Respekt, Mann!“
„Wasen? Ist doch kein Gebetsteppich!“
„Scheiße, wir können auf allen Teppichen beten. Das hat mit der Form nichts zutun!“
„Ich glaub du hast den falschen Job, um jetzt gläubig zu werden.“
„Glaube fragt nicht nach der Zeit.“
„Weißte, wo ich in L A war, damals für n Boss, da hab ich zwei Typen kennen gelernt, der eine hat auch
plötzlich nur noch von Gott gequatscht. Erzählte mir, hat ein Wunder erlebt. So bescheuerte Collegeboys wollten sie reinlegen und haben auf die Beiden geschossen. Der Schwarze, also der Afroamerikaner, hat mir erklärt er habe Gott gefunden, weil die beiden keine Kugel getroffen habe. Seinen Kollegen hat irgend son Boxer vom Lokus geknallt.“
„Was willst du mir jetzt damit sagen?“ Memo biss sich in den Handballen.
„Ich will nur nicht abkratzen, während du auf deiner spiritualen Reise bist, Kanake. Wenn dies der falsche Job für dich ist, dann verpiss dich!“
„Du kennst die Abfindung, die man von
Rüstüm kriegt.“
„Ja, Teppichbegräbnis ist da noch nobel!“ Mike lachte bellend.
Mike schaute nach hinten auf die Ladefläche, der Typ lag jetzt ganz ruhig da.
„Du immer mit deinen bekloppten L A Storys!“
„Die Storys sind nicht bekloppt. LA und Kalifornien, die sind bekloppt. Ich mein scheise Kanake, die haben Schwarzenegger zum Präsident. Und knallen sich Mayo auf die Hamburger!“
„Echt Mayo?“
„Scheise Kanake die haun echt Mayo auf die Bulette!“ Mike drehte sich angewidert weg.
Memo schaute auf die dunkle Autobahn. Er überlegte, ob er wirklich in den Sack hauen sollte. Vielleicht konnte er mit Bay reden? Sein Vater hatte schon für dessen Familie gearbeitet. Und er nannte Memo immer gönnerhaft seinen Sohn. Seinen Kanaken. Der Typ, im Teppich eingerollt, auf der Ladefläche, hatte Jale angemacht.
Hatte ihr die Tür aufgehalten und sie angelächelt. Rüstüm war ein eifersüchtiger Vater. Der Auftrag war schneller auf ihren Tisch gelandet, als das arme Schwein begriffen hatte.
„Bist du schon bei Dagna gewesen, seit du wieder hier bist? Die arbeitet
jetzt in einem Haus vom Boss.“
„Nein, schlafende Hunde soll man nicht wecken!“ er tippte sich ans Herz.
„Ich glaub Wolfgang geht oft zu ihr.“
„Für einen Gläubigen weißte aber bescheid, wat so im Puff los is, Kanake!“
„Arsch!“ wieder schaute er hinaus. „Da geht es nach Krefeld!“
„Schon gesehn!“
Sie führen ab.
„Hoffentlich lässt du Jale jetzt in ruh!“
„Für n geilen Arsch zu sterben is gar nich mal so schlecht!“
„Wundert mich eigentlich, dass du noch lebst. Hast du in Amerika keine geilen Ärsche gesehen?“
„Doch, doch! Sogar den von Sandra Bullock. Tolle Frau! Die würd ich gern mal…“
„Ja, ja. Ist schon gut!“
„Wen findst du denn toll, Kanake? Na welche würd s du mal so…“
„Lass mal!“
„Sach schon!“
„Nee!“
„Komm!“
„Okay! Pam…“
„Die Andersson? Das is mal ein geiles Stück. Toller Film! Sieht aber ohne Schminke scheise aus Kanake! Wennde schwul wärst, wenn würd ste dann rattern!“
„Ich bin nicht schwul!“
„Nur wenn?“
„Nein!“
„Komm!“
„Du zuerst!“
„Klar Kanake! Brad Pitt!“
„Den will doch jeder bumsen!“
„Okay, okay! Olli! Olli Kahn!“
„Warum den denn?“
„Der nimmt dich richtig dran, dat Tier!“ Mike lachte. „Komm schon!“
„Peter Maffay!“
„Maffay? Warum den denn?“
„Der ist so sozial! Der tut viel für die Kinder, der Welt und so. Mit spenden und so! Die Musik gefällt mir auch ganz gut!“
„Maffay?“
„Ja. Warum nicht?“
„Der ist so klein. Und die Warze da am Mund!“
„Ja, du hast mich doch gefragt.“
„Wenn ich das den Jungs erzähl…“
„Wenn du das machst, schneid ich dir den Kopf ab und mache Sex mit deinen Augen! Fuck Mann, du bist echt der Arsch! Fängst mit so n Scheiß an und dann…“
„Maffay!“
„Ja!“
„Die Sexpam findst de gut, wennde `n Hetero bist. Die Tittenmumie! Aber als Homo den Maffay! Warum finds de dann nich auch Mutter Theresa geil!“
„Weil ich als Homo Geschmack hätte
du Vollpfosten!“
Sie fuhren zum Linner Hafen. An der verabredeten Stelle stand der Wagen von Grabowski. Sie parkten daneben und würgten den Hyndai ab.
Der Polizist stieg aus. Mike sah Memo noch einmal an und meinte: „Maffay! Tststs!“
„Hals Maul!“
„Nabend Jungs.“
Die Beiden verließen den Lieferwagen und gingen zum Heck. Grabowski folgte ihnen und spähte auf die Ladefläche.
„Ist das der Wichser?“
„Jo!“ Mike zog an dem Teppich.
„Ist das nicht ein wenig respektlos?“
Memo schaute Mike durchdringend an.
„Maffay!“
Er schaute dem Mann im Teppich ins Gesicht. Der hatte die Augen geöffnet und schüttelte heftig den Kopf. Er wollte nicht sterben.
„Tut mir Leid, Kanake!“ Mike zog seine Waffe und schoss ihm in den Kopf.
Zu dritt schleppten sie ihn zum Ufer des Rheins und warfen ihn ins Wasser.
Grabowski warf die Schlüssel des Lieferwagens hinter her und sie säuberten ihn.
Grabowski drückte ihnen Tickets für die Bahn in die Hände und sagte: „Um sechs geht der erste Zug. Ich fahr mit euch noch in die Taverne Z.“