Beschreibung
Wo befinde ich mich? Bin ich tot, ist das ein Traum oder alles echt? Und warum bin ich umhüllt von...ich weiß es selber nicht genau. Und weiße Kleider mag ich überhaupt nicht.
Schwerelos
Ich liege hier auf dieser Lichtung. Mich umgibt eine Art dickflüssiges Licht. Es ist schwer zu beschreiben, doch es macht mich irgendwie glücklich. Es macht mich schwerelos und lässt mich schweben. Ich könnte schwören, dass es pures Glück ist.
Noch weiß ich nicht ob es ein Traum ist. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich noch lebe, so unwirklich wirkt diese ganze Szene. Ich spüre den Boden unter mir auch nicht mehr. Meine Arme und Beine hängen nun frei. Der Wind kitzelt mich. Bin ich nackt? Auch darüber bin ich mir nicht sicher, meine Augen schauen die ganze Zeit in den Himmel. Er ist grau. Was mich stutzen lässt. Meistens schlägt sich das Wetter auch auf meine Stimmung aus. Aber ich bin zufrieden...Egal, ich verdränge das. Im Moment gibt es wichtigere Sachen.
Mir fällt schon wieder etwas auf. Es ist nicht windig. Meine Haare flattern nicht. Ich spüre etwas anderes auf meiner Haut, keinen Wind. Ich kann nun endlich meinen Blick abwenden und an mir herunter schauen. Ein Kleid. Ein weißes, seidenes Kleid umhüllt meinen dünnen Körper. Das ist das einzige, was ich sehen kann. Das bernsteinfarbene Licht, dass wirklich wie Bernstein aussieht, und ich bin mir jetzt auch ziemlich sicher dass es Bernstein ist, auch wenn ich es nicht anfassen kann, versperrt mir jegliche Sicht auf meine Umgebung. Den Himmel kann ich trotzdem sehen. Und ich weiß auch nur, dass ich auf einer Lichtung schwebe.
Das Kleid ist warm. Es wärmt mich. Ich hätte es nur gern in Schwarz. Schwarz ist meine Lieblingsfarbe. Und auch so bin ich eher eine sehr dunkle Persönlichkeit. Schwarze Haare, schwarze Fingernägel, schwarze Klamotten, schwarzes Make-Up. An mir ist so ziemlich alles dunkel, außer meine Hautfarbe vielleicht. Deswegen bin ich noch verwunderter darüber, dass das Kleid weiß ist. Meine Wahl ist das sicher nicht gewesen.
Also was geht hier vor sich? Was ist das alles hier? Moment! Wenn mein Kleid weiß anstatt schwarz ist, ist dann alles andere auch weiß, dass an mir eigentlich schwarz ist? Ich traue mich nicht, auch nur irgendeine Bewegung zu machen. Ich habe Angst zu fallen. Ich schwebe und wenn ich mich jetzt bewege, falle ich vielleicht die Schlucht hinunter. Nur woher weiß ich, dass da eine Schlucht ist? Ich kann sie nicht sehen, ich kann hier gar nichts sehen, außer den Himmel und meinen Körper. Es ist alle gerade sehr verwirrend. Bizarr, konfus, was auch immer.
Ich bewege meine Arme nun. Ich fühle doch Wind. Aber wie? Meine Haare flattern nun leicht, berühren aber nicht den Bernstein, der mich umhüllt. Ich schwimme gerade in Glück. Ich bewege mich frei, ich traue mich soweit zu gehen mich auf den Bauch zu drehen. Ja, ich schwebe wirklich. Ich schaue mir den Bernstein genau an. Ich sehe keine Insekten. Mit Baumharz kenne ich mich nicht aus, aber so etwas weiß ich dann doch. Aber ich sehe was anderes. Schriftzüge. Goldene und schwarze Zeilen, die in der schönsten und majestätischen Schrift geschrieben sind, die ich je gesehen habe. Sie sind flüssig und schwimmen förmlich im Bernstein. Es ist toll. Ich bin so glücklich. Ich weiß nicht warum, aber das ganze hier macht mich ziemlich schwerelos. Und doch ist der Himmel grau und voller schwarzen Wolken.
