Kurzgeschichte
Verzwickte Lage

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"Verzwickte Lage"
Veröffentlicht am 21. März 2011, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Astrid Kichhoff/pixelio.de
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

In einer Zeit, in der sich jeder profiliert, ist Einfaches außergewöhnlich....ich arbeite derzeit in der Pflege. Zeit ist Gold....aber irgendwann finde ich etwas. Meist, wenn mal wieder Herzschmerz mich quält. Naja....gerade tut es das......was für eine prickelnde Folter. Bin hier Mitglied seit Februar 2011...und bereue es nicht.
Verzwickte Lage

Verzwickte Lage

Einleitung

...Wenn die Blase voll ist, ist sie voll...

VERZWICKTE LAGE

Herbst vergangenen Jahres gab es einen Tag in meinem Leben, der unangenehmer nicht hätte sein können.

Ich musste zum Zahnarzt. Mein Sohn hatte Ferien und begleitete mich also. Da ich auf einer Halbinsel lebe und ein für mich guter Zahnarzt hier nicht zu finden war und ist, musste ich, wie so oft nach Rostock. Bis zur Praxis waren es gut 60 Kilometer.

'Kein Kaffee heute!' lautete der strenge Slogan an mich selbst.

'Kein Kaffee heute, sonst musst du unterwegs wieder auf's Klo, wo keines ist!'

Und jedesmal, wenn der Gedanke von

mir Besitz ergreift: 'Man könnte ja müssen. Wo könnte man denn? Oh, mein Gott, wo kann man denn?', dann kommt schier Panik auf.

Natürlich auch an diesem Tag. Keine zehn Kilometer von Zuhause weg, fing es an von mir Besitz zu ergreifen. Die halbe Tasse Kaffee, die ich mir drei Stunden vor Fahrtantritt wider meines Slogans gegönnt hatte, forderte nun seinen Tribut.

Ich könnte im Erlebnishof halt machen. Da sind Toiletten. Nur wo genau, wusste ich nicht. Keine zwanzig Meter wäre ich zu Fuß gekommen, unwissend, wie lang ich noch aushalten müsste.

Wie Blei legte sich der winzige Schluck

Kaffee auf meine Blase und quälte meine Eingeweide. Leichte Übelkeit stieg auf, denn ich wusste, es ist noch ein weiter Weg. Wustrow lag hinter uns.

'Oh, bitte lass keinen Stau kommen. Bitte, lieber Gott, lass mich einfach fahren. Nur noch ein paar Kilometer.'

Es war nicht auszuhalten. Rövershagen - gleich sollte mich der Erlebnishof erlösen. Ich mußte nur schnell genug das Klo finden, und mein Sohn darf jetzt keine Zicken machen. Immer ruhig bleiben.

Um die Sache abzukürzen, es war kurz vor der Bahnschranke. Der Verkehr ging schleppend. Fahren, bremsen, fahren, bremsen. Blase voll, Blase voll, Blase

übervoll!

Ich musste mich ablenken, an etwas anderes denken, an was? Schwimmbäder? Nein! Mein Mann? Ja! Wie er Bier trinkt? Nein! Sex? Oh, nein! Gleich ist es passiert. Was mach ich dann?

Doch diese Frage erübrigte sich in dem Moment, als es fürchterlich krachte. Ich fuhr mit meinem süßen, kleinen Ford in das sau teure Auto ( Typ - unbekannt, bin ja blond) eines Mannes, dessen übelgelaunte Frau mich wie eine Furie auf's übelste beschimpfte....

Lassen wir diesen Moment auf uns wirken.

Mein Sohn war unbeschadet ( Kann man

das so sagen?). Das war der letzte klare Gedanke, den ich fähig war, zu fassen.

'Ich werde jetzt aussteigen und diese unfreundliche Person anp...' . Nein, ich hatte Anstand. Ich entschuldigte mich aufrichtig. War ja mein erstes Verkehrsdelikt in zwanzig Jahren.

Die Frau beruhigte sich und sah ein, dass es jedem hätte passieren können. Was sie nicht wußte, dass ich kurz vor einer urinalen Explosion stand.

Mit dem Gefühl, dass  die Kaffeetropfen in meinen Eingeweiden explodiert sein mussten  wie Mais  zu Popkorn, erblickte ich nun den Streifenwagen hinter mir. Wie schön. Ob einer vielleicht wüsste, wo hier ein Klo ist?

Nett und schnell erklärten sie, wie der kleine Schupser meinerseits leicht zu klären sei. Jeder schreibe sich vom jeweis anderen die Personalien auf und alles andere später. Ok, dachte ich . Schnell schreiben!

Doch dann fiel mir ein, dass ich meine Handtasche gegen den Rucksack meines Sohnes tauschte, bevor wir losfuhren, weil ich sonst die Apfelschorle nicht hätte mitnehmen können, die sowieso niemand brauchte. Es war nicht zu glauben, aber ich konnte mich nicht ausweisen. Eine Urinprobe könnte ich anbieten, will jemand? Nein?

Naja, nach gefühlten drei Stunden und viel Vertrauen seitens der Geschädigten

war das Formelle erledigt und ich konnte endlich weiter, weiter auf ein Klo.

In rettender Sekunde fiel mir ein, dass gleich hinter dem Erlebnishof eine Tanke war. Dort gab es immer ein Klo. Ja, und das war dann auch meine Rettung, nach zehn Kilometern, die ich um die Tanke rumlaufen musste, mit einem Schlüsselanhänger, so groß wie eine EinLiterColaFlasche, hatte ich es geschafft. Als ich mich niedersetze und allen Muskelanstrengungen nachgab, erklang ein 'Halleluja'....geschafft.

 

Von Shirley

März2011

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Hörbuch

Über den Autor

shirley
In einer Zeit, in der sich jeder profiliert, ist Einfaches außergewöhnlich....ich arbeite derzeit in der Pflege. Zeit ist Gold....aber irgendwann finde ich etwas. Meist, wenn mal wieder Herzschmerz mich quält. Naja....gerade tut es das......was für eine prickelnde Folter.

Bin hier Mitglied seit Februar 2011...und bereue es nicht.

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Marvin schmunzel, sehr gut rübergebracht :-)
Toll geschrieben !!

lg
martin
Vor langer Zeit - Antworten
shirley Hat sich doch jemand herverirrt? Lieben Dank, Marvin...
LG Shirley
Vor langer Zeit - Antworten
shirley Re: Zum Weinen... -
Zitat: (Original von ViktorL am 26.04.2013 - 21:09 Uhr) ...aber vor Lachen!!!!

War richtig zum Mitleiden!

LG
Viktor

Ja es war ein echter Leidensweg....danke für dein Mitleid....LG Shirley
Vor langer Zeit - Antworten
avewien Zum Weinen... - ...aber vor Lachen!!!!

War richtig zum Mitleiden!

LG
Viktor
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre Re: Re: schallend gelacht -
Zitat: (Original von shirley am 24.04.2013 - 06:02 Uhr)
Zitat: (Original von Feedre am 23.04.2013 - 21:16 Uhr) Himmlisch.....volle Kanne.....:-)))))))))))))))))))))))))))))))))
LgF

Ich danke dir sehr.....und diese Geschichte - ich gebe es ungern zu - ist von hinten bis vorn GENAU so passiert.
:))))))))))
LG Shirley



das Leben schreibt die besten Geschichten.....LgF
Vor langer Zeit - Antworten
shirley Re: Peinlich ... -
Zitat: (Original von kraemerk am 24.04.2013 - 07:10 Uhr) ... aber wirklich !!!! Toll erzählt - aber zur Nachahmung nicht empfohlen. Das könnte auch in die Hose gehen,

Katharina

Peinlich? Lach---wäre es, wenn ich mir eingepinkelt hätte....so war es nur SEHR anstrengend.
Danke dir für deinen Kommi....LG SHIRLEY
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Peinlich ... - ... aber wirklich !!!! Toll erzählt - aber zur Nachahmung nicht empfohlen. Das könnte auch in die Hose gehen,

Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
shirley Re: schallend gelacht -
Zitat: (Original von Feedre am 23.04.2013 - 21:16 Uhr) Himmlisch.....volle Kanne.....:-)))))))))))))))))))))))))))))))))
LgF

Ich danke dir sehr.....und diese Geschichte - ich gebe es ungern zu - ist von hinten bis vorn GENAU so passiert.
:))))))))))
LG Shirley

Vor langer Zeit - Antworten
Feedre schallend gelacht - Himmlisch.....volle Kanne.....:-)))))))))))))))))))))))))))))))))
LgF
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shirley Re: -
Zitat: (Original von xxMaryxx am 02.04.2013 - 19:50 Uhr) Ich habe so etwas selbst erlebt vor nicht einmal einem Monat. Es dauerte bestimmt nur 1 Stunde, das Warten auf ein Klo, aber jede Sekunde war eine Qual. Ich konnte also gut nachfühlen, was du beschrieben hast. Danke für dieses DeJa Vu, das mich durch deine Geschichte zum Lachen brachte.

Lg :)

Danke dir....hab gerade wieder ähnliches Blasentrauma in Berlin erleben müssen, als der Hauptbahnhof gespeert war und ich einfach nicht ans Ziel kam nach wohlgemerkt sehr langer Autofahrt.
Da kann man schlechte Laune bekommen....und auch schon mal die Verkehrsregeln missachten. Ich fuhr in eine Strasse nur für Anlieger, rannte ins nächste Restaurant und nahm den Kellner als Geisel...lach...ich hatte kein Geld dabei...aber sie waren nett und liessen mich auf ihr Allerheiligstes...Klo.

LG Shirley
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