Kurzgeschichte
Der, die, das Joghurt

Gallengrütze

„Hey Lady, du hast so einen wahnsinnig hoffnungslosen Gesichtsausdruck, der hat mich direkt gefesselt!“ „Danke. Also entweder werde ich jetzt schamrot oder ich ramm dir meinen Ellbogen in die...“ Abwinkende Geste. Ich find den Frühling ja toll. Da scheint die Sonne und alle sind wieder fröhlich. Nur mal im ernst: Wo kommen die ganzen Kinder auf einmal her? Als wärs so ne besonders gute Idee in Zeiten wie diesen Nachwuchs auf den Planeten zu werfen. In ein paar Jahren mehr tumorzerfressener Gewebeklumpen als Mensch. Naja bitte, mein Problem ist das ja nicht. Die Alten schauen genervt auf die schreienden Biester, die Kleinen haben höllische Angst vor den faltigen Gesichtern. So geht es weiter. Ich lasse meinen Blick kreisen und zupfe angewidert die schlabbrigen Tomatenscheiben von meinem Mittagsessen. Touristen und Koksdealer, sie alle wollen ein Stückchen Sonne erhaschen. Und ich will nur meine Ruhe. Kennt ihr das, wenn hinter euch so ne blonde Businesstussi daherstöckelt? Klickklackklickklack, allein schon das Geräusch frisst sich wie eine Bohrmaschine in meine Schädeldecke. Jetzt entwerfen sie schon Schuhe, ohne Stöckel, die trotzdem dieses beschissene Geräusch machen. Ich presse mich genervt an die Hausmauer und lass die Mietze vorbei. Sonnenbrille, blonde Strähnchen, Kinn gereckt. Magensäure die Kehle herauf. Würg. Flyerverteilende Omas werden mal prinzipiell ignoriert. Was kann denn bitteschön gut daran sein? Das hat sicher entweder mit Gott, dem Tod oder dem Kampf gegen Drogen zu tun. Ich glaube an nichts davon. Ich glaube daran, die Seitenspiegel von Autos zu treten und mit Einkaufswagen Schaufenster einzuschlagen. Ich glaube an Lärm, lauter als der dümmlichste Trashmetal. Am liebsten hab ich diese Pärchen, die gemeinsam einkaufen gehen. Ach Schaaaatz ich brauch dringend noch so Aufbewahrungsboxen! Klar, die braucht jeder dringend. Und wenn es ein Mann ist, der sowas durch die Gegend brüllt, dann möchte man sich am liebsten die Hände auf die Ohren pressen und Schlaf Kindlein Schlaf summen. Hab ich ein Glück, dass ich soviel besser bin, als diese penetranten Wichser um mich herum. Ich schnipp einer Oma meine Zigarette in den Pelzkragen und stell mich brüllend auf die Straße. „Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah We come from the land of the ice and snow, From the midnight sun where the hot springs blow.“ Tja, so ist das nun einmal. Und dann fragen sich die Typen mit ihren engen Jeans und ihrer beschissenen Tüdeldü Handymusik warum ich nen hoffnungslosen Ausdruck im Gesicht trage. Ist doch alles zum Kotzen. Ein feuchter Händedruck, ich hab irrsinnige Schmerzen vom Dauergrinsen. Cut.