Beschreibung
Der 16 jährige Raymond ist unsterblich in eine schöne Unbekannnte verliebt, die niemand ausser ihm je gesehen hat. Wird er seine Liebe je wirklich finden?
Bildquelle: Marvin-Siefke/pixelio.de
Vampirliebe
Kurz vor Schulschluss saß der 16 jährige Raymond auf seinem Platz am Fenster, und schaute völlig verträumt durch das große Panoramaglas. Der Park davor bot ihm immer eine gute Kulisse, um sich abzulenken. Gerade war er mal wieder dabei, sich über den nächsten Spieltag der Footballsaison Gedanken zu machen, als er die blonde Schönheit wieder zu Gesicht bekam. Sie stand hinter der großen Eiche und schien direkt zu Ihm zu schauen. Seit mehreren Tagen wurde er regelrecht von ihr verfolgt. Doch an diesem Tag verhielt sie sich auffälliger als sonst. Keiner kannte sie, und niemand anderes, als er, hatte sie jemals gesehen, so dass seine Schulkameraden und die Mitspieler aus der Footballmannschaft sich bereits über ihn lustig machten. Raymond war der Topspieler und bediente jedes Klischee, was man so aus den Schulteams kannte. Als Mädchenschwarm schlechthin, konnte er aus der Vielzahl von Bewerberinnen wählen. Aber Diese Eine hatte es ihm angetan, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Alles setzte er daran, die unbekannte Schöne zu finden, und erkundigte sich überall, wer sie war, und wo sie wohnte, jedoch ohne Erfolg. Jetzt hatte er die Gelegenheit, zumindest ihre Existenz zu beweisen, daher stieß er seinen Sitznachbarn Mike an, und forderte ihn auf, aus dem Fenster zu sehen. Beide schauten hinaus, doch sie war wieder verschwunden und Mike grinste ihn nur verschmitzt an, als dann die Glocke zum Schulschluss läutete. Raymond wollte schnell die Schule verlassen, um noch mal in den Park zu gehen, und nachzusehen, ob sie sich doch noch irgendwo verbarg. Wie immer wurde er von seinen Freunden und Anhängern belagert, weil sich auch jeder mit ihm sehen lassen wollte, der etwas auf sich hielt. An diesem Tag verhielt er sich aber sehr ungehalten und ließ sie einfach im Gang stehen. Im Park angekommen, konnte er niemanden entdecken, und ging enttäuscht zu seinem Cabrio, welches er zum 16. Geburtstag, von seinen Eltern, geschenkt bekommen hatte. Seine Leute schüttelten nur mit den Köpfen und sie konnten sein Verhalten nicht verstehen. Raymond ignorierte das alles, weil er nur noch an die schöne Blonde denken konnte, als er seinen Wagen erreichte, und mit Entsetzen feststellen musste, das eine Katze auf dem Beifahrersitz saß. „Warum habe ich das Verdeck bloß nicht geschlossen?“, dachte er, und wollte die Katze mit seiner linken Hand verscheuchen, als diese auf Grund der nahenden Gefahr aufschrie, und Raymond in den Zeigefinger biss, bevor sie dann aus dem Wagen sprang und davonlief. Vor Schreck und Schmerz steckte sich Raymond den Finger in den Mund saugte daran. Die Katze hatte ihn voll erwischt, und er blutete stark aus den Wunden. Eigentlich wollte er direkt zu seinem Hausarzt, aber er entschied sich dagegen und fuhr nach Hause. In der Hausapotheke würden sich schon genug Mittel finden, um die Blutung zu stoppen und zu desinfizieren, was auch der Fall war. Er sagte das Training ab,welches am späten Nachmittag stattfinden sollte, und verbrachte den Tag damit, seine vernachlässigten Hausaufgaben zu fertigen, und von der schönen Blonden zu träumen, bevor er früh zu Bett ging. Vielleicht würde er sie ja am nächsten Tag schon wiedersehen. Kurze Zeit nachdem Raymond einschlief, setzten die wirren Träume ein, und er wachte irritiert und schweißgebadet auf. Außerdem pochte sein Finger wie verrückt. An Schlaf war wohl nicht mehr zu denken, weil die Schmerzen den nicht mehr zulassen würden. Als er sich dann seinen Arm anschaute, stellte er fest, dass er überall rote Streifen hatte, die wanderten, und immer weiter zur Schulter krochen. Obwohl er die Bisswunden desinfiziert hatte, lag der Gedanke an eine Blutvergiftung sehr nah. So langsam bekam er Panik und steigerte sich regelrecht in das schlimmste Szenario hinein. Und das nicht zu Unrecht, denn die Streifen verzweigten sich immer mehr und fingen an zu pulsieren. Es fühlte sich an, als wären viele kleine Insekten in ihm, die seinen Körper beherrschen wollten, und sich unaufhaltsam ausbreiteten. Er schrie nach seinen Eltern, aber das war vergebens, denn die befanden sich im Bowlingcenter und kamen erfahrungsgemäß erst um Mitternacht nach Hause. Die Schmerzen verteilten sich mittlerweile über immer mehr Teile seines Körpers. Die Streifen verteilten sich fast überall und es bildeten sich dicke Beulen, die sich auf und ab bewegten. Aus lauter Verzweiflung lief er in die Küche und griff in den Messerblock. Nie hätte er gedacht, dass er sich selbst weh tun könnte, aber er sah keine andere Wahl und stieß sich eins von den Messern in den Arm, wo gerade wieder eine auftauchte. Mit wenig Erfolg, denn die Ausbreitung und die Intensität wurde schlimmer. Er warf das Messer weg und lief ins Bad, wo er in den Spiegel schaute. Mit aufgerissenen Augen sah er sich, oder zumindest das, was von ihm übriggeblieben war. Die Haare wurden grau und sein Gesicht verzerrte sich furchterregend. Den Gedanken, einen Notarzt zu rufen, verwarf er umgehend, denn seinen Zustand würde ihm wohl niemand glauben. Genau wie ihm niemand geglaubt hatte, das es diese Blonde gegeben hat. Seine körperliche Verfassung verschlechterte sich von Sekunde zu Sekunde und seine Panik stieg immer mehr an. Es schien nach wie vor so, als ob er innerlich aufgefressen würde. Die Beulen schoben sich mittlerweile durch alle Gliedmaaßen und die Knochen wurden verschoben. Klare Gedanken konnte er gar nicht mehr fassen. Er machte eine Metamorphose durch, die er nur aus seiner Horrorsammlung kannte. Darüber war er sich in diesem Moment im Klaren. Er fragte sich nur noch, was aus ihm würde, und warum das Ganze überhaupt geschah. Bisher ist ihm immer alles in den Schoß gefallen und er hatte es gut in seiner Familie, wie auch in seinem Umfeld. Er wollte nicht sterben, aber in Anbetracht der Situation, wünschte er sich ein baldiges Ende herbei. Egal, wie es ausgehen würde. Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, hörten die höllischen Qualen auf. Keine Beulen mehr, die sich bildeten und auch keine Schmerzen mehr. Die Adern und die roten Streifen bildeten sich ebenfalls zurück. Nur sein Arm, auf den er selber eingestochen hatte, wies auf den Vorfall hin. Die Wunde schloss sich jedoch vor seinen Augen, und es sah so aus, als wäre nichts geschehen. Eigentlich hatte seine Haut eine natürliche Bräune. Die wirkte aber nun eher blass, auch in seinem Gesicht, welches ansonsten wieder sehr nett anzusehen war. Und seine Haare, welche eine hellbraune Farbe hatten, blieben grau. Vor lauter Verzweiflung, aber auch aus Unglauben, lächelte Raymond sein eigenes Spiegelbild an. Das Ganze musste doch ein schlechter Traum sein. Wie gerne wäre er, in seinem Bett liegend, aufgewacht, und diese irreale Situation würde sich als Trugbild entpuppen. Die Realität holte ihn beim Anblick seines Spiegelbildes jedoch schnell wieder ein. Er hätte schreien können, aber es kam lediglich ein Krächzen aus seinem Hals, wobei er dann noch das veränderte Gebiss wahrnahm. Mit Reißzähnen, wie ein Vampir sah er aus, und konnte es nicht glauben, als ein weiteres Gesicht im Spiegel erschien. Es war die schöne Blonde, und sie sprach zu ihm. „Und nun bist du Mein. So wie wir es uns immer gewünscht haben.“ Aus dem Augenwinkel sah Raymond die Katze, welche ihn verletzt hatte, auf dem Fenstersims des Badezimmers sitzend, und wie sie sich genüsslich putzte. Er öffnete völlig willenlos das Fenster, kraulte sie kurz, wobei sie anfing zu schnurren, und verschwand anschließend mit ihr in die Nacht hinein.