Kurzgeschichte
Neuschnee

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"Neuschnee"
Veröffentlicht am 16. März 2011, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich lebe frei nach dem Motto von Seeed: Es ist egal, ob du studiert hast oder gut f..kst, der Meister erkennt, will ich relaxen, oder mehr Geld und den ganzen Mist, was du verdienst ist was du kriegst! "BLUTIGE LECKERBISSEN" ALLE MEINE HORRORSTORYS ZUSAMMEN GETRAGEN, NATÜRLICH DANK EURER HILFE UND GUTEN RATSCHLÄGEN ÜBERARBEITET, LEKTORIERT UND ES WIRD AB DEM 1 JULI IM BUCHHANDEL, SO WIE IN INTERNETHANDEL (AMAZON etc.) ZUHABEN SEIN. ALSO ...
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Neuschnee

Warum kann ich kein Popcorn haben, Papi?“ Die blassen Mandelaugen starrten ihn wütend an. Eine kindliche Wut, die genauso schnell wieder verschwinden würde, wie sie gekommen war.

Weil wir keins gekauft haben, Mäuschen.“ Er lächelte milde.

Aber in Opas Vorrat ist noch Mikrowellenpopcorn...“

Mäuschen! Mikrowelle – Strom? Was haben wir seit einer Woche nicht?“

Strom!“ kreischte sie neunmalklug. Sie setzte ein Lächeln auf, das ihm sonst immer zu Tränen rührte, aber nun, mit all den Zahnlücken und dem blassem Zahnfleisch eher erschreckte.

Richtig Schatz!“ Er streichelte ihr über den Kopf, dann klaubte er die Haare zwischen seinen Finger heraus und warf sie mit Entsetzen auf den hölzernen Boden der Blockhütte.

Der Vater stand von dem alten Sofa seines Vaters auf und ächzte. Er rieb sich die juckenden Arme und schlurfte zu dem Ofen an der Wand, dann blickte er in den großen Vorratsschrank und meinte: „Ich könnte dir Bohnen machen.“

Schon wieder? Bäh!“

Die machen satt!“

Die schmecken Scheiße!“

Mäuschen!“ Ein Lachen huschte über das blasse Gesicht des Vaters.

Wozu hatte er sie hier hoch geschleppt? In der Stadt wären sie auch nicht besser dran gewesen, aber in der Stadt hätten sie wenigsten noch Supermärkte... Nein! Die waren alle geplündert! Und sie hätten ihn und seine Tochter schon tot geschlagen. Bestimmt. Der Vater versuchte die Verzweiflung, die sich in ihn rein gefressen hatte, wie eine tollwütige Ratte, zu verbergen, doch seine Tochter spürte auch so, dass nichts mehr so war, wie zuvor. Sie hatte die Nachrichten verfolgt, nach dem das Beben vorbei war und das Wasser nur Tod und Verderben hinterlassen hatte, wusste sie, dass ganz und gar nichts mehr in Ordnung war. Und Mama war weg. War jetzt bei den Wassergeistern. Musste den kleinen Geistern beibringen, wie man schwimmt und taucht. Und ihr Vater wollte plötzlich während der Schule Urlaub machen, in Opas alter Hütte im Wald auf den Bergen.

Ihr konnte man nichts vormachen. Doch er versuchte es. Versuchte ihr zu erklären, dass ihre Milchzähne ausfielen, weil sie nun langsam erwachsen wurde. Sagte ihr dass hin und wieder Haare in der Bürste bleiben und man manchmal etwas Blut aus hustete, wenn man eine schwere Erkältung hatte.

Die Abende waren schön. Wenn sie in der Dunkelheit auf das Rauschen des Windes hörten, der von der Küste kam, war fast alles in Ordnung – Auch wenn Mama nicht da war. Doch wenn ihr Vater versuchte das Rauschen des Radios als „Aus dem Empfang“ zu erklären, wusste selbst sie, dass in der Zeit von W-Lan und UMTS Nichts nicht mehr empfangen werden konnte. Dann verspürte sie ein wenig Angst und ihr Vater nahm sie in seine zitternden Arme, drückte und küsste sie herzlich. Manchmal konnte sie seine Tränen ihren Nacken herab rinnen spüren und sie wusste nicht, ob es wegen Mama war, oder weil er nicht wusste, wie es weiter gehen sollte. Er schüttelte sich immer und suchte aus der Spielebox ein Brettspiel heraus, mit dem sie sich dann bis zum Schlafengehen beschäftigten.

Was ist jetzt mit den Bohnen?“

Nö!“ Sie rannte auf ihn zu, vergrub ihr Gesicht in seiner schmutzigen Hose und küsste seine Beine. „Ich hab dich lieb Papa!“

Ich dich auch Mäuschen!“

Sie hustete und spuckte Blut auf das Holz.

Schatz bitte! Dafür haben wir Tücher!“

'Tschuldige Papilein!“ Lachend lief sie weg, kam mit Toilettenpapier wieder und wischte das Malheur auf. „Schau mal Papi, es schneit!“

Der Vater guckte aus dem Fenster in die Wolke. Der Wolke, die sie nicht entkommen konnten. Das Mädchen lief zum Sofa und hüpfte aufgeregt auf dem Möbel herum. Matt und fast erschlagen kroch der Mann zu ihr und setzte sich, neben das springende Kind. Sie umarmte seinen Hals und schaute mit strahlenden Augen aus dem Fenster hinter der Couch.

Ist es nicht viel zu spät für Schnee, Papilein?“

Ja, Mäuschen...“

Das ist komisch, oder?“

Ja...“

Sie lächelte glücklich und ein Rinnsal frischen Blutes lief ihr aus dem rechten Nasenloch und die Einleitung eines grimmschen Märchens kam ihm in den Sinn, als er das Blut auf ihrer weißen Haut schimmern sah. Weiß wie Schnee, rot wie Blut und so schwarz wie Ebenholz. Sie legte sich auf seinen Schoss, hustete heftig und streichelte sein Knie

Ich liebe dich mein Mäuschen!“

Als er das Knacken ihres Genicks vernahm, wusste er, dass er keinen Menschen auf der Welt mehr geliebt hatte als dieses kleine Mädchen...

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Hörbuch

Über den Autor

Micha2071
Ich lebe frei nach dem Motto von Seeed: Es ist egal, ob du studiert hast oder gut f..kst, der Meister erkennt, will ich relaxen, oder mehr Geld und den ganzen Mist, was du verdienst ist was du kriegst!

"BLUTIGE LECKERBISSEN" ALLE MEINE HORRORSTORYS ZUSAMMEN GETRAGEN, NATÜRLICH DANK EURER HILFE UND GUTEN RATSCHLÄGEN ÜBERARBEITET, LEKTORIERT UND ES WIRD AB DEM 1 JULI IM BUCHHANDEL, SO WIE IN INTERNETHANDEL (AMAZON etc.) ZUHABEN SEIN. ALSO WER ES BRAUCHT, ICH WURDE MICH FREUEN.

Ende Mai 2009 erscheint das Buch "Blutige Leckerbissen" von Michael Masomi. Dieses können Sie beim Autor erwerben oder auch im Buchhandel sowie im Verlag art of arts - ISBN 978-3-940119-18-6 / 196 Buchseiten / für 13,65 Euro.

Micha 2071 empfiehlt und sponsert:

www.baerenherz.de

www.aids-stiftung.de

www.deine-stimme-gegen-armut.de


"Bei reifer Erfahrung sehen wir die Unbiegsamkeit der menschlichen Charaktere ein, wie kein Flehen, noch Vorstellen, noch Beispiel geben, noch Wohltun sie dahin bringt, von ihrer Art zu lassen , sondern vielmehr ein jeder seine Handlungsweise, Denkungsart und Fähigkeit mit der Notwendigkeit eines Naturgesetzes durchführen muss."Arthur Schopenhauer


Bin jetzt schon seit 2006 hier im Forum, war einer der Ersten, gab glaube ich noch sechs andere, nun sind es schon 8 Jahre. Kinders wie die Zeit vergeht. Werde jetzt auch schon 43 Jahre, habe drei Kinder, geschieden und lebe in Krefeld. Links in meinen Buchtipps findet ihr auch einige Geschichten von mir, sowie meine Beiden Bücher. Einmal unter Michael Masomi, einmal unter Michael La Tour.


Meine Greifbaren Storys und Geschichten sind:

"Die besten Burger der Stadt" Erschienen in der Anthologie ARTOFMYSTERY

"Das Rennen" & "Wahrheit" Erschienen im Gemeinschaftswerk ourStory

"Die Frau am See" & "40 Rosen zuviel" Erschienen in der Anthologie ARTOFMAN

"Der Hund des Tapetenklebers" & "Alle Jahre wieder" Erschienen in dem Gemeinschaftsprojekt ourStory2

"Kaffee mit Milch" in der Anthologie ARTOFEROTICA

"Der Fehler","Die Venusfalle" & "Der Engelmacher" Erschienen in der Anthologie "Art of Crime"

"Barfliegen - Eine Nacht im McLose" erschienen in der Anthologie "Kneipengeschichten von A - Z" vom Holzheimer Verlag

"Der Junge aus dem Schnee" erschienen in dem Märchenbuch "Zauberhafte Herzen" beim Sperling-Verlag

"Der Leise Tod der Konkobine" und "Ü - 30 Party" erschienen in der Anthologie "Art of Live"

Diese Bücher könnt ihr über den Artofarts bookshop http://www.artofbookshop.de.gg/ beziehen, oder in Buchläden und Internetshops wie amazon, book24.de etc.

Alle Bücher vom Verlag artofarts kann man sich auch als E-Book kaufen.

Mein Dank an alle die, die mich lesen, bewerten und mit mir hier etwas Spaß haben.

Micha

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Micha2071 Re: Aiaiai... -
Zitat: (Original von Malpractise am 22.03.2011 - 17:27 Uhr) ... kommt ´ne Krise, gibt´s ´ne Stroy vom Micha immer gratis dazu! Und mittlerweile gibt es immer mehr sehr rührende Vater-Tochter- und Familienstorys von dir.
Gut gefallen. Der bringt das Mädchen um, oder? Nicht, dass ich das wieder falsch verstanden habe. Aber andererseits darf man ja alles verstehen, wie man will.

Schönen Frühlingstag ohne Schnee wünsch ich dir, Lydi.

PS: Wenn´s schneien würde, würd ich keine Stiefelchen mehr haben, ist schon alles in Kartons gepackt!



Wenn´s schneien würde, würd ich keine Stiefelchen mehr haben, ist schon alles in Kartons gepackt!


Sehr schön hab auch jetzt ne Bude gefunden, mal sehen wer zuerst Einweihung macht.
Freu mich!
Vor langer Zeit - Antworten
loewe ...Huuum...Micha...! Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins...
tragisch...

Saeed
Vor langer Zeit - Antworten
FSBlaireau Um Himmels - Willen, diese Geschichte haut ja den stärksten Mann aus den Latschen. Hammerstory bei der nichts beschönigt wurde. LESENSWERT !

FSBlaireau
Vor langer Zeit - Antworten
Micha2071 Re: trauriger habe ich keinen Kommentar im Fernsehen gesehen, -
Zitat: (Original von UteSchuster am 16.03.2011 - 14:34 Uhr) kein Wort gelesen und nie mehr Tränen gehabt, als gerade jetzt..

Wieviel Schmerzen hält ein Mensch aus?

wie schrecklich muss das alles sein,
wir können zwar mit fühlen,
aber niemals den Schmerz auch nur zu einem Bruchteil nachempfinden.

DANKE

Ute




danke auch.
lg micha
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster trauriger habe ich keinen Kommentar im Fernsehen gesehen, - kein Wort gelesen und nie mehr Tränen gehabt, als gerade jetzt..

Wieviel Schmerzen hält ein Mensch aus?

wie schrecklich muss das alles sein,
wir können zwar mit fühlen,
aber niemals den Schmerz auch nur zu einem Bruchteil nachempfinden.

DANKE

Ute
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