Sonstiges
Pastell

Es ist ein Aufbruch, das innere Gleichgewicht zu finden und Ruhe zu tanken. Sich zu lösen von Hektik, negativen Energien und Einflüssen, die einen zu zermürben drohen. Wenn auch du dich aufmachen möchtest, lade ich dich gerne ein, ein Stück meines Weges mit mir zu gehen. Allerdings habe ich keine Ahnung, was uns erwartet. Lassen wir uns doch einfach überraschen.

Angewurzelt stehen wir im unsichtbaren Müll, der den leeren Raum füllt. Wände und Decke sind grau in grau, die Bodenfliesen schwarz und obwohl es mucksmäuschenstill ist, dringt schrecklicher Lärm in unsere Ohren. Arrogante Dominanz raubt uns die Freiheit und schnürt die Kehlen zu. Nicht erkennbare, messerscharfe Kanten, Linien und Abgrenzungen schneiden tief in die Haut. Quälendes Versagen lastet tonnenschwer. Dunkelheit frisst langsam aber stetig das Licht auf. Es riecht nach verfaulten Seelen.
Wie sind wir nur hierher gekommen?
War es vorbestimmt?
Gewollt?
Oder ist es einfach nur passiert?
Das Wehklagen wird uns verwehrt. Alle Töne werden verschluckt. Schiere Angst im ewigen Nichts zu zerfallen durchdringt uns.

„Hier dürfen wir nicht bleiben. Komm wir müssen weiter!“

Zitternd gleiten unsere kalten Hände ineinander. Gemeinsam kämpfen wir uns voran, der Hoffnung entgegen.
Ohnmacht überkommt mich. Die letzte Kontrolle über meinen Körper wird ausgeschaltet. Ich falle und du hast nicht die Kraft, es zu verhindern. Entsetzt siehst du mich regungslos vor dir liegen. Tränen strömen aus deinen Augen. Mit verschwommenem Blick machst du die absurde Entdeckung, dass meine Gestalt zum ersten Mal völlig unverkrampft wirkt und ich trotz meiner Ohnmacht einen geradezu glücklichen Eindruck auf dich mache.
Wie kann das sein?
Deine Fingerspitzen gleiten über meine Stirn, die Nase und die Wangen. Aus den Berührungen entstehen Pastell-Farben. Die Finger sind wie Pinsel. Bald schon ist mein Gesicht nicht mehr zu erkennen. Mehr und mehr ist es der zarten Kolorierung gewichen, die vom matten Gelb ins weiche Orange führt. Weitere Farbtöne gesellen sich hinzu und lassen meinen ganzen Körper in ihnen aufgehen – friedvoll strahlend, glücklich und rein. Unaufhaltsam fliessen nun die hervorgerufenen Farben über die messerscharfen Kanten, Linen und Abgrenzungen, und bedecken sie mit bunter Sanftheit. Der bedrückende Müll entschwindet in lebendige Pracht. Aus dem schrecklichen Lärm wird muntere Harmonie. Die Schlinge der Arroganz ergibt sich der wohltuenden Freiheit. Ein weiches Rot umarmt Dich, umhüllt Dich und lässt auch Deinen Körper entschwinden. Die tonneschwere Last wird zur schwebenden Leichtigkeit. Der süssliche Gestank des Verfaulten verwandelt sich in erfrischenden Jasminduft. Im immer heller werdenden Licht mischen sich die Pastell-Farben und werden dabei völlig eins. Sie heben uns in nie geahntes Glück, in dem es weder Raum noch Zeit gibt.

Die Seelen brechen in Jubel aus!

Und urplötzlich stecken wir wieder in unseren Körpern – den Sinnen offenbart sich die Schönheit der Welt.
Erfreut lege ich den Arm um deine Schulter und sage: „Danke, dass du mich begleitet hast. Es ist gut, dass wir hierher gekommen sind. Hier wollen wir bleiben!“