Beschreibung
Seit ich schreibe sammelt sich einiges an Ideen an, von denen ich einige vernachlässige. "TRY I" wird dem entsprechende Texte beinhalten von denen ich mir nicht sicher bin, ob ich sie weiter verfolgen soll. Die Texte hier sind weithingehend unnachbearbeitet, maximal ein Name wird manchmal geändert...
Sollte ich diese Geschichte weiter verfolgen?
Meinungen und Ideen dringend erwünscht!!!
(Dieser Text ist von 2009)
Der Alptraum
Der Schatten des riesenhaften Wolfes streifte durch die Finsternis des nächtlichen Waldes. Gemächlich ging er durch die Reihen eng beieinanderstehender Tannen, sein Ziel trotz schlechter Lichtverhältnisse stets im Blick. Er war sich sicher, die junge Frau nur zu bald eingeholt zu haben. Er konnte ihre flüchtenden Schritte, ihren unregelmäßigen Herzschlag noch immer hören. Sie keuchte bei der Anstrengung, die sie aufbringen musste, um vorwärts zu kommen. Ein jämmerlicher Fluchtversuch. Es hatte doch eh keinen Sinn. Sie zögerte es lediglich hinaus. Ein breites, hämisches Grinsen trat auf das Gesicht des Verfolgers, welcher den Abstand zwischen sich und seinem Opfer von Sekunde zu Sekunde verringerte. Das Grinsen wurde noch eine Spur breiter als er einen dumpfen Aufprall vernahm. Die Frau war gestürzt. Langsam beschleunigte der Wolf seine Schritte, bis er nur noch fünf Meter Platz zwischen sich und seiner Beute hatte. Sie hob den Kopf und sah das gewaltige Tier durch rote Strähnen hindurch erschrocken an. Nicht nur erschrocken. Ungläubig. Sie schüttelte den Kopf." Oh, doch." murmelte der Wolf." Obwohl ich im Endeffekt sehr betrübt sein werde, stimmts?" Noch breiter wurde das vor Häme verzerrte Grinsen. "Das kannst du mir nicht antun." flüsterte die Frau mit zittriger Stimme. "D-d-das kannst du dir nicht antun." fügte sie, nun etwas lauter hinzu. Der Wolf verzog das Gesicht und setzte eine Leidensmiene auf, die weder jemanden täuschte, noch dass sie jemanden täuschen sollte. "Ja." sagte er mit gespielt gequälter Stimme. "Ja. Ich werde höchstwahrscheinlich sogar... Tränen vergießen." Die Frau zuckte zusammen. "Das kannst du nicht." sagte sie. Diesmal klang sie so, als ob sie selbst wirklich davon überzeugte war. Wenn man ganz genau hinhörte, hörte man sogar schon einen Hauch Selbstgefälligkeit heraus. "Meinst du?" Der Wolf begann, falls das überhaupt noch möglich war, noch breiter zu grinsen als zuvor. "Na ja, vielleicht hast du ja fast Recht." murmelte er leise. "Fast!?" sagte sie, und hob dabei die Augenbrauen. "Was meinst du damit?" Nun zog er die Mundwinkel wieder übertrieben nach unten. "Na, denk doch mal scharf nach! Vielleicht mache ich mir am Ende sogar Vorwürfe. Vielleicht hätte ich ein schlechtes Gewissen. Vielleicht sogar ein so schlechtes Gewissen, das ich, und du weißt, wen ich meine, nicht damit leben könnte. Verstehst du, worauf ich hinaus will?" Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. "Nein." japste sie. "Das nicht. Wenn du die klarem Verstand bist, wirst du das nicht." "Nun," begann der Wolf. Er machte einen großen Schritt in ihre Richtung. "wenn ich bei klarem Verstand bin, komme ich doch auch nicht auf die Idee, meine eigene...Mutter zu töten, oder?" Er trat nun noch näher an die schutzlos am Boden liegende Frau. "Doch wie wir sehen..." brüllte er, und hob eine mächtige Pranke über sein Opfer, holte zu Schlag aus, um dem Leben seiner Mutter ein Ende zu bereiten.
Kenan wachte auf. Kerzengerade und schweißgebadet saß er nun auf seinem Bett. Heftig keuchend blickte er sich um. "Nur ein Traum." seufzte er erleichtert. "Nur ein Traum, nichts weiter." Er wischte sich etwas Schweiß von der Stirn. Dann stand er auf und ging zum Fenster. Als er es weit aufgerissen hatte atmete er die kühle Nachtluft tief ein. Das beruhigte ihn. Er lehnte sich weit aus dem Fenster und drehte den Kopf nach links, um auf die Turmuhr zu sehen, welche keine zehn Meter entfernt stand. Zwei Uhr Morgens. Kenan rollte entnervt die Augen. "Oh, nein. Nicht schon wieder." murmelte er. Er schloss das Fenster und ging zurück. Nun legte er sich bäuchlings auf den Boden und kramte etwas unter dem Bett hervor. Ein Paar silbern glänzender Handschellen. "Muss Tommy mir morgen wieder zu Hilfe eilen." lachte er leise. Er schloss sich mittels der Handschellen ans Bett. "Oder eben in vier Stunden." gähnte er. Mit den Zähnen zog er die kleinen Schlüssel aus den selbstangelegten Fesseln und spuckte ihn in die andere Ecke des Zimmers. Nach einem erneuten, herzhaften Gähnen lehnte Kenan den Kopf gegen einen Bettpfosten, wobei ihm das braune, wuschelige Haar ins Gesicht fiel, und schloss die Augen. Aber dass er die Augen schloss hieß noch lange nicht, dass er Schlaf fand. Nein. Die ganze Zeit dachte er über seinen Alptraum nach. Seinen bislang schlimmsten Alptraum, in welchem er und sein Problem, wie er es nannte, die in Gefahr brachten, welche ihm nahe Standen. Was wäre, wenn das wirklich passierte? Was, wenn er in Gegenwart Anderer wirklich einmal die Kontrolle verlieren sollte? Stunde um Stunde dachte er darüber nach, bis er zu einem Schluss gekommen war, den er eigentlich schon vorher kannte. "Ich bin echt verflucht." murmelte er. Dann beschloss er, das Thema vorerst ruhen zu lassen, rollte sich auf die Seite und schlief ein.
Am nächsten Morgen
"Hallo! Mann, wach auf!" Jemand schüttelte Kenan heftig. "Ich komm doch nich um sechs her, damit ich dich um acht wach bekomme." Kenan schoss aus seiner Liegeposition nach oben. "Um acht!?" fragte er erschrocken. Der Junge, der Kenan geweckt hatte, wuschelte ihm durchs Haar. Dann sagte er in einem Ton, als hätte er das schon unendlich oft gesagt: "Nein, Bello. Es ist noch nicht um acht. Ich sage das schon seit Jahren jedes Mal, wenn ich dich Morgens vom Bett kette, und zwar nur, um dann deine Visage in eine schön verschreckte Position wie zur Zeit bringen kann. Es ist nie um acht, außer um acht, und es ist nicht um acht, wenn ich dich wecke. Hat mein kleiner Bello das kapiert, ja?" Kenan schlug die bleiche Hand des Jungen weg. Dann rieb er sich die Augen. "Hat mein kleiner Graf immer noch nicht kapiert, dass er mich um diese Uhrzeit nich so blöd zutexten soll?" Der junge zog Kenan auf die Beine und funkelte ihn wütend an. "Nenn mich nich „kleiner Graf“! Wenn du mich schon nich mit meinem vollen Namen ansprechen willst, nenn mich wie immer Graf !" "Jetz´ hör aber auf." lachte Kenan, als er mit Graf sein Zimmer verließ. "Du kannst doch nich erwarten, dass dich alle Sebaldus Arthur Wolfgang Matthias Antonio Maria Jonathan Timodius Tom Toulouse Furitus nennen, oder?"