Der finale Kampf und seine Folgen.
Conti hörte die gedämpfte Stimme hinter einer Zimmertür. Er fragte: „Wer ist dort?“ Eine wütende Stimme rief: „Ich bin es! Lady Sophie Winston!“ „Ist noch jemand bei ihnen, Lady Sophie?“, fragte Conti vorsichtig. „Der Gott der eingesperrten Frauen und der Gott der Platzangst spielen gerade um mich, sonst ist niemand hier!“, drang es sarkastisch aus dem Inneren des Zimmers. „Warten Sie, bitte tretet ein Stück zur Seite!“, befahl Conti. Er nahm Anlauf und sprang gegen die verschlossene Tür. Er hatte nicht mit ihrer Festigkeit gerechnet. Er landete mit schmerzender Schulter auf dem Boden. „Der Schlüssel liegt unter der Topfpflanze.“ Conti wimmerte auf dem Boden. „Warum haben sie das nicht früher gesagt?“ „Ich wollte ihre Pläne nicht zerstören.“ Conti erhob sich grummelnd und holte den Schlüssel. Dann schloss er auf. „Danke! Ich dachte schon ich müsste in dieser Besenkammer verdorren. Ich kann nicht sagen wie froh ich bin sie hier zu sehen“, brachte sie erleichtert hervor. „Wo befindet sich ihre
Tochter?“ „Der Irre hat sie auf das Dach gezerrt. Soll ich mitkommen?“, fragte Lady Winston und bewegte sich bereits zur Treppe zum Dach. Nicolas Conti wusste das ein nein jetzt nicht mehr wichtig war. Er folgte Lady Winston die Treppe hinauf.
Unverdruss hatte sich auf einem Nebengebäude in Position gebracht. Die anderen warteten an den Eingängen oder im Haus. Tiefschlag war umstellt. Er hatte es vielleicht auch bemerkt. Die Frage war wie er darauf reagieren würde. Niemand konnte es ahnen. Er spannte den Bolzen seiner Armbrust lautlos. Einer der Schatten war Tiefschlag. Unverdruss war zum Warten gezwungen. Er musste auf eine Reaktion warten. Ein weiterer Schatten gesellte sich zu den bereits Bestehenden.
Die Seele von Jonathan Aufschnitt erhob sich. Ein großer Mann mit einer Sense stand neben ihm. „Jetzt sieh dir das an! Das sieht doch nicht gerade schön aus. Meine aufgerissenen
Augen.“ „Ich finde darüber solltest du dir keine Gedanken mehr machen“, sagte eine Stimme die nur im Kopf der jeweiligen Person zu existieren schien. „Ich denke du solltest dich mit deiner Situation anfreunden.“ „Ich liege hier tot und ich soll mich mit meiner Situation abfinden?!“ „Rate mal, warum du dort tot liegst, jedoch mit mir sprichst“. Aufschnitt dachte kurz nach. „So habe ich mir das nicht vorgestellt.“ „Wenn du wüsstest wie oft ich das höre“, sagte die Gestalt und führte den ehemaligen Kutscher hinfort.
Paul stand auf dem Dach und kalter Wind wehte um ihn herum. „Du lässt sie sofort gehen!“ „Nenn' mir einen guten Grund, Schwachkopf. Gefühle mögen das Salz der Erde sein, jedoch hindern sie uns häufig klar denken zu können. Mit welcher Armee möchtest du mich töten?“, fragte Tiefschlag spöttisch. Er erhob sich ein wenig. „Du könntest mich nicht töten. Du bist meinem Willen ausgeliefert.“ Conti und Lady Winston erreichten das Dach. „Eine
Â
Â
Â
Â
Familienzusammenkunft. Wie herzergreifend. Ich muss gleich kotzen! Zum Glück habe ich heute genug Messer für euch alle gekauft.“ Conti erkannte einen Schemen auf dem Nachbardach. „Lass Mary Winston aus dem Spiel. Du willst doch nur uns töten!“, rief Conti. Tiefschlag nahm ihn zur Kenntnis. „Nun, dann kann ich sie ja gehen lassen.“ Conti schob sich näher, ließ jedoch ein Spalier für den Schützen. „Du hast viele Menschenleben auf dem Gewissen. Warum hast du den Butler der Familie ermordet?“ Tiefschlags Lippen zitterten. „Es war mein allererster Wunsch. Ich musste es einfach tun. Er hat mich damals verraten. Ich wollte nur noch Rache. Zehn Jahre hatte ich Zeit um mir darüber klar zu werden. Ich machte das alles natürlich nicht sofort, denn zuerst wollte ich mir wieder meine Existenz erneuern.“ Conti verharrte als der Blick des Wahnsinnigen auf ihm ruhte. „Du hattest deine Rache. Warum hast dann aber nicht aufgehört?“ Tiefschlag zog Mary Winston näher zu sich heran. Sie diente ihm immer
noch als Schutzschild. „Ihr seid eine Provokation für mich! Zwei Amateure nahmen sich eines Falles an. Ãœberhaupt wusstet ihr gar nicht wo ihr hättet aufhören sollen mit schnüffeln. Ich muss euch töten! Es war falsch keine richtigen Wächter mit der Aufarbeitung zu betreuen!“, rief der keuchende Tiefschlag. Langsam bewegte er sich nach hinten. „Alles läuft auf diese eine Situation hinaus! Es wird nur eine Wahrheit geben. Wenn sie ausgesprochen ist, dann werdet ihr am Boden liegen“, sagte Tiefschlag, doch die Worte schienen aus einer anderen Dimension zu stammen. Conti stand nun nahe bei Tiefschlag. „Du willst einen endgültigen Kampf? Dann verstecke dich nicht hinter einer anderen Person“, sprach er herausfordernd. Tiefschlag überlegte kurz. „Wenn ihr es darauf anlegt, dann könnt ihr das Püppchen haben!“, rief er.
Dann geschah alles innerhalb eines kleinen Zeitfensters von wenigen Augenblicken. Tiefschlag stieß Mary zu Schinkel. MaryÂ
Â
Â
Â
Â
presste sich an ihn und begann zu weinen. Tiefschlag nahm ein Wurfmesser und warf es in Richtung der beiden Personen. Conti sprang. Er wusste nicht warum. Seine Beine befahlen es ihm. Das Messer bohrte sich in seinen Körper. Er fiel röchelnd zu Boden. Alle, außer dem Täter blickten erstarrt auf Conti. Leister sah den Bolzen der Armbrust kurz vorm Abzug blinken. Unverdruss schoss. Der geistesgegenwärtige Auftragsmörder wurde nur am Bein getroffen. Er sackte ein, als der Schmerz seinen Körper durchfuhr. Der Assassine sprang vom gegenüberliegenden Dach. Paul stürzte auf den Verwundeten Tiefschlag zu und drängte ihn zum Rand des Dachs. Der finale Schlag wurde zwar pariert, jedoch verlor Leister Tiefschlag das Gleichgewicht und taumelte am Dachrand. Ein Messer hatte er noch. Einfach zustechen! Doch da kippte er bereits. „So war das nicht geplant!“, schrie er fallend seine letzten Worte. Eine Taube beobachtete gelassen das Geschehen und flog davon.
Â
Â
Die Wächter und Auftragsmörder sahen einen dunklen Schemen auf dem Boden aufschlagen. Sie starrten wie betäubt auf den Toten. Ein Weiterer gesellte sich zu ihnen, natürlich war er ahnungslos. „Hey Kameraden! Was ist denn hier geschehen? Hab' ich was Interessantes verpasst?“, fragte er recht munter. Die anderen deuteten auf Tiefschlag. „Boah! Das ist ja mal richtig krass!“, ließ sich der erstaunte neue Wächter vernehmen. Er nahm einen Stock und stieß Tiefschlag damit an. Das tat er so lange bis ihm ein anderer Wächter einen ordentlichen Schlag verpasste.
„Bravo, ein klassischer Abgang. Ich glaube am Theater inszeniert man so etwas nicht besser. Das Finale war allerdings etwas kurz“, ließ sich der Mann mit der Sense vernehmen. „Es war anders geplant!“, schluchzte der Geist von Leister Tiefschlag. „Das kann ich mir gut vorstellen.“ „Warum bist du kein furchterregendes Skelett?“, empörte sich Tiefschlag. „Viele Menschen regen sich erst auf. Ich möchte sie nicht stören, deshalb wollte
ich in zivil erscheinen. Wenn du natürlich die andere Gestalt wünschst...“ „Nein! So ist es gut. Was erwartet mich?“ „Das kann ich dir nicht beantworten.“ „Ich dachte immer ich komme in die Hölle.“, mutmaßte Tiefschlag. „Du hast es dir gewünscht, du sollst es auch bekommen“, erwiderte die Gestalt zufrieden. „Kann ich diesen Wunsch noch ändern?“ „Bedaure. Stornierungen sind ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr möglich.“
Man schaffte schnell eine Trage heran. Conti wurde in die Kutsche gelegt. Hauptmann Anker lenkte die Kutsche zum nahen Ärztehaus. Geld wechselte den Besitzer. Kurz darauf befand sich Conti bereits auf dem Operationstisch eines jungen Chirurgen. Niemand, außer dem ärztlichen Personal befand sich im Operationssaal. Lady Sophie und Mary Winston saßen mit Paul Schinkel in einem der Wartezimmer. Hauptmann John Anker bereitete den Abtransport der sterblichen
Ãœberreste von Leister Tiefschlag vor. Seine Männer gingen geschäftigem Nichtstun nach. Unverdruss wartete auf den Beginn des Abtransports. Alle bewegten sich in ihren Bahnen. Die Geschichte ging unaufhörlich weiter. Paul hatte seinen Kopf in seine Hände vergraben. Er konnte immer noch nicht glauben was erst kurze Zeit zuvor geschehen war. Er hätte sterben sollen. Für ihn lag eine andere Person auf dem Operationstisch. „Nehmen sie sich das nicht zu sehr zu Herzen. Es ist traurig, aber wir können nichts dagegen unternehmen. Wir können nur hoffen das der Arzt gute Arbeit leistet“, fügte Lady Winston bedrückt hinzu. „Ich würde es mir sehr wünschen, dass er schon bald wieder gesund ist“, sagte Paul.
Â
Â
Â
Â