Kurzgeschichte
Nur ein Job

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"Nur ein Job "
Veröffentlicht am 10. März 2011, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Hallo Ihr Lieben, ich heiße Marion. Ich habe lange Zeit sehr regelmäßig geschrieben. Leider fällt mir seit 2 Jahren wenig ein, was an mangelnder Zeit, aber sicher auch an der fehlenden Ambition liegt. Ich war ein paar Jahre sehr regelmäßig hier oder in anderen Foren. Mittlerweile genieße ich tatsächlich mehr das Leben abseits des PCs. So bin ich nur noch ganz selten hier. Ich danke denjenigen, die mich abonniert haben und meine Gedichte ...
Nur ein Job

Nur ein Job

Beschreibung

Manchmal hasse ich meinen Beruf

„Manchmal hasse ich meinen Job“, dachte er, als er vor ihr stand. Sie hatte ihn völlig ungläubig angeschaut, als er ihr mitteilte, dass er sie umbringen müsse. Sie hielt es zuerst für einen Scherz, aber da er nicht lächelte, meinte er es wohl ernst. „Warum?“, fragte sie. „Es ist mein Job“, war seine kurze Antwort.

 

Er hatte sie vor drei Monaten das erste Mal getroffen. Sie saß an einem der hintersten Tische in der Bar und hielt ihr Glas in beiden Händen. Sie wirkte traurig. Er hatte sie seit einer halben Stunde beobachtet. Sie nippte in der Zeit nur zwei Mal an ihrem Glas. Die meiste Zeit hielt sie es nur fest. Ihr Blick war glasig. Plötzlich stand er auf und schritt auf ihren Tisch zu. Direkt neben ihr blieb er stehen. Als sie nicht reagierte, setzte er sich ihr gegenüber. Sie schaute auf und er glaubte, sogar einen Anflug von einem Lächeln auf ihrem Gesicht zu erkennen. Sie wischte sich eine Träne weg, die kurz oberhalb ihres Mundes zum Stillstand gekommen war. „Kann ich irgendetwas für sie tun?“, fragte er. Sie schüttelte den Kopf und blickte wieder zurück auf ihr Glas. Minutenlang saßen sie sich schweigend gegenüber. Er sah sie einfach nur an. Plötzlich fing sie an zu erzählen, erst leise und langsam, bis sie sich immer mehr in Rage redete. Ihr Mann hatte seit Monaten eine Affäre. Und sie hatte nichts davon mitbekommen. Bisher hatte sie nie verstanden, dass Frauen so blind sind und das nicht merken. „So blöd kann man doch nicht sein“, hatte sie immer gemeint. Und jetzt war sie selbst so blöd – seit Monaten. Sein Blick ruhte auf ihren Lippen, während er zuhörte. Sie blickte auf – und plötzlich lächelte sie. Sie bestellten noch einen Drink. Eine viertel Stunde später verließen sie die Bar Richtung Hotel.

 

Er wusste, dass es für sie keine echte Liebe war. Vielleicht wollte sie ihrem Mann eins auswischen, vielleicht suchte sie nur Trost. Für ihn war es mehr. Er hatte sich in sie verliebt.

Und er wollte jede freie Minute mit ihr verbringen.

 

Immer wieder bat er sie, ihren Mann zu verlassen. Aber sie wollte nicht. Sie liebe ihren Mann, sagte sie, trotz allem, was er getan hatte. Er war für sie lediglich eine Abwechslung, eine Retourkutsche für den Ehemann.

 

Er machte ihr teure Geschenke, damit sie erkennen würde, dass er für sie sorgen könnte. Sie hätte ein sorgenfreies Leben an seiner Seite. Doch sie wollte ihren Mann nicht verlassen. Und so oft sein Job ihm die Zeit ließ, traf er sich mit ihr – im Theater, in der Oper, im Cafe. Zum Schluss gingen sie immer zu ihm. Doch noch vor dem Morgengrauen war sie wieder bei ihrem Mann.

 

Vor drei Tagen bekam er einen Anruf. Ein betrogener Ehemann beauftragte ihn, seine untreue Gattin zu beseitigen. In dieser Branche ist Diskretion das oberste Gebot. So traf er sich lediglich ein Mal mit seinem Auftraggeber, um das Finanzielle zu regeln. Die restlichen Details wollte man später per Email regeln. Gestern erhielt er das Foto der Dame, die er beseitigen sollte. Ihm stockte der Atem, als er das Foto öffnete. Er hatte kurz überlegt, den Auftrag nicht auszuführen, aber dann würde er in dieser Branche keinen Fuß mehr auf die Erde bekommen. Ein Auftragskiller muss seine Aufträge diskret, schnell und sauber erledigen. Das war nun mal sein Job.  

 

 

 

Und nun stand er vor ihr, vor der Frau, die er liebte. „Bitte“ flehte sie ihn an. „Ich verlasse meinen Mann. Aber bring mich bitte nicht um.“ „Darum geht es nicht“, antwortete er. „Ich bringe Dich nicht um, weil es mir Spaß macht oder weil Du nicht Dein Leben mit mir teilen willst. Es ist mein Job – und meinen Job mache ich gut. Es ist eine Frage der Ehre. Dein Mann hat mich hierfür bezahlt, also muss ich die Leistung erbringen“.

 

Er zielte mit der Pistole auf sie und drückte ab. Gleichzeitig schnürte sich sein Herz zusammen und Tränen liefen über sein Gesicht. „Manchmal hasse ich meinen Job“ flüsterte er leise vor sich hin, als er sich umdrehte und ging.

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Hörbuch

Über den Autor

MarionG
Hallo Ihr Lieben,

ich heiße Marion. Ich habe lange Zeit sehr regelmäßig geschrieben. Leider fällt mir seit 2 Jahren wenig ein, was an mangelnder Zeit, aber sicher auch an der fehlenden Ambition liegt. Ich war ein paar Jahre sehr regelmäßig hier oder in anderen Foren. Mittlerweile genieße ich tatsächlich mehr das Leben abseits des PCs. So bin ich nur noch ganz selten hier.
Ich danke denjenigen, die mich abonniert haben und meine Gedichte regelmäßig kommentieren.
Bitte nehmt es mir nicht übel, dass ich mich so rar mache. Vielleicht kommt irgendwann die Zeit, in der mir die kreativen Ideen nur so zufliegen und ich wieder regelmäßig schreibe.
Ich versuche auch, einige Werke von Euch zu lesen, wenn ich hier bin. Ich muss aber gestehen, dass ich nicht alles schaffe, in der kurzen Zeit, die ich hier verweile. Auch dafür bitte ich um Entschuldigung.
Ich verschwinde nicht ganz von hier, immer mal wieder werde ich Euch kurz besuchen.
Liebe Grüße an alle Schreiber und Leser.
Eure Marion

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MarionG Re: -
Zitat: (Original von Dragony am 18.03.2011 - 09:10 Uhr) auweier das ist ja hart.....

gut gemacht 5*****



Vielen Dank. ;-))
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
Dragony auweier das ist ja hart.....

gut gemacht 5*****
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Re: Mensch, da kann ich ihn aber so gut verstehen -
Zitat: (Original von UteSchuster am 14.03.2011 - 22:25 Uhr) es ist so schrecklich, wenn man Aufträge erledigen muss, die man nicht von Herzen gern macht ;-)

LG Ute



Gell, Ute? Mir geht ´s genauso. Ich habe ein tiefes Mitgefühl mit dem armen Kerl. ;-))
Danke herzlich für Deinen Kommentar.
Liebe Grüße von
Marion
(die ihren Job manchmal auch hasst und derzeit sehr gestresst ist)
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Mensch, da kann ich ihn aber so gut verstehen - es ist so schrecklich, wenn man Aufträge erledigen muss, die man nicht von Herzen gern macht ;-)

LG Ute
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Re: Re: Re: Kurz und schmerzlos - -
Zitat: (Original von baesta am 11.03.2011 - 21:32 Uhr)
Zitat: (Original von MarionG am 11.03.2011 - 06:32 Uhr)
Zitat: (Original von baesta am 10.03.2011 - 20:21 Uhr) zwar keine schöne Geschichte (ich mein, dass er sie umbringen muss), aber gut geschrieben und alles Wesentliche ausgedrückt.
Gefällt mir gut, Deine Kurzegeschichte.

Liebe Grüße
Bärbel



Liebe Bärbel,
danke für Dein "treues" Kommentieren. Es freut mich, dass Dir meine Kurzgeschichte gefällt. Das sind immer nur kurze Ausflüge, die mir aber mehr und mehr Spaß machen. Leider kommt nur selten eine zündende Idee.
Liebe Grüße
Marion



Als ich noch arbeiten "durfte", hatte ich viel Umgang mit Menschen und dabei kamen mir immer die besten Ideen. Aber jetzt muss ich erst lernen, mich neu zu orientieren.
Liebe Grüße
Bärbel



Bei mir ist es anders. Die Arbeit spannt mich derzeit so extrem ein, dass ich weder Lust, Zeit noch Muße finde, etwas zu schreiben.
LG Marion
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: Re: Kurz und schmerzlos - -
Zitat: (Original von MarionG am 11.03.2011 - 06:32 Uhr)
Zitat: (Original von baesta am 10.03.2011 - 20:21 Uhr) zwar keine schöne Geschichte (ich mein, dass er sie umbringen muss), aber gut geschrieben und alles Wesentliche ausgedrückt.
Gefällt mir gut, Deine Kurzegeschichte.

Liebe Grüße
Bärbel



Liebe Bärbel,
danke für Dein "treues" Kommentieren. Es freut mich, dass Dir meine Kurzgeschichte gefällt. Das sind immer nur kurze Ausflüge, die mir aber mehr und mehr Spaß machen. Leider kommt nur selten eine zündende Idee.
Liebe Grüße
Marion



Als ich noch arbeiten "durfte", hatte ich viel Umgang mit Menschen und dabei kamen mir immer die besten Ideen. Aber jetzt muss ich erst lernen, mich neu zu orientieren.
Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Re: Marion, -
Zitat: (Original von opahans am 10.03.2011 - 21:27 Uhr) wir wissen doch, daß täglich Menschen getötet werden, aber nicht mit
der Pistole, sondern durch W o r t e --- KURZ UND SEHR SCHMERZHAFT:

opahans



Lieber Hans,
jetzt stell Dir mal das Ende vor: Er hätte ihr ein böses Wort an den Kopf geschmissen, sie wäre tot umgefallen und er wäre mit einer Träne im Auge davon gegangen. ;-))
Danke für Deinen Kommentar.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Re: Kurz und schmerzlos - -
Zitat: (Original von baesta am 10.03.2011 - 20:21 Uhr) zwar keine schöne Geschichte (ich mein, dass er sie umbringen muss), aber gut geschrieben und alles Wesentliche ausgedrückt.
Gefällt mir gut, Deine Kurzegeschichte.

Liebe Grüße
Bärbel



Liebe Bärbel,
danke für Dein "treues" Kommentieren. Es freut mich, dass Dir meine Kurzgeschichte gefällt. Das sind immer nur kurze Ausflüge, die mir aber mehr und mehr Spaß machen. Leider kommt nur selten eine zündende Idee.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Re: -
Zitat: (Original von mukk am 10.03.2011 - 19:20 Uhr) Spannend und großartig geschrieben, die kurze Einleitung erhöht die Dramatik, man atmet auf, dass er sich in sie verliebt hat, hofft, dass er sich anders entscheiden wird und zittert dem Ende entgegen - gibt es eine Wendung? wie wird die Geschichte ausgehen?
Liebe Grüße und ein Favo von mir!
Ingrid



Liebe Ingrid,
freut mich, dass Dir meine kleine Krimi-Geschichte zusagt. Auch danke ich Dir für Deinen Kommi und die 5 Sterne.
Mich freut es besonders, dass die Spannung stimmte.
Ganz liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Re: du hast ja -
Zitat: (Original von Tilly am 10.03.2011 - 19:01 Uhr) je richtig nette schwarze seite...

ich kenn da auch so eine geschichte... weißer Mann ... weißes Auto

thomas



Lieber Thomas,
ich verstehe Deine Andeutungen nicht. Weißer Mann, weißes Auto?
Hat nicht jeder von uns eine schwarze Seite?
Liebe Grüße an Dich
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
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