Gedichte
RECHT - schreiben

Rechtschreibreform

Aufruhr herrscht in Letteranien,

alle Zeichen stehen auf Sturm,

auf den Linien große Spannung,

in den Worten nagt der Wurm.

Freiheit tönts von allen Seiten,

man setzt den Duden außer Kraft,

wer braucht Gesetze oder Regeln,

kein Wort ist künftig fehlerhaft.

Buchstaben hört man protestieren,

macht ein Ende unserer Qual,

nieder mit der Zwangsbeglückung,

wir fordern freie Standortwahl.

Wollen uns ständig neu erfinden,

auf dem Papier sind alle gleich,

nach Gutdünken uns verbinden,

sehr kreativ und einfallsreich.

Jede Endung wird geschliffen

und das Komma ganz verbannt,

das stumme "h" geht auf die Reise,

mit dem "dass", das kaum bekannt.

Ist das Chaos erst geboren,

trennt auch Schreiben sich vom Recht,

geht der Sprache Sinn verloren,

wird die Verständigung sehr schlecht.

Ruhe bewahrt in diesen Dingen,

und die Zeit wird Recht ihm geben,

nur der Götz von Berlichingen,

denn sein Zitat wird überleben.