Romane & Erzählungen
Privatdetektiv Conti - Schrei genügt - Teil 8

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"Privatdetektiv Conti - Schrei genügt - Teil 8"
Veröffentlicht am 07. März 2011, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Die Pflicht des Menschen ist seine stetige Vervollkommnung. Ich versuche dies jeden Tag ein klein bisschen, zumindest wenn es durch Bücher geschieht.
Privatdetektiv Conti - Schrei genügt - Teil 8

Privatdetektiv Conti - Schrei genügt - Teil 8

Beschreibung

Tiefschlag kommt nun ebenfalls in Bad Eske an und Mary Winston und Paul Schinkel kommen sich näher.

Es war fast sechs als das Grab endlich zugeschüttet war. Conti und Schinkel hatten ordentliche Arbeit geleistet. Die Erde war fast eben an der Grabesstelle. Ein schlichtes Holzkreuz erinnerte an den ehemaligen Bediensteten.

Sie saßen gewaschen am Tisch und schwiegen. Die Stimmung war seit der Beisetzung schon etwas besser geworden. „Ich werde morgen in die Stadt fahren“, sagte Lady Winston. „Die Herrschaften werden sicherlich hier bleiben. Oder haben sie andere Pläne?“ Conti sah von seinem Teller auf. Er schluckte ein Stück Hähnchen herunter. „Nein. Wir werden die Zeit nutzen und ein wenig recherchieren, wenn sie es uns gestatten. Wir möchten das Haus etwas näher kennenlernen. Natürlich nur, wenn Sie es erlauben.“ „Sie dürfen sich hier frei bewegen. Versuchen sie aber nicht die anderen Bediensteten zu fragen. Die werden ihnen keine Auskunft geben können. Hier weiß niemand was der Nachbar macht.“, sagte Sophie Winston im

dramatischen Tonfall. Das Essen wurde dann beendet. Alle gingen auf ihre Zimmer außer der Tochter des Hauses. Sie klopfte an die Tür von Pauls Gästezimmer. „Herr Schinkel. Ich würde gerne noch ein paar Worte mit ihnen wechseln“, sagte sie mit schon fast zu zuckersüßer Stimme. Er folgte ihr in das gegenüberliegende Zimmer wie ein Schoßhund. „Dies ist mein Reich“, sagte Mary und vollführte eine umspannende Handbewegung. Paul sah den innenarchitektonischen Albtraum in rosa. Alles war mit einem rosa Flaum bedeckt. Die Stofftiere waren es ebenfalls. Sie erweckten einen gefährlichen Eindruck. Der Raum schien zu pulsieren. Paul verlor das Bewusstsein.

Tiefschlag erwachte auf der staubigen Straße. Er richtete sich in Zeitlupe auf. Er betrachtete seine Umwelt. Sie war dunkel. Kürbisfelder wohin das Auge blickte. Er befand sich also auf dem letzten Drittel der Wegstrecke nach Bad Eske. Er konnte keine Lichtquelle ausmachen. Am Horizont zeigte sich ein dünner

Lichtstreifen. In diese Richtung musste er gehen. Der Kopf war schwer wie Blei, aber er hatte ein Ziel. Die verdammten Schnüffler würde er zur Strecke bringen. Niemand mischte sich in Gesellschaftsinterne Angelegenheiten ein. Der verdammte Kutscher hatte ihn rausgeworfen, oder war er vom Karren gefallen? Egal! Dort war irgendwo das Ziel. Niemand würde ihn mehr aufhalten.

Aus der Ferne erklang eine weibliche Stimme. „Bitte wachen sie auf! Bitte! Machen sie keine Spielchen!“ Sie schien den Tränen nahe. Paul erwachte aus seiner Ohnmacht. „Oh den Göttern sei Dank! Sie leben noch.“ Mary umarmte ihn. Paul fühlte sich plötzlich sehr lebendig. Solche Reaktionen hatte er von einem so gottgleichen Wesen nicht erwartet. Er berührte vorsichtig ihre Schulter. „Keine Angst. Ich glaube es war nur der erste Schock über das viele rosa. So einen Raum habe ich noch nie gesehen“, sagte er mit erstaunlich ruhiger Stimme. Er war froh einen solchen Raum noch nie gesehen zu haben. Inständig hoffte er ihn

nie wieder sehen zu müssen. Mary löste ihre Umarmung. „Da sie nun wieder bei vollem Bewusstsein sind wollte ich sie etwas fragen. Möchten sie mich morgen zum Strand begleiten?“, fragte sie mit hoffnungsvollem Tonfall. „Nun ich weiß nicht was Herr Conti dazu sagt, aber ich würde sie gerne begleiten, wenn sie das wünschen.“ „Natürlich wünsche ich mir das, Herr Schinkel“, sagte sie erfreut. „Dann sehen wir uns morgen beim Frühstück. Meine Mutter muss davon nichts wissen. Sie kann es sich bestimmt denken. Ich wünsche Ihnen eine erholsame Nacht. “ Paul erhob sich vom Bett. „Das wünsche ich Ihnen auch.“ Mit diesen Worten ging er und schloss die Tür hinter sich. Er klopfte an Contis Zimmertür. „Es ist offen“, klang es gedämpft von innen. „Herr Conti. Ich wollte mit Ihnen über den morgigen Tag sprechen.“ Conti erhob sich und bezog vor seinem deutlich größeren Lehrling Stellung. „Die junge Lady Winston hat mich für morgen an den Strand eingeladen.“ Conti grinste väterlich und schloss deinen Arm um die Hüfte

 

 

seines Lehrlings. „Du darfst gehen. Ich möchte das Haus morgen für mich allein haben. Geh' ruhig an den Strand“, sagte er und wackelte auffällig mit den Augenbrauen. „Ich glaube ich verstehe nicht was Ihr meint.“ Conti grinste noch breiter. „Ach komm schon alter Schwerenöter, hähä“, sagte er und stieß Schinkel immer wieder leicht gegen die Rippen. „Danke dass Sie Verständnis zeigen. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.“ Paul ging in sein Zimmer. Conti setzte sich auf sein Bett und fragte das Universum im Besonderen: „Habe ich etwas Falsches gesagt?“

Der Morgen war bereits angebrochen. Eine Gestalt mit zerrissener Kleidung schlurfte über die mit Kopfsteinen gepflasterte Straße. Ein feines Ehepaar stand am Kutschenhalteplatz. Die Frau wirkte gereizt. „Schatz, die Kutsche hätte schon vor fünf Minuten hier sein müssen. Hoffentlich ist nichts passiert.“ Der Mann rollte mit den Augen. „Darling, ich bin sicher das die Kutsche bald kommt.“ „Das hast du schon vor fünf Minuten gesagt“, brachte seine Frau

prompt hervor. Er stöhnte. „Hör bitte auf so ordinär zu schnaufen. Das ist nicht gut für deinen Blutdruck. Sieh, dort kommt der Page!“ Tiefschlag näherte sich den beiden Ex-Kurgästen. „Page, bitte verladen sie das Gepäck auf die nächste Kutsche, danke.“ Tiefschlag blickte den Mann verkatert an. „Ich bin nicht ihr Page“, knurrte er. Die Frau lachte gekünstelt. „Natürlich nicht. Nimm bitte das Gepäck und hab dich nicht so. Wie siehst du überhaupt aus? Als wärst du ein Strauchdieb.“ Tiefschlag blickte auf das Gepäck und dann zu dem reichen Ehepaar. Eine Kutsche näherte sich. Er zog die Nase hoch und spuckte auf die Stelle vor den beiden. Die Frau machte einen Satz nach hinten. Ihr Mann hielt sie fest, denn sie drohte auf ihren hohen Absätzen abzuknicken. Erbost blickte er zu dem vermeintlichen Pagen. Er warf vier Silbertaler auf den hölzernen Haltestellenboden. „Nehmen sie das und verschwinden sie! Das jemand wie sie hier frei herumläuft ist ein Wunder. Sie gehören in einen Tierpark!“, rief er erbost.

 

 

Tiefschlag nahm die Münzen schnell vom Boden auf. „Wie der Herr wünschen“, sagte er mit deutlicher Ironie und schlenderte zur Fähranlegestelle. Die Kutsche entfernte sich schnell.

Das Frühstück war bereits beendet worden. Lady Sophie Winston war hatte sich in ihrer Kutsche gerade auf den Weg zur Stadt gemacht. Die Tochter des Hauses stand bereits in der Tür. „Sind der gnädige Herr endlich fertig? Sonst muss ich wohl allein gehen, wenn ich noch etwas vom Tag haben möchte!“, rief Mary durch den Marmornen Flur. Paul näherte sich der Tür. Er trug eine kurze Hose, ein dünnes Hemd und eine Badehose, natürlich unter der kurzen Hose. Er fand dass ihm sein Hemd etwas zu eng war. „Ich bin mir nicht sicher ob ich das wirklich tragen sollte. Ich finde es etwas, zugig.“ „Ich trage einen Badeanzug und ein Kleid. Und ich finde nicht, dass es zugig ist. Jetzt komm. Herr Conti, Sie kommen hoffentlich alleine zurecht?“ Kurze Stille schloss sich an. Dann erklang eine

langsame, nachdenkliche Stimme zu sprechen. „Ja, geht nur ruhig.“ Die Tür schloss sich. Conti wanderte durch den ersten Stock. Sein älteres Ich sprach nun mit ihm. Lass mich ruhig machen. Du kannst dich jetzt zurückziehen. Was wäre, wenn wir nichts finden? Im Haus, wo der Mord stattfand. Ich bezweifle das schwer. Ich darf das erste Mal richtig denken, seit dem Vorfall vor fünfzehn Jahren in Transsibwahnien. Da wollen wir mal beginnen.

Tiefschlag erreichte die Fähre. „He Fährmann! Was kostet eine Ãœberfahrt?“ Der Alte sah den Neuankömmling lange an. „Für dich sieben Silbertaler Söhnchen. Und das ist schon reinste Barmherzigkeit. Normalerweise verlange ich neun oder zehn Silbertaler.“ Tiefschlag hatte dem Alten sein Messer bereits an die Kehle gehalten und den linken Arm des Fährmanns fest im Polizistengriff. Sein Mund näherte sich dem Ohr des Ungläubigen. „Vier Silbertaler, oder ich hätte dein letzter Fahrgast sein können.“ Der Alte schnaufte unregelmäßig. „Fünf Sil...“ Tiefschlag legte das Messer genau

auf den Adamsapfel des Fährmanns. „Vier! Ich zähle bis drei. Eins... Zwei...“ „Ok, Ok“, brachte der Verängstigte mit letzter Mühe hervor. „Ich will gar nicht für die Fahrt. Sei mein Gast, Freund.“ Tiefschlag beendete den Griff und steckte sein Messer weg. „Es freut mich zu hören, dass es immer noch humane Geschäftemacher gibt, die einem armen Menschen wie mir helfen“, sagte er mit gespielter Rührung. Der Fährmann begann mit der schnellsten Ãœberfahrt der letzten Jahre.

Der Strand war wieder Rest der Anlagen in Bad Eske künstlich geschaffen worden. Man hatte um den bestehenden zweiten großen See einen Sandstrand gebaut. Auch wenn er falsch war konnte man ihm nicht vorwerfen etwas Authentizität zu verbreiten. Zugegeben man konnte immer das andere Ufer sehen, aber wer erwartete hier schon unendliche Weiten. Paul sah sich alles genau an. Sein Kopf schien die Landschaft zu filmen. Er wollte alles genau im Gedächtnis behalten. Von solchen Augenblicken musste man seinen Kindern

 

erzählen. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Er blieb weiter regungslos stehen. „Ich wollte eigentlich noch etwas sagen, aber der Herr scheint ja vollständig in sein Studium der Umgebung vertieft zu sein“, erklang es direkt hinter ihm. Fordernd und doch nett.

„Oh entschuldigen Sie. Ich finde es nur so ein unbeschreiblicher Eindruck. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen, außer in Büchern.“ „Kommen Sie, wir setzen uns in die Liegestühle dort.“ Beide gingen zu den Liegestühlen. Mary legte sich wie eine Feder in ihren. Paul versuchte ähnliches und verlagerte das Gewicht zu sehr nach rechts und kippte um. Mary konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Paul richtete seinen Liegestuhl wieder auf. Peinlich berührt setzte er sich diesmal etwas ungelenk, aber sicher in seine Liegegelegenheit. „Ich wollte Ihnen etwas vorschlagen“, begann Mary. Paul drehte sein Gesicht in ihre Richtung. „Ich denke dieses Sie ist nicht weiter nötig. Immerhin werden wir wohl noch etwas Zeit miteinander verbringen. Ich

finde so fremd sind wir uns nicht mehr.“ „Nun ich wollte nur höflich sein. Natürlich ist das etwas zu förmlich, ich habe mich nicht getraut danach zu fragen ob es anders besser wäre.“ „Warum?“ Paul wurde nervös. „Nun da Sie äh du eine adelige Lady bist und ich nur... na ja... ein Bauer bin, da dachte ich...“ „Du dachtest du dürftest so etwas nicht machen?“, ergänzte ihn Mary. Paul nickte mit dem Kopf. „Oh Gott! In welchen Zeiten lebst du denn? Vor zwanzig oder dreißig Jahren wäre das so gewesen. Du würdest staunen wenn du wüsstest wer mich mit meinem Vornamen anspricht, außer meiner Mutter.“ Paul war in einer rhetorischen Sackgasse gelandet. Was sollte er bloß auf diese Frage antworten? „Komm, wir gehen schwimmen“, forderte Mary ihn auf und lief zum Wasser, Paul hinterher.

 

 

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RogerWright
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