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Von Menschen und Krebsen

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"Von Menschen und Krebsen"
Veröffentlicht am 10. Dezember 2007, 20 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Bin irgendwie manchmal da, manchmal nicht
Von Menschen und Krebsen

Von Menschen und Krebsen

Beschreibung

Ich hab mich mal wieder an ein Drama gewagt, aber irgendwie ist der Mut geschwunden....aber ich denke, dass das Ende so zwangsläufig ist, dass ich die (ohne Ausnahme) widerlichen Möglichkeiten, das Stück zu beenden, nicht niederschreiben muss.

Szene 1

Strand, Irena und Fjodor stehen neben einem Flugzeugfrack. Irena läuft unruhig umher, Fjodor wirkt apathisch, pickt mit einem Stock im Sand.
Irena:
Wir werden wieder gefunden werde….die werden uns suchen…..irgendwer wird uns suchen.
Fjodor:
Dich vielleicht, mich wird niemand suchen. Niemand wird suchen und niemand wird uns finden. Find dich damit ab, keiner von uns wird diese Insel jemals verlassen.
Ivonne:
(schreit)(Pause)(wieder ruhiger) Wir werden schon gefunden, erstmal müssen wir nach anderen Leuten suchen. Es kann doch nicht sein, dass ich gerade mit dir hier allein festsitze (bricht in Schluchzen aus, fängt sich aber wieder). Ja was ist? (aggressiv) Willst du jetzt nur rumstehen?
Fjodor:
(hysterisches Gelächter)(boshaft) Du hast recht, wenn ich mich bewege, wird alles besser. Wenn wir es versuchen, können wir alles schaffen….übrigens das erste mal, dass ich dich von „uns“ reden höre. (setzt sich) Los, lauf herum, rette uns alle, ich warte auf die Krebse…(murmelt unverständliches in sich hinein)
Ivonne:
Du bist ein Arsch Fjodor, ein richtiger Arsch. Jetzt steh auf und hilf mir, die anderen zu suchen. Oder such wenigstens was zu essen. (Pause) (sieht Fjodor an)
Fjodor:
Da drüben auf der anderen Seite, da hinter dem ganzen Wasser… ich hab dir immer jeden Wunsch erfüllt…. (nachdenklicher Gesichtsausdruck) Hab ich dich je um etwas gebeten? (Pause, Ivonne versucht ihn auf die Füße zu bringen, lässt ihn aber schnell angewidert los)Wusstest du, dass ich mir immer gewünscht habe, dass du einmal von mir abhängig bist? Jetzt haben wir diese Situation; (unsicheres, zynisches Kichern) nur wer von uns ist jetzt der Abhängige? Ist das überhaupt möglich? …(verfällt wieder in undeutliches Gemurmel)
Ivonne:
Fjodor!! Was soll das jetzt? (schreit ihn an) Wir sind hier auf dieser Insel und haben nichts zu essen. Das ist Möglich! Hier gibt es vielleicht noch andere Leute. Das ist Möglich. Möglich ist auch, dass einer davon verletzt ist und unsere Hilfe braucht. Jetzt komm mit und wir suchen die anderen.
Fjodor: (
Apathisch)Und was willst du finden? Andere Menschen, damit du nicht weiter mit mir allein bist? (verbittert) Vielleicht findest du ja einen Tarzan und ihr werdet zusammen glücklich. Los lauf in den Wald. Mach es wie immer und lauf von mir davon, aber diesmal werde ich dir nicht dienen bis es soweit ist. (kindliche Freude) Ohh da kommt der erste kleine Krebs aus dem Wasser. (plötzlich wieder verbittert und ernst).Leider zu klein zum essen, aber vielleicht kann er uns später fressen. Was denkst du, wie lang er lebt? Wahrscheinlich lang genug. (Ivonne verlässt langsam die Bühne) hab ich dir schon von meinem Vater erzählt? …. Ich werde nie dein Gesicht vergessen, wie wir uns das erste Mal gesehen haben. (der Vorhang senkt sich)Weist du, dass ich dich für einen guten Menschen gehalten habe? Kannst du noch mal so für mich lachen, wie am ersten Tag? (scheint sie vor sich zu sehen) Nein nicht so, nicht mit dem Mund, die Augen, nimm die Augen. Ivonne? Wo bist du? Ivonne?

Szene 2

Ivonne läuft im strammen Tempo den Strand entlang; drehbare Bühne mit endlos-Strand, markante Objekte, die bei den Wiederholungen auffallen. Ivonne ist außer sich und schreit

Ivonne:
So ein Psychopath…..billiger pseudophilosophischer Müll…. Der will wohl, dass ich seine sinnlosen Erzählungen anhöre…..alles muss sich um ihn drehen, der denkt kein Stück an den Rest….. ich hoffe er verreckt da…. (nachdenklicher) was mache ich eigentlich? …. Ohne ihn schaff ich es hier sicher nicht…..das ist wohl der Schock…. Er wird schon wieder normal werden…. (wieder lauter) scheisse, warum gerade er? …. Er wird mir noch helfen, das ist sicher …. Er wird auch dafür büßen, mir so blöd gekommen zu sein …. Bisher hat er immer verloren, das wird dich nicht ändern….

Ivonne kommt an dem Frack vorbei, sie ist allein
Ivonne:
(leise, überrascht)So klein ist die Insel? …. (bleibt stehen, wird langsam mit der Bühne aus dem Bild gedreht) Wo ist Fjodor? … was macht er? Sucht er mich? …. Ach verdammt, er wollt, dass ich ihn suche…..dieser (stimme verliert sich im Off)

Fjodor wird mit der Bühne herein gedreht, die Bühne steht still. Er versteckt sich zitternd hinter einem Stein, schüttelt wild den Kopf

Fjodor:
Sie wird mich finden,…. Ich werde sie finden …. Niemand wird mir helfen …niemand wird ihr helfen…. Keiner da… warum ich? Warum sie? … (richtet sich plötzlich ruckartig auf, findet kurz seine Fassung wieder, verliert sie aber sofort wieder) Die Krebse…. Die kleinen Krebse werden ihre Nahrung bekommen … rettet mich …. (Sucht nach einem Krebs, hebt ihn auf) (schreit) rette mich, rette Ivonne!...(Fjodor zerdrückt den Krebs mit der Hand, Knirschen, er wirft ihn weit von sich)…Ivonne, wo bist du? …. (Steht auf, hat sich wieder im Griff) … Ivonne? … (geht in Richtung Wald)

3. Szene

Wald, Fjodor geht durch dichtes Gestrüpp, rutscht aus, bleibt liegen, Auftritt Ivonne:

Ivonne:
Fjodor? Fjodor? Hey, Fjodor, was ist mit dir? Hey steh auf! (hilft Fjodor hoch) Du blutest (wischt ihm Blut vom Gesicht)
Fjodor:
Was machst du hier? Hast du andere gefunden?... ach nein, dann wärst du ja nicht hier…hier ist niemand. (setzt sich resigniert hin)
Ivonne:
Hey, wir haben noch uns, jetzt steh auf und hilf mir, ich hab was zum Essen gefunden. (lauter) komm hoch, ich werde dich sicher nicht darum bitten, zu überleben. Was willst du hier? Willst du den einsamen Kämpfer spielen? Willst du, dass ich dich anbettel? Das war doch immer dein Wunsch, dass jeder von dir abhängig ist. Wo ist dein blödes Grinsen? Geh doch wieder zu deinen Krebsen. (ruhiger) Komm mit, wir fangen Fische.
Fjodor steht auf und verlässt hinter Ivonne die Bühne

Szene 4

Bühnenbild wie 1. Szene. Fjodor sitzt im Sand, Ivonne geht unruhig auf und ab

Fjodor:
(wie im Gedanken) Warum kommen die Krebse nicht mehr? Haben sie Angst? …. Täter und Opfer können wechseln, fressen und gefressen werde, aber Köder und Täter? … fühlen Krebse Angst? … Ivonne, bin ich ein Krebs? (Pause) (lauter) Bin ich ein Krebs, Ivonne?
Ivonne:
Lass diese blöden Fragen, ich bin beschäftigt.
Fjodor:
(wieder eher zu sich) Wäre es nicht besser, Krebs zu sein? (Ivonne sammelt Bruchstücke auf und scheint einen Unterschlupf zu bauen) Wie einfach alles wäre. ….(steht langsam, wie in Trance auf) Ivonne, habe ich dir schon von meinem Vater erzählt? (Pause) (Fjodor setzt sich langsam wieder hin) Das heißt wohl nein? Naja, wir werden jetzt noch oft genug Gelegenheit haben, über uns zu reden. (hysterisches Lachen) (pause) Ich weis nichts über dich, wusstest du das? Du hast mir immer nur so viel erzählt, wie notwendig war. Ivonne! (steht auf und geht zu ihr) Wir müssen reden.
Ivonne:
Nicht jetzt, vielleicht wenn die Sonne untergegangen ist.
Fjodor:
Du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass das nicht geht. (Ivonne richtet sich abrupt auf und wendet sich zu ihm)
Ivonne:
Ich weis, dass ich mit dir auf dieser Insel festsitze und ich weis auch, dass es hier schwer ist, jemanden zu ignorieren. Aber jetzt halte deine Klappe und helf ein bisschen mit.
Fjodor:
Ich kann nicht, ich muss jetzt reden.
Ivonne: Du kannst nicht? Was soll das jetzt heißen, reiß dich zusammen und such nach Brettern.
Fjodor:
Es macht keinen Unterschied (resignierend) ich werde hier sterben und du wohl auch. Heute fressen wir die Fische und morgen werden wir gefressen. Was macht die Tiere besser als uns Ivonne?
Ivonne: (Boshaft)Die reden kein wirres Zeugs und jetzt sie still.(wieder ernst) Irgendwann wird es regnen und dann werde ich einen Unterschlupf haben. Beides ist Fakt, deine Gedanken sind nur leeres Geschwätz.
Fjodor:
Ivonne….wenn du nicht einmal versuchst, meine Gedanken zu verstehen, dann bin ich verloren. Du bist es, die mich retten kann …. Können Krebse vergeben? Ivonne, wirst du vergeben können?
Ivonne: Jetzt wird nicht melodramatisch. Weder ich noch du haben etwas getan, weshalb der andere vergeben müsst. Aber wen es dich beruhigt: Ich vergebe dir. So und nun helf mir bitte. (freundliche Lächeln, das etwas gekünstelt wirkt)
Fjodor:
Haben wir uns je verstanden? Ich bin aus dir nie schlau geworden und du hast mich immer gern falsch verstanden und machst es immer noch gern….. na gut, ich werde dir helfen. Aber denk wenigstens über die Frage nach, ob du mir vergeben können wirst.

5. Szene

Die beiden vor der Hütte, Dämmerlicht
Fjodor:
(scherzend) Wir haben zusammen gearbeitet, ohne Beleidigungen und Verletzungen… was ist mit dir los?
Ivonne:
Deine Freunde die Krebse: werden sie wohl bis hier rauf kommen?
Fjodor:
(leicht abwesend)Die Krebse sind schon hier, wir können uns nirgends vor ihnen verstecken, … in gewisser Weise sind wir selbst Krebse.(explizit zu Ivonne) Hast du dir eigentlich Gedanken gemacht, wie es hier weitergehen wird?
Ivonne:
(ernsthaft)Wir werden gerettet, was sonst?
Fjodor:
Du weist, dass das nicht passieren wird. Nimm doch einmal ernst, was ich dich frage. Was wird geschehen, morgen, in einer Woche, oder noch später? (abwesend) Eine Woche?....das werde ich kaum schaffen….werden die Krebse schon in so kurzer Zeit gewinnen?.... Sie sind überall, überall krabbelt pure Fruchtbarkeit. Tausende auf dieser mickrigen Insel…..
Ivonne:
Fjodor! (leicht höhnisch) Du wolltest mit mir reden und redest wieder nur mit dir selbst. Du möchtest wissen, was passiert. Wir werden hier leben, bis wir gerettet werden. Ob das morgen ist, in einer Woche oder vielleicht auch später ist egal. Hier gibt es nichts Gefährliches und wir haben genug zu Essen.
Fjodor:
Und ob es hier Gefährliches gibt. (müdes Lachen) homo homini lupus … hier überschneidet sich Hobbes mit Sartre…l’enfer c’est les autres…. Weist du, was ich meine?
Ivonne:
Willst du wieder mit deinem sinnlosen Wissen angeben? Du weist genau, dass mich das nicht interessiert. Ich geh jetzt schlafen, du kannst ja den Krebsen von Locke erzählen. Vielleicht findest du da einen begeisterten Zuhörer. (Abgang unter leisem, höhnischem Lachen)
Fjodor:
Wie immer geht sie, ohne auch nur eine Frage beantwortet zu haben… Was soll ich jetzt machen? … Das Bruchstück da hinten…. Es wäre scharf genug….das Meer ist weit und tief, auch das eine Möglichkeit …. Ansonsten nur das Krebssein…. Ist es überhaupt möglich, das Menschsein zu beenden, ohne dass der Körper stirbt?
Ivonne! (lauter) Ivonne!
Ivonne:
(aus dem Off) Sei doch endlich still.

6. Szene

Auftritt Autor
Autor:
(hebt entschuldigend die Arme) Es tut mir ja wirklich leid, jetzt haben mich meine Protagonisten in eine Situation gebracht, in der ich einer von ihnen sterben, oder zumindest einen morlaisch zerstören müsste…. An sich mag ich beide recht gern und würde das dann doch gern vermeiden. Wissen sie, ich hänge sehr an den beiden und deshalb werden sie jetzt dann auch gerettet, bevor Fjodor sich entscheidet.
Das hätte eine wunderschöne Tragödie griechischem Anstrich werden können, leider haben alle Anwesenden den 5.Akt unbeschadet überstanden und sind somit von weiteren Unannehmlichkeiten zu verschonen.
Ich bitte dies zu entschuldigen.
(Vorhang)
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Myshkin
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Coeur l'enfer c'est les autres - nein, bitte, deine Zweifel sind unberechtigt! Habe alle Szenen gelesen, sogar 2 Mal.. musste mich zuerst im Bühnenbild zurechtfinden, aber danach hatte ich meinen Spass und die letzte Szene.. chapeau!

Der Titel "Von Menschen und Krebsen" war mir zwar aufgefallen aber hat mich nicht direkt angesprochen und deswegen hatten meine Finger die Lesetaste nicht gedrückt und erst jetzt bei diesen unnötigen Kontroversen wurde ich auf dich aufmerksam!
LG, Erna
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