Mein Freund Zimmermann als 'Installateur'
Irgendjemand hat einmal behauptet, es passiere nichts wirklich Erstaunliches mehr in dieser Welt. Alles sei erklärbar.
-- Falsch ! Es geschehen tatsächlich noch Zeichen und Wunder !
Ich erlebe gerade ein solches.
Mein Bekannter und Freund ( sic ! ) Zimmermann hat sich einen wirklich schönen
Ziergarten anlegen lassen. -- `Na und ? ´, ... werden Sie sagen, `das tun doch Viele.´
Richtig ! Aber das Wunder ist ..... Nun, ich werde in Reihenfolge berichten.
- Also, der Garten ist angelegt; wirklich hübsch, mit Goldfischteich, über welchen ein nicht
begehbarer Steg führt – und wirklich allem Drum und Dran, wie Beleuchtung,etc.
Nun will er,- man beachte ( ! ) mit eigener Hand ( !) – Etwas zur Gartenbewässerung anlegen!
Na ? Na ? - ... ist dies nun ein Wunder – oder nicht ?! -- Zimmermann, dem der Rücken
schmerzt, wenn er Dachdeckern bei der Arbeit nur zuschaut, will mit eigener Hand ....? !
- - Na bitte !
Also, wie gesagt; - Etwas zur Bewässerung -- , ... aber was ..?
Ich schlage einen Gartenschlauch mit Berieselungsaufsatz vor.
„Banause ! Es soll auch Etwas fürs Auge sein ! Es muß schön aussehen und zum Garten
passen.“
„Aber Schläuche gibt es in allen Modefarben,“ wehre ich mich , „-und außerdem macht ein
Schlauch am wenigsten Arbeit !“
Er brummt. - Er überlegt....
„Damit hast du recht, aber ...nein, ..nein, keinen Schlauch. - Es muß, .. es soll..., ein.. ,
ein.... Blickfang sein !“
Ich überlege...
„Ein Wasserfall..., warte.., - ja, ein Wasserfall !“
Mein Freund staunt. Der Gedanke scheint ihm zu gefallen.
„Nicht schlecht; - ein Wasserfall. Aber wie willst du das bewerkstelligen ? – Hier, auf
diesem freien Platz ?“
Ich erkläre es ihm:
„Ich habe an einen Wasserfall in Form eines Abflußrohres gedacht. – In seinem Inneren
befindet sich ein - - Gartenschlauch, der ....“
„Fahr nach Hause !“ - Der Hobbygärtner ist verärgert: „Du störst mich beim Nach-
denken !“
Ich fahre nach Hause. - Grinsend. - Am Abend klingelt das Telefon. Ich hebe ab.
„Einen Platzregen, - oder die Ostsee,“ kichere ich in die Muschel.
„Laß den Unfug; es ist mir Ernst. Ich brauche eine Idee !“
„Grabe einen Brunnen und mauere ihn aus rotem Sandstein,“ schlage ich vor.
„Zuviel Arbeit,“ kommt - wie vermutet – die Antwort. Ich überlege:
„Wie wäre es mit einem Wasserspeier ? Du kannst ihn aus Ton oder Gips anfertigen und
aufstellen, wenn er getrocknet ist. – Allerdings ...“
„Ja; - allerdings.. ?“
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„Die Wasserzufuhr. - Du bräuchtest wieder einen Schlauch, um ....“
Aufgelegt ! Ich reibe mir die Hände. Mag er zappeln.
Zwei volle Tage höre ich nichts mehr von ihm. Ich fahre zu ihm. Er sitzt im Garten auf
seiner neuen Steinbank, die Hände zwischen den Knien gefaltet und bläst Trübsal.
„Was ist mit dir,“ will ich wissen, „sitzt mit einem solchen Gesicht in diesem schönen
Garten ?!“
Er seufzt: „Ich habe immer noch nichts gefunden. Mir fällt nichts ein.“
„Warum besorgst du dir nicht einen Katalog von einem Gartenzubehör – Handel? – Oder
fahre selbst hin und sieh’ dir Alles in Ruhe an. Dann wirst du schon etwas Brauchbares
finden.“
Er schaut mich aus großen Augen an.
„Natürlich; - ich Esel.“
Ich stimme ihm zu. - - Bevor er mich noch fragen kann, ob ich nicht mit ihm kommen könne,
ergreife ich die Flucht.
Des andern Tags kommt er zu mir, mit dem gleichen leeren Ausdruck in den Augen, wie
gestern in seinem Garten.
„Erzähle mir nicht, du hättest nichts gefunden. – Ich würde es dir nicht glauben.“
„Es ist aber so,“ sagt er mit weinerlicher Stimme, „es ist Alles mit Schläuchen und Motoren.
Alles so modernes Zeug. – Es paßt einfach nicht in meinen Gart....“
Sein Blick verglast. Er scheint einen Punkt über meiner linken Schulter zu fixieren.
Dann stürzt er mit einemmal zur Tür und ist verschwunden. `Jetzt ist er ganz überge –
schnappt,´ fährt es mir durch den Kopf. Ich drehe mich um; sehe die Wand an. - Da ist
Nichts, außer einigen Fotos aus verschiedenen Ländern der Welt. - Leute bei ihrer täglichen
Arbeit und so weiter.
„Ja,“ brumme ich vor mich hin, „er ist übergeschnappt.“
Am gleichen Abend noch meldet er sich über das Telefon mit aufgeräumt klingender Stimme:
„Iß nicht zu Abend. Wir gehen auswärts essen. – Ich lade dich ein.“
Mir verschlägt es die Rede. Ich muß mich mehrmals räuspern, bevor ich einen Ton hervorkriege:
„Was; - hrm., - was hast du gesagt...?“
„Ich lade dich zum Essen ein; jawohl ! Schließlich habe ich es dir zu verdanken, daß mein
Garten nun vollendet werden kann !“
Ich staune. -- Was habe ich getan ? Was habe ich gesagt ?
„Ich verstehe nicht...“
„Das macht nichts,“ unterbricht er mich, „heute abend beim Essen werde ich dir alles erklären. Hol’ mich um 19°° Uhr ab.“
Damit legt er auf – und ich muß mich also noch eine gute Stunde gedulden. Ich lege mich
in die Badewanne ( ... in die gefüllte- versteht sich ! ) und versuche, mich zu entspannen.
- Doch die Gedanken kreisen.-- Wie nur kann ich ihm geholfen haben ? – Zwecklos !
Ich komme nicht drauf ! - Nach etwa einer halben Stunde verlasse ich die Wanne und
ziehe mich an.- Dann fahre ich los. Ich bin zu früh; - doch einerlei . Vielleicht gelingt es
mir ja, ihm vorzeitig die Würmer aus der Nase zu ziehen. --- Doch zwecklos !
Zimmermann genießt seine Überlegenheit. Er wird nicht sprechen, bevor wir nicht beim
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Essen sitzen. – Punktum !
Zu allem Überfluß zieht er sich auch noch betont langsam um, so daß ich ihm am liebsten
helfen möchte.
Als wir ( nach Ewigkeiten ! ) endlich an unserem reservierten Tisch des Lokals sitzen,
platzt mir der Kragen, da Zimmermann mir zu verstehen gibt, daß er erst nach Beendigung
des Mahles sprechen wird.
„Dann kannst du alleine essen und anschließend mit dir selber sprechen !“
Ich mache Anstalten, mich zu erheben, werde jedoch von ihm am Arm festgehalten.
„Schon gut; schon gut.“ - Dann kommt die Erklärung:
„Auf einem deiner Fotos aus Indien sind Frauen zu sehen, welche mit Wasserholen beschäftigt sind. - Im Hintergrund sieht man eine ...., na, na, ... was wohl ?“
„ - ??“
„Eine – Handpumpe !!“
Ein Licht geht mir auf. Ich erinnere mich an seinen glasigen Blick.
„Du willst eine Handpumpe aufstellen ? - Aus Indien ?“
„Natürlich nicht ! Ich habe bereits Auftrag bei einem Kunstschmied gegeben. Du wirst
staunen !“
Das tue ich bereits. Eine Handpumpe ! Er will sich selbst die mühselige Arbeit aufbürden,
eine Handpumpe zu installieren ? !
„Du, du .. weißt, wie man eine.. hm, eine funktionierende Handpumpe installiert ?“
„Pah, - was ist schon dabei ? Ich habe im Fernsehen schon ganz andere Dinge gesehen
und gelernt. - - Eines nur verstehe ich nicht. – Vielleicht weißt du darauf eine Antwort :
Der Schmied wollte genau wissen, in welcher Gegend ich wohne; - sogar, auf welchem
Anwesen. – Warum ?“
„Wegen des Wasserspiegels,“ erkläre ich kurz. Ich habe andere Gedanken. – Man kennt
Zimmermann als eine Person, welche sich sogar beim Wassertrinken die Füße bricht.
- - Wie will er alleine eine Handpumpe installieren ? - - Ich würde es mir selbst nicht zutrauen ! - - Trotz all dieser Überlegungen esse ich mit gutem Appetit den wirklich
vorzüglichen Braten. Mein Freund hat sich nicht lumpen lassen, ... das heißt, falls er nicht
wieder einmal eines der Zimmermannschen Manöver aufführt und vorgibt, seine Brieftasche
Zuhause vergessen oder selbige der Bäckersfrau ausgeliehen zu haben.
Doch meine Befürchtungen sind unbegründet. Nach Beendigung des Mahles bezahlt er
anstandslos. ( Hoffentlich läßt der Ober die Scheine nicht überprüfen ! )
Auch diese Bedenken erweisen sich als haltlos. Weder der Ober, noch die Polizei
belästigen uns, als wir das Lokal verlassen. Ich setze meinen Freund vor seinem Heim
ab und fahre weiter zu meinem eigenen. Ich darf gespannt sein, wie es in Zimmermanns Garten weitergehen wird. ---
Schon nach einigen Tagen wird die Pumpe, nebst Ansaugrohren und Filter, geliefert.
Ingenieur Zimmermann hat mich sofort benachrichtigt, - und ich habe mir das Kunstwerk
angesehen. - - Dies ist es nämlich wirklich ! Schmiedeeisern; - schön verschnörkelt -
tatsächlich ein wunderschöner Anblick ! ! Ich gratuliere. Schade nur, daß ich in den
nächsten Wochen wenig Zeit haben werde. Ich muß nach Freiburg, Stuttgart, München.
- Ich hätte ihm zu gerne bei der Arbeit zugesehen. - - -
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Drei Wochen später : Ich bin zurück von meiner Reise und telefoniere mit meinem Freund
Zimmermann.
„Na, erzähle ! Wie weit bist du mit deiner Handpumpe ? Hast du es aufgegeben ?“
„Ich bin fertig. Die Handwerker sind jetzt dabei, den Zementsockel zu fliesen. Er wird in
einer Woche begehbar sein.“
Habe ich richtig gehört ? Zementsockel; Fliesen; ..begehbar...? Ich beschließe, ihn
aufzusuchen und mir die Sache vor Ort anzuschauen.
-- Was ich erblicke, läßt mich an meinem Verstand zweifeln : Er hat die Wahrheit
gesagt ! Die Pumpe steht eingegossen in einen Sockel, welcher mit schönem Mosaik fast
fertig gefliest ist. Ein atemberaubender Anblick !
„Das hast du nicht alleine fertiggebracht,“ behaupte ich.
„Nein,“ gibt er zu, „ich habe nur einen kleinen Betonkranz um die Pumpe gelegt; den Rest
haben Handwerker erledigt.“
„Aber die Pumpe,“ will ich wissen, „wer hat die Pumpe installiert ?“
--- Die herbeigerufenen Nachbarn bestätigen, daß Zimmermann alleine, bis in die Nächte,
an der Pumpe gearbeitet hat.
--- Meine gesamte Philosophie – Zimmermann betreffend – ist im Eimer. Meine Menschen-
kenntnis scheint mich im Stich gelassen zu haben. Ich fahre heim und setze mich in mein Arbeitszimmer. --- Nichts. - - Ich kann nicht schreiben....
Am nächsten Tag das Gleiche. - - So an den weiteren Tagen..... Ich kann nicht mehr
schreiben...! ! - Meine Ruhe ist dahin....
- - Zimmermann meldet sich und lädt mich zu einem Gartenfest ein. Es soll zur Einweihung
des neuen Gartens stattfinden: - in Wahrheit jedoch zur Einweihung der Handpumpe. – Der
selbstinstallierten Handpumpe ! Da ich nun ohnehin ohne Arbeit bin, (.. ich kann nicht
mehr schreiben...! ! ) sage ich freudlos zu.
- - Es ist soweit. Die Gäste sind eingetroffen; wir werden von leiser Musik berieselt,-
Alles ist perfekt. Sogar ich bin jetzt wieder etwas aufgemuntert. - - Dann der Höhepunkt
des Festes: Die Einweihung der Pumpe ! Ein rotes Band ist rund um den Bereich des
Sockels gespannt, das zerschnitten werden soll. Diese Ehre soll – man höre ! – mir
zukommen.... Mit stolzgeschwellter Brust trete ich näher, nehme die Schere in Empfang
und schreite zu dem Band. Es folgt eine kurze Ansprach eines anderen Gastes, - verhaltener
Applaus – dann darf ich endlich das Band zerschneiden. Hallo – Rufe, Pfiffe, Applaus.
- Nun kann die Pumpe endlich zum ersten Male betätigt und somit tatsächlich eingeweiht
werden. - Diese Ehre kommt selbstverständlich dem Hausherrn selbst zu. Dieser tritt
näher, verbeugt sich artig und fängt an, zu pumpen.
Er pumpt und pumpt und ...pumpt weiter. - Es geschieht ....nichts ! Der Schweiß steht
auf Zimmermanns Stirn und sein Gesicht ist gerötet. - Ob vor Anstrengung oder vor Scham-
wer vermag dies zu sagen ? Einige Gäste springen hinzu, um Hilfestellung zu leisten.
Man pumpt abwechselnd. - Nichts !
„Es ist wie beim Kühemelken,“ ruft ein hochgewachsener Mann, „man muß nur das richtige
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Ende erwischen !“
Er verschließt mit der flachen Hand das Ausflußror:
„Pumpt ! Pumpt !“
Doch wieder dasselbe Resultat: Nichts.... Die Sache wird peinlich. Helfend greife ich ein:
„Vermutlich ist der Filter verstopft. So laßt uns eben die Stopfen der Sektflaschen lösen !“
Erleichtert strömt Alles zu den Sektkübeln. Das Fest geht weiter bis zum späten Abend.
Nachdem sich der letzte Gast verabschiedet hat, frage ich den Unglücksraben :
„Was hast du nun schon wieder angestellt ?“
Dieser findet keine Erklärung für die Katastrophe.
„Ich hätte es vorher ausprobieren sollen !“
Ein Glücksgefühl durchströmt mich. Ich werde wieder schreiben können ! Ich habe mich
doch nicht in ihm getäuscht ! Ich falle ihm um den Hals, - verständnislos blickt er mich an.
„Bleib’, wie du bist,“ flüstere ich ihm ins Ohr und streiche ihm über die Haare.
„Laß’ es von einem Fachmann in Ordnung bringen, - obwohl es auch so wunderschön
aussieht.“
Damit verabschiede ich mich und fahre nach Hause. - Ich mache einen dreißigminütigen
Test, - ich kann wieder schreiben – und lege mich dann zur Ruhe.
Am nächsten Tag treffe ich Zimmermann in der Stadt. Er gehe, um einen Preßlufthammer
zu mieten. - Er würde diese leidige Sache selbst erledigen.
- - Das Drama geht weiter: Der Berserker zerstört das wunderschöne Mosaik, verletzt den
stabilen Betonsockel, sucht tagelang nach dem Fehler; - findet jedoch nichts.... Am Ende hat
er die Nase voll und befestigt die nicht funktionsfähige Pumpe wieder, läßt den Sockel
reparieren und das zerstörte Mosaik erneuern. Seine Niederlage gesteht er nicht ein....
„Es muß ein Fehler an der Pumpe selbst sein. – Dieser Schmied ! Ich könnte ihn ...“
Die Pumpe ist nun ein hübscher Blickfang in einem hübschen Garten. - Monate später
benötige ich dringend zwei Schraubzwingen. Ich kann meine eigenen einfach nicht finden
und suche meinen Freund auf, um mir von ihm zwei solche auszuleihen.
„Schau in der Garage nach. Es müssen dort welche liegen.“
Ich tue, wie geheißen – und was ich dort erblicke, laßt mir das Blut in den Haarspitzen
gefrieren ! - - Etliche Meter Ansaugrohre nebst Filter liegen – fein säuberlich gestapelt –
an einer Längswand der Garage entlang ! - - Dieser Idiot hat die Pumpe einfach auf
dem Sockel festgeschraubt ! -- Faulheit ? -- Dummheit ? -- Beides ! !
Ich stürze zurück ins Haus und frage ihn :
„Wieso hast du die Rohre in der Garage liegen , - und nicht an der Pumpe befestigt, wo sie
von Rechts wegen hingehören ?“
Er winkt ab:
„Was soll ich mit der Verankerung ? Ich habe doch den Betonsockel !“
-- -- Ich schreibe nun besser, als je zuvor ! ! Ha, ha, hahahaha .......
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baesta Re: Re: Tolle Geschichte !!!!! - Zitat: (Original von groschbmich am 24.02.2011 - 17:58 Uhr) Nwein. liebe Bärbel - die Geschichte ist einfach erst... und erlogen von mir. Hoffe, sie hat Dir dennoch gefallen. Liebe Grüße, Bernd Zitat: (Original von baesta am 23.02.2011 - 21:47 Uhr) Ist sie tatsächlich passiert? LG Bärbel Klar doch. Wünsche weiterhin so gute Erfindungen. LG Bärbel |
groschbmich Re: Super!!!!! - Zitat: (Original von Forseti am 23.02.2011 - 22:32 Uhr) Da macht das Lesen einfach Spass! Liebe Grüße Marianne Vielen Dank, liebe Marianne. Werden noch einige mehr von Zimmermann kommen. Liebe Grüße, Bernd |
groschbmich Re: Tolle Geschichte !!!!! - Nwein. liebe Bärbel - die Geschichte ist einfach erst... und erlogen von mir. Hoffe, sie hat Dir dennoch gefallen. Liebe Grüße, Bernd Zitat: (Original von baesta am 23.02.2011 - 21:47 Uhr) Ist sie tatsächlich passiert? LG Bärbel |