Romane & Erzählungen
Bizzarro Island - Kapitel 4

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"Bizzarro Island - Kapitel 4"
Veröffentlicht am 23. Februar 2011, 50 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Alles oder nichts!Meine Kunst bist mein Leben, und mein Leben zu leben ist manchmal ebenfalls eine Kunst. Ich male und zeichne gern, schreibe alle möglichen Arten von Texten, würde Mediengestaltung gern zum Beruf machen (Film,Foto, etc.), liebe Schauspielerei und wäre ohne Musik tot.Ich bin praktisch meine eigene Kunstfigur. DeviantArt: http://zoeylane.deviantart.com/
Bizzarro Island - Kapitel 4

Bizzarro Island - Kapitel 4

4. Die Insel:

Das einzig Gute an der ganzen Geschichte war, dass meine Haare durch die warme Luft schnell wieder trocken wurden. Am Postamt vorbei bog ich in eine Seitenstraße ein. Zunächst wunderte ich mich, dass ich diesmal nicht so leckere Gerüche vernahm. Abgesehen von meinem Kaffeegeruch hatte ich hauptsächlich irgendwelche Benzindämpfe in der Nase. Da fiel mir auf, dass ich mich augenscheinlich nicht auf der Dolce-Mange-Straße befand. Nach einigem Umsehen fand ich heraus, dass ich durch die Fogstreet irrte. So sah es nach einer Weile aber auch aus. Man konnte bald schon nicht mal mehr die Hand vor Augen sehen vor lauter Nebel. Ich ging ein Stück zurück. Bog dort in eine Gasse ein, bog dort in eine Straße ein, bis ich es endlich einsehen musste. Ich hatte mich hoffnungslos verlaufen.

Völlig planlos irrte ich durch verschiedene Straßen und Gassen. Sackgasse. Sackgasse. Mülldeponie. Sackgasse. Meine Ohren und mein Gesicht wurden heiß. Das passierte mir immer, wenn ich nervös war. Und ich war definitiv nervös. Nach bestimmt mindestens einer Stunde hirnlosen durch die Gegend gerenne blieb ich schließlich nach Luft ringend an einem Straßenschild stehen, auf welchem nur „ Da lang“ stand. Der an diesem Schild mit Drähten befestigte Pfeil wies nach links. Zufällig sah ich in diese Richtung und sah etwas, was mich möglicherweise rettete: ein Infohäuschen. Schnellen Schrittes ging ich darauf zu und sah, dass eine dunkelhaarige Frau am Tresen saß, die gerade in einer Zeitung blätterte. "Entschuldigung." machte ich sie auf mich aufmerksam. Die Frau sah erst kurz von ihrer Zeitung auf, dann sah sie mich worauf sie die Zeitung beiseite legte und mich erwartungsvoll ansah. "Hallo und herzlich willkommen beim Infoservice an der Grenze Rotwolken- und Schwarzschattenviertel. Mein Name ist Jessica Tonknecht, was kann ich für sie tun? Wenn sie eine Frage haben, dann können sie sich vertrauensvoll an mich wenden." "Also, können sie mir sagen, wo genau ich bin?" "Ja." Zwar wartete ich darauf, dass sie jetzt mit der Sprache herausrückte, aber Fehlanzeige. "Und?" fragte ich Frau Tonknecht. "Kommt noch was?" "Ich habe sie nicht verstanden." kam es wie vom Tonband von der Infotante. Genervt verleierte ich die Augen. Ich hatte nun wirklich keine Zeit für sowas. "Sagen sie mir einfach, wo ich bin!" "Das war leider keine Frage." Krampfhaft atmete ich ein und versuchte ruhig zu bleiben. Durch das stundenlange Laufen war ich mittlerweile leicht gereizt. "Wo, wenn ich fragen darf, zum Donnerwetter BIN ICH HIER EIGENTLICH GELANDET?" "Sie haben den maximalen Lautstärkepegel überschritten. Bitte wiederholen sie ihre Frage etwas leider!" Es kostete mich einiges an Ãœberwindung nicht einfach laut zu schreien. Ganz leise fragte ich nun zum zweiten mal: "Wo, wenn ich fragen darf, zum Donnerwetter bin ich hier eigentlich gelandet?" "Sie befinden sich zur Zeit in Underbeach City auf Bizzarro Island." "ACH WAS, WIRKLICH?" brüllte ich. Aus irgendeinem völlig unverständlichen Grund war ich nervlich total hinüber. Wütend biss ich mir selbst in den Finger und stampfte dabei immer wieder mit den Füßen auf den Boden wie eine zickige 5-jährige, die an einem Samstag 5 Stunden später in den Kindergarten gefahren wurde als ein 6-jähriges Mädchen, weil es in Stadt A nur einen 55-jährigen Busfahrer gab, der nur von Montags bis Freitags fuhr. Nun verdrehte Frau Tonknecht die Augen, kam aus ihrem Häuschen und drückte mir einen großen Stadtplan in die Hand. "Auch wenn es für dich vielleicht so aussieht, aber ich hab wirklich nicht den ganzen Tag Zeit, Schätzchen." sagte sie noch, bevor sie zurück in ihr Infohäuschen ging und ihre Zeitung wieder aufschlug. "Aber..." Es würde mich nicht wundern, wenn auch ich hier ziemlich schnell verrückt werden würde. "Warum... warum haben sie nicht... gleich... ach, egal. Danke." sagte ich und ging mit dem Plan in der Hand los, mit der Hoffnung, noch vor Einbruch der Dunkelheit bei Riddle zu Hause anzukommen.

Dabei fiel mir wieder etwas ein: Ich sah es offenbar als ganz selbstverständlich, dass, wenn ich ihn echt wiederfand, er mich auch rein lassen würde. Was aber wäre denn, wenn ihm plötzlich wieder eingefallen wäre, dass er doch kein wildfremdes Mädchen in seiner Bude haben wollte? Oder was, wenn er mich schon wieder vergessen hat? Vielleicht knallt er mir dann einfach die Tür vor der Nase zu, und ich hab gar nichts gekonnt. Oder aber, er hatte von seiner kleinen „Erledigung“ eine weibliche Begleitperson mitgebracht, und wollte auf keinen Fall, dass jemand ihn mit einem anderen Mädchen sah. Heutzutage ist sowas ja, wie meine Tante immer sagte, „auch schon in jüngeren Jahrgängen möglich“. Oder, und bei dem Gedanken konnte ich mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen, er machte sich vielleicht Sorgen? Vielleicht suchte er ja sogar nach mir. Das wäre wahrscheinlich weniger gut. Wenn ich jemanden auf einer riesigen Insel suchen müsste, der eigentlich in der Garage warten sollte, wäre ich vermutlich ziemlich sauer. Ich hatte keine Ahnung was passieren würde, wenn ich wieder bei ihm aufkreuzte. Alles was ich wusste war, dass ich, würde ich die Garage nicht wiederfinden, absolut keine Ahnung hätte, wo ich übernachten sollte. Natürlich fand ich es so oder so eher seltsam, dass er mir nur deswegen geholfen hatte, weil er an einem „klardenkenden Gesprächspartner“ interessiert war. Es hätte mich ja schon weit weniger gewundert, wenn ich so eine blonde Model-Schnecke gewesen wäre, mit hautengen Klamotten, kiloweise Schminkkram im Gesicht und super Frisur. Aber das war ich ja nun eher nicht. Ich war braunhaarig, hatte am Bauch und an den Oberschenkeln auch das ein oder andere Speckpölsterchen anzubieten, trug zu diesem Zeitpunkt irgendwelche Turnschuhe, eine Jungenjeans, ein schwarzes T-Shirt und eine Sweat-Jacke , hatte echt null Schminke im Gesicht und auch keine Frisur, nur Haare, die ich hinten zu einem langweiligen Pferdeschwanz gebunden hatte. Bei mir sah das sogar noch weniger wie eine Frisur aus als bei Paula. Toni hatte deswegen auch mal eine Typveränderung für mich vorgeschlagen, die ich bis dahin erfolgreich abgelehnt hatte, obwohl ich ehrlich gesagt nicht weiß warum. Beim Gedanken an Toni musste ich schwer schlucken. Sie hatte recht gehabt. Sie hatte es wirklich gewusst. Ich war abgestürzt. Ich war als einzige abgestürzt. Niemand wusste, wo ich bin. „Irgendwo im Atlantik“ hatte ich noch gewitzelt. Toni würde sich sicher wahnsinnige Sorgen um mich machen wenn sie wüsste, dass ich mich auf so einer Monsterinsel mit massenhaft gestörten Leuten verlaufen hatte. Ich sah mich um. Zu einhundert Prozent verlaufen. Jetzt saß ich noch tiefer im Nebel. Es konnte eigentlich nicht später als um vier sein, trotzdem war es stockdunkel. „Wie dunkel ein Stock auch immer ist, stimmts?“ hatte Toni immer gesagt, wenn ich diese Redewendung benutzte.

*

Es kam mir vor als ob ich Stunden gelaufen wäre, bis ich mich an einer Mauer anlehnte und kurz verschnaufte. Es war mittlerweile noch dunkler geworden, aber ich wusste nicht, wie spät es war. Selbst wenn ich wüsste, wie man einen Stadtplan ließt, könnte ich jetzt eh nichts mehr auf dem Ding erkennen. Alles, was ich erkennen konnte, waren die Umrisse eines kleinen Baumes im Mondlicht. Augenblick! Mondlicht? Ich ging auf den Baum zu und befand mich schnell auf einem großen Platz. Als ich hoch in den Himmel sah bemerkte ich Sterne und den Mond. Es musste schon spät sein. Allerdings konnte ich dank des Mondes nun etwas besser sehen. Langsam entfaltete ich den Stadtplan und versuchte, etwas zu entziffern. Schnell fand ich einen großen Platz, in dessen Zentrum sich ebenfalls etwas befand, was eventuell ein Baum sein konnte. "Pl... Pla... Plaza de Mo… Ma… Marta. Plaza de Marta." las ich. Das hörte sich nicht gut an. Mein Spanisch war vielleicht nicht gerade das Beste, aber, wenn ich mich nicht sehr irrte, hieß das so viel wie Platz des Tötens oder so ähnlich. Nicht gut. Unwillkürlich sah ich mich um. Plötzlich raschelte es nicht weit entfernt. Erschrocken zuckte ich zusammen und starrte in die Richtung, aus welcher das Geräusch gekommen war. Zunächst geschah nichts. Gerade als ich mich wieder der Karte widmen wollte raschelte es wieder, diesmal noch näher. Als ich mich nun umsah konnte ich etwas sehen. Ein kleines Etwas, kaum einen Meter groß. Regungslos sah ich das Etwas an, welches auf vier Beinen langsam näher kam. Es hatte spitze Ohren und ziemlich große Pranken. Mit diesen übergroßen Händen und Füßen und dem dichten, gelb-schwarz gestreiftem Fell sah es richtig niedlich aus. Schon stand es direkt vor mir und sah mich aus großen Augen an. Vorsichtig streckte ich die Hand nach dem Wesen aus. "Na, Kleiner ?" Behutsam streichelte ich ihm über den Kopf. Es schnurrte beharrlich und schmiegte sich an mich. Ich zerzauste sein weiches Fell. Das kleine Wesen beschnüffelte mich, wobei seine Haare mich kitzelten. An meinem Oberarm angekommen hielt es plötzlich inne. Das nächste was ich registrierte war ein furchtbarer Schmerz im rechten Arm. "Aaah!" zischte ich. Das Vieh hatte mir in den Arm gebissen. Blut lief aus der Wunde. Bei dem Anblick wurde mir ganz schlecht. Schwankend versuchte ich mich aufzurichten, verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden. Das gelbe Wesen kletterte auf meinen Bauch und sah mich mit schräg gelegtem Kopf an. Als es dann sein Maul öffnete und Reihen spitzer Zähne entblößte kam mir sofort in den Sinn, was das für ein Teil sein musste. Ein Ludix. Noch in der selben Sekunde in der mir einfiel, dass diese Wesen sich gewöhnlich in Gruppen aufhalten, stürmte eine Horde von zehn bis fünfzehn dieser Wesen aus den Gebüschen um den Platz. Erschrocken sprang ich auf, wobei ich den Ludix, der auf meinem Bauch gesessen hatte, von mir abwarf. Diesmal konnte ich das Gleichgewicht halten und blieb noch einige Sekunden reglos stehen bevor ich so schnell mich meine Beine tragen konnten davonrannte, die Ludix dicht auf den Fersen. Beim Rennen hielt ich mir die ganze Zeit den rechten Arm, der tierisch brannte. Der Schweiß rann mir über die Stirn und ich war schon völlig aus der Puste, obwohl ich erst eine knappe Minute vor den kleinen Haifisch-Fressen davonrannte. Typisch. Bezüglich Ausdauer war ich noch nie besonders ausdauernd. Aber ich musste weiterrennen. Der eine Ärmel meiner Jacke war triefend nass. Hektisch versuchte ich, die Blutung irgendwie zu stoppen. Als mir das nich gelang entschied ich, mich wieder auf das Abhängen der Ludix zu konzentrieren. Ich bog dort um eine Ecke, da in eine Gasse. Vor meinen Augen verschwamm alles, was ich grade noch so erkennen konnte, zu einem einzigen schwarzen Schleier und mir wurde schwindelig. Aus Angst umzukippen blieb ich stehen. Gespannt lauschte ich in die Dunkelheit. Außer meinem Japsen hörte ich nichts. Die Viecher mussten mich verloren haben. Dummerweise konnte ich um mich herum nichts erkennen und wusste nun noch weniger als gar nicht, wo ich war. Angestrengt versuchte ich, irgendetwas in meiner Umgebung zu sehen. Und es gelang mir. Als ich sah wo ich war hätte ich vor Freude schreien können. Mir entgegen leuchtete das Logo von „Luigis“. Alles was ich jetzt noch tun musste, war geradeaus weiterzulaufen, bis ich Riddles Garage erreicht hatte. Wahrscheinlich wäre ich das letzte Stück des Weges gerannt, wäre mir nicht so schwindelig gewesen. Als ich vor der Tür stand hielt ich kurz inne, dann klopfte ich. Er öffnete die Tür. Als er mich sah, grinste er. "Hey, Sarah, auch schon hier." sagte er fröhlich und klopfte mir auf die Schulter. Ich für meinen Teil war ein wenig irritiert. "Hab mir schon Sorgen gemacht, du wärst eine Fatahmorgana gewesen und schon wieder weg. Komm rein!" Ich schob mich an ihm vorbei und er schloss die Tür hinter mir zu. "Und, was hast du den ganze Tag so angestellt?" fragte er, als ich mich erschöpft auf die Couch fallen lassen hatte. "Nichts." sagte ich, wie ich fand, wahrheitsgemäß. Ich hatte ja nichts angestellt. Ganz offensichtlich schien er das viele Blut an meinem Jackenärmel gar nicht zu bemerken, was mir ehrlich gesagt auch ganz lieb war. Ich wollte nicht gleich den Eindruck erwecken, dass ich keine paar Stunden selber auf mich aufpassen kann. "Ich war in der Schule." sagte ich beiläufig, was bei Riddle ein richtig breites Grinsen zur Folge hatte. "Ich wette mit dir dass du auf der Notsen-School warst, stimmts?" Natürlich war ich erst mal etwas verblüfft. "Wieso weißt du das?" ""Weil dein Rucksack vor Nässe trieft und du ganz extrem nach Cappuccino riechst, darum." So wie er mich anlachte hatte ich wirklich das Gefühl, dass er mich ganz gut leiden konnte. Zumindest soweit ich dass erkennen konnte, ich sah ja alles verschwommen. Als er sich neben mich aufs Sofa setzte hatte ich Mühe, ihn zu erkennen. "Alles in Ordnung?" fragte er, wobei er leicht besorgt klang. "Klar." log ich. In Wirklichkeit brannte mein Arm, als würde ich ihn in ein Lagerfeuer halten. Ich konnte mir selbst auch nicht erklären, wie ich das aushielt. "Sicher?" Er klang nicht besonders überzeugt. "Ja." versicherte ich ihm. "Dann lass doch mal deinen Arm los." Verdammt. Er musste doch etwas bemerkt haben. "Mit meinem Arm ist alles in Ordnung:" "Will ich sehen." antwortete er energisch. Langsam zog ich zog ich meine Hand von meinem Arm weg. Seine Augen weiteten sich. "Zieh deine Jacke aus!" sagte er hektisch. Vorsichtig versuchte ich es. "Aaah!" schrie ich und presste sofort wieder meine Hand gegen meinen Arm. Er kam näher und half mir. "Was ist passiert?" fragte er, nachdem er mir unter Protestgeschrei von meiner Seite aus der Jacke geholfen hatte. "Ludix." zischte ich. "Oh, die tun weh." nickte er. Ganz was Neues. Er besah sich meine Verletzung. Mein ganzer Oberarm war aufgerissen. "Ob du es glaubst oder nicht, aber ich kenne einen Trick, mit dem das morgen schon ganz anders aussieht." sagte er, nachdem er meinen Arm genug inspiziert hatte. Sofort dachte ich an das Schlimmste. "Amputieren?" stieß ich erschrocken hervor. Gott sei Dank schüttelte er den Kopf. "Nein." Nun setzte er sich wieder neben mich. "Das ist ein Ludixbiss. Im Prinzip würde das alles wieder korrekt zusammenwachsen. Man muss es nur zusammenschieben." Verdutzt starrte ich ihn an. "Wie bitte?" "Wenn du es mir erlaubst, könnte ich das übernehmen. Es wird zwar ein bisschen wehtun, aber wenn wir das gleich machen dürfte dein Arm morgen wieder fit sein." Ich überlegte kurz, dann nickte ich. Er legte seine Hände um meinen rechten Arm. "Zähne zusammenbeißen!" Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Dann begann er, meine Haut über der Wunde zusammenzuschieben. Prompt fing ich an zu kreischen. Der Schmerz war nahezu unerträglich. Als würde er die Haut nicht zusammenschieben, sondern abreißen. Mir kam es vor wie Stunden, als der Schmerz endlich abklang. Riddle hatte aufgehört. Es Dauerte einen kurzen Moment bis mir auffiel, dass er mein Hand noch immer festhielt. "Besser?" fragte er, worauf ich mit einem Nicken antwortete. Dann lächelte er. Ich lächelte zurück. Da hörten wir plötzlich ein gurrendes Geräusch und wandten uns beide zu Morph, der aus Riddles Bett saß und an einem Kissen nagte. "Der ist müde." sagte Riddle. Morph gurrte wieder. "Und du bist vielleicht auch müde." fügte er hinzu. Erneut gurrte Morph. "O.K., ich womöglich auch." Er rollte die Augen. Die Kommunikation zwischen den Beiden fand ich auf irgendeine Art besorgniserregend. "Außerdem müssen wir morgen früh raus." gähnte er. Ich schaute verdutzt. "Warum?" "Weil ich, glaube ich, versprochen habe, dir die Insel zu zeigen. Schon vergessen?" Natürlich nicht. Nur daran gedacht hatte ich nicht mehr. "Außer natürlich, du willst nicht -" "Doch, doch, doch." wandte ich sofort ein. "Klar." Das war ja ursprünglich sogar schon für heute geplant gewesen, aber dann sind ja seine „Erledigungen“ dazwischen gekommen. "Das wird super." versprach er auf seinem Bett sitzend. "Wenn man mit Fremdenführer da draußen ist, kommt es einem gleich viel cooler vor, glaub mir! Diese Insel hat viele Fassaden: Sie ist gefährlich, ruhig, aufregend, entspannend, dramatisch, witzig, beängstigend, romantisch, abenteuer- und kulturlastig... " "Bitte, was war das vorletzte?" unterbrach ich ihn verwundert. Ich bildete mir ein, ihn nicht richtig verstanden zu haben. "“Dramatisch, witzig“." "Nein, das danach." "“Abenteuer- und kulturlastig“?" "Nein, das dazwischen." "Dazwischen war nichts." sagte er scheinheilig. "Doch, klar. Wird ja wohl kein Ohrensausen gewesen sein." "Da hab ich nichts gesagt." "Doch." "Nein." Ich sah ein, dass es keinen Sinn hatte. Aber trotzdem war ich mir ziemlich sicher, dass er etwas von „romantisch“ gesagt hatte. "Nacht, Sarah." gähnte er, drehte sich auf seinen Bett mit dem Rücken zu mir und begann nach wenigen Sekunden leise zu schnarchen. "Nacht." sagte ich, obwohl ich wusste, dass er schon eingepennt war. Ich machte mich auf der Couch lang und sah hoch zur Decke. Dabei schwirrten mir hauptsächlich zwei Gedanken durch den Kopf. Erstens: Kann mir bitte jemand den Arm amputieren? Zweitens: Er hat „romantisch“ gesagt. Das war zwar irgendwo ziemlich sinnig, aber aus mir unbekannten Gründen lies mich dieser zweite Gedanke rot anlaufen und bis über beide Backen grinsen.

...

Der Wald verschwamm halb vor meinen Augen, trotzdem hielt ich mich aufrecht und versuchte dabei so gut es ging, ihn böse anzusehen, während er nur sein übliches Lächeln lächelte. "Verschwinde einfach!" sagte ich schwach. Er ging nicht, sondern sah mir tief in die Augen. "Das hältst du nicht durch." sagte er besorgt und passte nun auch sein Gesicht seinem Tonfall an. "Doch." erwiderte ich trotzig. "Ich brauch dich nicht." "Hör mal, ich nehme alles zurück, was ich gesagt habe, aber komm endlich zur Vernunft!" Schwach schüttelte ich den Kopf. Er seufzte. "Außerdem ist es gefährlich, wenn du da jetz alleine hoch gehst." Mit gesenktem Kopf stöhnte ich :"Ist mir egal." Ich drehte mich um und wollte gehen, doch da hielt er mich an der Schulter zurück. "Lass - mich - los!" zischte ich, doch er tat gar nicht dergleichen. Nun fing es auch noch an zu regnen. Toll, wo ich so wie so schon nichts mehr erkennen konnte. "Du musst wieder zurück kommen!" "Ich muss gar nichts." Mir wurde schwindelig. "Wenn du so weitermachst, wirst du sterben!" brüllte er. Kurz dachte ich darüber nach, dann zuckte ich mit den Achseln. "Schön, sterb’ ich halt." hauchte ich in gleichgültigem Ton. Dann wurde es schwarz vor meinen Augen.

...

Ich öffnete die Augen und sah eine Decke. Eine Steppdecke. Ich zog mir das Teil vom Kopf und blinzelte in das helle Sonnenlicht, dass durchs Fenster herein schien, dann sah ich mich um. Riddle war schon wach und durchwühlte einen Haufen Papier, der auf dem Tisch lag. "Morgen, Dornröschen." sagte er, ohne vom Tisch aufzusehen. "Gut geschlafen?" "Nicht wirklich." "Alptraum?" "Hm." Es wollte mir einfach nicht in den Kopf, warum ich in letzter Zeit andauernd so einen Schrott träumte. Der letzte war auch wieder so seltsam. Riddle und ich hatten an einer verregneten Lichtung gestanden und über irgendwas gestritten, dann bin ich ohnmächtig geworden. Hätte ich letzte Nacht nicht von was Schönen träumen können? Etwas romantisches? "Wie geht’s deinem Arm?" fragte Riddle und holte mich so wieder in die schräge Gegenwart zurück. "Hm? Oh, besser. Danke." Als ich meinen Arm ein wenig bewegte hatte ich wenigstens nicht gleich das Gefühl, losheulen zu müssen. Morph, der auf dem Tisch gesessen hatte, sprang auf einen der ungleichen Stühle, von diesem herunter und dann mit wenigen Sätzen auf meinen Bauch. "Brauchst du noch einen Moment, oder können wir los?" Riddle schob das Papier zu einem Haufen zusammen und sah mich dann fragend an. "Wir können." grinste ich. Er sah etwas überrascht aus. "Bist du sicher? Ich meine... dein Arm..." "Ach, komm! Schnee von gestern. Siehst du?" Ich wedelte mit meinem Arm auf und ab wobei ich eher krampfhaft versuchte, keine Miene zu verziehen. Es brannte noch immer. "Guck! Alles in O- argh!" Schnell zog ich ihn zurück und kniff die Augen zu. Das war wohl etwas zu viel gewesen. Riddle verdrehte die Augen. "Bist du sicher?" fragte er erneut. "Ja." erwiderte ich gelassen. "Ich werd’ ja beim Laufen nicht die ganze Zeit mit den Armen rudern müssen."

 

Das letzte Adjektiv

 

Kaum dass wir einen Fuß vor die Tür gesetzt hatten stolperten wir über die erste Eigenart. Wieder so ein komischer, grüner Alien, diesmal jedoch nur ungefähr ein Meter vierzig groß, in Baseballklamotten und die Augen schön nebeneinander, so wie der liebe Gott es sich wahrscheinlich ursprünglich gedacht hatte. Der Kerl – der Alien, natürlich, nicht Gott – lag quer vor der Tür und streckte seine beiden dünnen Arme in die Luft. "Nieder mit den Unterdrückern!" sagte er, wobei er niemanden ansah. Skeptisch sah ich Riddle an, der genervt mit den Augen rollte und den grünen Typen an den Armen nach oben zog. "Ganz ruhig, Mann! Wir sind nicht für die Grauen." "Seid ihr nicht?" "Nein." "Oh. Dann entschuldigt bitte die Störung!" Er nahm seine Mütze ab und ging. Ich sah ihm ungläubig nach. "Was sollte das denn wieder?" Riddle winkte es mit einer Handbewegung ab. "Es sind nur demnächst Wahlen, und da legt sich gerne mal der ein oder andere Demonstrant vor deine Haustür." "Aha." "So." Er klatschte in die Hände. "Wohin geht’s als erstes?" Selbstverständlich zuckte ich die Achseln. Woher sollte ich denn hier die Sehenswürdigkeiten kennen? Was für Sehenswürdigkeiten sollte es hier überhaupt geben? Lake Fishmen? Der schiefe Turm von Pizza? "Keine Ahnung. Was gäbe es denn hier in der Nähe so sehenswertes?" "Viel." kam es von ihm wie aus der Pistole geschossen. "Zum Beispiel gibt es hier den Disturbia-Tower, der wäre ganz interessant." Ich zog die Augenbrauen hoch. "Disturbia-Tower?" "Na, du darfst dich nicht zu lange da oben aufhalten." Er tippte sich gegen die Stirn und fuhr fort: "Sonst herrscht hier oben nämlich disturbia. Kapiert?" Als ich den Witz kapiert hatte lachte ich, dann zuckte ich erneut die Achseln. "Warum nicht?" "Genau." Morph hüpfte flink auf Riddles Schulter und zu dritt gingen wir los, Richtung Wahnsinn.

Wären da nicht diese ganzen seltsamen Kreaturen rumgehüpft hätte man wirklich denken können, man wäre in einer ganz normalen Großstadt gelandet. Staunend sah ich fast die ganze Zeit nach oben und versuchte, die Spitzen der teils übergroßen Wolkenkratzer zu sehen. Ungefähr so hatte ich mir New York immer vorgestellt, nur dass die Vegetation an manchen Stellen etwas sehr tropisches hatte. "Wie findest du die Insel bisher?" fragte Riddle, worauf ich zunächst nicht mehr als: "Unglaublich." antworten konnte. Doch da fiel mir wieder etwas ein. "Hattest du nicht gestern mit einem Haufen Adjektiven um dich geworfen? Wo ist jetzt das aufregend Entspannende, das dramatisch Witzige?" Er schmunzelte. "Glaub mir! Jedes Eigenschaftswort trifft zu und das Beste kommt zum Schluss." "Und welches?" "Wie?" "Na, welches Eigenschaftswort kommt denn zum Schluss?" Natürlich sagte er nichts, sondern bewegte nur bedeutungsvoll die Augenbrauen und ging weiter über eine vor Chrom nur so blinkenden Brücke, was bei mir so eine Vorahnung auslöste. Nachdem wir die Brücke überquert hatten kam uns plötzlich eine junge Frau entgegengerannt und blieb dann gebeugt und nach Luft schnappend vor und stehen. "Was ist los? Was haben sie?" Riddle beugte sich zu der Frau herunter, die nun ihren Kopf leicht hob. Ich hatte sie Bereits gesehen. "Hey, das ist doch diese Frau..." "Welche Frau?" fragte Riddle. "Diese Frau, die letztens von so einem komischen Vieh weggezogen worden war." Nun beugte auch ich mich zu der Frau herunter, überrascht, dass sie tatsächlich noch lebte. "Du weißt schon. Bevor die Nocs kamen." Offenbar hatte ich wieder etwas gesagt, was ihn beunruhigte, denn als er das hörte weiteten sich wieder seine Augen und wie von der Tarantel gestochen trat er einen großen Schritt zurück. Dann sah er mich an und zog mich weiter weg von der Frau, die jetzt offenbar wieder halbwegs genug Luft bekam. "Weg von ihr." Ich sah ihn verwundert an. "Was ist denn jetzt nun wieder?" "Wenn ich „jetzt“ sage, rennen wir weg, so schnell wir können!" flüsterte er, ohne auf meine Frage zu antworten. Dann machte die Frau plötzlich eine ruckartige Bewegung, Riddle brüllte: "Jetzt!" und raste davon. Ich guckte natürlich erst mal ein paar Sekunden in die Röhre, weil ich meinen Einsatz verpasst hatte, doch als ich merkte, dass die Frau nun plötzlich Reihen von spitzen Zähnen und Krallen entblößte, schrie ich erst mal und rannte dann, so schnell ich konnte, Riddle hinterher, was nicht besonders schnell war. "Warte!" rief ich hektisch, weil ich ihn schon fast aus den Augen verloren hatte. Ich hetzte einfach geradeaus weiter in der Hoffnung, dass diese Monsterbraut mir vom Leib blieb. Plötzlich stolperte ich über einen großen, auf dem Boden liegenden Ast und legte mich erst mal der Länge nach hin. Bäuchlings, selbstredend. Schnell rappelte ich mich auf und sah mich um. Keine Monsterbraut, aber auch kein Riddle. Dafür aber massenhaft Gassen zwischen vielen, völlig gleich aussehenden Wolkenkratzern. "Riddle?" Keine Antwort. Bei mir machte sich Panik breit. Dem entsprechend panisch sah ich mich um. Nichts, nichts und noch weniger. Nicht die Spur von Leben. Es war absolut still. Alles was ich hören konnte war mein unregelmäßiges atmen. Planlos stolperte ich von einer Seitenstraße in die nächste, wobei ich zwischendurch circa alle zehn Sekunden „Riddle?“ flüsterte. Rückwärts durchschlich ich eine der vielen Gassen. Da - "Aaaah!" Plötzlich war ich mit irgendjemanden oder irgendetwas zusammengestoßen, und beide schrien wir vor Schreck laut auf. Als ich herumwirbelte wurde mir sofort wohler als ich sah, mit wem ich da zusammengerannt war. "Gott sei Dank, du bist’s." Riddle. "Wo warst du?" fragte er. "Ich bin nicht mehr hinterher gekommen. Diese Ruhe hier war ja richtig zum fürchten." Verstohlen sah ich mich um. "Warum ist hier eigentlich so tote Hose, wenn man fragen darf?" "Man darf nicht fragen, das ist ja das Problem." Wieder machte sich bei mir Verwirrung breit. Den Spruch verstand ich nicht. "In diesem Teil des Viertels muss mal etwas passiert sein, was die Leute schon seit Jahren fernhält. Nur wenige wissen warum und die, die es wissen, darf man nicht danach fragen. Das ist gesetzlich verboten." Ich zuckte nur mit den Augenbrauen. "Aha." Eigentlich war es mir immer noch peinlich, dass er wieder nach mir suchen musste. Wenn das öfters nötig wäre, würde er es bestimmt irgendwann lassen. Er jedoch war es, der sich leicht verlegen räusperte und fragte: "Wollen... wollen wir weiter? Es gibt noch ’ne ganze Menge zu sehen." Nach einem Nicken meinerseits setzten wir unseren Trip fort, wobei wir schnell wieder in dichter besiedeltes Terrain kamen. Nach einer Weile kam mir wieder der Gedanke, dass hier grade so ein einheimisches Festival stattfand, unabhängig davon dass ich wusste, dass die Leute so aussahen, wie sie aussahen, ohne sich zu verkleiden. Einige Kinder rannten mit Unmengen von Luftballons durch die Gegend, ein paar ziemlich haariger Wesen zogen mit bunten Partyhüten auf den Köpfen und Tröten in den Mündern durch die Straße und tuteten sich eins zusammen, wobei zwischendurch hin und wieder einer von ihnen etwas unverständliches grölte. Als Riddle mein staunendes Gesicht sah erklärte er: " Wie gesagt sind bald Wahlen, und da der Großteil der Bewohner von Bizzarro Island so ziemlich jeden Anlass für eine Party jeglicher Art wahrnimmt, machen die Leute auch in diesem Fall, die einen halt mehr und die anderen weniger, ein riesen Event aus der ganzen Geschichte." Aha. Erneut kamen einige Leute an uns vorbei, die wenigstens vergleichsweise menschlich aussahen, und brüllten auch etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand. "Was ist das eigentlich für ’ne komische Sprache? Da versteh ich ja chinesisch besser." "Hier werden so viele Sprachen gesprochen, dass ich allmählich selbst den Ãœberblick verliere." antwortete er und sah sich in der Menge um. "Zum Beispiel..." begann er und zog mich zu einem großen Werbeplakat auf welchem etwas in einer Sprache stand, die ich nicht kannte. "...wette ich, dass du keine Ahnung hast, was auf diesem Plakat steht." Ich starrte das Plakat an. Nach kurzem Bedenken antwortete ich zögernd: "Ähm... „Nur morgen, zum Tag der Wahlen, Sonderangebot: Kaufen sie zwei große Jumbo-Pizzen bei Luigi und erhalten sie die dritte gratis dazu! Nicht mit anderen Rabattaktionen kombinierbar und nur solange der Vorrat reicht.“" Fragend sah ich Riddle an und er sah völlig verblüfft zurück. Dann pfiff er. "Wow, gut geraten." "Ich hab nicht geraten." antwortete ich reflexartig. "Ja, und... woher...?" Kurz guckte er nur noch fragend aus der Wäsche, doch dann verdrehte er die Augen, griff mich erneut am Arm und zog mich mit leichter Gewalt weg. Wir gingen nun in Richtung eines ziemlich hoch aussehenden Metallgebäudes. Zwar waren die so ziemlich einzigen, die mich überhaupt beachteten Morph und Riddle, aber trotzdem fühlte ich mich in diesem Moment unangenehm beobachtet.

Bereits nach wenigen Schritten begriff ich, was Riddle vorhin gemeint hatte. Je näher wir dem Tower kamen desto weniger sah es aus wie ein Turm, eher wie ein großer Spalt in der Landschaft, durch den man hindurch sehen konnte. Und das was ich das sah, ließ mich meine Situation einen Augenblick vergessen. Dort, zuerst wie durch Milchglas, doch dann ganz klar, sah ich... meine Mutter. Ich sah wie wir nebeneinander standen und uns über irgendetwas totlachten. Fassungslos starrte ich auf das Szenario. "Bin das... sind das..." Vorsichtig ging ich näher heran. Riddle kam von hinten näher. "Ich hab keine Ahnung was du da siehst. Jeder sieht in diesem Turm etwas anderes. Ich zum Beispiel... sehe meine Eltern." Ich drehte mich zu ihm um. Seine Eltern mussten ihm wohl sehr viel bedeuten. So wie meine Mutter mir viel bedeutet hatte. Mir wurde klar dass ich kurz davor war zu heulen und ich gab mir große Mühe, dass zu verbergen. "Naja." sagte ich. "Da haben wir ja was gemeinsam." "So?" Fragend sah er mich an. "Die Personen die uns hier als Trugbild begegnen... werden wir in Wahrheit niemals wieder sehen." Nun konnte ich die Tränen nicht mehr zurück halten. Mir wurde zum ersten mal wirklich bewusst, in was für einer Lage ich mich befand. Ich war in einer surrealen Wirklichkeit gelandet, auf einer verrückten, gefährlichen Insel, auf welcher ich von der Außenwelt abgeschnitten bei einem Wildfremden Typen und seinem Affen auf der Couch in einem Wellblech-Schuppen penne. Meine Freunde und meine Familie würde ich nie mehr wiedersehen. Und ich würde nie New York sehen können. Im Prinzip war ich so gut wie tot. Als hätte ich irgendwelche Scheißdrogen genommen und mein Hirn würde mir jetzt noch ein paar sinnfreie letzte Minuten vorgaukeln. Ich fühlte mich wie Alice im Wunderland, nur dass mein Aufenthalt definitiv länger ist und dass ich nie den Weg zurück durch den Kaninchenbau gehen werde, wo dann alles wie ein Traum vorkäme. Doch das alles, diese zusammenhanglosen und sinnlosen Ereignisse, diese seltsamen Kreaturen und seltsamen Menschen, dass alles war kein Traum. Es war die verdammte Realität. All das geschah wirklich. Das alles war mir zu ersten Mal wirklich klar. Schluchzend sank ich auf die Knie und flüsterte: "Ich bin tot." Deutlich konnte ich Riddles Blick auf mir spüren. Er musste mich für total bescheuert halten. Sicher würde er bald gehen. Solle sich doch jemand anderes um dieses Wrack from outa space kümmern. Dann stünde ich wieder komplett alleine da.

Die Geräusche der Feierlichkeiten schienen im Hintergrund zu einem Rauschen zu verschwimmen. Meeresrauschen, wie damals im Traum. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Rücken. "Warum -" ich rang nach Worten. "Warum lässt du mich nicht einfach hier sitzen?" "Keine Ahnung." antwortete er, setzte sich neben mich und tätschelte meine Schulter. Ich sah ihn an. "Was bist du denn für ein Weichei. Willst du mitheulen oder was?" Das hätte ich nicht sagen sollen. Er stand auf, und ich automatisch auch. "Tut mir Lei-" "Ach, Schwamm drüber." Er blickte zur Sonne als er ganz beiläufig fragte: "Hast du eigentlich Hunger?"

*

"Also das" schmatzte ich mit vollem Mund "ist mit Abstand die beste Pizza die ich je gegessen habe." Wir befanden uns in der Pizzeria von Luigi. Riddle musste eine Abkürzung gekannt haben und diesmal mussten wir nicht mal über die komische Brücke, und den Betreiber dieses Ladens musste er auch persönlich kennen. Ich schluckte ein Stück Schinken-Ananass-Pizza nach dem anderen runter. Der helle Wahnsinn. "Denkst du eigentlich noch an -" "Mhm?" Mit vollem Mund spricht man nicht. "Denkst du eigentlich noch an das „letzte Adjektiv“?" Es dauerte einen Moment bis ich begriff wovon er redete. Ich schluckte hastig runter. "Mhm, na klar." "Also, der Trip zum Tower war ja mal nicht so 'ne geniale Idee wie gedacht und deshalb hab ich mir gedacht dass ich mich... also dass ich das möglichst schnell wieder gut machen sollte." Gespannt sah ich ihn an und hing ihm sprichwörtlich an den Lippen was mich allerdings nicht davon abhielt weiter Pizza zu futtern. "Das Beste an dieser Insel hast du ja noch gar nicht gesehen. Denn ob du es glaubst oder nicht, sie hat auch schöne Seiten." So albern das jetzt auch klingen mag, aber bei diesen Worten verschluckte ich mich an einem Bissen Pizza und musste kurz husten, um wieder Luft zu bekommen. "Schöne Seiten? Glaub ich dir nicht." "Doch, ist wirklich so. Wenn du es dann siehst wirst du es richtig kitschig finden." Er lachte und sah mich dann eindrucksvoll an. Schnell sah ich woanders hin und tat so, als wäre die Klingel auf dem Tresen viel interessanter als er. " Ich versteh immer noch nicht warum du das alles für mich machst. Kein normaler Mensch würde sich eine wildfremden Person derartig annehmen." Er lächelte. "Ich denke ich habe das schon gesagt, aber ich wollte einfach mal wieder Kontakt zu anderen zivilisierten Menschen, weiter nichts." Das wollte ich sogar glauben. "Da ist mir eigentlich egal wer das ist. Hätte auch jeder andere kommen können." Morph nahm ein Stück von meiner Pizza und fraß den Belag herunter, ohne dass ich es wirklich mitbekam. Ich war eher mit Riddles Augen beschäftigt. Mit seinen Augen? Ich würde doch nicht... nein, so ein Quatsch. Ich kannte ihn erst seit kurzer Zeit, das musste etwas anderes sein. Es war... ich war ihm schlicht weg dankbar, das war alles. Richtig tief empfundene Dankbarkeit kannte ich noch nicht, daher lässt sich davon ausgehen, dass es das sein musste, was sonst. Oder? Nun räusperte er sich. "Also, wenn du das heute noch raus finden willst würde ich sagen, dass du dich mit dem Essen beeilen solltest. Bald ist es nämlich soweit." "Hm?" In diesem Moment musste ich ziemlich überrascht geguckt haben. "Wenn ich was herausfinden will?" "Sag mal, träumst du? Worum ging es denn vorhin noch?" Lief ich rot an? Als mir wieder einfiel worum es vorhin ging steckte ich mir schnell das letzte Stück Pizza in den Mund und wunderte mich schon, warum es so komisch schmeckte und ich kein einziges Stück Ananas mehr abbekommen hatte. Als ich den leeren Teigbatzen hinunter gekaut und meine unbenutzte Gabel auf den Teller gelegt hatte, stand Riddle aus. "Also... wollen wir?" "Klar." Ohne ein weiteres Wort verließen wir das Lokal wobei mir auffiel das ich ein glückseliges Lächeln im Gesicht hatte, das ich irgendwie nicht abstellen konnte.

"Sag mal, was hältst du davon, den restlichen Weg einfach rückwärts zu laufen?" "Hä?" "Na, ich hab gehört die Japaner sollen das für sehr gesund halten." "Bin ich jetzt Japaner, oder was?" "Mensch nein, aber du verdirbst dir noch die ganze Überraschung." Man merkte richtig dass er sich freute, mir was auch immer zu zeigen. Der Junge musste ziemlich lange keinen Kontakt mit normalen Menschen mehr gehabt haben, und in dieser Umgebung kann ich das ehrlich gesagt nachvollziehen. "Oder du nimmst Möglichkeit B..." sagte er und bevor ich merkte wie mir geschah hatte er mir den kleinen Lemuren auf die Augen gedrückt. "So hast du das Ziel nicht schon zu früh vor Augen." "Ja, so habe ich nur einen schnurrenden Affen vor den Augen, na ganz toll. " Blind taumelte ich einige Schritte vorwärts. " Und kannst du mir jetzt vielleicht noch erklären wie ich ohne eine nennenswerte Anzahl von Stürzen bis zu diesem Ziel kommen soll?" "Wenn du drohst in eine Klärgrube oder gegen ein Haus zu laufen dreh ich dich vorher einfach wieder in die richtige Richtung." "Na, vielen Dank."

So gingen wir eine ganze Weile lang, seltsamerweise ohne dass ich in eine Klärgrube lief, bis ich etwas hörte, was ich hier eigentlich gar nicht hören konnte. "Ähm, Riddle?" Ich merkte dass er nicht stehen blieb, also stellte ich meine blöde Frage trotzdem. "Ist das hier... Meeresrauchen?" "Nicht schummeln." Was? Das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein. Wir waren irgendwo unterirdisch. Hier unten konnte man doch wohl das Meer nicht hören. Bei dem Gedanken, dass wir uns unter der Erde befanden ließ mich daran denken, dass ich letzte Nacht nach oben geguckt und einen Himmel gesehen hatte. Seltsam."Wie -" Ich konnte meine Frage nicht beenden, denn als ich grade damit anfangen wollte prallte ich gegen etwas, vermutlich seinen Rücken. Er musste stehen geblieben sein, und zwar direkt vor mir. "Alle Mann still gestanden." Das war ein gänzlich unnötiger Kommentar, da ich, aufgrund des unvorhersehbaren Aufpralls etwas deppert, wie fest gewurzelt auf der Stelle stand. "Sind wir endlich da, kannst du jetzt den kleinen Fellball aus meinem Gesicht nehmen, ja?" "Ach, jetzt stell dich nicht so an!" Ich spürte wie er eine Hand auf Morph legte, um ihn von meinem Gesicht zu nehmen. "Wie gesagt, du wirst es extrem kitschig finden, aber... " Worauf genau er mit seinem aber noch hinaus wollte erfuhr ich nie, denn dann nahm er mir das Fell von den Augen und mir gingen schlagartig unzählige Adjektive durch den Kopf. Alles vor meinen Augen war in einen rot goldenen Schimmer getaucht. Ein Sonnenuntergang, wie er malerischer hätte nicht sein können. Die Sonne war bereits halb hinter dem Streifen verschwunden, wo der Horizont den Himmel und das Meer voneinander trennte. Golden tanzten die Sonnenstrahlen auf den sanft wogenden Wellen dieses unterirdischen Meeres. Ich bin mir nicht ganz sicher doch ich glaube, dass mir bei diesem Anblick einige Sekunden lang der Mund offen stehen blieb. Es war überwältigend.

Nicht nur, das hier unten offenbar ein Meer war, was mich schon mehr als genug in Erstaunen versetzte, sondern wir standen auch noch auf Einer Felsklippe, und konnten so bis ans scheinbare Ende des riesigen Gewässers blicken. Der Anblick war einzigartig, wundervoll, malerisch, romantisch, atemberaubend, genial, fantastisch. Ich wusste gar nicht so richtig, wofür ich mich entscheiden sollte. Dann fiel mir ein, was er vorhin gesagt hatte. Immer noch völlig gebannt sah ich auf das goldene Meer hinaus."Wow." begann ich. "Das ist ja... das... I-i-ich meine das ist ja so was von... … kitschig."

Als er mich nun anstarrte wirkte er irgendwie leicht geschockt. "Was?" Ich schaute ihn nun so an, wie ich es einmal bei einer Frau in einem Film gesehen hatte, die versuchte sich einen ziemlich aufdringlichen Verehrer vom Hals zu halten. Irgendwie doppeldeutig, oder nicht? "Ganz im Ernst, was ist das hier für 'ne Nummer. Versuchst du etwa mich anzumachen oder wie?" Er sah total erschrocken aus, vermutlich auch angesichts des Tones, den ich anschlug. "Was glaubst du eigentlich was das hier ist, hä? Irgend so ein schnulziger Teeny-Roman? Willst du mich auf den Arm nehmen? Sag mal, für wie blöd hältst du mich eigentlich? Mir sind ja schon viele mieses Anmachen gekommen, aber so was billiges hab ich ja meines Lebens noch nicht gesehen." Nun versuchte er wild gestikulierend sich in irgendeiner Form zu rechtfertigen und irgendwelche gestotterten Entschuldigungen zu murmeln. Da konnte ich nicht mehr anders und fing an lauthals zu lachen. Verdutzt hielt er inne. Ich beruhigte mich wieder und sah ihn, wie ich fand verständnisvoll, an. "Das war ein Scherz! Mann. Großer Gott, du hast mir dieses Gerede doch wohl nicht wirklich abgekauft." Riddle starrte mich mit großen Augen an. "Mensch, ich muss ja 'ne echt geniale Schauspielerin sein." "Also, um mich zu verarschen reicht's allemal." Er lachte verlegen und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, wobei er ziemlich erleichtert wirkte. Den hatte ich wohl ganz schön angeschmiert. "Und? Wie findest du 's... wirklich? Findest du es wirklich so schlimm?" Ich lachte noch einmal kurz auf. "Soll das vielleicht ein Witz sein? Das ist absolut unglaublich." Den Blick wieder auf die schimmernden Wellen gerichtet fügte ich hinzu: "Aber wie ist so etwas möglich?" Riddle grinste. "Nun, ganz einfach." Fragend sah ich ihn an und wartete auf seine Erklärung. "Du bist hier in Bizzarro Island." "Oh, wie konnte ich das nur vergessen!" "Tja..." Nun passierte etwas, was mich ein wenig verunsicherte. Riddle legte einen Arm um meine Hüfte und ging mit mir bis ganz an den Rand der Klippe. Dann drehte er mich so, dass ich ihm wieder in die Augen sah. Diesmal schaute ich verdutzt. "Weißt du, auf dieser Insel gibt es schon merkwürdige Dinge." Er kam mir einen Schritt näher. "Und die Leute auf dieser Insel tun auch manchmal... merkwürdige Dinge." Jetzt kam er mir noch näher und mein Herz fing an zu rasen. Was in aller Welt hatte der vor? Dicht beieinander standen wir da also am äußersten Rand der Klippe. Bis auf das Rauschen von Meer und Wind war es ganz still."Ich zähle jetzt bis drei." sagte er. Es schien mir, als würde er während des Zählens immer näher kommen. "Eins..." Mir schoss plötzlich unwillkürlich der Vortrag meiner Mutter durch den Kopf, was das „nicht mit fremden Leuten mitgehen“ anbelangt. Was hatte er vor? "Zwei..." Auf einmal wurde mir jedoch klar wo wir uns befanden und das uns kein Millimeter von einem ziemlich beängstigendem Fall ins offene Meer trennte. Er würde doch nicht - "Drei!" Ganz plötzlich riss er mich von den Füßen und wir beide stürzten schreiend in die Tiefe. Während er nur sowas wie "Jeronimo!" brüllte hielt ich mich an das klassische "Aaaah!" Wir wurden immer schneller und schneller, was natürlich mit sich zog dass das Meer mit einem Gott weis wie tiefen oder Flachen Spiegel immer näher kam. Ich war ja so was von tot. Um meinem sicheren Ende nicht ganz so aufgewühlt gegenüber zu treten zählte ich die Sekunden bis zum Aufsclag. Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf... vier... drei...- Pfump! Was? Kein Platsch? Keine auf mich einstürzenden Wassermassen die mir jeden Kubikmillimerter Luft aus den Lungen pressten? Einfach nur Pfump? Ich spürte, wie mir etwas kleines und pelziges auf den Kopf kletterte. Wie war das möglich? Ich lebte noch? Riddle stuppste mich mit dem Finger an den Kopf. "Augen auf." Etwas unsicher hob ich den Kopf und öffnete die Augen. Erstaunt von dem was ich wahrnahm setzte ich mich kerzengrade hin. Erstens: Ich war nicht tot. Zweitens: Ich lebte noch. Und drittens: Ich saß auf dem Wasser. Moment! Nein. Das konnte nicht stimmen. Ich sah nach unten und erschrak zum wer weis wievielten mal. Wie es schien saß ich auf einem sehr, sehr großen Fisch, der irgendwie Ähnlichkeit mit einem breiten, türkis leuchtenden Surfbrett mit Flossen hatte. Mir klappte die Kinnlade runter. Wir waren nach einem Sturz aus Gott weis wie viel Meter Höhe auf einem Fisch gelandet.

"Wie -" "Das hab ich dir doch vorhin schon gesagt." Nun hob ich den Blick wieder und sah hinaus auf den Horizont während der Fisch begann, sich vorwärts zu bewegen. In einem mehr oder weniger gemäßigten Tempo schwamm er immer weiter raus aufs Meer. Ich war immer noch völlig verdutzt. "Aber das ist unmöglich. Wir springen von da oben hier runter und landen auf diesem Vieh hier ohne nass zu werden. Das widerspricht meines Erachtens nach jeglicher Physik und Mathematik, geschweige dem Logik." "Vergiss Physik, vergiss Mathematik, vergiss Logik, davon kannst du hier so gut wie nie Gebrauch machen, also versuch es gar nicht erst." Er lächelte mich an, ich lächelte zurück. Nun legte er sich bäuchlinks auf unser Gefährt und griff ins Wasser. Irgendetwas anderes musste er außerdem getan haben, denn plötzlich beschleunigte der Fisch sein Tempo und steuerte geradewegs auf die Wellen zu.

"Was genau hast du wieder vor?" "Ist doch egal, aber ich gebe dir einen kleinen Tipp: Wenn du noch nicht so gut surfen kannst, dann bleib lieber sitzen und halt dich irgendwo fest." Mir wurde klar was er vorhatte. Zuerst kam mir der Gedanke, mich an seinem Bein festzuhalten, denn er war grade aufgestanden. Jedoch kam es mir ziemlich schnell ziemlich blöd vor und ich entschied mich für einen der dicken Fühler oder etwas ähnliches, welche dem Tier unter uns zahlreich aus der Stirn ragten. Es fühlte sich gar nicht mal so glitschig an wie ich erwartet hätte. Jetzt zeigte sich, warum es hier für jemanden wie mich eine ganz gute Idee war, sitzen zu bleiben. Riddle glitt auf dem Fisch wie ein Profi über die Wellen. Wasser spritzte von allen Seiten auf mich ein. Als ich versehentlich etwas Meerwasser schluckte musste ich feststellen, dass es ganz und gar nicht salzig war. Vor einer ziemlich hohen Welle schien für einen kurzen Moment der orangefarbene Feuerball Sonne durch den Wasserturm, so dass kurzzeitig meine Haut in allen Farben des Regenbogens zu schimmern schien. Obwohl ich dies bereits bezweifelt hatte schaffte er auch diese Welle lässig, so wie die nächste und auch die übernächste. Einmal spülten die Wassermassen über und hinweg. Gespannt auf den Anblick zwang ich mich dazu die Augen offen zu lassen, was ich nicht bereute. In der kurzen Zeit während der wir unter Wasser waren sah ich unzählige Unterwasserlebewesen, eines sonderbarer als das andere. Korallen und algenähnliche Gebilde in allen nur erdenklichen Farben und Formen überzogen die gesamte Fläche des Meeresbodens. Es war überwältigend. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Nie im Leben wäre ich darauf gekommen, dass dieser verrückte Ort mit diesen schwarzen Wesen und allen möglichen anderen Kreaturen etwas derartig schönes zu bieten hatte. Gebannt sah ich mich um und lauschte den Geräuschen des um uns wogenden Wassers. Riddle tippte mir an die Schulter, so dass ich zu ihm auf sah. "Eine Fragen." Er lächelte verschlagen. "Im Zusammenhang mit surfen: Kannst du mit dem Begriff Tube etwas anfangen. Ich machte große Augen. Eine Tube war so was wie eine riesige Röhre aus Wasser. Durch die Tube zu surfen hatte ich mir immer unglaublich cool vorgestellt. Bisher hatte ich so etwas aber auch nur im Fernsehen gesehen. "Ja." Mir war klar dass ich im allgemeinen so viel Ahnung von Wellengang und Gezeiten hatte wie eine Katze, aber irgendwie hatte ich dass Gefühl, als würden die Wellen sich bereit machen. Ich sah ihn an. "Das wirst du nicht." sagte ich und versuchte so überzeugt wie möglich zu klingen. "Nein. Das machst du nicht." "Willst du wetten?" Mein ganzer Körper kribbelte vor Aufregung. Das wäre das erste mal, dass ich durch eine Tube surfen würde. Ein Traum. Wir gingen immer weiter raus. Ein Stück weit vor uns, keine fünfzig Meter, türmten sich Wassermassen und formten die Wasserröhre. Wir kamen ihr immer näher, und näher... und näher... und näher...

Ich streckte eine Hand aus und berührte das Wasser zu meiner rechten. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Wasser über mir, unter mir, zu meinen Seiten, und trotzdem war ich an der Luft. Von freudigem Übermut gepackt erhob ich mich langsam, ganz langsam von dem Fisch und versuchte, mich aufrecht hinzustellen. Es schien mir zu gelingen. Meine Fingerspitzen berührten das Wasser über mir. Doch plötzlich fuhr ein Ruck durch das Tier, der mir das Gleichgewicht zu rauben drohte. Wie wild ruderte ich mit den Armen, um die Balance halten zu können. Riddle sah zu mir und schien das Unausweichliche schon zu erahnen. Uns fehlten uns nur noch wenige Meter bis wir durch waren. Ein weiteres Mal zuckte das Surftier, und das gab mir dann den Rest. Erst riss es mir den linken Fuß weg, danach den rechten. Ich versuchte noch an Riddle Halt zu finden, aber vergebens. Gemeinsam flogen wir einige Zentimeter nach oben. Ich diesem Moment schien die Zeit ganz kurz still zu stehen. Mit dem Gesicht nach unten klatschten wir drei ins Wasser. Immer weiter Richtung Abgrund trudelnd versuchte ich hektisch mit den Armen rudernd wieder an die Luft zu kommen, bevor sie mir hier unten ausging. Schnell stieß ich mit dem Kopf durch die Oberfläche und schnappte nach Luft und suchte mit den Augen die nähere Umgebung nach Riddle und Morph ab. Als ich die beiden fand, Riddle mit Morph auf dem Kopf und Morph von massenhaft Algen umwickelt, musste ich laut lachen. Erst sahen mich beide, offensichtlich gespielt, vorwurfsvoll an, aber schließlich lachten wir alle drei, zumindest Riddle und ich, währen wir in Richtung Strand schwammen und während hinter uns mit einem gewaltigen Platsch der Fisch wieder in die Tiefen des Gewässers abtauchte. Die dadurch erzeugte Druckwelle spülte uns in hohem Bogen an den Strand, wo wir immer noch eine Weile lachten. Ich war noch ein klein wenig zittrig und nur heil froh, dass ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Erschöpft von der Aufregung und dem schnellen Schwimmen lehnte ich mich zur Seite und lies den letzten, verhauchten Lacher aus meiner Kehle klettern. Es fühlte sich gut an. Plötzlich jedoch schreckte ich zurück und guckte verlegen zu Seite. Ich hatte mich aus Versehen an seiner Schulter angelehnt, was mir irgendwie besser gefallen hatte als mir lieb war. Als ich mich wieder traute ihn anzusehen schien er allerdings alles andere als wütend zu sein. Zum Glück.

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Über den Autor

Beplinerin
Alles oder nichts!Meine Kunst bist mein Leben, und mein Leben zu leben ist manchmal ebenfalls eine Kunst. Ich male und zeichne gern, schreibe alle möglichen Arten von Texten, würde Mediengestaltung gern zum Beruf machen (Film,Foto, etc.), liebe Schauspielerei und wäre ohne Musik tot.Ich bin praktisch meine eigene Kunstfigur.

DeviantArt: http://zoeylane.deviantart.com/

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Beplinerin Re: Respekt -
Zitat: (Original von Valachord am 23.02.2011 - 17:55 Uhr) Wow ich muss schon sagen nicht schlecht!Das ist ja schon ziemlich umfangreich!Na ich bin gespannt was du noch weiter folgen läßt!:-)

Besten Dank, fühl mich geehrt...
Umfangreich wird manchmal zu meinem zweiten Vornamen, das stört teils sogar meine Lehrer ; )
Sowohl bei dieser als auch bei anderen Geschichten wird noch EINIGES folgen, ob gut oder schlecht überlass ich natürlich jedem selbst, freu mich aber immer über Feetback!
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